Musik

HANK WILLIAMS

wurde heute vor 89 Jahren geboren. Ich habe mehrere Beiträge über seine Musik und Bedeutung geschrieben. Zuletzt ein Nachwort für den Comicroman Lost Highway von Soren Glosimodt Mosdal (Edition Moderne, 2011). Seinem speziellen Blick entsprechend, sind die Gespenster ein Thema. Und das geht so:

HILLBILLY GEISTERBAHN

Das Jahr 1953 begann nicht gut für Billie Jean Williams. Die 19-jährige Ehefrau des Countrystars Hank Williams war bei ihren Eltern, als am Morgen des Neujahrstags der Anruf kam. Sie beobachtete ihren Vater am Telefon und wusste sofort, dass ihr Mann schon wieder in irgendwas reingeraten war. Dann nahm ihr Vater sie in den Arm und überbrachte ihr die Nachricht vom Tod.

Sie schrie und weinte und sagte zu ihrem Vater, er solle dort anrufen, „ich sagte: ‚Sie sollen ihn nicht anrühren! Manchmal täuscht er nur vor, dass er schläft!’ Ich befürchtete, dass sie ihn lebendig begraben würden.“

Die Geisterbahn, in der Hank Williams durch sein Leben rauschte, hatte nach 29 Jahren die Endstation erreicht. Während der Geisterbahnfahrt hatten sich einige Monster und Gespenster vor ihm aufgebaut, und als die Bahn ihre letzte Runde drehte, tobte ein Blizzard, vor dem sich selbst der Heilige Geist verkrochen hatte.

Ich weiß nichts über Gespenster. Nur dass sie in diesen Situationen gern auftauchen. Man weiß wenig darüber. Und man weiß auch nicht, wann Hank Williams starb, im letzten Hotel, auf der Rückbank des Cadillac, am letzten Ende des Jahres 1952 oder in den ersten Stunden des nächsten Jahres? Ist das wichtig? Ist an der Sache irgendwas gespenstisch? Oder wollen wir es nur etwas seltsam nennen? War der Aufbruch in die vorhergesagte weisse Hölle, um zum Konzert im zwei Tagesreisen entfernten Clanton, Ohio, zu kommen, eine Dummheit oder doch nur Gottes Wille? Sicher ist, dass Hank falsch lag, als er dem erschöpften Fahrer erklärte, Jesus sei ihr Ersatzfahrer. Und sicher ist, dass sein Sarg wenige Tage nach der Beerdigung ausgegraben wurde.

20.000 Menschen waren bei seiner Beerdigung, und es heißt, dass es in Montgomery, der Hauptstadt Alabamas, nie eine größere Trauergemeinde gab. Das Besondere war, berichtete der Fiddler Jerry Rivers, dass Menschen aus allen Schichten dabei waren, „ein grauhaariger Funktionär im konservativen blauen Anzug, junge Männer in Lederjacken, alte Frauen mit Kopftüchern, weinende junge Mädchen in glänzender Seide, Weiße und Farbige, Männer in Luftwaffenuniform und Männer in der Westerntracht der Entertainer.“ Dieses Spektrum hatte mit dem Image von Countrymusik wenig zu tun.

Dreitausend war es vergönnt, an der Messe in der Stadthalle teilzunehmen, Hanks Leichnam zu sehen, die weiße Bibel in seinen Händen. Im ersten Rang hatte man 200 Afroamerikaner von den Weißen separiert. Ich stelle mir vor, dass Rosa Parks unter ihnen saß, die nur drei Jahre später den berühmten Busstreik in Montgomery beginnen sollte. Wurde sie von Typen angestarrt, die nachts in Gespensterklamotten schlüpften? Man weiß immer zu wenig. Die Klanmänner mochten sicher nicht den Blues, aus dem die Hanksongs gekrochen waren.

Er betonte es immer wieder. Seine wichtigste musikalische Lehre habe er als Junge bei dem schwarzen Straßenmusiker Rufus Payne alias Tee-Tot erhalten. Die Mutter schimpfte, gottverdammich, haste denn nichts Besseres zu tun als „lollygag around niggertown all day?!“ Diese Lehre war nichts Besonderes, kaum ein bedeutender Countrymusiker aus dieser Zeit hat nicht bei einem Bluessänger/gitarristen gelernt. Es ist grotesk und gespenstisch, wenn jemand glaubt, Country wäre eine reinweiße Musik. Aber es war ungewöhnlich, dass der Star, zu dem Hank Williams mit seinem 1949er-Hit „Lovesick Blues“ geworden war, sich öffentlich vor so einem Tee-Tot, einem Tee-mit-Schnaps saufenden „Nigger“, verneigte. Bei einem Festakt in Montgomery hatte er Tee-Tot sogar ehren wollen und ließ nach ihm suchen: Rufus Payne lag seit 1939 in einem Armengrab.

Kein anderer Countrysongwriter vor oder nach Hiram Williams war so stark bluesinfiziert. Nicht nur musikalisch. Die hoffnungslose Variante des Blues war ein Teil seiner Persönlichkeit, ein verzweifelter Zug in seinem Charakter, der ihn nicht älter als 29 werden ließ.

Mit „Move It On Over“ hatte Hank Williams 1947 seinen ersten Erfolg gehabt. Eingespielt mit Fiddle, Bass und vier Gitarren, von denen Zeke Turners elektrische scharf nach vorn gemischt war, war es einer der ersten Songs, die Rock’n’Roll ankündigten. Und natürlich war es dann die Live-Fast-Die-Young-Story, die ihn für alle Generationen von Musikern zum Held machten. Der Held, der sich nicht kontrollieren konnte und ließ. Der lieber schnell ausbrannte. Sich aus dunkelster Seele Songs schnitt. Heulte, brüllte, Scheiße baute. Seine Ehehölle rücksichtslos besang und mit perfektem Gespür für Rhythmus. Auf seine Ehefrau Audrey schoss. Ein katastrophaler Geschäftsmann. Der geil auf Erfolg war, aber auf lukrative Filmangebote spuckte. Unsummen verschleuderte, größte Konzerte platzen ließ. Unfähig, die Bremse zu ziehen. Zugedröhnt sein Publikum beschimpfte. Genie und  Knalltüte. Jagen, Fischen, Monster-Comics. Die manisch erträumte heile Familie und die Unfähigkeit zu einem irgendwiiiie normalen Leben: die Kluft, aus der gern Gespenster kommen.

Aber dann an einem Nachmittag ein paar Klassiker hinkritzeln und sie alle in ein paar Stunden komplett fertig aufnehmen.

Das ist der Rock’n’Roll, den Millionen junger Menschen im Kopf haben, wenn sie sich im Übungsraum treffen. Ich glaube, es war Kinky Friedman, der davor warnte: Alle wollen Hank Williams sein, aber keiner will so sterben. Dieser eher an ein Promi-Dasein geknüpfte Hank-Traum sieht in der Countryindustrie von heute besonders blöd aus. Auf die von allen angehimmelte Himmelsgestalt Hank beruft sich (so hat es Dale Watson in einem Song beschrieben) auch noch der Sänger, dessen größtes Problem im Leben war, während einer einwöchigen Tournee in einem Hotelzimmer gelandet zu sein, wo der Fernseher kaputt war.

Williams kam aus einer anderen Welt. Als er Anfang der 40er seine Band formierte, ging er zuerst in einen Waffenladen, um jedem Musiker einen Totschläger zu kaufen. Denn in den Schuppen, in denen sie spielten, bräuchten sie sowas, erklärte er ihnen. Gelegentlich schlug Lum York den Standbass für die Drifting Cowboys, und seine Job war es, dazwischen ein paar Witze zu erzählen. Er pappte sich farbige Punkte, so genannte Polka Dots ins Gesicht und machte Blödsinn. Wenige Tage vor seinem Tod wollte ihn Hank wieder in seine Band holen, aber Lum hatte ein gutes Engagement bei Lefty Frizzell. Außerdem hatte Hank keine Band mehr. Sie hatte das Chaos nicht mehr ausgehalten. Sein Name hatte kaum an Glanz verloren, doch er spielte fast nur noch in den miesen Schuppen seiner Vergangenheit. Manager und Ärzte verpassten ihm harte Medikamentencocktails, damit er auf der Bühne irgendwas bieten konnte und weiter Geld abwarf.

Ein Leben auf Tournee sah damals anders aus. Die glorreichen Jahre von 1949 bis 1951 verbrachten sie meistens im Auto, fuhren eingeklemmt die Nacht und den nächsten Tag durch zum nächsten Konzert. 1949 hatte Hank über drei Millionen Platten verkauft, aber es gab diese Tourneeriesenbusse noch nicht. Exakt in diesen Jahren blühte Nashville zur Countrymusikindustriestadt auf. Die Grand Ole Opry wurde zur berühmtesten Konzerthalle mit Radioshow und Künstlertruppe. Selbst die großen New Yorker Labels waren angekommen, immer mehr Aufnahmestudios wurden benötigt, die jeden Tag Musiker brauchten. Wer’s schaffte, sich einen festen Job zu besorgen, ersparte sich die nervtötenden endlosen Autofahrten. Die für Hank Williams’ schweres Rückenleiden Gift waren. Weshalb sein Hang zu betäubenden Mitteln jeder Art immer wieder angefeuert wurde. Er hatte zu seinem letzten Konzert fliegen wollen – doch der Schneesturm stürzte auf die Welt wie ein Monster. Das Auto war der passende Ort für das Ende.

Und war es nicht etwas seltsam, dass in diesen Tagen „I’ll Never Get Out Of This World Alive“ im Radio ertönte, eine seiner letzten Aufnahmen, die erst der Tod an die Spitze der Charts schob. Genau einen Tag nach Hanks Tod wurde der erste von vielen Ich-erzähl-euch-die-Hankstory-Songs aufgenommen. Bald darauf war Hanks „Kaw-Liga“, der traurige Holzindianer, der mit seinem geliebten Holzindianermädchen nicht zusammenkommen kann, ein Nr.-1-Hit. Mit dem früh gealterten, ausgebrannten Williams war es immer schwieriger geworden, Geschäfte zu machen. Der größte Country-Werbeträger, die Grand Ole Opry hatte ihn wegen Unzuverlässigkeit gefeuert. Er hatte als stärkster Motor für ein aufstrebendes Musikgeschäft gedient, in dessen geordneten Bahnen für so einen unberechenbaren, anders funktionierenden Typen kein Platz mehr war. Es war einfacher, mit dem Toten klarzukommen. Die großen Geschäfte sollten noch kommen.

Soren Mosdal lässt einige Gespenster gegen sein Skelett aus Fakten antanzen. Ein nie verfilmtes Skript von Paul Schrader habe ihn inspiriert, erzählte er in einem Interview, und sein großartiger Comicroman könnte auch als würdiger Teil 2 von Taxi Driver gesehen werden. Die Aussagen des Ersatzfahrers Charles Carr ergaben nie mehr als das, was Mosdal zeigt: die Cops, die ihn anhielten, zwei Damen im Hotel; andere von Carrs Angaben waren nur widersprüchlich. Als man an der Leiche frische Spuren von schweren Schlägen fand, hatte er keine Erklärung dafür. Lost Highway zeigt, was der vollkommen überforderte 18-jährige erlebt hatte: eine Höllenfahrt.

Die Gespenster um Hank veranstalteten noch länger ein tolles Hullygully. Ihr wisst ja, dass ihr es auch anders nennen könnt. Colin Escott, der die beste Hankbiographie schrieb, nannte dieses Kapitel „Schreckliche Abgründe“, und was ich davon erwähne, ist nur ein Bruchteil: Zuerst ließ der Grand Ole Opry-Konzern Plakate drucken, die mit dem großen Hank warben, obwohl sie ihn doch gefeuert hatten; das war der Anfang der Legende vom netten Kerl. Hanks junge Ehefrau war nach zwei Wochen wieder munter, als sie auf den Vorschlag eines geschäftstüchtigen Burschen einging, mit einer Band als „Mrs. Hank Williams“ auf Tour zu gehen. Hanks noch nicht lang von ihm geschiedene Frau Audrey ging ebenfalls als „Mrs. Hank Williams“ auf Tour. Das bestes Schlachtfeld ihres zehnjährigen Ehekriegs war, dass Audrey in Hanks Band mitsingen wollte, aber kein Talent hatte und mit zunehmendem Erfolg ausgeschlossen war. Jetzt hatte sie endlich eine freie (sehr kurze) Bahn ins heiß ersehnte Showbusiness. Als sie das Management für den kleinen Hank Williams Jr. übernahm, der zum Countrystar und Sarah Palin-Fan heranreifen sollte, organisierte sie sein erstes Konzert in Clanton, Ohio, in dem Konzertsaal, den sein Daddy damals nicht mehr erreicht hatte. Dagegen waren die folgenden Erbschafts- und Songrechtekämpfe fast harmlos.

Hank und seine neue Frau Billie Jean hatten im letzten August dreimal an einem Tag geheiratet. Zwei der Zeremonien fanden auf der Bühne in New Orleans statt. Für zwei Shows, in deren Verlauf Hank sang und dann seiner Braut das Ja-Wort gab, waren über 10.000 Tickets verkauft worden. Wer seine Musik nicht versteht, könnte zumindest diese Geschäftsidee zukunftsweisend nennen. 1953 heiratete Billie Jean wieder einen Countrysänger, Johnny Horton, ein Mann, der an spiritistischen Sitzungen teilnahm und an Seelenwanderung glaubte. Er hasste es, auf Tournee zu gehen. Er starb 1960 auf der Rückfahrt nach einem Konzert in Austin, als ein Betrunkener in sie reinfuhr. Johnny Hortons letzte Bühne war die, auf der auch Billies Jeans Gatte Hank Williams sein letztes Konzert gegeben hatte.

Hanks Geburtsname war Hiram, nach einem König aus dem Alten Testament. Es vergingen zehn Jahre, ehe auf dem Standesamt sein Name eingetragen wurde, und dann war er falsch geschrieben: Hiriam. Ein Priester sagte, er solle sich keine Gedanken deswegen machen, das sei kein schlechtes Omen. Aber der amerikanische Süden war ein seltsames Religionsgebiet. Manche wälzten sich schreiend auf dem Boden, wenn Jesus mit ihnen sprach, und andere bissen einer Klapperschlange den Kopf ab, um die Stimme Jesu endlich zu hören.

Am 17. Januar 1953 wurde der Sarg wieder ausgegraben. Unter ihm lagen die Überreste französischer Soldaten, die exhumiert werden mussten. Hanks Leiche wurde umgebettet, nachts, um keine Gerüchte aufkommen zu lassen. Doch „einige mitternächtliche Passanten sahen, wie der Sarg im flackernden Lampenschein über den Friedhof getragen wurde.“

Und da war eine Stimme, die „I Saw The Light“ summte. Manchmal kannst du sie auch heute noch hören. In dem Moment, wenn die Nadel springt.



KID KOPPHAUSEN

Verpassen Sie weder das Album noch die Show:

sind Nils Sundance Kid Koppruch und Gisbert zu Knyphausen und die Band. Hier Tourdaten, Video etc.: http://kidkopphausen.de/



A NIGHT IN ZAGREB

heißt der neue Film unserer Freunde von Slowboatfilms und ist ein 90-Min.-Portrait der großartigen Bambi Molesters. Hier der Trailer: http://slowboatfilms.com/index.php?link=The-Bambi-Molesters_A-Night-In-Zagreb

Und noch ne gute Meldung: Christoph Wagner, Musikjournalist und Herausgeber einiger Trikont-Compilations wie

Murder – Songs From The Dark Side of The Soul

hat seinen MusikBlog eröffnet: http://christophwagnermusic.blogspot.de/

Und mehr : Trikont-Hrsg. Jonathan Fischer hat seine große Black Music-Serie um ein Album erweitert:

„Chuck Perkins Sprechgesänge transportieren den Funk von Jazz Funerals,  kreolischer Küche,  Mardi Gras Indian Chants, anarchischen Second Line Tänzen und Voodoo-Zeremonien. Sie fließen über mit einer Leidenschaft, die sich selbst von Gewalt, Armut, Drogenmorden und korrupter Polizei nicht unterkriegen lässt. New Orleans ist ein Ort an dem eine uralte afrikanisch-kreolische Geschichte des Widerstands weitergeschrieben wird – in den lebensbejahenden Rhythmen der jungen Brassbands wie den todesverachtenden Versen seiner Bounce Rapper.“



ROCK’N’ROLL FEVER (3)

Der 2,34 kg schwere Bildband von Guido Sieber und mir ist das, wofür der so gut wie illegale Ausdruck „kleiner Hit“ erfunden wurde, was heißt, dass der Katalog sich seit zwei Jahren z.B. meistens in der oberen Hälfte der Top-50 für den Bereich „Popkultur“ des größten Buchverkäufers hält. Aber wenn man mal die No.2 war, sieht man jeden Platz unterhalb der Top-5 natürlich auch etwas selbstkritisch… Obwohl wir uns von den Tantiemen eine Villa auf Mallorca (er) und zwei nicht so große Häuser auf der Toscana (ich) kaufen konnten, ist unsere investigative Kreativität kaum gesunken!

Hier eine eher nachdenkliche Episode aus dem letzten Kapitel, S.222: >BLUESPUBLIKUM BERLIN 2009 (Abb. 333) „Vor 15 Jahren (erzählt Guido) saß ich mal in einem Kreis von Galeristen und Kunstsammlern beim Abendessen. Die Jazz-Blues-Rotweintrinker-Fraktion war das, man fährt mit seiner Clique nach Sylt, um Sport zu machen. Und so ein Typ um die 50, mit junger Frau und jungem Kind, erzählt mir, dass er davon träumt, in New Orleans einen Laden aufzumachen. Zu der Zeit hatte John Lee Hooker dieses sehr erfolgreiche Comeback. Und dann sagt ausgerechnet dieser Typ, dass Hooker für ihn gestorben ist, ein Verräter! Hooker hat den echten Blues verraten! Konnte man natürlich nicht so stehen lassen, ich hab an dem Abend auch nichts verkauft.“< (Selbstportrait Guido Sieber, während der Diskussion mit dem Galeristen).



MEIN LIEBLINGS

newsletter, der mich einmal im Monat erreicht, kommt von der Konzertagentur Berthold Seliger und enthält nicht nur die Ankündigung von Tourneen und Konzerten, sondern einen umfangreichen Kulturkommentarteil von BS zusammengestellt und geschrieben, mit einer Menge Zitaten und Hinweisen und Analysen, die nicht nur die Musik bzw. deren Industrie und Feuilleton betreffen. Es wundert nicht, dass dieser „Presserundbrief“ ein großes Denk- und Lesevergnügen ist: Seliger ist seit Jahren regelmäßiger Konkret-Autor. Viele seiner Artikel finden Sie auf der Agentur-Homepage www.bseliger.de, wo man auch den Presserundbrief bestellen kann – hier ein kleines Kapitel aus dem neusten:

„Nun ist wieder allüberall zu lesen: den „größten Fußballsong aller Zeiten“ habe Jack White geschrieben, den Song „Seven Nation Army“ oder besser gesagt: die Baßlinie aus diesem Song, die von einer runtergestimmten Gitarre mantrahaft wiederholt wird – eine tolle Melodie, raffiniert und gleichzeitig so einfach, daß Fußballfans sie sich ohne Probleme merken können. Berühmt auf den Fußballfeldern wurde die White Stripes-Melodie 2006 während der Fußball-WM in Deutschland, als italienische Fans damit ihr Team, das dann auch Weltmeister wurde, anfeuerten. Bei der diesjährigen Europameisterschaft wurde der Song ständig in den Stadien angestimmt.

Doch wurde diese Melodie wirklich von den White Stripes geschrieben? Ich habe da eine andere Theorie. Die Melodie ist nämlich ganz eindeutig von Anton Bruckner komponiert worden, sie stammt aus dem 1. Satz („Adagio. Allegro“) seiner Fünften Sinfonie in B-dur. Auf der mir liebsten Interpretation, einem Live-Mitschnitt von 1942 mit Wilhelm Furtwängler und den Berliner Philharmonikern, kann man die Melodie zum Beispiel in der 11.Minute hören, noch anders moduliert, dann aber ab Minute 17:35 völlig eindeutig und sich, ähnlich wie es Jack White in „Sven Nation Army“ erfolgreich nachgemacht hat, steigernd und Schicht für Schicht auftürmend.

Wie aber gelangte die Melodie in die Stadien? Schlichtere Gemüter behaupten, es habe mit den White Stripes zu tun. Ich glaube das nicht. Ich glaube, es ist eine raffinierte Intrige des österreichischen Fußballverbands, der dafür sorgte, daß diese eindrucksvolle Melodie des österreichischen Komponisten den Weg in die Fußballarenen fand. Bekanntlich ist der Operettenstaat im Fußball so erfolglos wie als Intrigenstaat erfolgreich. Und da eine Teilnahme an Endrunden großer Turniere in der Regel für den österreichischen Fußball aussichtslos ist, sann man seitens der Funktionäre nach einem Weg, dennoch allüberall, wenn es um die Entscheidungen geht, in den Stadien präsent zu sein. Und man verfiel auf die Idee mit dem, wie man heute sagen würde, „Bruckner-Riff“, dem Ohrwurm und Schlachtgesang.

Interessanter Nebenaspekt: Wie sehen GEMA und Verwertungsindustrie eigentlich diesen Fall? Der Verfasser dieser Zeilen hat, das wird Sie nicht wundern, mit der Aneignung oder Modernisierung von Bruckners Melodie durch Jack White wenig Probleme. Die GEMA dagegen behauptet ja für gewöhnlich, daß bereits Tonfolgen von drei Tönen geschützt sind – Bruckners Melodie besteht nachweislich aus mehr als drei Tönen. Auf dem Album „Elephant“ der White Stripes steht: „Words and music by Jack White“, was demzufolge auch für Seven Nation Army gilt, den ersten Song des Albums. Kein Hinweis auf Bruckners Urheberschaft. Nun ist Bruckner bereits 1896 verstorben, und selbst die immer wieder auf Betreiben der Verwertungsindustrie verlängerten Schutzfristen greifen in diesem Falle nicht mehr. Vielleicht aber könnten die bekannten Copyright-Cops Hand in Hand mit der GEMA dafür sorgen, daß die Urheberrechts-Schutzfristen noch weiter verlängert werden, um Bruckner zu seinem Recht zu verhelfen? Gorny, Chung, GEMA, übernehmen Sie!“



SOMMERHIT 2012

Wenn das nicht der ist, dann weiß ich auch nicht:

http://www.youtube.com/watch?v=8iB1163LyoQ

Sagen Sie zu Ihrem Händler: The Perch Creek Family Jugband / „Way Down Gone“ / Vinylsingle / Offlabel Records.



FREIZEIT 81

war in München eine Möglichkeit… Am 12. Juni 2012 ab 22h bietet sich ebendort in der Favorit Bar diese Möglichkeit zur sinnvollen Freizeitgestaltung:

(eingefügte Abb. will nicht…)

Auf meiner Playliste auf jeden Fall die letzten Top-Hits von Off Label Records

 

und ihre kommende Top-10-Kapelle (noch nicht im Bild) Salty Pajamas. Rauf und runter gespielt wird natürlich auch das Debutalbum von



FÜR DIE QUEEN

hatte John Lydon schon zum 50. Thronjubiläum seine alte Truppe (fast in Originalbesetzung) um sich geschart, um ein Konzert mit den alten Hits wie „God Save The Queen“ zu bestreiten. Während Prof. Vivienne Westwood die Haltung aus alten Sex Pistols-Tagen längst mehrfach übertüncht hat und die Queen sehr liebt.

Chefpistole Rotten/Lydon hat sich immer wieder geweigert, seine Intelligenz und Position altersgemäß einzudampfen. 2006 Ablehnung der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame. Als er 2010 wegen geplanten Konzerten in Israel angegriffen wird, lässt er sich, im Gegensatz zu Elvis Costello nicht davon einschüchtern:

„I´ve got this bizarre situation wrapped around me, with these student union groups, or student hippie bodies, or whatever they are, claiming that if I go now and play in Israel, I am supporting apartheid, which is the most nonsensical point of view. I´ve been accused of many things in my life, but that now tops it.“

Auf den Seiten 210 ff. von Rock´n´Roll Fever haben Guido Sieber und ich einiges von dem versammelt, was „Dame Commander of the British Empire“ Westwood u.a. auf der Queenparty wohl nicht hören möchten.

Breaking the News!!! Guido Sieber meldet sich grade live aus London:

 



CURTIS MAYFIELD

wäre am Sonntag, 3.6.2012, 70 geworden. Netz-Radio Byte.fm würdigt das nicht nur so´n bisschen, sondern so:

15h Curtis Mayfield – Tanzen mit Botschaft/mit Oliver Stangl. 17h Mayfields Movies/mit Alexandra Friedrich. 20h Searching for the Young Soul Teachers – Die Erben des C.M./mit Klaus Walter. Dauer jeweils 120 Min.

SISTERS! NIGGERS! WHITEYS! JEWS! CRACKERS!

DON’T WORRY

IF THERE’S A HELL BELOW

WE’RE ALL GONNA GO

sang Mayfield 1970. Und war laut David Nathan der erste, der die Beschimpfung Nigger den Weißen wegnahm und für sich und die Seinen stolz okkupierte. Und seine Botschaft kam an. Aber, hat man den Eindruck, nicht bei vielen.

1994 besuchte Klaus Walter Mayfield, und ich griff seinen Bericht für Rock’n’Roll Fever auf, Guido Siebers Abb. 307 ergänzend: Mayfield „war seit vier Jahren zu Hause an Bett, Schläuche, Apparate gefesselt, vom Hals abwärts gelähmt (…) Der Radiodiskjockey ist vom Bild des Elends schockiert, doch Mayfield lenkt ihn schnell davon ab, mit seiner <unpfäffischen Mischung aus Güte und Milde einerseits und politischer Hartnäckigkeit, Kampf- und Widerstandsgeist.>“ Sein Leben „war immer noch von der permanenten Suche nach Food for Thought bestimmt (…) Er musste nicht Boris Vian gelesen haben, um zu wissen, dass das Gehirn das einzige Organ ist, das sich bis zum Tod weiterentwickeln kann.“



DER ERSTE

Eindruck von der ersten Platte, die Steve Train and His Bad Habits eingespielt haben, The Lost Jack Rhodes Tapes. Meine Liner Notes zum Album demnächst hier im Block – http://www.youtube.com/watch?v=gd5-OhxXJHw

(Hier der nachdenkliche Steve mit Gitarrist/Bassist Howlin Max Messer)

Ein neues Video auch von unseren Freunden The Leadbelly Project: http://www.youtube.com/watch?v=zXBQ82noxj4

Und Sequoia Crosswhite hat nicht daheim in Rapid City, sondern live in Konstanz – dem schon Jon Langford einen Song gewidmet hat – mit meinem spirituellen Kontrollmanager Hubl G. den Folsom Prison Blues eingespielt (von dem manche immer noch glauben, Johnny Cash hätte ihn nicht geklaut): http://www.youtube.com/watch?v=P5UPq4OTUPY

(Ende der Liveschaltung am International Noise Awareness Day aus Ihrem Wellness Record Shop)