Unterhaltung

RUMMEL IM DSCHUNGEL (2)

Norman Mailer, der in Bill Cardosos Zaire-Ali-Foreman-Reportage (die zum 40. Jubiläum des legendären Kampfs mit dem deutschen Titel „Rummel im Dschungel“ in meiner Übersetzung erscheint) gar nicht gut weg-, sondern nur als peinlicher, ekliger, lachhafter, schwacher Angebersack vorkommt, hat natürlich auch bedenkenswerte und nachdenklich stimmende Sätze geschrieben. Nehmen Sie mal diesen:

„Wahrscheinlich würde es Monate oder sogar Jahre dauern, all das zurückzugewinnen, was ich in das Buch hineingesteckt hatte, und ich besaß nicht den Mut, nun untätig dazusitzen und zu warten, bis die Wunden von selber heilten.“

Wenn einer wie Normail behauptet, zu irgendwas nicht den Mut zu haben, müssen die Alarmanlagen loslegen. Wie immer bei Männern, die glauben, sie hätten mindestens drei und mindestens XXXL-dicke Eier.



FREIZEIT 14

20.6. 00h05, Deutschlandradio Kultur: ALLE TOTEN 1914
Von John Birke und Oliver Augst. Mit: Frieder Butzmann, Françoise Cactus, Brezel Göring, Sven-Åke Johansson, Bernadette LaHengst, Wolfgang Müller, Gabi Schaffner, Charlotte Simon — Liveaufnahme vom 4.3., Volksbühne Berlin 2014
„Der Tod von Erzherzog Franz Ferdinand löste 1914 den ersten Weltkrieg aus. Hundert Jahre später gedenken Augst und Birke allen Toten des Schicksalsjahres 1914. Erinnerungskultur ad absurdum.“

Für alle, die sich für andere Kämpfe interessieren: Futebol. Die brasilianische Kunst des Lebens. Von Alex Bellos. 400 S., Edition Tiamat, Berlin 2004. „Niemand erinnert sich mehr genau, wer gegen wen spielte oder wann es war. Aber gewiss war es ein Kampf auf Leben und Tod.“ (Márcia Guimaraes)



FÜR DIE BESUCHER.INNEN

von unserem Blockhaus hängen wir uns an die Karte der Künstlerin Julia Pfaller aus M. dran:

(Abb. Karte verschwindet immer wieder!)*

Inhalt, sinngemäß: Schöne Weihnachten und alles Gute und super Sounds für 2014. Inhalt, Bild: Gebratene Ente auf Plattenteller. Stil: vgl.  juliapfaller.de

*Es sind eben wieder die Tage, an denen sich The Ghost of Hank I zu regen beginnt.



HISTORY

Wie sah eigentlich früher Werbung aus?

Mehr davon bei: streetsyoucrossed.blogspot.com



FACE BOOK IST

der Titel des neuen Katalogs der Münchner Künstlerin, Illustratorin und Sängerin der Damenkapelle Julia Pfaller und eingebaut hat sie in ihr Werk einige Gedichte aus meinem Band Jesse James und andere Westerngedichte, über den das Deutschlandradio damals sagte, ich hätte damit die deutschsprachige Lyrik rehabilitiert. Während sich die Gedichte durch die Aufnahme in den J.P. the kid-Katalog regeneriert vorkommen, wenn nicht sogar renoviert, in gewisser Weise auch, falls man den Ausdruck recyclen möchte, remixed.

Mehr dazu und Bestellung und Tonnen besten Stoffs hier: http://www.juliapfaller.de/category/publications/

julia-pfaller-facebook-1 ca. 80 S./bunt



SPITZENSATZ (12)

Bedenkt man das ewige Gemetzel im Oevre von Zeitgenossen wie Nick Cave, mutet es seltsam an, dass dieses der einzige Pulp-Song über eine Frau ist, die ermordet wird.

Owen Heatherly, These Glory Days. Ein Essay über Pulp und Jarvis Cocker. Edition Tiamat, Berlin 2012



TOPCOVERS DER WELT (No.90)

Gab mal wieder viel Streit in der Musikredaktion. Der Praktikant wollte das Cover ausschließen („heißt ja nicht, ich hab was gegen Drogen, Mann!“), die Popredakteurin es viel weiter oben in den Charts haben. Da schlägt immer die Stunde des Chefs („immerhin hat´s doch eine bessere Wertung als DJ Hell“). Die Hitze am Sommerloch… Zum Glück hat das Erstellen dieser Charts nichts mit Anhören zu tun. Logischerweise. Sonst würde es hier noch Tote geben.

(Um die Verwirrung perfekt zu machen: Die CD ist nicht zu verwechseln mit einem Buch gleichen Titels, das aber bereits 2001 erschien. Es ist aber schon zu heiß, um das jetzt auch nur genauer ein Stück weit anzudenken, was das zu bedeuten haben könnte, und mein Anwalt, den ich fragen könnte, ist sowieso im Urlaub…)



SPITZENSATZ (11)

„Natürlich gibt es Champagnertrinker unter den Künstlern, doch sind sie in der Minderheit.“

(Diego Castro, junge Welt, 10.7.2013)

(Man sollte nicht vergessen, was Lothar Mathäus – in jungen Jahren! – mal gesagt hat: Die Hoffnung stirbt zuletzt).



SCHON GUT

Es stimmt schon. Hier muss wieder mehr Lustiges verbreitet werden. Das Lustige wird ja in unserer Zeit viel zu wenig beachtet. Obwohl es doch alle so bitter nötig haben – (Flaubert hätte in seinem Wörterbuch der Gemeinplätze notiert: Nötig: Immer bitter.)

Das Problem ist, dass unsere Redaktion „Spaß und Freizeit“ notorisch unterbesetzt ist. Diese Säcke und Tussen sind entweder krank oder sitzen „an einer großen Sache, die aber Zeit braucht.“

Also haben wir ausnahmsweise unsere Gleichstellungsbeauftragte abkommandiert. Waren dann alle überrascht, dass sie auch auf diesem Gebiet Talent hat. Wenn sie Pech hat, werden wir ihr die Abteilung „S&F“ zusätzlich aufs Auge drücken. Aber lesen Sie selbst, was sie zu bieten hat:

Als ein Interviewer Samuel L. Jackson fragte, was das „L“ in seinem Namen bedeute, erwiderte er: „Motherfucker.“

(Mehr lehrreiches Wissen auf diesem Niveau in: Jim Dawson/Motherfucker. Berlin, 2011. Edition Tiamat, wo sonst?)



CATWALK SMALLTALK (7)

IM KOMMUNISMUS, WENN DIE ARBEIT AUFHÖRT, ZEIT IST UMSONST, MASCHINEN MACHEN ALLES, SO KOMMT ES NÄMLICH, LES ICH ALLE BÜCHER.

DER MELKSCHEMEL WÄR MEINE LETZTE ARBEIT, ICH HACK IHN MIT DER AXT KLEIN. ICH GEH MIT KEINEM, DER KEIN AUTO HAT.

EIN AUTO HAT IM KOMMUNISMUS JEDER.

WENN JEDER EINS HAT, GEH ICH AUCH MIT JEDEM.

VIELLEICHT WAS LANGSAMER. UND VORSICHTIGER.

SCHEISS AUF DIE VORSICHTIGER.

ABER DANN SAG ICH: WENN ALLES AUFHÖRT, DIE MORAL HÖRT NICHT AUF.

UND DANN STREITENSE. DAS MUSS ICH VORBEREITEN.

VERGISS DIE VORBREITEN.

MACH MICH HIER NICHT.

AU MANNO SAU.