Produktion

MANSON MIXA REMIX

Das Kind war das Ideal von Charly Manson und seiner Familie. Denn auf dem Kind an sich lag nicht der Fluch der Kultur. Denn die Kinder handelten spontan aus der Seele heraus.

So war das Kind das wichtigste Glied in der evolutionären Kette des Lebens nach Mansons Meinung. So war Charly ein Fan der Fortpflanzung. So waren in seiner Familie jede Form von Verhütung oder Vasektomie verboten.

Nicht selten erzählte Charly, der sich selbst auch als Man Son erkannt hatte, in seinen Predigten, dass die Frau keine Seele habe. Frauen waren überbewusste Sklavinnen, deren Pflicht darin bestand, Kinder zu bekommen und dem Mann dienlich zu sein.

Dem Schicksal gefiel es jedoch, dass es in der Familie Man Son entgegen jeder Wahrscheinlichkeitsrechnung zu sehr wenigen Schwangerschaften kam, und in große Wut geriet darüber oft der Man Son.

Gelegentlich war er auch in Stimmung und befahl den besten unter seinen Mädchenjüngern, ihn an einem Kreuz zu befestigen. Sodann durchlitt der Man Son die Leiden Jesu Christi, und eines seiner Mädchen kniete vor dem Kreuz, und er stöhnte und schrie, und es wurden Tiere geopfert und ihr Blut getrunken, um dem Wunsch der Familie nach Fruchtbarkeit Ausdruck zu verleihen.

Mansons sehr persönlich gefärbte Interpretationen des christlichen Glaubens erregten auch bei deutschen Philosophie- oder Theologie-Studenten Aufmerksamkeit, die sich etwa 1968 oder 1969 zu einem sogenannten Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten befanden.

Einer, vielleicht der ernsthafteste von ihnen, predigte viele Jahre später seiner viel größeren Man Son Gemeinde, sie möge sich gegen die atheistischen Tendenzen in der Gesellschaft auflehnen. Denn die Hölle auf Erden sei eine gottlose Gesellschaft.

Das brachte auch etwas Freude in die karge Zelle, in der Charly Manson nun seit ebenso vielen Jahren saß. Und er küsste seinen Siegelring und betete um Frieden und Versöhnung im Zeichen des Kreuzes, an dem auch er gelitten hatte.



MISTER & MISSIS.SIPPI AM TV

sollte niemand mit entsprechendem Interesse verpassen. Vom 3.-5.4. jeweils 20.15 auf 3sat. Mein Artikel dazu in der jungen Welt vom 3.4.:

AUF DEM MISSISSIPPI NACH MARK TWAIN Volker Strübings Abenteuer als TV-Serie und Buch.

Am 21. April jährt sich der Todestag von Mark Twain zum 100. Mal. So kam die Berliner Filmproduktion MonstaMovies auf die schöne Idee, die Mississippi-Floßfahrt von Huckleberry Finn und seinem Freund Jim neu zu inszenieren. Den 3-Teiler, der vom 3.-5. April um 20.15 Uhr auf 3sat läuft, sollte man nicht verpassen.

Für alle TV-Hasser hat Drehbuchautor Volker Strübing, zudem Co-Regisseur und Hauptdarsteller des potentiellen Straßenfegers, auch das Buch „Mister&Missis.Sippi“ bereitgestellt; nur dort bekennt der Berliner Autor, abenteuer-erprobt durch viele Einsätze bei Lesebühnen und eine Antarktis-Expedition („Nicht der Süden“), was alle Couch-Kartoffeln unter den Autoren beruhigen wird: das Buch war der härtere Job.

Aber wenn man wenige Sekunden nach Beginn des ersten Teils das Floß sieht, das von der Quapaw-Canoe-Company für die 2000 Kilometer lange Fahrt von St. Louis bis New Orleans gebaut wurde, werden sich viele genau wie ich denken: Jesus, ohne mich! Lieber schreibe ich für Bild! Minuten später verüben Naturgewalten den ersten Überfall auf Floß- und Filmcrew, und man glaubt´s, wenn ZDF-Morgenmagazin-Moderatorin Patricia Schäfer, die mit Strübing durch den Film führt, sagt: „Eine Reise auf dem Mississippi ist eben keine Butterfahrt.“ Auf die Frage, warum auf dem Strom außer riesigen Transportern keine Spuren von Menschen zu sehen sind, hat Kapitän und Floßbauer John Ruskey eine einfache Antwort: „Die Leute haben Angst.“

So schippern sie runter, geplagt von Sonne und Moskitos, beseelt von Naturschauspielen, Lagerfeuerabenden und Abstechern an Land. Wo man die Qualitäten der Serie schnell erkennt: die Balance zwischen Geschichte und Gegenwart, Twain-Echo und den angenehm durch die Gegend laufenden, kommentierenden, interviewenden Schäfer&Strübing. Man hat genug Zeit für Gesprächspartner, liefert nicht die bekannten Bilder: in New Orleans gibt’s keinen Jazz, aber das Portrait einer Drag Queen. Und ausführliche Informationen darüber, wie der Hurrikan Katrina genutzt wurde für den Versuch, Sozialprojekte und missliebige, also arme Bewohner buchstäblich aus dem Stadtbild zu entfernen. Patricia Schäfer wird in Memphis zwar in einem 1955-er Cadillac herumchauffiert, aber nicht nach Graceland, während man sich fragt, warum Strübing eine Kurzausbildung bei der Müllabfuhr bekommt, ehe man erfährt, dass Martin Luther King sich vor seiner Ermordung mit streikenden Müllarbeitern solidarisch erklärte, während die blonde Patricia bei der Burlesque-Truppe Memphis Belles gestylt wird, nachdem sie den Ausführungen eines afroamerikanischen Richters über Rassismus damals und heute zugehört hat.

Das ehemals blühende Städtchen Cairo ist heute abgewrackt, aber plötzlich sieht es so aus, dass man nirgendwo anders sein möchte. Wegen der Leute vor allem. Eine Polizistin gibt ein offensichtlich nicht eingeplantes, langes, großartiges Interview. Auch das ist eine Qualität des Films, dass er nicht nur vielen Bildern unkommentierten Raum gibt, sondern allen Leuten genug Zeit, um sich auszudrücken; eine Lektion über diese einfachen Leute, die kluge Sachen sagen. Sogar der allzu typische, biedere Waffenhändler („guns don´t kill people, people kill people“) verleitet Strübing zu einem flappsigen Kommentar im Sinne Mark Twains, der meinte, Reisen sei gefährlich für „Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit.“

Es gibt eine starke Nebenfigur im Film (wie der Bob Dylan, der durch Sam Peckinpahs „Pat Garrett&Billy The Kid“ geistert), der Zeichner Matthias Seifert. Und der hat im Buch mehr Platz als im Film. Zum Glück. Denn Autor Strübing hatte nach all den Dreh- und sonstigen Filmarbeiten zu wenig Zeit, und gibt das auch zu: „Es gäbe noch jede Menge zu schreiben.“ Sein Buch ist gegenüber dem Film nur skizzenhaft, hängt zu lang an den Vorbereitungen, Nebenschauplätzen, baut nicht den Bogen, den der Film so toll schafft. Hätte die Äußerungen der Polizistin aus Cairo einfach abdrucken sollen. Aber: großer Auftritt des Zeichners Seifert. Und weil Strübing ein Autor ist, den man einfach gerne liest, selbst wenn er sein Thema eher umgeht, ist das Buch mit CD, auf der er liest, empfehlenswert, ein besonderes Ding eben.

Für Buch und Fernseh-Serie gilt, was der Fahrer des Cadillac in Memphis zu Patricia sagt: „Wenn du dir keinen Psychiater leisten kannst, kauf dir eine Flasche Whisky und geh in einen Blues-Club.“

Volker Strübing: Mister&Missis.Sippi. Buch/CD, mit Zeichnungen von M. Seifert, Verlag Voland&Quist, 176 S. Die Serie auf 3sat: 3.-5.4. jeweils 20.15 Uhr

 



DRESDEN

Der lukrativste Markt für den Dichter – abgesehen von den Coups, bei denen sich die Dichtungspolizei zu dumm anstellt, um dich einkassieren zu können – ist das Anlass-Gedicht (gibt einen Fachausdruck, den ich nicht kenne).

Bei mir ist es so, dass ich mich auf Städte spezialisiert habe. Praktisch sieht das so aus: das Kulturamt der Stadt BWL ruft mich an und bestellt ein Gedicht über ihre Stadt. Ich sage okay, fuffzehnhundert, und ca. 24 Stunden später haben sie ihr Ding. Bei der Länge vereinbare ich immer „mindestens 10 Zeilen, wobei die Leerzeilen mitzurechnen sind“.

Angefangen habe ich mit diesem auch nicht zu verachtenden Service, nachdem ich vor zwei Jahren mit diesem Gedicht angefangen und es auch gleich Erfolg gehabt hatte:

DRESDEN

Ach, du schöne Elbestadt / muss leider dir gestehn / meine bescheidene Ansicht.

Es war schon / okay & allright / dass die Bomben / am 13. Februar 1945 / über dich kamen

deine Schönheit / nur in den Schatten gestellt / von der schönen Eva Braun / neu gestaltend.

 



AUFRÄUMEN

ist soeben bei btv als Taschenbuch erschienen, ohne dass ich am Original (Kunstmann Verlag, 2008) etwas verändert hätte; im Gegensatz zu Gedichten und Short Stories, wo ich bei jedem Neuabdruck mehr oder weniger viel verändere, kann ich das bei Romanen nicht bzw. habe sogar eine innere Stimme, die das nicht erlaubt (und wer bin ich, dass ich sie ignorieren könnte?). Aber ich habe speziell für das Taschenbuch ein Nachwort geschrieben (das sich hier im Block einige technische Freiheiten rausnimmt, die ich nicht beheben kann):

EINE FUCKIN GERMAN IDEE

Aus Alienation ein Bericht von Johnny Metal :/: Im November 2006 habe ich angefangen diesen Roman zu schreiben, den ich nur ein paar Wochen im Kopf getragen hatte, und nach wenigen Seiten war der Titel glasklar. Als einige Mitarbeiter des Kunstmann Verlags die ersten 25 Seiten gelesen hatten, fanden sie auch, dass der Titel genau passte.

Mein Titel war „Strom“. Er hatte mich gepackt, als hätte ich eine Messerspitze in eine Steckdose gesteckt. Ich fand, er passte auf allen Ebenen, und vor allem passte er ideal zum Stil und der Atmosphäre, um die es mir ging; der Roman ist aus einer Vorstellung von Stil und Atmosphäre entstanden und nicht aufgrund eines aktuellen Ereignisses.

Einige Monate später setzte der Verlag einen Lektor auf mich an. Nicht irgendeinen, sondern einen speziellen, und die Idee begeisterte mich sofort. Nicht nur, weil ich Dr. Michael Farin seit vielen Jahren kannte und schätzte, als Person, Forscher, Autor und Verleger, sondern weil ich ein Buch aus seinem Verlag belleville schon in meinen Roman eingebaut hatte: „Amok“ von Lothar Adler, München, 2000. Ich weiß, dass einige Leser und Kritiker dachten, dieses Buch, das Beat beschäftigt, wäre meine Erfindung. Aber nein; und auch die Entstehung von „Alienation“ aus „Alienisation“ habe ich nicht selbst gefunden, sondern vom Zufall geklaut.

„Amok“ ist eine streng wissenschaftliche Studie, deren Ergebnisse und Überlegungen nicht leicht zu lesen und verstehen sind, wenn man selbst nicht vom Fach ist, und deshalb war meine erste Bitte an Dr. Farin, diese Stellen, die ich zum Teil zusammengefasst und manchmal auch meinem Stil angepasst habe, auf ihre inhaltliche Korrektheit zu überprüfen.

Das erste, was Dr. Farin zu mir sagte, war jedoch dies: „Dein Titel geht nicht, Strom gibt´s schon“. „Nein!“ „Doch“. Ich war am Boden. Aber es wurde noch schöner: der Gedichtband „Strom“ ging auf das Konto von Helmut Krausser, von dem der Doc, wie wir ihn nennen, nicht nur viel verlegt hat, sondern der auch ein langjähriger Freund von mir war. Krausser lachte, als er von der Sache hörte, und als wir uns dann trafen, konnte ich auch darüber lachen, musste aber sein Angebot, den Titel dennoch zu benutzen, natürlich in den Wind schießen.

„Der Titel ist mir jetzt total egal“, sagte ich zum Doc und arbeitete weiter. Bis der Doc eines Tages sagte: „Du hast ´nen tollen Titel, du hast ihn schon hingeschrieben“. „Auch okeh“, sagte ich, ohne zu verstehen, was er meinte, denn ich studierte gerade die Seiten 145 und 146 der 4. Auflage der deutschen Ausgabe von Leo Rostens „Jiddisch. Eine kleine Enzyklopädie“ (von 638 Seiten) und lachte mich (was Wunder, es ist eines der lustigsten Bücher, die auf diesem Planeten je geschrieben wurden) kaputt über den Begriff „Cholíle“ und die Beispiele dazu. Und wusste: das gefällt Kossinsky. Dem Mann, den ich komplett erfunden habe. Naja, nagut, ganz komplett auch wieder nicht. Aber das ist nun zu kompliziert für einen kleinen Bericht aus Alienation. Soviel kann ich sagen: wer die Bücher von Hans Frick (1930-2003) liest, kann da und dort ein wenig mehr über Kossinsky erfahren.

„Aufräumen“, sagte Dr. Farin. Der mir auch sonst sehr behilflich war. Viel mehr als die meisten anderen Doktoren heutzutage. Leider konnte er jedoch einige Fragen nicht für mich beantworten.

Die einfachste war noch die: warum haben Sie, wurde ich von mindestens zwei Leuten gefragt, nach dem ersten Roman – „Tollwut“ (ebenfalls bei btv erschienen) – 17 Jahre gebraucht, um einen zweiten zu veröffentlichen? Ich war a) meistens gut beschäftigt, oder b) musste mich gut beschäftigen, hatte mich außerdem c) mit einigen Romananfängen schnell gelangweilt und verweise d) auf mein Prosastück „Romanterror“ (in: „Sprung aus den Wolken“, Hamburg 1996), das sich e) etwa so grob zusammenfassen lässt: in einen Markt, in den sich jederzeit jeder Idiot nur aus Prinzip und weil der Markt das am liebsten hat mit einer mindestens 400-Seiten-Geschichte hineinschleimt, die schon mit 50 Seiten genug ausgewalzt wäre, muss ich mich nicht auch noch jederzeit mit einer etc. hineinwerfen und so tun, als hätte die Literaturarbeit nichts anderes zu bieten. Ja, ich habe den Eindruck, dass die Gefahr, bei permanenter Romanschreibarbeit leicht zu verblöden, doch etwas unterschätzt wird. Wobei man schon auch erwähnen darf, dass Johnny Metals Hobby die Selbstverteidigung ist. Wenn man keine Panzerfaust dabei hat, sollte man ihm nicht in die Quere kommen.

Die Zeit ist um. Ich habe in diesen Tagen nicht viel Zeit für Nachworte und andere Spielchen. Ich sitze seit Tagen neben dem Briefkasten und bin weder ansprechbar noch schlafbereit. Ich warte auf meinen neuen Gedichtband. Den Titel – „Ich fühlte mich stark wie die Braut im Rosa Luxemburg T-Shirt“ – musste ich diesmal ohne den Doc finden. Was kann ich dazu sagen? Wer in diesem Roman die Grabinschrift mochte, wird im Gedichtband eine schönere finden.

Das sind die besten Tage, die ein Schreiber haben kann. Es sind die einzigen Tage, die in dieser Branche wirklich Freude bereiten. Man wartet auf etwas, von dem man weiß, es ist so gut wie nichts zuvor. Und für ein paar Minuten wird es dann auf diesem Planeten nur noch diese Blätter geben, die du beschrieben hast, und alles, alles, alles ist gut.

9-11-2009, 12:18 p.m.



LEE MARVINs

„Wandrin´ Star“ plätschert leicht aus der Box, morgens um 9h, da erstarrt man schon für eine Sekunde im Frühstücksraum des Hotels, und fragt sich, höre ich richtig? Und wo bin ich?

Zumal am nächsten Tisch Das plärrende Kind sitzt, und etwa einmal pro Minute gescheit plärrt. Das plärrende Kind ist so 11,5 Monate alt. Die Eltern, um die 30, sind beispielhaft geduldig. Haben aber auch sichtbar 11,5 Monate viel Geplärr mitgemacht. Und ich bin mal wieder erstaunt, dass die Menschheit noch nicht ausgestorben ist. Dass der Anblick gequälter Eltern seit Jahrtausenden keine Folgen hatte. Nicht mit mir, muss doch eigentlich jede/r sagen. Aber der Trieb. Gegen diesen Hammer kommt ja einfach gar nichts an.

Das Kindchen plärrt nervenzerfetzend, verstummt schlagartig, glotzt irgendwas friedlich interessiert an, und brüllt wieder auf, und nach Lee Marvin kommt jetzt „Bonanza“, und danach kommt  das Titel-Thema von „Spiel mir das Lied vom Tod“. Ich schwör´s.

Also nicht nur die Meyer´sche Buchhandlung, sondern insgesamt überhaupt ist es der reine Wahnsinn in Weißenburg. Ich glaube, es hätte auch Robert Johnson gefallen.

Für mein Patenkind habe ich einen kleinen Froschkönig aus weichem Gummi gekauft. Mein Patenkind ist erst 1,5 Monate alt. Trotzdem dachte ich, du kaufst einen Gummifrosch, der nicht quiekt, wenn man ihn in der Faust zerquetscht.



CHRISTIAN ANDERS

hatte ich aufgelegt, Single-A-Seite „Lass es uns tun“ von 1978, beim letzten Trashklubtreffen im Kreuzweise, und zwar, weil ich wie meistens der erste war und dann dachte, jetzt könnten die Kollegen langsam auch mal kommen, und weil mir Decker die Single mal geschenkt hatte – so wie er mir mal eine Platte mit Ku-Klux-Klan-Country geschenkt hatte mit seinem großen Humorverständnis -, dachte ich, wenn ich´s jetzt laufen lasse, kommt er, und so war´s auch, während der Anders lief kamen Patsch & Decker rein.

Und während der Anders lief, kam eine junge Frau zu mir und verpasste mir die schönste Anti-DJ-Attacke, die ich in ca. 15 Jahren zu hören geschenkt bekommen habe: „Bitte, bitte andere Musik, ich arbeite in einem Altenheim und muss mir sowas den ganzen Tag anhören, und wenn ich dann abends weggeh, will ich bitte was anderes hören“.

Wir lagen ihr zu Füßen, und Patsch meinte, er wünschte sich, dass er den Anders aufgelegt hätte. Aber ich war´s.

Den Trashklub machen wir nun seit 15 Jahren, und warum wir uns über den ganzen DJ-Deppenscheiß – in Folge von Ulf Poschardts „DJ Culture“ hatte das Berufsbild natürlich nichts anderes mehr verdient – kaputtlachen oder über so Ausdrücke wie Soundsystem und DJ-Namen sowieso, kann vielleicht meine so in etwa, allerdings nicht in dieser Reihenfolge, stimmende Set- bzw. Künstler-Liste dieses Abends verdeutlichen (und meine Kameraden haben es im Prinzip auch nicht anders, nur mit ganz anderen Schwerpunkten, gehalten):

Christian Anders, Kamerakino, Kraudn Sepp, Billy Moffet´s Playboy Club, Zen-Faschisten, Trash Groove Girls, Der Durstige Mann, Geile Tiere, Huah!, Wuide Wachl, Rosy Rosy (mit „Busenstar 68“ auf dringendsten Wunsch von der Julia von der Münchner Damenkapelle), Der Scheitel, Rhythm King & Her Friends, Milch, Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, Family5, Familie Hesselbach, Geisterfahrer, Freiwillige Selbstkontrolle, Ichfunktion, Freygang, Fink, Guz, 39Clocks, Blacken The Black, The Presidents Of The United States, Fred Adrett, Wolfgang Protze & Instrumentalgruppe des Erich-Weinert-Ensembles (mit „Guten Morgen, Herr Frisör“) …

Einige der Künstler waren mehrmals zu hören, an andere kann ich mich im Moment noch nicht erinnern. Ansonsten war die Vorstellung  eigentlich ganz okay soweit.



DIE WIESN DIE WIESN

ist – von allen ungemahten Wiesen – schon die schönste. Und selbst wenn man schon beim Dirndlanziehen hackedicht ist, gibt es einen Grund hinzugehn. Ich habe ihn in der Süddeutschen Zeitung vom 21.9.2000 beschrieben (und der Artikel ist, von der gesellschaftlichen Position Dr. Stoibers und vom von uns gefahrenen Haider Jörgl mal abgesehen,  nicht so durch wie die  Supermodels vom letzten Jahr):

Das Herz von der ganzen Wiesn

Die Krinoline, ihre Blasmusik und ihre erste CD

Am dritten Wiesnabend um halb Sechs wird’s spannend an der Krinoline, dem ältesten Fahrgeschäft auf dem Oktoberfest. Sechs Polizisten kommen zum Karussell gerauscht, und ein Schwung Medienleute ist auch da.

Fotoausrüstungen, Fernsehkameras. Was wird denn jetzt hier wieder gespielt? Kommt der Stoiber? Der Haider? Oder beide zusammen?!

Warum nicht ? Aber jetzt nicht. Die eine Truppe redet ein paar ernste Takte mit einigen jungen Burschen, denen das böse Wiesnkoks weniger geschadet hätte als die hiesige Lieblingsdroge. Und die andere Truppe hat die fünf Musiker der Krinoline Blaskapelle im Visier. Denn die kann in ihrem 63. Jahr ihre erste CD präsentieren: „Biermusik!“ Der Titel kommt vom Tenorhornisten Franz Fürst: „Wir spielen keine Volksmusik, wir spielen Biermusik!“ Eben, wo doch die Wiesnvolksmusik bei all den Alpenyuppies gut aufgehoben ist, mit deren Spielen und Trachten die Krinoline-Combo etwa so viel zu tun hat wie ein Vilsmaier-Film mit einem von Achternbusch. Oder das Karussell mit dem riesigen Olympia-Looping, vor dem es aufgebaut ist; wie der Hightec-Maschine zum Fraß vorgeworfen schaut’s aus der Entfernung aus. Aber es ist unwahrscheinlich, dass das tolle Ding die gemächliche Attraktion seit 1924 überleben wird. Gemächlich? Vorsicht. Das Drehen und dabei Schaukeln hat’s in sich, wie die Krinoline eben, der „schwingende Reifrock der feinen Damenwelt um 1860“. In Begleitung der so unmilitärisch klingenden Kapelle, die in einem an der Außenwand befestigten Kabuff sitzt und die man beim Fahren ständig lauter und wieder leiser hört, entsteht eins der schönsten mir bekannten Gefühle.

Die Brüder Sepp und Franz Schmid stehen im Mittelpunkt des Abends, denn die beiden Flügelhornisten sind nicht nur die Seele der Kapelle. Allein dies ist schon eine kräftige Lokalmeldung: Die ältesten Münchner Zwillinge – mit 90 das erste Album! Die langjährigsten Wiesnmusiker sind sie sowieso. Seit der ersten Nachkriegszeit haben sie sich durch fast alle Bierzelte gespielt, ehe sie vor bald 30 Jahren in die Krinolinen-Band eingestiegen sind, und damit entkommen dem „ganzen Rauch und Radau“ und auch dem Dirigenten – so eng ist es, dass die Drehscheibe, wenn sie am Höchsten schwingt, ihm glatt den Kopf abschneiden würde, so nah sind die Fahrer den Musikern.

Die „Schmid Buam“ stellen sich für die Fotografen auf. Sie sind stolz, sie freuen sich wie die Schneekönige und sie strahlen so viel Würde aus, dass die Wiesn für eine Minute verstummen müsste. Wir möchten nicht glauben, dass das ihre letzte Saison sein soll.

Diese Musik „strahlt einen geradezu exotischen Reiz aus“, bescheinigte sogar die Sänger- und Musikantenzeitung. Weil eine fünfköpfige Blasmusik eine schön abgespeckte, verfremdete Blaskapelle ist und somit auch der letzte Gassenhauer neu und ungewohnt klingt, speziell für’s Quintett arrangiert. Die schmale Besetzung hat sich aus Platz- und Finanzgründen ergeben, und ihr Sound aus der Notwendigkeit, sich der eleganten Karussell-Bewegung anzupassen: Die Musik ist weich und gefühlvoll, eigentlich nicht weiter weg von Swingjazz als von Blaskapellenmusik, deren Zackiges und Marschierendes verbannt wurde. Das gehört zur großen Schmachtfetzenmusik, so in der Mitte zwischen Mariachi und finnischem Tango. Wenn’s einen echt bayerischen Soul gibt – das muss er sein.

Der Groove des Karussells

Vor allem die Schmid-Brüder stehen für diesen einzigartigen Klang, und deshalb hat die Plattenfirma Fischrecords für die CD die Kapelle um sie herum gebildet (vom Krinoline-Stamm sind die Tenorhornisten Franz Fürst und Sigi Kaiser dabei und an der Tuba Sepp Preis). Im Tumult am Karussell kann der Musik nie die ganze Aufmerksamkeit gehören, und so ist das Album (das am Fahrgeschäft sinnigerweise nicht verkauft werden darf) mehr als nur ein Souvenir, ohne Publikum, aber live, an zwei Tagen im Studio eingespielt. Im Begleitheft entdeckt man Worte wie „Groove“ und „Bavarian Bluenotes“ („kleine musikalische Unsauberkeiten“, die im Interesse eines blitzsauberen Gesamteindrucks nicht weggesäubert wurden); das ist ungewöhnlich für eine Platte mit Volks-, pardon Biermusik, und es stellt sich die Frage, wer das endlich einmal dokumentiert hat.

Wird schon kein Zufall sein, dass Fischrecords nur eine Art Bastard der Volksmusik-Szene ist. Dahinter stecken Hans-Peter Falkner, bekannt als Ziehharmoniker des heftigen Linzer Duos Attwenger („wir probieren gerade neue Songs“), der andererseits mit astreiner Volksmusik aufgewachsen ist und sie mit seinen Eltern schon lange spielt; und zweitens Hias Schaschko, Münchner Postkartenverleger, Grafiker, „Intim-DJ“, Musikherausgeber und seit vielen Jahren Krinoline-Fan. Er hatte schon die Fäden gezogen, als die Krinoline-Band 1992 bei einem Attwenger-Konzert den Anheizer machte. Es ist ihre siebte CD mit alpenländischer Rootsmusic. Dokumente, aufgenommen, ehe sie zwischen den Blöcken porentief reine Museumsvolksmusik und Volksballermann womöglich verschwunden sind.

Während die zweite Schicht der Krinoline-Blaskapelle zu arbeiten anfängt, steigt im Hinterhof eine kleine Feier, eingeklemmt zwischen Karussell und rasendem Looping. Kein Außenstehender käme beim Anblick der Gäste auf die Idee, dass hier die Herzkapelle der Wiesn geehrt wird, und andererseits fehlen die bei „Release Parties“ üblichen Angebergestalten. Die Bewirtung ist optimal, Augustiner vom Fass und Brezen. Karussell-Chef Theo Niederländer, der Enkel des Begründers, der dieses Unikum nur einmal im Jahr mit Liebe zum Detail aufbaut, hält bescheiden eine kurze Rede, und die von Schaschko ist ganz kurz. Kein Getue, keine Scheinwerfer, und Musiker mit sonnigem Gesicht. Neben der Musik ist es das, was alle an diesem Album Beteiligten verbindet: nirgendwo ist was Aufgemotztes im Spiel – an diesem Ort!

Die Aufgänge zum Karussell sind schwer belagert. Erwachsene vier, Kinder drei Mark (Verliebte frei, das fehlt noch). Die Welt dreht sich und man erkennt doch alles genau auf der leuchtenden Wiesn. So sieht sie gut aus. Und die Krinoline Blaskapelle spielt „La Paloma“. Wem jetzt das Herz nicht brennt, der hat nur eins aus Lebkuchen.

(Die CD „Biermusik!“ gibt’s im Fachhandel, Vertrieb Indigo/Hoanzl, die Live-Musik täglich von 15 bis 23 Uhr auf der Wiesn.)



MEINE GROSSEN GEFÜHLE

oder besser gesagt meine überwältigenden bezüglich des bayrischen Biergartens habe ich im August-Heft des Magazins A GUIDE so ehrlich wie noch nie beschrieben:

DOOF / Ich wurde dann doch nicht wahnsinnig, aber ich war, wie immer, kurz davor, es zu werden, und im Sommer hat ein Mensch mit einer minimalen Restsensibilät sowieso kaum eine Überlebenschance.

Einmal eine Stunde in einem Biergarten sitzen, und ich bin eigentlich schon so gut wie selbstmordgefährdet, beziehungsweise umgekehrt.

Einige Sätze, die in den letzten Wochen durch mein Trommelfell kamen, weil sie von meinem körpereigenen Akustikabwehrsystem nicht rechtzeitig entdeckt wurden. Es sind nichtmal die besten, und es sind nichtmal fünf Prozent.

„Mag sein, dass sie nicht doof ist, aber ihre Wohnzimmergarnitur ist vier Jahre alt und grün, das würde ich mir echt nochmal gut überlegen, wenn ich du wäre“. Genau an dem Punkt und ohne eine nennenswerte Ergänzung blieb diese an sich schon mörderische Frauenstimme eine Stunde lang hängen, und obwohl ich mich selbst geradezu behämmert intensiv mit jemandem unterhielt, entkam ich ihr nicht.

„Du kannst über Seehofer sagen, was du willst, aber er will´s wirklich wissen“. Genau an dem Punkt blieb der Rettet-die-Bürokratie!-Mann, der nur einen Wunsch in mir weckte, in die Deutsche Demokratische Republik flüchten zu können, eine Stunde lang hängen.

„Das musst du mir erstmal beweisen, dass Michael Jackson nicht ermordet wurde“. Genau an dem Punkt und mitten in einer bayrischen Kleinstadtmetropole, die bis heute stolz darauf ist, von einer der übelsten Bankiersfamilien der Weltgeschichte geprägt und beseelt oder,  von einem anderen Blickwinkel gesehen, umgelegt und eingemottet worden zu sein, blieb das Paar, von dem ich überzeugt war, dass es sein Kind sofort über den Zaun nach Neverland werfen würde und eine Klage wegen Kindesmissbrauch eingereicht hätte, noch bevor das Kind auf dem Boden aufgeschlagen hat, eine Stunde lang hängen.

Es gibt Schlimmeres, ich weiß; allein schon die Vorstellung, man wäre gezwungen, sich jedes Interview von diesem vernagelten Bischof in voller Länge anzuhören, ist schlimmer.

Aber weil ich zum Glück nicht ganz blöd bin, habe ich dann herausgefunden, dass es in Bayern kein Gesetz gibt, das einen zum Biergartensitzen verpflichtet.

Ja, das war mir auch neu. Wie alle, die ich kenne, die nicht wahnsinnig geworden sind und in einer Geschlossenen sitzen, bin ich immer davon ausgegangen, dass jeder von uns verpflichtet ist, pro Saison mindestens zwanzig Stunden im Biergarten zu sitzen. Es ist nicht zu fassen, wieviele Qualen ich mir in meinem Leben hätte ersparen können. Kann man sie nicht verklagen? Wegen Vortäuschung eines Gesetzes?

Darüber habe ich dann nachgedacht, wieder einmal im Biergarten. In dem ich nur saß, weil das Gefahrenpotential gegen Null ging. Weil es grade geregnet hatte und gleich wieder regnen würde. Und weil mein Hirn schon erheblich verregnet war, hatte ich nicht bedacht, dass sich in dieser Wetterlücke der Biergarten naturgemäß innerhalb von Minuten füllen würde. Und obwohl ich aus meinem Schädel schaute wie der Serienmörder Ed Gein in seinen dunkelsten Momenten, setzte man sich auch zu mir.

„Ach, ist das schön hier“, sagte die Frau.
„Wunderbar“, sagte der Mann, „wie im Paradies“.
„Bei uns damals in Jena vor der Mauer gab´s ja auch viele Biergärten“, sagte die Frau zu mir und lächelte mich an.

„Ich weiß schon, dass bei euch nicht alles gut war“, antwortete ich freundlich. Dann musste ich laut werden. Ich spürte, dass ich kurz davor war. Und dass ich noch nicht bereit war. „Franz!“, schrie ich, „ein Notfall! Zehn Halbe für mich, aber auf einmal und pronto!“



ZUM TOD VON WILLY DEVILLE

schrieb ich für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 9.8. diesen Nachruf.

ALTE SCHULE

Ein Gentleman und Sänger: Zum Tod von Willy DeVille

Willy DeVille sah phantastisch aus in den letzten 20 Jahren. Als hätte jemand zu Johnny Depp gesagt: „Wenn du sie mit deinen Piratenfilmen alle umhauen willst, muss Captain Sparrow aussehen wie Willy DeVille“.

Er hatte lange Haare, ein Gesicht, das man nicht bekommt, wenn man Gemütlichkeit für den Sinn des Lebens hält, und mit seinen eleganten Kleidern wirkte er wie ein Südstaaten-Gentleman, der morgens von drei schönen Damen den Bericht zur Lage bekommt, und bei Sonnenuntergang überlegt, welche Bank er, ganz altehrwürdig gewaltlos natürlich, ausnehmen könnte.

Und tatsächlich lebte er in der Nähe von New Orleans und züchtete Pferde. Falls er nicht in seinem Appartement im French Quarter auf den Ruf der Straße hörte und sich bereitmachte, ihm zu folgen. „Ich bin eine Quarter-Ratte“, sagte er einmal.

Es war undenkbar, dass dieser Mann nicht aus den Sümpfen Louisianas kam. Das sah man, das hörte man seiner Musik an, diesem typischen Gemisch aus Rhythm´n´Blues, Soul, Cajun, irgendwas Karibisches; und die vielen französischen Titel wie „Loup Garou“; und Begleitmusiker wie Dr. John, Allen Toussaint oder The Meters.

Doch es war eine Inszenierung, ein musikalisches Bekenntnis des unheilbaren und offensiven Romantikers Willy DeVille, in dessen Künstlernamen nicht der Teufel, sondern ein Cadillac steckte, und der als William Borsey am 25. August 1950 in Stanford, Connecticut, geboren worden war.

Es war eine Inszenierung, die aber keine Pose war. Er hatte seine vielen musikalischen Einflüsse auf den Straßen der Lower Eastside von New York eingesammelt, in denen er mit dreizehn landete, und dazu passend waren unter seinen Vorfahren Irokesen, Iren, Basken „und ein bisschen von diesem und jenem“, erzählte er Richard Marcus.

Diese Einflüsse waren schon deutlich, als er mit seiner Band Mink DeVille Mitte der Siebziger in der New Yorker Punkszene um den Club CBGB´s debutierte. Das Album „Cabretta“ klang 1977 nicht nach Punk, und sie sahen nicht aus wie die Ramones – und als ihre Musik dann nach Deutschland kam, konnte man, spätestens 1985 mit dem Hit „Italian Shoes“, verblüfft sein, dass das irgendjemand unter Punk einordnete: weil da ja Schmachtfetzen drauf waren, Bläser, Bluesiges, Jesus!?

Die Forscher wussten es später zu belegen: im Gegensatz zu den vielen prolligen englischen Punks, waren viele New Yorker ziemlich gebildet, vor allem, was die musikalischen Traditionen betraf, und speziell Mink DeVille schienen neben einer Jukebox zu stehen, in der noch Hank Williams- und Ronettes- und Sinatra- und John Lee Hooker-Singles waren.

Nach den ersten, ganz ordentlichen Erfolgen mit Produ-zentenlegende Jack Nitzsche, löste sich die Band 1986 auf. Ein paar Jahre später schaffte es Willy DeVille unter einem Drogen- und Schuldenberg hervorzukriechen und eine Solo-Karriere zu starten, die in Europa eher als in den USA erfolgreich war.

Als Mann der alten Schule pfiff er auf die jeweils aktuellen Trends und bedachte Plattenfirmen und Radiostationen mit einer schönen Sammlung von Schimpfworten. Mit seiner unwahrscheinlichen Mariachi-Version von „Hey Joe“ hatte er 1992 nochmal einen großen Hit. Sein Spätwerk ist würdevoll, von ungebrochener Leidenschaft für die Sounds, die er liebte. Manches war vielleicht etwas zu opulent geraten, schlecht war nichts. Und seine Stimme war immer einzigartig verkratzt und beseelt.

„Ich arbeite an einem Buch über mein Leben“, sagte er 2008 in einem Interview mit Peter Gruner. Aus dem leider, soweit wir wissen, nichts mehr geworden ist. Nach 30 Jahren im Musikgeschäft und 15 Alben starb Willy DeVille am 6. August in New York, drei Wochen vor seinem 59. Geburtstag. Ein früher, aber kein überraschender Tod; seit Februar waren alle Konzerte abgesagt.

Er starb friedlich, heißt es, und im Beisein seines „Guardian Angel“ (den er schon 1978 besungen hat), der Frau, die er liebte. Ein Tod, der eines Südstaaten-Gentleman würdig ist.

 



DIESES GEDICHT

ist nicht in meinem neuen Gedichtband  „Ich fühlte mich stark wie die Braut im Rosa Luxemburg T-Shirt“, der am 6. Oktober im Songdog Verlag erscheint. Warum?

a) ist es nicht gut genug; das sage ich für die Konkurrenz, die glaubt, müde lächeln zu müssen, weil der Band nur 60 Seiten hat.

b) wurde es lange nach dem Abgabetermin geschrieben; es ist also jung und kümmert sich um gar nichts, es grinst nur unbekümmert in die Fresse des Literaturbetriebs, und hier ist es (inspiriert von den Block-Aufzeichnungen meines Kampfgefährten Andreas Niedermann, siehe rechts in den Links):

Die Bauarbeiter vor meinem Fenster

sind zum Streiken zu blöd

doch ich bring sie alle um

auch wenn ich in die Zelle

zum Charlie Manson kumm.

Anmerkung: Beim Schreiben habe ich nicht an einen Literaturpreis gedacht. Und an kein Unterkommen in einem Literaturhaus.  Nicht bewusst jedenfalls. Ich wollte mir nur, wie so oft, mit dem Schreiben helfen. Harlan Howard hat beim Schreiben von „Busted“ auch nur an sich selbst gedacht. Und an die, die es verstehen können bzw. verstehen können sollen. Ja.