Produktion

AN DER HUNDERTZEHNTEN

Bobby Womack, Across 110th Street (1973) | Circles Of Life In Harlem blieb ich wie vom Blitz getroffen stehen, als ich das Straßenschild mit der 110th sah, und dann fiel mir der Name einfach nicht ein, und eine halbe Stunde später, ich glaube, es war am Washington, sah ich ein paar Afrojungs mit einem Soundsystem rumstehen und ging zu ihnen und sagte, excuse me I have a question, und noch ehe ich meine Frage vorbringen konnte, starrten sie mich an, what the fuck?!, als wollte ich sie überfallen, I cannot remember who wrote and sang Across 110th Street, can you help me? Sie starrten mich weiter an, auch die, die hinter den DJs standen, hell, was war das denn für ein behämmerter Trick, ehe einer endlich im Umdrehen Bobby Womack sagte und ich wieder abziehen konnte … Der Titeltrack wurde dann für Jackie Brown wieder aufgebaut, und ich hatte dann auch ein explizites Remake in meinem Roman Ein Schlag ins Gesicht, den ich vor meinem konsternierten Blick auf das Straßenschild in Harlem geschrieben hatte, und auch Nina Grosse – das darf ich hier schon mal verraten – hat in ihrer Verfilmung Nicht tot zu kriegen eine wunderbare und deutliche Anspielung, die bei der Ausstrahlung im August von ein paar Leute erkannt werden wird, wenn auch nicht von den Jungs mit dem Soundsystem, die bei leichtem Regen am Washington überlegten, ob sie anfangen, abwarten oder die Sache vergessen sollten.



ICH LESE ÜBER ARBEIT, MIGRATION UND ANDERE VERBRECHEN

und man kann sich das am 27.5., Mittwoch um 19.30 im Stream der Club & Kulturkommission Augsburg e.V.: www.clubundkultur.tv  ansehen und -hören. Auf Einladung der SEIFEREI, ein Solidaritätsunternehmen für die griechische, von Arbeiter*innen selbstverwaltete Firma VIOME: https://seiferei.noblogs.org/

Ich lese u.a. aus meinem letzten Roman „Ein Schuss ins Blaue“ und erstmals Gedichte aus dem Ende September bei Starfruit Publications erscheinenden Band „Ich will doch immer nur kriegen, was ich haben will“.

Hier der Trailer von Helena Gladen (der Mann an Maske 2 ist Moderator Seyfi Meier von der Seiferei):

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AUS DEM TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN (16)

Around the World

in a Day Prince WEA 1985 Saigon Soul

Revival s/t Saigon Supersound2019 Ella elle l’aFrance

Galle Apache1987This Is LondonTheTimes Artpop1983 The

Song With No Name ShaneMacGowan and The Popes ZTT1994

Familia y Tradicion Santiago Jimenez Rounder 1989 New Orleans

Funk Vol. 3 Various Artists Soul Jazz 2013 Mzansi Music Various Art

ists Trikont 2004 Afro-Beat Soul Sisters The Lijadu Sisters At Afrodisia,

Nigeria 1976 – 79 Soul Jazz 2012 Mohamed Mounir s/t Monsun1989 Pico’s

Yodeling’Beat presents Rock’n‘Roll People Vol.3  Seychelles SpecialVarious

Artists  Schamoni 2014  Disco  Jazz  Rupa The Numero Company 2019 Songs

from the Kathmandu Valley Johannes Maria Haslinger Cico Beck Markus Acher 

Trikont  2019 TranceSiberia  Hulu Project  featuring Stepanida CCn’C 2001 Im Nin‘

Alu Ofra Haza Teldec 1988  The Best of Soapkills CrammedDiscs  2015 Mektubumu

buldun mu? Göksel Avrupa Müzik 2009 For Sale The Grexits Echokammer/Gutfeeling

2019  Suburban  Bukarest Various  Artists  Trikont  2004  Muzika  Za  gru Đorđe

Marjanović  u  Pratnji  Plavog  Ansambla  Produkcija  Gramofonskih Ploča Ra-

dio Televizije  Beograd  1960  Double – 50  Years in Jazz  Coco  Schumann

Trikont1997 Honky Tonkin‘ G.Rag&Die Landlergschwister Gutfeeling

2013 Kraut! Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979

Teil 1  Norden  Various  Artists  Bear  Family  2020

Embryo 40 Embryo Trikont 2009

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In Memory of Achim Bergmann/Trikont (1943-2018) and Coco

Schumann/Guitar (1924-2018) and Christian Burchard/Embryo (1946-2018)



DIE GANZE WAHRHEIT ÜBER WIGLAF DROSTE

habe ich zum ersten Todestag meines Freundes am 15. Mai für die junge Welt ausgepackt. Morgen in der Zeitung. Kurz vor der Geisterstunde im Netz, in dem wir alle forever Gefangene sind:

https://www.jungewelt.de/artikel/378381.wiglaf-droste-so-gehts-weiter-sagte-er.html

Foto: Axel Martens / edition tiamat



MEINE REPORTAGE ÜBER EINE STARKE FRAU

und ihren starken Film morgen in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung:

STARKE FRAUEN, HARTE ZEITEN

Nina Grosse verfilmt mit Iris Berben den Thriller Nicht tot zu kriegen. Nach dem Roman Ein Schlag ins Gesicht von Franz Dobler, der beim Dreh dabei war.

Die Tatsache, dass sich eine Geschichte in einem Genre bewegt, schließt die Weite überhaupt nicht aus. – Roland Klick

Buchdeckel „978-3-608-50216-9 klett-cotta-tropen, 2016

»Dobler gelingt es, die alten Noir-Gefühle Einsamkeit, Zartheit, Rauheit, Trauer und Glamour ganz akut zu machen, indem er alle Formen der Detektivgeschichte in neuem düsterem Glanz kombiniert und abmischt.« Tobias Gohlis, Die Zeit

»Sein Sound ist manchmal aggressiv, manchmal zermürbt, aber immer ganz eigen … Dobler schreibt Kriminalromane wie kein zweiter in Deutschland.« Marcus Müntefering, Spiegel Online

»Doblers unverwechselbarer Sound, die große Zuneigung zu seinen Figuren, der irrsinnige Humor: „Ein Schlag ins Gesicht“ ist mehr als nur ein kleiner, verschrobener und finsterer Kriminalroman. Es ist ein großes, verschrobenes und finsteres Stück Literatur.« Martin Becker, Deutschlandradio Kultur

»Eine berührend abgründige Liebesgeschichte: Zwei einsame, irgendwie aus der Zeit gefallene Eigensinnler kommen einander näher. Weil sie sonst niemanden haben. Alles weitere ist Atmosphäre – grimmige Bahnhofskino-Neo-Noir-Romantik – und Sprache. Doblers Dialoge sind Geschenk, seine Schilderungen Gedicht.« Tiroler Tageszeitung

»Großartig schrauben sich die Dialoge über die Seiten, zwanglos redet man aneinander vorbei und aufeinander zu, quatscht und streut lässig Erkenntnisperlen, Bermerkungen über Filme und Musik …« Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau



ZUR FEIER DES SIEGES DER ALLIIERTEN ÜBER DEUTSCHLAND

vor 75 Jahren habe ich für das Magazin a3kultur (mit Betonung auf die US-Armee, die in Augsburg einfuhr) dies geschrieben:

MERCI MERCI MERCI

Als ich geboren wurde, hatten die US-Streitkräfte seit über vier Jahren Bayern weitgehend wieder seinem Schicksal überlassen, aber die Spuren und Einflüsse in der ehemaligen amerikanischen Besatzungszone waren zum Glück auch weiterhin so stark, dass ich extrem amerikanifiziert wurde, obwohl meine Eltern das in keinster Weise unterstützten. Alles Angloamerikanische war für sie und wahrscheinlich den allergrößten Teil der Erwachsenen in meiner Umgebung ein Angriff auf ihre bayerische Welt – für mich aber tatsächlich eine Befreiung.

Ich möchte mir nicht vorstellen, was aus mir ohne diesen Einfluss geworden wäre – weiß der Teufel – ich weiß es nicht und will´s nicht wissen.

Deshalb bin ich den Amerikanern dermaßen dankbar, dass ich das hier so pauschal sagen kann, ohne das jetzt mit irgendwas zu relativieren. Es gibt nur eine Sache, die ich ihnen vorwerfe: Sie haben die Entnazifizierung nicht mit aller Konsequenz durchgezogen. Und selbst das ist weniger ein Vorwurf, sondern vor allem Selbstmitleid. Die US- und die anderen Streitkräfte der Alliierten hatten ja genug bezahlt, um die Kapitulation Deutschlands zu erkämpfen und die Nazi-Opfer zu befreien.

Um es mit Cannonball Adderley zu sagen: Merci, merci, merci.



NEUES VOM MANN DER MIT DEN PFLANZEN SPRICHT

ist mein neustes Gedicht aus der Fabrikationsserie „Songs The Lord Taught Us“, die mir in einer Zeit, an die ich mich nicht erinnern kann, von The Cramps implantiert wurde, und das gestern in der jungen Welt auf der passenden Station „Lyrische Hausapotheke“ erschien:

https://www.jungewelt.de/artikel/378110.neues-vom-mann-der-mit-den-pflanzen-spricht.html



EDITION NAUTILUS-GRÜNDER LUTZ SCHULENBURG

starb am 1. Mai 2013. Schulenburg und seine Partnerin Hanna Mittelstädt hatten in ihrem Verlag 1988 mein erstes Buch Falschspieler verlegt und mich damit glücklich gemacht, denn ihre Edition Nautilus war die No. 1 auf meiner Wunschliste. Mein zweites Nautilus-Buch war der Roman Tollwut. Ich schrieb fast vier Jahre an dem Ding – und wäre vermutlich gescheitert, weil ich sowohl von Unerfahrenheit wie auch von Lebensumständen angegriffen wurde, wenn mich Lutz nicht mit seinem Zuspruch massiv unterstützt und angetrieben hätte.

Ich weiß nicht, wie es ohne ihn gelaufen wäre. Vielleicht gar nicht. Aber vielleicht sollte ich ihm heute vorwerfen, dass er damit meinen Traum von der Karriere eines erfolgreichen, aber freundlichen Bankräubers zerstört hat. Jedenfalls werde ich ihn nie vergessen.

Hier der Nachruf vom 3.5.2013 von Christoph Twickel. Zuerst der Anfang:

„Er habe – kaum hat er seine Gedanken wieder halbwegs ordnen können – gleich vom Bett aus seinem Arzt den Kapitalismus erklärt und die Schwestern nach ihren Arbeitsbedingungen gefragt, schrieb Hanna Mittelstädt, Partnerin und Co-Verlegerin von Lutz Schulenburg, ein paar Tage nach der Hirnblutung und dem Schlaganfall, die ihn während der Leipziger Buchmesse im März ereilten – und an deren Folgen er am 1. Mai unerwartet gestorben ist“.

https://www.spiegel.de/kultur/literatur/nachruf-auf-den-verleger-lutz-schulenburg-a-897839.html?fbclid=IwAR0D8EdAo6Es0eehqBZasOlAM9yZ41wormOlKbleiB7QF0BM3oJhXuy0ErI

Schulenburg, Lutz

Foto: edition-nautilus.de



EIN BLICK IN DIE INTERZONE

von München (oder auch in meine Werkstatt): „Letzter Drehtag, wir fahren im Transporter ums Eck in die Landwehrstraße, die sogar noch stärker nach Interzone-München aussieht als die Schillerstraße, weil es dort keine Oben-Ohne-Unterhaltung gibt, kaum noch S-Bahn-Passanten und Touristen, und auf den ersten Blick nur noch Geschäfte, in denen Frauen einkaufen, die sich nicht an westlicher Mode orientieren. Aufgekratzte Stimmung im Transporter.“

Ich hatte mal einen guten türkischen Tante-Emma-Laden in der Schillerstraße, in dem ich nicht vermutet hätte, ein großes Musikangebot zu entdecken und damit meinen Einstieg in aktuellen Orient-Pop. Irgendwann war der Laden verschwunden und ich war mal wieder auf mich allein gestellt … Mit diesem großartigen Album fing ich an, allein darauf vertrauend, dass ich mit diesem Cover nicht falsch liegen konnte:

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LOOKING FOR ETERNAL LIFE – I REMEMBER GUZ

Den Titel für meinen Erinnerungstext an GUZ (Oliver Maurmann) nahm ich von der ersten Solo-LP des späteren Aeronauten-Sängers Am Go-Go Snack. Zuerst geschrieben für das Schweizer Musikmagazin Loop, dann erschienen in der jungen Welt vom 11.4.2020, jetzt auch online. Ebenso das 25-Min.-Gespräch zwischen GUZ und mir aus dem Archivmaterial von Dok-Filmer Hubl Greiner, aufgenommen am 28. Januar 2013 in Olivers Star Track Studio in Schaffhausen. Unten die Links. Der Anfang hier:

Looking for eternal life

Es kann nicht immer sein, wie’s früher einmal war

was nicht heißen will, es wär’ vorbei. – (aus: ‚Schuldigung‘)

Nach dem Tod von Oliver (im Januar, jW), der für mich überraschend kam, weil ich nicht wusste, dass es so schlimm um ihn stand, habe ich festgestellt, dass ich über keinen anderen deutschsprachigen Musiker so viel geschrieben habe. Das folgende Memorial habe ich aus diversen Artikeln für die Süddeutsche Zeitung, die junge Welt und den Katalog »oliver maurmann guz und die aeronauten«, die ich jeweils neu abgemischt habe, remixed, und ich möchte es jetzt allen widmen, die seine Musik für den Rest ihres Lebens brauchen und ihn nie vergessen.

https://www.jungewelt.de/artikel/376039.looking-for-eternal-life.html?sstr=guz%7Cfranz%7Cdobler