Produktion

RY COODER

übersetzen ist meine zweite Übersetzungsarbeit – (die erste, Hans Söllners´ „bloß a gschicht“ ins Hochdeutsche, ist natürlich im Härtegrad nicht zu schlagen) -. „Los Angeles Stories“ wird nächstes Jahr im März bei Edition Tiamat erscheinen (als „In den Straßen von Los Angeles“), später als Taschenbuch bei Heyne Hardcore.

Ich hab das Ding selber angeschoben, ich dachte, das muss sein. Ehe das aufm großen Schrottplatz von Familien- und Vampir- und Literaturhaus-Literatur-Romanen untergeht. Vollkommen richtige Entscheidung, hat sich inzwischen bestätigt. (Hat man ja, wenn der Deal auf die Bahn geht, nicht bis ins letzte Detail gelesen und bedacht).

Ich bin natürlich großer Fan von Ry Cooder seinen Werken als Musiker/Songwriter und Soundtracker – (würde man Walter Hill-Filme ohne seinen Sound mögen? Ja. Aber nicht so) – und Produzent seit tausend Jahren. Die Sammlung von Erzählungen ist allerdings nicht seine persönliche Musikgeschichte, sondern erzählt, wie schon auf seinen letzten Alben mehr oder weniger ausführlich thematisiert, vom Los Angeles der 40er und 50er Jahre (z.B. „Chavez Ravine“). Mit starkem Touch zur mexikanischen Szene. Musik und Musiker sind immer mindestens in der wichtigen Nebenrolle. Aber ich bin sicher, man kann´s auch einfach als gute Erzählungen lesen, ohne die (musikalischen) Hintergründe kennen zu müssen.

Das Buch passt vollkommen in die großartige Amerikanische Serie bei Edition Tiamat. Und selbst wenn die Erzählungen dereinst nur mein Patenkind und meine Oma und Wim Wenders und ich gelesen haben: die Arbeit ist´s so wert wie das Erscheinen von Jack Johnson. Auch wenn einige meiner Nervenstränge

manchmal doch strapaziert werden. Ein Beispiel, ein Schneider erzählt (und wie bei allen Stories handelt es sich um eine Kriminalgeschichte): „„Ray Montalvo, der Maßschneider für Hipsterkleider! Denn ist es hip, ist es der Hit!“ Der Spruch war Slim Gaillards Idee. Dem gefällt alles, wenn´s nur´n hipster-tauglich heißes rootie-und-reetie-pootie-Ding ist. “

Den ganzen unmöglich auch nur halbwegs eins-zu-halbeins übersetzbaren Quasselwahnsinn kann man nicht nur beim originalen Cooder, sondern tatsächlich genauer unter Slim Gaillard nachschlagen. Aber naja, das war nur ein Angeberbeispiel ganz unter uns. Ich glaube, ich saß eine Stunde da, um auf die hip/hit-Kombination zu kommen.

Gott schütze Euch mal wieder! (Und unsern Block auch, wenn er Zeit hat).



WIR SIND ELEKTRISCH

heißt das neue Album von Wolfgang Petters Projekt A Million Mercies. Wird am 22.10. in München im Hausmunik, Pariserstr. 22, vorgestellt. Live mit Petters & Freunden und mit mir als Stütze-DJ, gefangen im Motto „Ein Mann mit genug 45ern hat keine Probleme, glaubte Mickey Spillane“. Außerdem hatte ich Ehre & Vergnügen, die Liner Notes zum Album zu schreiben, und das geht so:

AUF DAS, WAS UNS NOCH PASSIERT

Manchmal kommt unerwartet ein spezielles Angebot geflogen und hat die Wirkung eines Sonnenstrahls, der sich an einem Regentag durch den dunklen Himmel schneidet. Das neue A Million Mercies-Album mit einigen Worten zu begleiten, das ist sowas Besonderes, das mich besonders freut.

Wolfgang Petters ist zurück mit seinem Projekt A Million Mercies, und hinter „Wir sind elektrisch“ ist ein langer Weg zu erkennen, der sich oft mit meinem Weg gekreuzt hat; wir waren Teile einer Veranstaltung oder ich war Konzertbesucher. Seit Wolfgang und einige Freunde 1991 in Landsberg das Label Hausmusik gründeten, waren es eine Menge Konzerte und Platten, die mein Leben besser machten. Hausmusik – und die Art, Musikproduktion als Gesamtkunstwerk zu behandeln, über das die Künstler allein bestimmten – war eine wichtige Orientierung.

Dass „Wir sind elektrisch“ erst das zweite Mercies-Album ist, ergibt sich aus dieser Geschichte – das erste, „Elektrizität – (hält dich in Bewegung)“, erschien 1996; mit einigen Singles und Compilation-Beiträgen (darunter das mit Calexico entstandene  „Freunde“, die wiederum den schon älteren Mercies-Song „Fear“ coverten, der hier erstmals von Wolfgang selbst veröffentlicht wird) könnte man noch ein Album machen – denn beim Hausmusik-Clan ging es eigentlich um permanente Kollaboration, und die meiste Musikenergie des Elektromeisters Petters, der auch zum Mastermind des Labels wurde, floss in die Bands Village Of Savoonga und mehr noch Fred Is Dead. Das alles ergibt dann doch einen schönen Stapel Vinyl, für den er eine Menge Musik und Texte geschrieben hat. File under history, spannend bis heute.

Das kleinere Projekt A Million Mercies stand für mich musikalisch schon immer zwischen diesen Bands (die hier sozusagen zwischen den Rillen des neuen Albums durchscheinen) und entwickelte an dem Punkt seinen speziellen Charme, nicht so experimentell-krachend wie Village Of Savoonga, rauer und freier, skizzenhafter als Fred Is Dead. Folk und Streicher und Elektronik, Song und schräg verlegter Tanzboden – Verbindungen, die sich über die Jahre bis zum zweiten Album gehalten haben. Viele Verbindungen, die leicht viel zu weit (bis dorthin, wo´s nicht mehr geht), hätten führen können, auch wenn sie durch zwei Plattenseiten Struktur bekommen. Und ich bin wieder verblüfft und begeistert, dass das bei A Million Mercies eben geht. Dass eins zum andern kommt und alles zusammenpasst und sehr gut geht.

„Wir sind elektrisch“ ist ein autobiografisches Album. Und bezeichnenderweise für so eine gewisse Stimmung, war es der Selbstmord eines alten Freundes von Wolfgang, der ihn an die Arbeit jagte (der Song „Man Behind The Drumkit“ erzählt vom langjährigen Fred Is Dead-Schlagzeuger Thomas Ganshorn). Unfall, Krankheit, Angst, Verlust, Verschwinden – der „Devil On Your Neck“ ist hier gut beschäftigt. Wahrscheinlich ist es die alte Geschichte: man muss mit ihm reden (hier auf deutsch, italienisch, englisch), um ihn packen zu können. Um dann singen zu können: „Wir tranken auf die, die wir einst verloren, und auf den Tag, an dem unsere Kinder geboren. Und auch auf das, was uns alles noch passiert.“

Die Platte entstand, nachdem Wolfgang Petters das Ende seines Labels, Ladens und Vertriebs Hausmusik, was ja mehr als nur Job und Arbeit und Spaß war, hatte hinnehmen müssen. Auch darüber kann man hier einiges raushören. Unüberhörbar jedoch, dass aus einer traurigen Geschichte was Gutes rauskam. Das es ohne diesen Verlauf wahrscheinlich jetzt noch nicht geben würde. Es trägt die Hausmusik-Nr. 77.

Endlich wieder ein ganzes Album von A Million Mercies zu bekommen, macht den Blick auf den Weg hinter uns erheblich angenehmer. Und die neue Musik wie die vorhergehende zu lieben, macht mich glücklich. Und ich hoffe, dass Sie mir folgen können.



ALPTRÄUME

Ein Remake von Sam Peckinpahs „The Wild Bunch“ ist in Arbeit. Ich schaute aus dem Fenster, der kleine rote Zug flog in die Luft. „Schießen Sie auf den Weichensteller.“ Aufwachen in Schweiß und Gezitter. Wie geht das heute mit der Weichenumstellung? „Unser Dingssystem ist abgestürzt.“ So ging´s aber weiter, die Nacht war noch nicht am Ende: Ein Remake von Sam Peckinpahs „Straw Dogs“ ist in Arbeit – update: abgefilmt ist es schon. Ich sah meine Bettdecke brennen. Wer so einen Scheiß träumt, ist wahrlich abgebrannt. Ich weigerte mich, in den nächsten Schlaf abzusacken, denn es war klar, ich würde träumen, dass alle Filme vonPeckinpah durch Remakes gedreht wurden. Warum gibt´s keine Gefängnisstrafen für solche Leute? Themen, die den Sandmann an die Tür ziehen. Ein Typ im vollgebluteten Hemd. Er legte mir eine Unterlassungsklage auf den Arsch. Was für ein obskurer Dreck. Angeblich hatte ich einen kleinen Politikverein beleidigt. Oder ihren Kulturbürgermeister. Ich dachte an Bad Lieutenant Anlicker, der auf Lippen und Hemden eine gleichbleibend aktuelle Botschaft verstreut: FUCK THIS TOWN. Ich dachte an die letzte Meldung, die unser Blockvolontär hier eingebracht hatte. Da wachte ich betroffen auf und verschwand in meinem Block. In der realen Welt gab´s nicht nur miese Nachrichten: „A big screen version of Nick Tosches´ third novel, In The Hand Of Dante, is currently in the works with director Julian Schnabel and actor Johnny Depp.“ Eine Nachricht mit 70% hochwertigem Inhalt ist eine gute. Was mich nachdenklich stimmte, war, dass mein Schlaf- und Wachleben mit Meldungen aus der Muhwiewelt durchlöchert wurde. Und dann noch der Berliner Filmer Christoph Rüter auf der Box. Wie´s mit seinem Skript vorangeht. Ich schau aus dem Fenster. Wo der kleine rote Zug grade in die Luft geht. Meine Antwort an seine Box ist kurz: „Ich hab da ´ne Idee, aber die ist nicht ganz billig.“

Photo: Lorna Doone (LORNOGRAPHY)

 



MEHR DYLANOLOGY

Noch ein Dylan-Artikel, auf Papier in  junge Welt/Literaturbeilage v. 15. Juni (weil´s so schön ist, man möchte ja fast, und wäre nicht der erste, sein Leben lang nur noch irgendwie über Dylan bzw. diverse Bobs schreiben womöglich bzw. so what):

Dylan und die dünne Taxifahrerin

Bob Dylan ist ein sehr dünner Mann, aber diese Taxifahrerin vor unseren Nasen war so dünn, dass man glaubte, nicht richtig zu sehen, und mein Freund, der Autor Friedrich Ani sagte: „Ein Wahnsinn.“

Vor ihm auf dem Tisch – wir saßen draußen vor der Augsburger Bahnhofskneipe – lag das von Klaus Theweleit herausgegebene Bob-Dylan-Lesebuch „How does it feel“. Hatte ich auch grade bekommen und ebenfalls noch nicht genauer gecheckt.

Ich war etwas überrascht, dass Ani sich ein Dylan-Buch kaufte, weil er als Oberfan sicher schon eine Tonne zum Thema kannte. Irgendwann wird jemand eine Arbeit schreiben „Dylan im Werk von Ani“, hier ein Einstieg: mit „Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel“ hat er den Song „Man In The Long Black Coat“ in den Titel genommen und auch eingebaut, und am Ende des großartigen Kriminalromans heißt es: „Als ich ihm zum ersten Mal begegnete, summte er A Hard Rain´s A-Gonna Fall in der Version der Rolling Thunder Revue von 1975, wie er mir anschließend nach mehreren Bieren durchaus ausführlich erklärte.“

Ani war als Teilnehmer einer Talkrunde bei den „DylanDays“ hergekommen (ich würde anschließend Musik auflegen; ich spiele als Dylanfan nicht in der ersten Liga, hatte mich jedoch rechtzeitig an das schöne Heftchen von Oswald Wiener erinnert: „Wir wollen auch vom Arno-Schmidt-Jahr profitieren“). Er erzählte, dass er die erste deutsche Dylan-Biografie von Anthony Scaduto 1976 gleich mehrmals verschlungen hatte. Während ich zur selben Zeit und ebenfalls sechzehn von D. noch nicht angesprochen worden war. Inzwischen hatte ich etwas aufgeholt, allein in letzter Zeit die Neuausgabe der riesigen Shelton-Biografie gelesen, außerdem Colin Irwins Buch über das Highway 61 Revisited-Album. Im Scaduto aber nur geblättert, weil sich alles nur noch zu wiederholen schien und der Reiz der ersten Nacht nicht mehr zu haben war. Mein Kanal für Dylan-Bücher ist wohl langsam voll; die Biografie von Suze Rotolo, seiner ersten großen Muse in New York, aber sei „unbedingt“ zu empfehlen und nicht nur als Dylan-Buch, meinte Ani.

Die dünne Taxifahrerin war ein Wahnsinn, aber die Masse an Dylan-Literatur ist der echte Wahnsinn. Allein die Neuheiten seit dem letzten Jahr sind unpackbar. Man sehe sich das mal an, ein Wahnsinnsmarkt. Fühlt sich an, als würde über jede Station, alle Gitarren und Hauskatzen, jedes Album, jeden einzelnen Text/Musik/Mensch-Aspekt ein Buch geschrieben (da war die Serie zu einzelnen Songs in dieser Zeitung leider zu kurz) und dazu Enzyklopädien und immer neue Biografien. Diese Bedeutung hat Kinky Friedman (der Ex-Countrysänger, der auch mal Gast bei Dylans Rolling Thunder Revue war) in seinen Krimis als Standard-Gag eingebaut, indem er erzählte, dass sein Freund Ratso eine zehntausend Bände umfassende Bibliothek über drei Persönlichkeiten habe: Jesus, Hitler, Dylan. Natürlich hat auch der echte Larry „Ratso“ Sloman ein Dylan-Buch geschrieben.

Während die dünne Taxifahrerin inzwischen garantiert noch dünner geworden ist, kann ich nun sagen, dass das von Prof. Dr. Klaus Theweleit zusammengestellte Lesebuch in meinen eigentlich vollen Dylanbücher-Kanal gut reingekommen ist. Weil es mit seinen zwei Dutzend Beiträgen durch alles kurvt, was es so gibt, und damit maximal abwechslungsreich, also unterhaltend ist, ohne den Stoff, den Künstler, an dem sich so viele, zum Teil in Lebenswerken, abarbeiten, dadurch zu vereinfachen. Wie vom Herausgeber beabsichtigt ist das keine „Ersatzbiographie“ (und es gibt nur „eine (grobe) Chronologie“), sondern ein wildes Cruisen durch die Dylan- und die Dylanberichte-Welt. „Zwar kommt auch der Ehe- und Family-Mann vor; auch der Junge vor dem Spiegel, der das rechte Outfit prüft; aber an erster Stelle soll dies ein Buch über den Song- & Wordman Dylan sein. Für den Danceman, wie er sich auch genannt hat, waren weniger Belege zu finden.“ Womit angedeutet ist, dass Theweleit mit seiner Sammlung mal wieder – anders als einige (wenige) Texte – eine  Kopf/Bauch-Balance hergestellt hat. Musikbücher, die das nicht schaffen, will man ja nicht lesen.

Das Spektrum (ohne alle zu nennen): von Suze Rotolos Erinnerungen (sie wollte nicht als Dylan-Puppe an der Seite dieses starken Typen im aufbrechenden Starrummel verdämmern) bis zur Elke Heidenreich-Episode, wie sie (bzw. ein „Ich“) endlich in einem Jugendfreund die wahre Liebe erwischt, dank eines Dylan-Tribute-Konzerts im Fernsehen („Guck Willi Nelson an, wie der sich immer treu geblieben ist…“). Erstmals übersetzt Nat Hentoffs Portrait im New Yorker 1964, 20 Seiten klassischer Journalismus, und direkt dahinter Theweleits Analyse eines Ereignisses, das Dylan bei Hentoff erzählt: wie er bei einer Preisverleihung kurz nach der Ermordung Kennedys ausgebuht wurde, weil man dachte, er würde den Attentäter Oswald verteidigen. Ein Missverständnis, das bis heute tapfer verbreitet wird bzw. Dylan habe betrunken eben wirren Scheiß von sich gegeben. Tolle Kombination im Buch. Und immer spannend, wie sich manche Texte verzahnen, manches taucht woanders und wieder anders wieder auf. Stellen aus Sam Shepards Logbuch zur Thunder Revue, dem für mich schönsten Dylanbuch, sehr  freie, nicht so an D. klebende Doku-Poesie; Hunter S. Thompson (für seine Verhältnisse sehr verhalten, über D. als das Hippiesymbol vor dem Hippietotalausverkauf); Abschnitt aus einem DeLillo-Roman: sein D. nachempfundener Held lässt wie der echte junge D. einen Interviewer so komisch wie verzweifelt ins Leere laufen.

Das Literarische ergänzt von der Forschung: Wilfried Mellers über „Dylan als jüdischer Indianer und weißer Schwarzer“ (stolpert leider auch in diese Art Komik: „In seinen Songs hält Dylan die heikle Balance zwischen patriarchalischen und matriarchalischen Impulsen. Im wirklichen Leben scheint es ihm weniger geglückt zu sein, war er doch zu vielen der Frauen, die ihn liebten, äußerst grausam…“). Großartig dagegen Heinrich Deterings Artikel über die Inszenierung, die Details, die Anspielungen in der Radio-Show, die Dylan bis vor kurzem präsentierte. Ebenso Diedrich Diedrichsen (über D. als Pionier neuer Formate) oder Sean Wilentz über Aneignung, Klauen, Fortführen, Bewahren, Montieren.

Unter den Respektsbezeugungen ist Theweleits eigene die stärkste: Was er an Dylans Kunst bewundert, ist dessen „umfassendere Wirklichkeit“, die „die Welten der Objekte, der Bilder, der Gefühle, der Räusche und insbesondere des Traums gleichermaßen“ einschließe, und das sei „nicht zu finden in den Büchern unserer Top-Ten-Philosophie-Beamten…da ist eher kühles Valium…verabreicht Lesern, die die Power des (Sur)Realen nicht ertragen…“, das sei „Entertainment für Anspruchslose. Ich jedenfalls tausche den ganzen Suhrkamp-Laden gegen die gesammelten Columbia Records.“

Wie auch immer, Friedrich Ani und ich mussten dann also los, und ehe uns jemand zuvorkommen konnte, nahmen wir das Taxi der dünnen Taxifahrerin. Wir stiegen ein und sie stellte das Taxifunkgequäke aus. Wir fuhren los und sie drückte auf die Play-Taste. Und dann hörten wir „Man In The Long Black Coat“. Und wir schauten kurz auf zum Himmel, ob da ein Zeichen zu entdecken war, ich glaube, so war´s.

„Soll ich ausmachen oder vielleicht lauter?“, sagte die dünne Taxifahrerin.

„Unbedingt“, sagte Ani.

Klaus Theweleit: How does it feel. Das Bob-Dylan-Lesebuch. Geb., 302 S., viele Fotos. Rowohlt Berlin, 2011

Friedrich Ani: Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel. Knaur Taschenbuch, 190 S., 2005



EIN AUFERSTANDENES ALBUM

kann man „They Call Us Country“ von DM Bob & The Deficits nennen. Der Artikel erschien Ende April in Junge Welt zum „letzten Konzert“ der Band, die´s schon lang nicht mehr gibt. Hallo, jetzt gibt es noch´n letztes Konzert! In Hamburg am 27. Juli an Bord der MS HEDI, welche liegt bei den St. Pauli Landungsbrücken 10 (Innenkante), 20359 Hamburg

ALBUM AUS DEM GRAB GEHOLT Völlig ahnungslos öffnete ich das Päckchen von Off Label Records, eine sehr kleine Firma aus dem tiefen Süden Germanistans, die bisher zwei Vinyl-Singles von The Dad Horse Experience veröffentlicht hat. Was mir nun erschien, war die schwere Langspielplatte „They Called Us Country“ von DM Bob & The Deficits. Und ich war gerührt.

Es erinnerte mich an diese Todesanzeigen, die bei genauerem Hinsehen keine Todes-, sondern Erinnerungsanzeigen sind. „Unvergessen“ oder sowas ähnliches steht in diesen Anzeigen, und die meisten erinnern an jemanden, der vor einem oder vor zehn Jahren verstorben ist. Vor bald zehn Jahren hat die Band aus Hamburg sich aufgelöst. „After 7 long fun but stressful years“, schreibt DM Bob in den Liner Notes.

Es muss 1996 gewesen sein, als ich zum ersten Mal ein Konzert der Garagen-Swamp-Rocker um Bob Tooke aus Louisiana überlebte, und ich kann mich an keine Band erinnern, die einen mit Cajun- und Countryklängen und -songs angeheizten funky Trash derart hinbekommen hätte. Dabei damals – wie auch jetzt – kein Gedanke an Retro, dazu war der Sound einerseits zu dreckig und zugleich verwirrend charmant. Ich weiß nicht, wie sie das hinbekommen haben, aber man kann sich zu Tode üben, ohne Soul geht wie immer gar nichts.

Die Aufnahmen, die jetzt auf LP/CD erscheinen, haben sie „vermutlich zwischen 1999 und 2002 aufgenommen“, schreibt Deutschmark, und wenn ich mich richtig erinnere, hat er mal erzählt, dass es nach den Platten u.a. für Crypt oder Voodoo Rhythm und, nicht zu vergessen, „Nikki & The Big Deficits“  mit Nikki Sudden, die neue, fünfte werden sollte, aber es fand sich kein Label. Das Zeug sei zu Country oder zu dies gewesen und dann plötzlich eben zu spät.

Natürlich ist „They Called Us Country“ nicht „zu Country“, sondern der typische Deficits-Sound über Countrysongs. Liebevoll, keineswegs kaputt, aber natürlich schon so, dass astreine Countryfans umkippen würden. Aber schon so, dass John Peel jedoch, der die Band mehrmals eingeladen hat, zum Mitsingen hingerissen war. Wenn man so will, passend zur unverwüstlich gültigen Forderung: „put the cunt back in country“. Was man bei den Deficits jedoch nie mit breitbeinig plumpem Countryrrrock übersetzt hat. Vielleicht sehen sie deshalb auf dem beiliegenden Foto eher aus wie die Mitglieder einer Sekte, die sich, möchte ich interpretieren, im Kampf gegen die Reinrassigkeit in der Musik formiert hat.

Auf dem Band-Höhepunkt mit großer Songauswahl, neben Traditionals und Tooke-Songs auch Lee Hazelwood („They Call Me Country“), Al Ferrier, Buck Owens, als Ausreißer Lou Reeds „Satellite Of Love“. Glen Sherleys absolut jugendgefährdende Verbrecherhymne „FBI´s Top Ten“ (meines Wissens der einzige Song, der schon mal veröffentlicht wurde, auf der Split-Single zu einer Split-LP von Silky/DM Bob) wurde wunderbar verdreht, aus dem „Ich“ des langjährigen Häftlings Sherley – der vor allem durch Johnny Cashs „San Quentin“-Aufnahme für ein paar wenige Tage berühmt war, dann erfolglos, unterschätzt und bald vergessen, ehe er sich mit einem Gewehr erschoss – macht Tooke eine „Sie“, die stolz auf diese Nr.-1-Position ist (fast wie ich auf diesen fast nicht zu rettenden Satz).

Das Album ist „wahrscheinlich das letzte“ der Band. Die im Hamburger Komet ebenso wahrscheinlich heute nacht ihr letztes Konzert gibt, um die „wahrscheinlich letzte“ Platte zu feiern. Nach der „wahrscheinlich letzten“ Platte ging die Musikgeschichte weiter, die von DM Bob mit The Watzloves und Jem Finer, die von Susie Reinhardt mit Hoo Doo Girl, die von Tank-Top mit Rock´n´Roll Hotel. Ein Salut auf sie alle. Und auf Off Label Records´ Johnny Hanke natürlich, der die „wahrscheinlich letzte“ Platte aus dem Grab geholt hat. Lobet den Herrn, frohe Ostern!

DM Bob & The Deficits: They Call Us Country. LP/CD, Offlabelrecords.de



OUTLAW BLUES

Zum 70. von Bob Dylan erschien in der jungen Welt eine Serie über einzelne Songs, von Kristof Schreuf, Frank Schäfer, Christof Meueler u.a. (teilweise online, der Link zur jW siehe rechts). Ich nahm den „Outlaw Blues“:

VERGESSEN UND VERROTTET

Von der Höhe eines anderen Jahrhunderts aus gesehen, sieht Bob Dylans „Outlaw Blues“ heute aus wie eine gehisste Flagge. Die im Gegensatz zu anderen seiner Flaggen heute zerrissen, verrottet und vergessen ist. Sieht so aus, als wäre der „Outlaw Blues“ eben nur ein Sandkörnchen im großen Werk. Vielleicht weil er nicht zu den Songs gehört, die einen von Dylans Riesentexten zu schleppen haben, deren Ausdeutung einem Beschäftigung für ein ganzes Leben verschaffen können. Ich weiß es nicht und werd´s nie wissen und das macht nichts.

Begraben liegt der Blues seit dem Frühjahr 1965 auf Dylans fünfter LP „Bringing It All Back Home“. Doch der Blues ist kein Blues, sondern ein Rhythm´n´Blues, der solide und hämmernd nah am Rock´n´Roll gebaut ist, nicht weit weg von den Rolling Stones, die im Jahr zuvor mit der britischen Beatinvasion die amerikanischen Charts geentert hatten. Auf der Platte präsentierte Dylan sich wie bisher mit akustischen Songs wie „It´s All Over Now, Baby Blue“, aber ebenso viele waren  elektrisch wie „Subterranean Homesick Blues“. Damit hatte er sein Entfernen von der Klampfe angekündigt. Später im Jahr kam es zum berühmten Aufruhr beim Newport Folk Festival, als Dylan nicht den ehrlich-bescheidenen Folk, sondern den kommerziell-schrillen Rock und damit den Feind machte. Oberfolker Pete Seeger tobte, versuchte fast alles (außer mit der Axt die Stromkabel zu kappen, wie oft erzählt wird), um den Scheißkrach zu stoppen, berichtete der Festivalmitarbeiter und später gefragte Produzent Joe Boyd.

Wer den „Outlaw Blues“ kannte, wird da nicht „Verräter“ gebrüllt haben (es sei denn, um dem Freund nicht zu verraten, dass man inzwischen selbst zum Folk-Verräter geworden war). Denn Folkheld Dylan hatte doch die neue Flagge gut sichtbar gehisst, sich auch im Text zur LP relativ klar ausgedrückt. Doch wie dann der kürzlich verstorbene große Dylan-Fan Günter Amendt vor wenigen Jahren verblüfft bemerkte, es ist ja selbst heute noch der Klampfen-Bob, der das allgemeine Gehirn beherrscht, nicht  der Rocker-Bob. Der Solo-Klampfer, den ich als Teenager vermutlich 1975 mitbekam, verbaute mir den Weg zum Rocker und dem sonstigen Dylanwerk ziemlich gut; erst sein Spätwerk, speziell ab „Love & Theft“, trieb mich neugierig in den Keller meines Halbwissens, um dann solche Songs auszugraben. Ich bin kein spezieller Dylan-60er-Jahre-Fan und wundere mich, dass in der Tonne Artikel, die grade erschien, so wenig vom Spätwerk die Rede ist. Zu dem der „Outlaw Blues“ eine starke Brücke baut, an deren Ende mein Lieblingssong „Summer Days“ bereit steht.

Es ist nicht leicht, singt der Sänger, so rumzustolpern und in einem komischen Sumpf zu landen, „und ich sehe vielleicht aus wie Robert Ford, aber ich fühle mich wie Jesse James.“ Er fühlt sich wie der legendäre Outlaw, der als Erfinder des Eisenbahnraubs gilt und, im Gegensatz zur Legende, ein mieses Stück war, das keine Robin Hood-Ambitionen hatte. Und er sieht aus wie Robert Ford: ein Möchtegernmitglied der James-Bande, diente und wanzte sich langsam näher und erschoss den Boss von hinten, als ihm klar war, dass er nur durch den Mord berühmt werden würde. Tolles Drehmoment in zwei Zeilen, sozusagen Jesse James gespielt von Dylan in Robert Ford-Maske.

Falls Dylan auf sich anspielt, dann sieht es also so aus, als wäre er der Verräter (der die Folkszene killt), ist tatsächlich jedoch der Outlaw, der gejagt wird, keinen Platz hat und auch noch vom vermeintlichen Kumpel erledigt wird. Ford schießt in dem Moment, als James ein Gemälde an seine Wohnzimmerwand hängt, deswegen die Zeile „Ich werde kein Bild aufhängen“. Verräter überall: Ford verrät James, James verrät den Staat und seine Gesetze, Dylan die Folkmusik. Außerdem gibt´s auch noch den Mann, schreibt Dylan im Text zur LP, der ihn anbrüllt: „Du bist derjenige, der an den Aufständen drüben in Vietnam schuld ist.“

Man muss da nichts interpretieren. Aber von der Strophe versteht man nichts und den Witz sowieso nicht, wenn man nicht weiß, was sich hinter diesen Details aufbaut. (Bis in die hintersten Fußnoten getrieben: der sensationelle Mord wurde damals sofort als Theaterstück durchs Land geschleift, mit dem echten Mörder Robert Ford als Darsteller des Robert Ford, der dann in echt von einem Typen erschossen wurde, der als Mörder des Mörders von Jesse James berühmt werden wollte).

Aus der schnell skizzierten James-Tragödie macht Dylan keine Outlaw-Romanze, es geht mehr um das Gefühl verschwinden, sich entziehen, abtauchen zu wollen. „Ich wünschte, ich wäre auf einem Gebirgszug in Australien“, singt der Sänger, „gibt keinen Grund, dort zu sein, aber ich kann mir vorstellen, dass es eine Veränderung wäre.“ Gespiegelt im LP-Text heißt das mit schwerster Outlaw-Romantik: „Verantwortung/Sicherheit, Erfolg bedeuten absolut nichts.“ Da lacht der harte Rhythm´n´Blues und schlägt sich weiter durch.

„Ich trag meine dunkle Sonnenbrille, ich hab, weil´s Glück bringt, einen Zahn schwarz angemalt“, singt der Sänger. Und kommt damit als Pop-Gestalt oder R´n´B-Typ ins vage Outlaw-Bild; der geschwärzte Zahn war ein alter Entertainer-Trick, damit kriegte man immer ein paar Lacher. Man sieht mit so drei schwarzen Löchern im Gesicht auch unberechenbar aus, und der Sänger schickt am Ende der vierten Strophe eine Warnung hinterher: „Don’t ask me nothin’ about nothin’, I just might tell you the truth.“ Robert Shelton, dessen Lebenswerk von 20 Jahren, die ausufernde Biographie „No Direction Home“ gerade neu aufgelegt wurde, interpretiert es als persönliche Aussage. Dylan hatte den immergleichen Fragenschrott der ahnungslosen Journalisten satt und allgemein seine Position als Wegweiser, Leitfigur, Ratgeber, Auskenner. Die sollten ihn bloß nichts mehr über gar nichts fragen, sonst würde er ihnen noch die Wahrheit reinhauen!

Doch was ist die Wahrheit? Mit den von Produzent Tom Wilson gebuchten Studiomusikern Kenny Rankin, Al Gorgoni, Joseph Macho, William E. Lee, Paul Griffin, Bobby Gregg und Bruce Langhorne nach kurzer Besprechung in einem Lauf den „Outlaw Blues“ zu spielen, obwohl es „keine wirklichen Proben, kein Programm und keinen Plan“ gab, auf eine brennende Art, als hätten sie nie was anderes gespielt, brüderlich angetrieben von Dylans einpeitschender Stimme – ist sie das? Zu der in der letzten Strophe noch eine ganz bodenständige Wahrheit kommt über den Krieg der ungeschriebenen mit den geschriebenen Gesetzen.

„Ich hab eine Frau in Jackson, ich werde ihren Namen nicht sagen“, singt der Sänger, „sie ist eine dunkelhäutige Frau, aber ich liebe sie eben“ („She´s a brown-skin woman, but I love her just the same“). 1965 war das kein so harmloser Vers, wie´s für uns heute klingt (falls wir nicht in einem Streifen leben, wo irgendeine Scheißsittenpolizei kontrolliert, ob wir einen verfluchten Hurenlippenstift tragen…). Wenige Wochen davor hatte Dylan bei einem Besuch in New Orleans die Lage checken können, berichtet Shelton. Sie wollten mit einem Schwarzen in eine Kneipe gehen, kamen aber nichtmal gemeinsam in schwarze Kneipen rein und Dylan rastete aus. „Wir wollen keinen Ärger“, erklärte ihm ein schwarzer Barmann, „die Bullen werden kommen und uns alle einlochen. Geh weiter, Sohn. Irgendwo liegt deine Mutter auf den Knien und betet für dich.“

Dieser Outlaw im Song rastet nicht aus, er ist charmant und verspielt. Und passt zu dem „Alias“, den Dylan dann in Sam Peckinpahs „Pat Garrett & Billy The Kid“ spielte, ein undurchsichtiger Typ, der zu Billys Bande stößt, kaum je was sagt und so nett wirkt, dass man sich nicht vorstellen kann, wie schnell der mit dem Messer ist. Und doch (und irgendwie passend zum Titel) wurde der kleine „Outlaw Blues“ von allen verstoßen. Der Sänger hat seinen Song, sagen die unglaublichen Zählwerke der eifrigen Dylanologie-Homepages, nie gespielt, erst vor wenigen Jahren dann einmal live mit Jack White. Auch die Dylanforschungsarmee beachtet ihn nicht. Wir wissen nicht warum, aber das macht nichts.

Hohes Gericht, dieses dünne Ding von 3:06 Minuten hat lange genug in dunkler Zelle gesteckt! Es wird kein Gesetz mehr brechen und keine Best-Of-Sammlung zerballern, lasst es ins Freie wegrocken, die Zeiten haben sich doch geändert! Aber wohin? Und wem sag ich das?



WEIHNACHTSGEDICHT

Die Süddeutsche Zeitung hatte gefragt, ob auch ich für die Ausgabe vom 23.12. ein Gedicht, in dem irgendwie „Stille Nacht“ vorkommt, schreiben könnte. Folgendes fiel für mich vom Himmel:

RUHE, KINDER! JONATHAN MEESE SPRICHT IN BILD!

Stille Nacht, stille Nacht – wir hören jetzt auch einmal

wieder AC/DC, bis dass es kracht.

Heut besucht uns der Freiherr vom Karl-Theodor.

Viel Glück wünscht er uns im AC/DC-T-Shirt.

Schaut aber schon auch scheißneu aus.

Ruhe, Kinder! Marius Müller-Westernhagen spricht in BILD!

Ein Schneechaos wieder auf der Hartz 4 und

mein Kopf ist ein brennendes Auto.

Wer will das selber gestrickte Unterhemd

mit dem Aufdruck schwarz auf weiß (oder umgekehrt)

Freiherrin vom Stephanie loves u 2

beim RTL-zwo gewinnen?

Die Mutti kniet breit unterm Bäumchen und

in meinem Kopf geht es zu wie nach

der letzten Zugabe von der AC/DC-Coverband.

Ruhe, Kinder! Jonathan Meese spricht in BILD!



ROCK’N’ROLL FEVER II

Text aus dem Buch, Ergänzung zur vorhergehenden Eintragung:

RICHARD BERRY (Abb. 102) Noch ein One-Hit-Wonder. Doch bei ihm steht ein großes Werk hinter einem der besten Hits, die je geschrieben wurden: „Louie, Louie“. Der 20-jährige Sänger und Komponist hatte es 1955 in der Pause zwischen zwei Auftritten geschrieben, das Potential hörte niemand. Erst 1957 veröffentlichte er sein Original mit den Pharaos, und weil er dabei war, seinen Sound zu verändern, gab er zum R´n´B eine Spur Calypso. Als mir Guido das vorspielte, kam es mir sofort wie die beste Version vor, die ich je gehört hatte.

Die Single war nur ein kleiner Erfolg in der Los Angeles-Region, und weil Richard Geld für die Heirat mit Dorothy brauchte, nahm die Tragödie ihren Lauf: für 50$ warf er alle Rechte aus dem Fenster. Der Ruf von „Louie Louie“ verbreitete sich unter den Nightclub-Bands, ehe die Beat-Version der Kingsmen 1963 dermaßen einschlug, dass sogar das FBI alarmiert wurde. Von besorgten Eltern, die ihre Teens davon gefährdet glaubten. Im Namen von „ITOM“ (Interstate Transportation of Obscene Material) wurde der Text zwei Jahre untersucht, auch bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Berry und einige Kingsmen wurden befragt. Offizielles Ergebnis: der Song sei „unverständlich bei jeder Geschwindigkeit“; man kann sich den ganzen Ordner bei Louielouie.net bestellen. Positiver Effekt: der Spezialeinsatz wurde von Radioboykotten begleitet, was Louie bekannt, berüchtigt, gefährlich machte. Aus dem Hit wurde ein Superhit, gefolgt von hunderten Covers.

Richard Berry, „one of the great underdogs in the American music story“, konnte erst am Ende seines Lebens ein wenig davon profitierten. Aus dem Berg von Einspielungen sei auf die außergewöhnliche der 39 Clocks verwiesen, die sozusagen den FBI-Einsatz in den Partyoldie wieder einbauten und, vom Ballermann der Neuen Deutschen Welle umzingelt, ein düster hämmerndes „Psychotic Louie Louie“ schufen.



ROCK’N’ROLL FEVER

Der Band „Rock’n’Roll Fever“ mit Gemälden und Zeichnungen von Guido Sieber und Texten von mir ist ab jetzt im Handel. Edel Verlag, Caricatura Museum Edition. 240 Seiten, 348 Abbildungen, 39.90

Die Ausstellung bis Ende Januar 2011 im Caricatura Museum Frankfurt, danach in Kassel. Mehr dazu bei caricatura-museum.de und atelier-sieber.de

Erste Pressestimmen: „Kein Rocklexikon, sondern ein Buch voller Geschichten… das geht wunderbar zusammen“ (Klaus Walter). „Drastisch, fiebrig, übergenau“ (Ambros Waibel/taz).  „Zwar hat jeder schon einmal  vom großen Rock’n’Roll-Schwindel gehört, selten aber ist er von Gospel bis Prince so plakativ in Szene gesetzt worden“ (FAZ). „…enzyklopädisches Text-Bild-Kompendium aus radikal subjektiver Sicht“ (Welt).  „… mehr als eine ziemlich komische Seite“ (Frankfurter Rundschau). „****“ (von 5, Musikexpress). „Tolles Buch“ (Christos Davidopoulos/Optimal Records München).

Und nach 25 Jahren im Buchstabensteinbruch bin ich endlich erstmals hier: „Schrecklich böse, entlarvend…“ (Bild).

Als Nachtrag zu den John Lennon-Feiern dieser Textauszug: „YOKO ONO (Abb. 253) Viele werfen ihr vor, die Beatles getrennt zu haben – warum wirft niemand diversen Stones-Frauen vor, dass sie nicht die Eier hatten, die Stones zu trennen?“



GROSSER DANK IM KRANKEN HAUS

ist der Titel einer neuen Erzählung, die am Montag, 24.5., um 10.03h auf SWR2-Radio gesendet wird. Ein Abenteuer, das ich, mal wieder, nicht erfinden musste:

Ein Schriftsteller liegt im Krankenhaus, hat einen Tritt an den Kopf bekommen. Sein Gedächtnis ist beschädigt, und ihn quält die Frage, wieviel er in seinen Büchern geklaut hat. Alles? Nicht genug? „Großer Dank an Kathy Acker“  (oder Frank Schätzing etc.), lautet sein Mantra. Zugleich steigert er sich in eine paranoide Wut, er glaubt, ausgerechnet an ihm werde man ein Exempel statuieren, ihn vor Gericht zerren. Sogar die dafür eigentlich bestens geeignete Krankenschwester kann ihn nicht ablenken…