Unterhaltung

CATWALK SMALLTALK III

„Rotwein-Cola-Mixgetränk fertig in Flaschen?!“

„In Hamburg. Hat Ahne erzählt. War in Hamburg.“

„Und am Etikett steht Kalte Muschi?!“

„Weiß nicht genau. War betrunken. Wahrscheinlich sagen die das nur so.“

„Du kannst ne Halbe Kalte Muschi bestellen?!“

„Pass auf, is rot.“

„Isses doch immer.“



CATWALK SMALLTALK II

„Er ist gegangen. Der Koch.“

„Aber nicht richtig. Er geht immer noch. Der Koch geht in die Küche und holt sich einen Brei.“

„Jetzt ist er auch gegangen, der Onkel Roland. War die Sprache meiner Mutter. Hat sogar Ausländern die Hand gegeben, ach ja.“

„Also ist er nicht gegangen.“

„Nein. Nur von a nach b. Also weiter auf den Sack.“

„Ein Sack geht, ein Sack kommt.“

„Kommst du noch mit?“

„Wenn´s geht.“



CATWALK SMALLTALK

„Ging schon gut los heute.“

„Weil?“

„Du gehst Jahre durch die Gegend, und plötzlich, aha, ‚One Scotch, One Bourbon, One Beer‘ ist ja von Amos Milburn.“

„Passiert eben.“

„Phhhh!“

„Ist doch eh nicht von ihm, behaupte ich mal.“

„Du wieder.“

„Du hast da ´n Loch im Strumpf.“

„Was? Wo!“

„Da, ganz oben.“

„Das auch noch.“



MISTER & MISSIS.SIPPI AM TV

sollte niemand mit entsprechendem Interesse verpassen. Vom 3.-5.4. jeweils 20.15 auf 3sat. Mein Artikel dazu in der jungen Welt vom 3.4.:

AUF DEM MISSISSIPPI NACH MARK TWAIN Volker Strübings Abenteuer als TV-Serie und Buch.

Am 21. April jährt sich der Todestag von Mark Twain zum 100. Mal. So kam die Berliner Filmproduktion MonstaMovies auf die schöne Idee, die Mississippi-Floßfahrt von Huckleberry Finn und seinem Freund Jim neu zu inszenieren. Den 3-Teiler, der vom 3.-5. April um 20.15 Uhr auf 3sat läuft, sollte man nicht verpassen.

Für alle TV-Hasser hat Drehbuchautor Volker Strübing, zudem Co-Regisseur und Hauptdarsteller des potentiellen Straßenfegers, auch das Buch „Mister&Missis.Sippi“ bereitgestellt; nur dort bekennt der Berliner Autor, abenteuer-erprobt durch viele Einsätze bei Lesebühnen und eine Antarktis-Expedition („Nicht der Süden“), was alle Couch-Kartoffeln unter den Autoren beruhigen wird: das Buch war der härtere Job.

Aber wenn man wenige Sekunden nach Beginn des ersten Teils das Floß sieht, das von der Quapaw-Canoe-Company für die 2000 Kilometer lange Fahrt von St. Louis bis New Orleans gebaut wurde, werden sich viele genau wie ich denken: Jesus, ohne mich! Lieber schreibe ich für Bild! Minuten später verüben Naturgewalten den ersten Überfall auf Floß- und Filmcrew, und man glaubt´s, wenn ZDF-Morgenmagazin-Moderatorin Patricia Schäfer, die mit Strübing durch den Film führt, sagt: „Eine Reise auf dem Mississippi ist eben keine Butterfahrt.“ Auf die Frage, warum auf dem Strom außer riesigen Transportern keine Spuren von Menschen zu sehen sind, hat Kapitän und Floßbauer John Ruskey eine einfache Antwort: „Die Leute haben Angst.“

So schippern sie runter, geplagt von Sonne und Moskitos, beseelt von Naturschauspielen, Lagerfeuerabenden und Abstechern an Land. Wo man die Qualitäten der Serie schnell erkennt: die Balance zwischen Geschichte und Gegenwart, Twain-Echo und den angenehm durch die Gegend laufenden, kommentierenden, interviewenden Schäfer&Strübing. Man hat genug Zeit für Gesprächspartner, liefert nicht die bekannten Bilder: in New Orleans gibt’s keinen Jazz, aber das Portrait einer Drag Queen. Und ausführliche Informationen darüber, wie der Hurrikan Katrina genutzt wurde für den Versuch, Sozialprojekte und missliebige, also arme Bewohner buchstäblich aus dem Stadtbild zu entfernen. Patricia Schäfer wird in Memphis zwar in einem 1955-er Cadillac herumchauffiert, aber nicht nach Graceland, während man sich fragt, warum Strübing eine Kurzausbildung bei der Müllabfuhr bekommt, ehe man erfährt, dass Martin Luther King sich vor seiner Ermordung mit streikenden Müllarbeitern solidarisch erklärte, während die blonde Patricia bei der Burlesque-Truppe Memphis Belles gestylt wird, nachdem sie den Ausführungen eines afroamerikanischen Richters über Rassismus damals und heute zugehört hat.

Das ehemals blühende Städtchen Cairo ist heute abgewrackt, aber plötzlich sieht es so aus, dass man nirgendwo anders sein möchte. Wegen der Leute vor allem. Eine Polizistin gibt ein offensichtlich nicht eingeplantes, langes, großartiges Interview. Auch das ist eine Qualität des Films, dass er nicht nur vielen Bildern unkommentierten Raum gibt, sondern allen Leuten genug Zeit, um sich auszudrücken; eine Lektion über diese einfachen Leute, die kluge Sachen sagen. Sogar der allzu typische, biedere Waffenhändler („guns don´t kill people, people kill people“) verleitet Strübing zu einem flappsigen Kommentar im Sinne Mark Twains, der meinte, Reisen sei gefährlich für „Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit.“

Es gibt eine starke Nebenfigur im Film (wie der Bob Dylan, der durch Sam Peckinpahs „Pat Garrett&Billy The Kid“ geistert), der Zeichner Matthias Seifert. Und der hat im Buch mehr Platz als im Film. Zum Glück. Denn Autor Strübing hatte nach all den Dreh- und sonstigen Filmarbeiten zu wenig Zeit, und gibt das auch zu: „Es gäbe noch jede Menge zu schreiben.“ Sein Buch ist gegenüber dem Film nur skizzenhaft, hängt zu lang an den Vorbereitungen, Nebenschauplätzen, baut nicht den Bogen, den der Film so toll schafft. Hätte die Äußerungen der Polizistin aus Cairo einfach abdrucken sollen. Aber: großer Auftritt des Zeichners Seifert. Und weil Strübing ein Autor ist, den man einfach gerne liest, selbst wenn er sein Thema eher umgeht, ist das Buch mit CD, auf der er liest, empfehlenswert, ein besonderes Ding eben.

Für Buch und Fernseh-Serie gilt, was der Fahrer des Cadillac in Memphis zu Patricia sagt: „Wenn du dir keinen Psychiater leisten kannst, kauf dir eine Flasche Whisky und geh in einen Blues-Club.“

Volker Strübing: Mister&Missis.Sippi. Buch/CD, mit Zeichnungen von M. Seifert, Verlag Voland&Quist, 176 S. Die Serie auf 3sat: 3.-5.4. jeweils 20.15 Uhr

 



Zum Glück muss

ich mir keine Block-Neujahrsrede aus der Rippe hauen, weil ich einen Freund habe, der eh schon alles gesagt hat, wie es der Songdog-Autor und -Verleger Andreas Niedermann eben so zu tun pflegt.

„Wir hier, liebe Gemeinde, wir machen einfach weiter unseren Job. Uns Autoren ist es vollkommen blunzen, was für ein Jahr ist. Wir stehen auch diese Feiertage durch, mit all den Amateursäufern und ihrem Zwang zur Fröhlichkeit und zum Kauf von Glücksbringern. Wir glauben nicht ans Glück. Wir Autoren glauben ans Schreiben und an die Arbeit, an Großzügigkeit, Rache, Herzensgüte und Nassrasur. Wir glauben daran, dass man sich tüchtig verirren und trotzdem wieder auf den Weg kommen kann. Wir glauben an Drogen und Alkohol. Manchmal an die Liebe. Und wir glauben daran, dass wir uns bemühen müssen. Wir glauben an die Freiheit und an gute Gedichte, und an die grundgütige Wirkung von rotem burgenländischen Wein und viel Sport. So, liebe Gemeinde, sieht es aus. “

Wer einen Nachhall auf die letzte Mitternacht braucht, soll sich den von King Dynamite holen und bei Youtube „Roman Signer Rampe 2008“ hineintippen.



VON DER GEBURT BIS ZUM TOD

könnte man sein Block-Leben verbringen, indem man nur Zeugs aus Magazinen kommentiert, und würde sich wohl schon nach einem Jahr aufhängen müssen, um in einen sinnvolleren Zustand überwechseln zu können.

Aber bei den sog. Intelligenzblättern ist es schon manchmal ganz interessant. Wenn sie so schlau herumtun, aber dann kräht einem die furchtbarste Kleingeistigkeit, Spießigkeit und Dummheit entgegen, zu der meine Oma, die keine Volksschule abgeschlossen hat, sich niemals hätte hinreißen lassen.

Dann gehn wir mal rein: eine (natürlich edel gemachte) Fotostrecke, mit dem Titel „Die Welt ist eine Scheibe“, die Fotos werden kommentiert. Foto von Amy Winehouse: „Fahrt ins Vergessen“. Aufgenommen nach einem Club-Konzert in London.

„Sie kämpft sich durchs Gedränge“, schreibt der Kommentarschreiber, „gerät mit einem Fotografen aneinander, spuckt, schreit. Vor nicht langer Zeit hat sie ihr Comeback desavouiert, weil sie betrunken auf der Bühne erschienen ist. Das Bild der am 17. September aus dem Auto pöbelnden Winehouse wird zum Dokument ihres Scheiterns – obgleich der Gig im Jazz After Dark brillant war“.

Darauf muss man erstmal kommen: nach einem brillanten Konzert pöbelt sie ein paar Säcke an, die sie nicht in Ruhe lassen, und ist deswegen gescheitert. Ist das Logik? Oder sollte man jemanden, der das darunter versteht, bei einem sog. angesehenen Wochenblatt, feuern? Oder den Chef vom Dienst? Der vielleicht seit 30 tapferen Jahren behauptet, Fotografen könnten keine griffigen Bildunterschriften verfassen? Würde der „griffig“ sagen? Kann ich mir vorstellen. Auch egal. Genaueres findet man wie immer an der Quelle: Die Zeit Nr. 51/2009.



IST DIETER ALTHAUS

eigentlich auch so ein „Dr.“? Ich weiß es nicht. Aber ich habe ihn am 27.8. im thüringischen Sonneberg gesehn, gehört, gesprochen. Ja, es war noch eine andere Welt, aber ist sie das nicht jeden Tag schon wieder?

Der Dieter war – neben Rockröhre Petra Zieger (und ihrer Band), die nun seit über 25 Jahren auf Rocktour ist, was wohl niemand mit klarem Verstand überstehn könnte, seien wir ehrlich, und einem Pro7-Moderator, der mich zur Frage brachte, warum ein TV-Moderator auch ein Parteiveranstaltungs-moderator sein kann, egal, das sind Kleinigkeiten, die eine Demokratie wohl locker wegstecken können muss – die Vorband für Dr. Merkel, die dann zu den Klängen der Rolling Stones´ „Start Me Up“ die Bühne betrat, weswegen ein Bier nur 1,50 kostete und man lügen müsste, wenn man behauptete, so ein günstiges Bier würde so einer politischen Angelegenheit nicht einen schönen Bonus verpassen.

Die Idee des politischen Stuntman ist nun immer noch nicht aus der Welt geschafft („geschaffen“?!) bzw. hinreichend glaubwürdig dementiert in den Einzelfällen, und deshalb war ich mir zumindest fast ganz vollständig sicher, dass der Mann, mit dem ich mich nach der Veranstaltung unterhielt, der Dieter war. Er sah aus wie er, und er nickte auch noch verständig, als ich ihm aus gesundheitlichen Gründen riet, sich vielleicht doch weniger im Politikmachen zu üben und stattdessen mehr im Skifahren, also durfte ich doch sicher sein, dass er der Dieter ist, aber seit heute bin ich mir dann doch wieder nicht so sicher.

Aber verstehen kann ich das in jedem Fall, weil mich selbst bei guten Ratschlägen auch immer gleich der Zweifel plagt; andererseits ist es natürlich wichtig im Leben, manchmal einen guten Rat als solchen zu erkennen. Manchmal frage ich mich dennoch, ob es überhaupt gut ist, irgendwas zu den Klängen der Rolling Stones zu machen, und sei es nur was im Haushalt. Aber manchmal frage ich mich das dann wieder nicht.

Ein Freund meinte dann, er hätte lieber „Rocky I“ genommen, wenn er was zu sagen gehabt hätte. Ich meinte dann, dass ich „Rambo I“ tausendmal besser als „Rocky I“ finde. Dann haben wir uns aber ganz schön gestritten. Ehe wir nach Stunden dahinter kamen, dass er vom Soundtrack, ich aber vom Film sprach. Das war dann schon etwas blöd, aber weil wir Freunde sind, konnten wir auch drüber lachen. Obwohl da das Bier schon wieder 3,20 kostete.

Es stimmt so vieles nicht in Deutschland! Deshalb haben wir uns fest vorgenommen, das bei der Wahl zu berücksichtigen.



DAS XXX ZDF

hat es tatsächlich geschafft, die geplante Serie mit Friedrich Anis “Kommissar Süden” nach zwei Folgen zu stoppen. Als könnten sie je was Besseres bekommen als die zweite Folge “Süden und der Luftgitarrist”: Anis Drehbuch zu seinem Roman verfilmt von Dominik Graf. Mit Zuschauerzahlen, die für sowas Gutes um 20.15h überraschend hoch waren.

Gnade uns Irgendwer, wenn wir mit unserer Arbeit jemals von solchen miesen, feigen, unterbelichteten Bürokraten abhängig sein sollten.



ICH LESE SIE

immer mit Gewinn, die Zeit nämlich. Diesmal gibt mir ein Satz von Philipp Mißfelder zu denken, der nämlich der Vorsitzende der Jungen Union Deutschlands ist.

Er bespricht das Buch eines Journalisten, der “die Parteien in der Nachwuchsfalle” sieht: “Wenig hilfreich ist es allerdings, wenn eine gemeinhin unbeliebte Berufsgruppe, die der Journalisten nämlich, die Politiker als ebenfalls eher unbeliebte Berufsgruppe verfemt”.

Verfemt und zugenäht! Ist das jetzt eine Zeitfalle oder ein Denkloch? Oder doch das fast schon legendäre Denkloch in der Zeitfalle? Und erinnert mich auch noch an die peinliche Situation, als mich der Lehrer eines Tages aufforderte, nämlich sofort einen Satz mit “gemeinhin” zu bilden.

“Unser Pfarrer langt mir immer gemeinhin”. Weil ich nämlich kein Mitglied in der Jungen Union bin. Dachte ich mir später. Kurz bevor ich mir dachte, Zeitungen, lasst mehr JU-Mitglieder schreiben, die können´s doch nämlich auch.



S!A!U!

war Anfang 1980 eine umwerfende Entdeckung für mich: ein von Punk und New Wave deutlich inspiriertes Literatur- und Filmmagazin. Texte, Briefe, Karten, Entwürfe von Achternbusch, Fels, Lemke, seitenweise von/über Devo, Patty Smith, XTC etc. Herausgegeben von Eckhart Schmidt, ein Filmer aus der Münchner Gruppe.

Die Story “Der Fan” wurde in S!A!U! gedruckt, dann als Film legendär; die junge Desirée Nosbusch frisst ihren Star… Und Schmidt hat auch viele tolle Dokumentarfilme gemacht, die von seiner starken Amerikanifizierung erzählen und seiner Liebe zum Film, zuletzt “Glamour vs. Paparazzi”.

Eckhart Schmidt und Karl Bruckmaier sind meine Gäste im Benno-Ohnesorg-Theater in den Münchner Kammerspielen am 29.3. um 21h.

Schmidt ist vor allem mit seinem neuen Fotoband “Window Girls” dabei, die Schaufensterpuppen vom Hollywood Boulevard, die bald einer Shopping Mall weichen müssen (Belleville Verlag). Ein Stapel Fotos wird kommentiert.

Karl Bruckmaier, seit vielen Jahren wichtigster SZ-Popjournalist und BR2-DJ, stellt eine seiner Arbeiten vor und hat einen neuen Band mit Short Stories des Blues/Experimental-Gitarrenhelden John Fahey dabei, “Orange” (edition suhrkamp), den er herausgegeben und übersetzt hat. Bruckmaier (wie Fahey) ein Wanderer durch die populäre Kultur: hat mit “Haschplatten” ein extremes Label gemacht, die ersten Poetry Slams in Deutschland organisiert, und ist mit seinen Hörspiel-Inszenierungen in fremde akustische Welten aufgebrochen.

Wird eine sehr amerikanische Nacht. Und irgendein Bezug zum Theaternamen könnte sogar auch noch auftauchen. Falls uns das interessieren würde/wird/kann.