Musik

CHRISTIAN ANDERS

hatte ich aufgelegt, Single-A-Seite „Lass es uns tun“ von 1978, beim letzten Trashklubtreffen im Kreuzweise, und zwar, weil ich wie meistens der erste war und dann dachte, jetzt könnten die Kollegen langsam auch mal kommen, und weil mir Decker die Single mal geschenkt hatte – so wie er mir mal eine Platte mit Ku-Klux-Klan-Country geschenkt hatte mit seinem großen Humorverständnis -, dachte ich, wenn ich´s jetzt laufen lasse, kommt er, und so war´s auch, während der Anders lief kamen Patsch & Decker rein.

Und während der Anders lief, kam eine junge Frau zu mir und verpasste mir die schönste Anti-DJ-Attacke, die ich in ca. 15 Jahren zu hören geschenkt bekommen habe: „Bitte, bitte andere Musik, ich arbeite in einem Altenheim und muss mir sowas den ganzen Tag anhören, und wenn ich dann abends weggeh, will ich bitte was anderes hören“.

Wir lagen ihr zu Füßen, und Patsch meinte, er wünschte sich, dass er den Anders aufgelegt hätte. Aber ich war´s.

Den Trashklub machen wir nun seit 15 Jahren, und warum wir uns über den ganzen DJ-Deppenscheiß – in Folge von Ulf Poschardts „DJ Culture“ hatte das Berufsbild natürlich nichts anderes mehr verdient – kaputtlachen oder über so Ausdrücke wie Soundsystem und DJ-Namen sowieso, kann vielleicht meine so in etwa, allerdings nicht in dieser Reihenfolge, stimmende Set- bzw. Künstler-Liste dieses Abends verdeutlichen (und meine Kameraden haben es im Prinzip auch nicht anders, nur mit ganz anderen Schwerpunkten, gehalten):

Christian Anders, Kamerakino, Kraudn Sepp, Billy Moffet´s Playboy Club, Zen-Faschisten, Trash Groove Girls, Der Durstige Mann, Geile Tiere, Huah!, Wuide Wachl, Rosy Rosy (mit „Busenstar 68“ auf dringendsten Wunsch von der Julia von der Münchner Damenkapelle), Der Scheitel, Rhythm King & Her Friends, Milch, Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot, Family5, Familie Hesselbach, Geisterfahrer, Freiwillige Selbstkontrolle, Ichfunktion, Freygang, Fink, Guz, 39Clocks, Blacken The Black, The Presidents Of The United States, Fred Adrett, Wolfgang Protze & Instrumentalgruppe des Erich-Weinert-Ensembles (mit „Guten Morgen, Herr Frisör“) …

Einige der Künstler waren mehrmals zu hören, an andere kann ich mich im Moment noch nicht erinnern. Ansonsten war die Vorstellung  eigentlich ganz okay soweit.



ÜBER DAS WOODSTOCK-FESTIVAL

veröffentlichte ich, in einer unerheblich gekürzten Version,  in der Taz vom 14.8.09 dies:

Das Bad in Gottes Freudentränen

Wenn man nur die Zahlen nimmt, ist es verständlich, dass „Woodstock“ als die Mutter aller Rockfestivals gesehen wird. Doch der Ausdruck Rockfestival trifft´s heute nicht mehr gut, Woodstock war ein Gesamtkunstwerk, in dem Gefühl, Haltung, Verbundenheit, Protest wohl stärker waren als die Kunst. 100 Meilen weg von New York begann die Show mit Richie Havens am frühen Abend des 15. August 1969. Eine halbe Million Menschen waren dabei, und grob geschätzt nochmal so viele wurden von Cops und anderen Umständen daran gehindert, zu ihnen zu stoßen.
Das überstieg die Erwartungen der Firma Woodstock Ventures um ein Mehrfaches. Diese Masse war weder zu kontrollieren noch ausreichend zu bedienen, und das dabei entstehende Chaos war, was Kulturveranstaltungen betrifft, ebenfalls weltrekordverdächtig – ach was, Unsinn, es war halb so wild. 50 Nazis, die man heute irgendwo frei herumhängen lässt, richten mehr Schaden an.
Woodstock hatte einen Unfalltoten zu verzeichnen. Ein paar Tausend wurden, zumindest vorläufig, erfolgreich medizinisch betreut. Kein wütender Farmer benutzte seine Flinte. Von Vergewaltigungen ist nichts bekannt, und „sogar Sonny Bargers Putztruppe“ namens Hell´s Angels „lässt sich einlullen von der geselligen Stimmung hier, wird von der Menge einfach absorbiert und neutralisiert“, schreibt Frank Schäfer in seinem Buch „Woodstock ´69“.
Ich denke, das muss man erwähnen. Und der wachsenden Zahl von Gestalten jeden Alters, die der sog. Woodstock- oder 68er-Generation die Schuld an den unfassbar vielen verletzten Seelen und kaputten Sitten in Deutschland oder den USA geben, mit Elvis Costello antworten, der nicht zufällig 1979 Nick Lowe zitierte: „What´s so funny ´bout Peace, Love, and Understanding?“ Sage ich, der ich, als Woodstock geschah, neun Jahre alt war, und erst etwa 1976 in der bayrischen Provinz zwangsläufig von Album und Film eine zeitlang fasziniert und angeturnt. Nur wenige Bands interessierten mich länger, und dann war Woodstock nur noch ein Kulturphänomen, das mich in den Spiegelungen von Autoren wie Thompson und Tosches beschäftigte, und vor allem in Ed Sanders´ Untersuchung über den Zusammenhang von Hippiekultur und Charles Manson, dessen Gläubige eine Woche vor Woodstock Sharon Tate u.a. ermordeten. Also, Woodstock und ich? Obwohl ich jetzt Mike Wadleighs Director´s Cut unbedingt im „Fännsäh“ (Fanny Müller) hatte sehen wollen, schlief ich nach einer Stunde ein. Und die neue 6-CD-Box „Woodstock 40“ mit, zusätzlich zu den bekannten, „über 38“ (Presseinfo) unveröffentlichten Aufnahmen (dabei keineswegs vollständig, das geht gar nicht), und das Ganze erstmals in der richtigen Reihenfolge, kann ich mir niemals auch nur annähernd komplett anhören.
Und dennoch, ich kann es absolut stark fühlen: ich würde mich lieber mit diesen Hippies im Schlamm wälzen und Joe Cocker hören, als am Arm des Dr. zu Guttenberg in Bayreuth einmarschieren, und ich würde mich in meinen dreckigsten Cowboystiefeln auf den Wohnzimmertisch von Christoph Schlingensief stellen und ihm das erklären.
Obwohl also dieses Chaos von einem Unwetter gefördert wurde, war es zu klein, um die Produktion von fast 50 Stunden Live-Musik zu verhindern und die daraus folgende Flut von Stoff davon und darüber. Allein jetzt zum Jubiläum – wer sich fragt, was an dieser „40“ eigentlich so toll ist, werfe „Woodstock“ und „Ed Ward“ in seinen Computer – sind in den USA mindestens 19 Bücher zur Masse der Woodstock-Literatur dazugekommen, darunter ein „Guitar Songbook“, das Drehbuch zum kommenden Ang Lee-Film „Taking Woodstock“ und die Erinnerungen der Tochter von Max Yasgur, der sein Land für die Jugend und 50 000 $ hingegeben hatte. Und sechs neue Bücher gibt´s auf Deutsch.
Es war der Untertitel von „Making Woodstock“, der mich wieder animierte: die Geschichte des Festivals „erzählt von denen, die es bezahlt haben“, im Original bereits 1974 mit dem Titel „Young Men With Unlimited Capital“ erschienen. John Roberts hatte „ein paar Millionen“ geerbt, Joel Rosenman, Sohn eines prominenten Kieferorthopäden, war Anwalt; beide Anfang 20, gebildet, abenteuerlustig, keine Hippies. Sie wollten ins Finanzgeschäft einsteigen und gerieten bei der Suche nach einem passenden Objekt, aus dem was zu machen wäre, an die Business-Hippies Artie Kornfeld, „Chef von Contemporary Product bei Capitol Records“, und Mike Lang, der schon das Miami Pop Festival mitorganisiert hatte, Männer, deren Vorstellung von „groovy“ etwas beschänkt war und die in der vor allem im Musikgeschäft blühenden Endphase der Hippiekultur immer irgendwas auf der Pfanne hatten. Aus der Idee, ein Tonstudio in Woodstock aufzubauen, entstand das Festival. Die Hippies waren für die Bands zuständig. Und das Chaos grinste bald durchs zugekiffte Bürofenster.
Diese beiden gegensätzlichen Freundespaare stehen für alle Widersprüche, die an Woodstock zu erkennen sind (außer im Film), und sie konnten schon lange vor dem Festival nicht mehr gut miteinander. Ich gesteh´s: die beiden Woodstock-Kapitalisten und ihr genau genommen Anti-Woodstockbuch sind mir sehr sympathisch (weiß schon: man soll ihnen nicht alles glauben). Sie erzählen mit Gespür für Komik und Irrsinn und die verschiedenen Kulturen, die da aufeinanderprallen, und es liest sich wie ein Cheech & Chong-Film von Woody Allen, der seinen Reiz aus diesem Finanzblickwinkel bezieht. Ich mag die Kapitelanfänge, z.B. 15. Juli 1969: „Gelände: keins … Einnahmen aus Ticketvorverkauf: 537.123 Dollar / Gebuchte Musiker: unklar / Rechtsanwälte: 5 … einer in New York City zwecks politischer Einflussnahme … Mobile WCs: weitere 500 bestellt, insgesamt 2000 / Ausgaben: 481.519 Dollar“.
Erst nach zwei Dritteln des Buchs schreit Richie Havens „Freedom!“ Dass er bei seinem Auftritt so brennt, als kniete er vor dem Jüngsten Gericht, wird mit keinem Wort erwähnt. Logisch: weil die Erzähler, wie alle seriösen Organisatoren von größeren Veranstaltungen, von ihrer Show wenig mitbekommen haben, stattdessen beschäftigt waren, Hubschrauber, Geld, Spezialkram für Musiker oder Ärzte zu beschaffen. Während Mike Lang, der sich schon damals als „the man behind the legendary festival“ etablierte (so auch der Untertitel seines neuen Buchs), den Reportern erzählte, dass aus Überzeugung und um des lieben Friedens willen keine Polizisten im Einsatz wären, organisierten Roberts/Rosenman sowohl uniformierte als auch New Yorker Polizisten, die frei hatten und keine Erlaubnis, in Woodstock zu arbeiten, und sie bedanken sich bei ihnen.
Als Jimi Hendrix am 18. August, Montag vormittag, auf die Bühne geht, und bei nur noch 30-40 Tausend Leuten nichts mehr schiefgehen kann, haben es die beiden so satt, dass sie zurück nach New York fahren – und deshalb muss, wer über dieses Finale alles erfahren will, zu Frank Schäfers „Woodstock ´69“ greifen. Da steht, was dort fehlt – und umgekehrt: bei Schäfer ist der Zoff zwischen dem linken Polit-Chef Abbie Hoffman und Pete Townsend auf der Bühne detailliert beschrieben samt Hintergrund; und Roberts/Rosenman erzählen detailliert, wie Hoffman Woodstock Ventures ziemlich fies erpresst hat. Dass Schäfer ein Autor ist, der nicht nur selbst Literatur schreibt, sondern auch gleichermaßen immer gut über Popmusik und Literatur, ist der Glücksfall für diese Art Darstellung. Es ist das Woodstock-Buch, das man lesen kann, wenn man nichts mehr davon hören will (außer, übrigens, die vielen bislang unveröffentlichten An- und Durchsagen auf der Neu-Edition).
Hendrix hatte sich nicht als Vietnam-Gegner hervorgetan, als er sich als Headliner des Festivals lang nach der geplanten Zeit dem letzten müden Rest der Truppe präsentierte, schreibt Frank Schäfer, und er hatte seine Version der Hymne schon oft gespielt, ohne dass es eine Wirkung gehabt hätte. Es war der „adäquate Schauplatz“, der „Star Spangeled Banner“ zur Legende machte, und Hendrix war vom Ereignis so beeindruckt, dass er ein Gedicht darüber schrieb. Was für manche nur Dreck war oder ist, hatte er anders empfunden: „Wir badeten in Gottes Freudentränen und tranken davon“.
„Happy Birthday, liebes Woodstock-Festival!“, textet die Bildzeitung 40 Jahre später, und da brauche ich dann aber was Stärkeres zu trinken als die Tränen, die mir da kommen.

Joel Rosenman/John Roberts/Robert Pilpel: Making Woodstock. Aus dem Amerikanischen von Adelheid Zöfel/Stefanie Fahrner. Orange Press, 2009, 280 S.
Frank Schäfer: Woodstock ´69 – Die Legende. Residenz Verlag, 2009, 206 S.
„Woodstock 40 Years On: Back To Yasgur’s Farm“: 6-CD-Box, Rhino/Warner, 2009



DIE NEUE BAND IM HIMMEL

dürfte mit James Luther Dickinson, der am 15.8. zur Probe erschien, komplett sein, und die anderen Kapellen, die dort ohne den Druck von Plattenfirmen frei aufspielen, nervös machen. Es ist eine Legende, dass es unter den Künstlern im Himmel keine Konkurrenz gibt, und natürlich spricht niemand darüber.

Die zu Erdzeiten geschaffenen Produkte der Neuzugänge werden archiviert. Ein Typ, der aussieht wie John Denver, der sich als Johnny Thunders geschminkt hat, zieht den Karren, auf dem die Dinger von Deville und Dickinson gestapelt sind, und er stöhnt, weil er den schweren Karren kaum ziehen kann. Dafür kann Deville nichts. Da ist Dickinson dran schuld.

Der Typ macht Pause. Er nimmt auf gut Glück was aus den Stapeln und legt was auf den Plattenspieler, der auf den Karren gebaut ist. „Dixie Fried“ von James Luther Dickinson, Tav Falco´s Panther Burns mit Dickinson, Alex Chilton produziert von Dickinson, ein Ry Cooder-Soundtrack mit Dickinson, Willy DeVille produziert von Dickinson…  So vergehen die Jahre.

Während die neue Band auch mal Pause macht und Dickinson eine Stones-Story erzählt. Da lachen die Kollegen. Und wenn Charles Feathers erzählt, wie er Elvis Gitarrespielen beigebracht hat, lachen sie noch mehr. Und wenn Carl Perkins einen Ton anschlägt, sind sie sofort dabei.

Es ist saulustig in manchen Abteilungen des Himmels. Nur der Typ, der den Karren ins Archiv zieht, hat selten was zu lachen, wenn er Pause macht und auf gut Glück was aus den Stapeln zieht.



ZUM TOD VON WILLY DEVILLE

schrieb ich für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 9.8. diesen Nachruf.

ALTE SCHULE

Ein Gentleman und Sänger: Zum Tod von Willy DeVille

Willy DeVille sah phantastisch aus in den letzten 20 Jahren. Als hätte jemand zu Johnny Depp gesagt: „Wenn du sie mit deinen Piratenfilmen alle umhauen willst, muss Captain Sparrow aussehen wie Willy DeVille“.

Er hatte lange Haare, ein Gesicht, das man nicht bekommt, wenn man Gemütlichkeit für den Sinn des Lebens hält, und mit seinen eleganten Kleidern wirkte er wie ein Südstaaten-Gentleman, der morgens von drei schönen Damen den Bericht zur Lage bekommt, und bei Sonnenuntergang überlegt, welche Bank er, ganz altehrwürdig gewaltlos natürlich, ausnehmen könnte.

Und tatsächlich lebte er in der Nähe von New Orleans und züchtete Pferde. Falls er nicht in seinem Appartement im French Quarter auf den Ruf der Straße hörte und sich bereitmachte, ihm zu folgen. „Ich bin eine Quarter-Ratte“, sagte er einmal.

Es war undenkbar, dass dieser Mann nicht aus den Sümpfen Louisianas kam. Das sah man, das hörte man seiner Musik an, diesem typischen Gemisch aus Rhythm´n´Blues, Soul, Cajun, irgendwas Karibisches; und die vielen französischen Titel wie „Loup Garou“; und Begleitmusiker wie Dr. John, Allen Toussaint oder The Meters.

Doch es war eine Inszenierung, ein musikalisches Bekenntnis des unheilbaren und offensiven Romantikers Willy DeVille, in dessen Künstlernamen nicht der Teufel, sondern ein Cadillac steckte, und der als William Borsey am 25. August 1950 in Stanford, Connecticut, geboren worden war.

Es war eine Inszenierung, die aber keine Pose war. Er hatte seine vielen musikalischen Einflüsse auf den Straßen der Lower Eastside von New York eingesammelt, in denen er mit dreizehn landete, und dazu passend waren unter seinen Vorfahren Irokesen, Iren, Basken „und ein bisschen von diesem und jenem“, erzählte er Richard Marcus.

Diese Einflüsse waren schon deutlich, als er mit seiner Band Mink DeVille Mitte der Siebziger in der New Yorker Punkszene um den Club CBGB´s debutierte. Das Album „Cabretta“ klang 1977 nicht nach Punk, und sie sahen nicht aus wie die Ramones – und als ihre Musik dann nach Deutschland kam, konnte man, spätestens 1985 mit dem Hit „Italian Shoes“, verblüfft sein, dass das irgendjemand unter Punk einordnete: weil da ja Schmachtfetzen drauf waren, Bläser, Bluesiges, Jesus!?

Die Forscher wussten es später zu belegen: im Gegensatz zu den vielen prolligen englischen Punks, waren viele New Yorker ziemlich gebildet, vor allem, was die musikalischen Traditionen betraf, und speziell Mink DeVille schienen neben einer Jukebox zu stehen, in der noch Hank Williams- und Ronettes- und Sinatra- und John Lee Hooker-Singles waren.

Nach den ersten, ganz ordentlichen Erfolgen mit Produ-zentenlegende Jack Nitzsche, löste sich die Band 1986 auf. Ein paar Jahre später schaffte es Willy DeVille unter einem Drogen- und Schuldenberg hervorzukriechen und eine Solo-Karriere zu starten, die in Europa eher als in den USA erfolgreich war.

Als Mann der alten Schule pfiff er auf die jeweils aktuellen Trends und bedachte Plattenfirmen und Radiostationen mit einer schönen Sammlung von Schimpfworten. Mit seiner unwahrscheinlichen Mariachi-Version von „Hey Joe“ hatte er 1992 nochmal einen großen Hit. Sein Spätwerk ist würdevoll, von ungebrochener Leidenschaft für die Sounds, die er liebte. Manches war vielleicht etwas zu opulent geraten, schlecht war nichts. Und seine Stimme war immer einzigartig verkratzt und beseelt.

„Ich arbeite an einem Buch über mein Leben“, sagte er 2008 in einem Interview mit Peter Gruner. Aus dem leider, soweit wir wissen, nichts mehr geworden ist. Nach 30 Jahren im Musikgeschäft und 15 Alben starb Willy DeVille am 6. August in New York, drei Wochen vor seinem 59. Geburtstag. Ein früher, aber kein überraschender Tod; seit Februar waren alle Konzerte abgesagt.

Er starb friedlich, heißt es, und im Beisein seines „Guardian Angel“ (den er schon 1978 besungen hat), der Frau, die er liebte. Ein Tod, der eines Südstaaten-Gentleman würdig ist.

 



ZU MEINEN SCHÖNSTEN ERFOLGEN

gehört zweifellos, dass der Berliner Songwriter Danny Dziuk mein Gedicht „Der mit der Gitarre“ auf seiner letzten CD „Freche Tattoos auf blutjungen Bankiers“ (Buschfunk) vertont hat.

Und dazu passend unfassbar ist, dass sich der Song seit Monaten ganz oben in den Independent-Charts in Kroatien und Finnland hält. Ein Traum, zu dem keiner von uns eine Erklärung hat.

Das erinnert mich aus irgendeinem Grund auch daran, dass Johnny Paycheck (ich glaube am Anfang seiner Karriere) die LP „Live at Madison Square Garden“ veröffentlichte. Von der keine Sekunde im Garden aufgenommen worden war. Logischerweise. Weil er dort noch nie gespielt hatte.



DIE 39 CLOCKS

waren die arschcoolste Band der BRD, wenn nicht Westeuropas”, schreibt Christof Meueler in der Jungen Welt (siehe Links). Anlass ist die Wiederveröffentlichung ihres ersten Albums “Paint It Dark” (1981) auf Tapete Records. Hut ab!

Ich hatte die Clocks ca. 1984 im Münchner Café Größenwahn gesehen, und sie haben mein Leben verändert. Ob zum Guten oder Schlechten spielt keine Rolle. 1987 erreichten sie das Ende ihres Wegs, und seitdem ist die Welt schlechter, das ist sicher.



LEAVING LOUISIANA

In The Broad Daylight” ist ein Song auf dem neuen Album von Smokestack Lightnin’. “Roadmasters” ist eine Split-Doppel-CD (mit den Seatsniffers) auf Sonic Rendezvous. Und wie alles von ihnen: es ist großartig. Oder besser denn je. Zwei der Songs auf ihrer Myspace-Seite, siehe Links.

Und falls jemand wissen will, wie Schreiben über Musik geht: Kristof Schreuf hat sich für seine Kolumne “Nachrichten von gestern” in der Jungen Welt jetzt “Led It Bleed” vorgenommen und schreibt eine Folge zu jedem Song. Ist Online zu lesen, siehe Links.



ON THE ROAD AGAIN MAMA #4

Die Veröffentlichung der CD ist auf den 12.10. verschoben (Trikont/Indigo). Zu den Release-Konzerten, am 28.9. in München (s. Vereinsheim.net) und am 2.10. in Augsburg/Café Viktor (s. Homepage Trikont) ist das Produkt jedoch anwesend.



ON THE ROAD AGAIN MAMA

ist der Titel von # 4 meiner Compilation-Serie “Perlen Deutschsprachiger Popmusik” und erscheint am 12. September wie die vorherigen bei Trikont.

Eins möchte ich jetzt schon rauslassen: mit “Nur Worte gehen weiter als ich” von ROCK aus Hamburg, ein unveröffentlichter Song von und mit Christof Schreuf, früher Brüllen, vorher Kolossale Jugend.

(Geht doch: ich musste kolossal im Lexikon nachsehen: ein l zuviel kann ja tödlich sein, besonders wenn man nicht an diesen oder jenen Alah glaubt).



DIE GROSSE LUCINDA WILLIAMS

kommt im November auf Tournee nach Deutschland. Die Termine gibts noch nicht, aber meine Knie haben schon eine Minute den Boden berührt.

Während ich endlich meine lang ersehnte Harlan Howard sings Harlan Howard-Platte höre. Auf den Knien und – hier darf man das Wort endlich mal in die Tasten hämmern – betroffen. Und in gewisser Weise “Busted”.

Busted in my blog.
Wartend auf die neue Dale Watson.
Wartend auf den 309.
Wartend auf das MG, um ihn zu stoppen.