Musik

DAVE VAN RONK VS COEN BROTHERS

Musikforscher Christoph Wagner – auf dessen brandneues Buch „Der Klang der Revolte – Die magischen Jahre des westdeutschen Musikunderground“ (386 S., Schott Verlag) wir im Moment nur kurz, aber mit Nachdruck verweisen – (Hrsg. einiger großartiger Trikont-Compilations, seine Homepage rechts bei den Links) heute im Radio:

SWR2 Musikpassagen Sonntag, 21.4. | 23:03– 24:00 Uhr

Filmheld der Coen Brothers: Auf den Spuren von Dave Van Ronk und des amerikanischen Folkrevivals


Die Gebrüder Coen gehören zu den bedeutendsten Filmemachern der Gegenwart. Zu ihren größten Erfolgen zählen „The Big Lebowski“, „Fargo“, „True Grit“ und „No Country for Old Men“. Nach „O Brother where art thou“ thematisiert ihr neuer Film nun abermals ein musikalisches Thema. „Inside Llewyn Davis“ geht nach Greenwich Village in Manhattan in die 60er-Jahre zurück und porträtiert eine Woche im Leben des Liedermachers Dave Van Ronk, der im Film Llewyn Davis heißt. Van Ronk, der 2002 verstarb, war eine wichtige Figur des Folkrevivals der 60er-Jahre und gilt als Mentor von Bob Dylan. Christoph Wagner ist den Spuren von Dave Van Ronk in Downtown Manhattan nachgegangen, hat mit Zeitzeugen gesprochen und die Originalschauplätze besucht, wie das legendäre „Café Wah“ in der MacDougal Street, ein Brennpunkt des Folkrevivals, wo auch die Coen Brothers wichtige Sequenzen ihres Films drehten.

Die Sendung kann auch übers Internet empfangen warden: http://www.swr.de/swr2



SMOKESTACK LIGHTNIN´

Deutschlands beste Country-Rockabilly-Band mit neuem Video

http://www.youtube.com/watch?v=YNNAYA_8uU4

zum neuen Album

 LP/CD

Hier die kommenden Konzerte: http://www.smokestacklightnin.de/



TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN (2)

Input Billy Bragg-Interview in Ver.di Publik 02/2013 (wer´s sagen kann, kann´s sagen: „Ich war an vorderster Front, um herauszufinden, ob Pop und Politik zusammenpassen…“)

BILLY BRAGG & WILCO/CD Mermaid Avenue – CHUMBAWAMBA/CD English Rebel Songs 1381-1914 – VAN MORRISON & THE CHIEFTAINS: Cassette Irish Heartbeat (Seite 2) – BILLY BRAGG: Do-LP Don´t Try This At Home (1) – VAN MORRISON: LP No Guru, No Method, No Teacher (2) – ARISTIDE PADYGROS: s.t. (2) – Comp. CD STRANDED IN THE USA, Early Songs of Emigration – MICK FITZGERALD & THE BACHA TRIO: CD Damage Limitation – THE BAND OF… BLACKY RANCHETTE: CD Sage Advice – THE DEAD BROTHERS: CD Wunderkammer – BILLY CHILDISH & THE BLACKHANDS: LP Live In The Netherlands (1) – BILLY CHILDISH: LP Der Henkermann (2) – JOASIHNO: „Excited“ – DALE WATSON & HIS LONESTARS: CD El Rancho Azul – Comp. SMOKEY MOUNTAIN BALLADS: LP (2) – Comp. CD PRAYERS FROM HELL, White Gospel & Sinners Blues 1927-1940 (Tracks -20) – JOE STRUMMER & THE MESCALEROS: CD STREETCORE.

 



WAS WÄRE DENN DER MUSIKJOURNALISMUS OHNE DAS LABEL-INFO?

Nichts. Wenn wir mal ganz ehrlich sind. Oder vielleicht auch: Schon lange nichts mehr. Falls man an derartigen Details interessiert wäre. Wie immer kommen wir zu solchen Analysen nicht aufgrund von Bauchschmerzen. In diesem Fall hat uns ein Label- bzw. Promoagentur-Info nachdenklich gemacht und wir bekämen echt voll Angst, wenn wir auch nur ein Wort kürzen würden:

„Neues von der Kappeler Alp: Der Hüttenwirt macht Punk. Warum? Interessiert ihn nicht. Eine tiefe, besessene Überzeugung, das Leben müsse vor allem eins, und das ist „Spaß machen“, treibt ihn an. Dazu gehört für ihn, das zu machen, was ihm gerade in den Sinn kommt. Risiko, in welcher Form auch immer, hält den früheren Hochgeschwindigkeitsskifahrer nicht ab. Vollgas leben. „Niemand kann nicht singen. Deshalb sing ich.“ Eine unbekümmerte, verspielte Seite.

Die Herangehensweise individuell. El Carlos schliesst sich eine Woche zusammen mit den Musikern, samt aufwendiger Technik in die Kappeler Alp ein und taucht in eine selbst inszenierte Punkwelt ein – mit Dosenbier, Müll und verordnetem Umgang mit Ausdrücken behafteter Sprache…. In dieser Atmosphäre entstehen Texte, Melodien, Rhythmen mit unendlich viel Spaß für alle Beteiligten. „Vielleicht waren wir immer schon alle Punker und haben es nur nicht gemerkt.“

Das Ergebnis: 11 Songs, die die Geschichte des Machos El Carlos mit Humor und Exzentrik wiedergeben und ein Musikvideo, das die Atmosphäre vor Ort erlebbar macht. Alles realisiert mit höchstem Anspruch an Qualität, möglich durch die Freundschaft mit einem talentierten Musiker, Labelinhaber und Videoproduzenten aus Hamburg. Angriff von Süd mit Unterstützung von Nord – eine erfolgversprechende Verbindung.

Das Produkt: Eine Longplayer-„Punk“-Schallplatte aus pinkfarbenem Vinyl mit zusätzlichem Code zum Herunterladen des Albums über Itunes, professionell veröffentlicht und vertrieben, geschrieben und eingespielt mit Freunden, live dargeboten auch jenseits der Alm.“

Heißen tut das Produkt „Tatütata – Le Flic“ und im Video zum Titelsong fährt ein Polizeiauto hinter dem Punkauto her und die unbekümmert verspielten Seitenpunks singen „Fuck off“. Das ist nichts Neues, aber das macht natürlich nichts. Eine viel wichtigere Erkenntnis hatten wir jedoch schon damals: dass die Flics nämlich nicht da sind, wenn man sie wirklich mal braucht. In diesem Fall ist auch das nicht so schlimm, denn die Bullen haben noch etwas Zeit: die sog. Longplayer-„Punk“-Schallplatte erscheint erst am 17. Mai.

Hier das Video (Achtung, ein Hinweis an alle Eltern: für Kinder unter 3 Jahren nicht geeignet!!!):

http://www.el-carlos.de/

 



MEHR GÖTTERWIND

gibt es bald!  „Am Ende des Tages“, der neue Gedichtband von Jerk Götterwind,  erscheint im April im Songdog Verlag. Hier die Leseprobe:

IMMER DIESE NACHT
Sie sagen immer ich werde alt
Aber ich habe nie verstanden warum
Man die ganze Nacht durchfeiern muss …
Vielleicht ist das so ein Mackerding
Ich hab den Größten weil ich die ganze Nacht
Durchsaufen und wach bleiben kann
Ich nutze die Nacht lieber zum Schreiben
Auch Schlafen ist nicht das schlechteste
Einfach nur aus dem Fenster starren
In die Nacht hinein egal wenn das einige
Unheimlich finden wenn sie mich beim
Vorbeigehen mit großen Augen am Fenster sehen
Letztes Mal blieb eine stehen und starrte zu mir rein
Und starrte und starrte und das Licht der
Straßenlaterne spiegelte sich in ihren Pupillen
Da ging mir der Arsch auf Grundeis

Eine Menge Stoff: http://jerkgoetterwind.jimdo.com/

Einige Videos seiner aktuellen Electroband Relative Kälte:

http://relativekaelte.jimdo.com/video/

 LP



RY COODER (6 – Radio 9.3.)

Bayern2Radio Nachtmix: Auf den Straßen von L.A.

09.03.2013 23:05 bis 00:00 Uhr

Ry Cooder zum 66. Geburtstag : Mit Karl Bruckmaier

„Im vorigen Jahr ist der Gitarrist Ry Cooder auch als Autor von low down dirty Kurzgeschichten in Erscheinung getreten. Franz Dobler hat diese ins Deutsche übersetzt und rechtzeitig zum 66. Geburtstag des großen Gitarristen Ry Cooder hat er eine Mammut-Lese-Tour damit hinter sich, die mit einem Gastauftritt im Nachtmix endet. Yeah!“

 The uncrowned Prince of Nachtmix, Autor, Hörspielmacher etc. Karl Bruckmaier. Hier ca. 1979 im Moment der Idee, mit dem Kollegen Bernhard Jugel besser mal das eigene Label Haschplatten zu gründen, mit seinem Lieblingszitat im Nacken: „I didn’t try to be primitive, I just had bad microphones.“ (Hasil Adkins)

Mehr Abenteuer und viele Artikel hier: http://le-musterkoffer.de/kolumnen.html



TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN

HOT BOOGIE CHILLUN/Comeback (Side A) – PAUL ANSELL´S NUMBER NINE/Movin´ On (B) – BONNIE OWENS & MERLE HAGGARD WITH THE STRANGERS/Just Between The Two Of Us (1) – DAVID BOWIE/Diamond Dogs (1) – DAVID BOWIE/Young Americans (1+2) – JAMES BROWN/“King Heroin“ + b/“Theme from King Heroin“ – (Radio, Zündfunk) – ALVIN LEE TEN YEARS LATER/Ride On (2) – HUMBLE PIE/Legendary (1)

 R.I.P.

Fußnote: „Zum Tode Dieter Pfaffs: Der Johnny Cash des deutschen Fernsehens“ (Spiegel Online)



FREIZEIT 13

mit Klaus Walter im Radio: http://www.byte.fm/ Bei seiner Sendung: Was ist Musik? http://www.byte.fm/sendung/was-ist-musik/2013-02-24

Thema heute (bzw. am Mittwoch/Wdh.): „Was ist transient Musik?“

 Foto: satt.org

Allein schon Walters wöchentliche Ankündigungen ergäben ein gutes Musikbuch:) „Das Album sei stark beeinflußt vom „transient lifestyle of its creator“, heißt es im Beipackzettel zu „Lesser Evil“, dem Album von Airick Woodhead alias Doldrums. Europäische Clubs, „noise music communities in Montreal, Toronto, New York and Baltimore“…“DIY spaces”, das sind Übergangsräume im „transient lifestyle“ von Airick Woodhead. „transient {adj}: vorübergehend, flüchtig, kurzlebig, vergänglich, transient, von kurzer Dauer [nachgestellt], passager [nachgestellt]“ Das Transiente betrifft ja nicht nur das Räumliche, auch das Zeitliche, Reisen durch Zeitzonen, Musik konsumieren quer durch Zeitzonen, häufig mehrere Tonsignale gleichzeitig aufnehmen, beim Transport, in Transitzonen. Wieder kommt Simon Reynolds‘ Begriff der Atemporalität ins Spiel. In welcher Zeit leben wir eigentlich? In welchen Zeiten geichzeitig/ungleichzeitig? Auch das H-Wort möglicherweise… Hauntology, einer von den Begriffen, die so nebulös und gespensterhaft sind wie manchmal die Musik der Doldrums. Wenn zehn  Leute Hauntology sagen, dann hat Hauntology 15 verschiedene Bedeutungen. Oder 50.

Nicht nur das Doldrums-Album wirft solche Fragen auf, auch, auf andere Art, die Platten von Foxygen, Unknown Mortal Orchestra, Matthew E.White. Oder eine Retrospektive auf das Schaffen von Indoor Life, da schaut die Vergangenheit einen von weit vorne an, falls das möglich ist. Und Brenda Rays „Walatta“, sowieso.

Starring: Nilsson, Ladies Love Knarf Rellöm, Kid Creole & The Coconuts, Randy Newman, Bryan Ferry, The Chills, Little Annie & Baby Dee, Pantha Du Prince, T.Rex, Mense Reents, Joe South

Sonntag, 24.2.13. 20-22 Uhr – Wiederholung:  Mittwoch, 27.2.13., 8-10 Uhr

(Angeblich wurden inzwischen beim Hessischen Rundfunk alle gefeuert, die ihn damals mit seiner Sendung „Der Ball ist rund“ gefeuert haben. Jaja…)



BRECHTFESTIVAL AUGSBURG 2013 (7)

Zum Abschluss meiner Privatfeiertage eine Überdosis Musik. Was gibt es Schöneres als bei heftigem Schneefall vorm Fenster alle Platten rauszukramen und im Wohnzimmer Brecht-Vertonungen zu hören? Einiges. Hier ein paar Notizen (die nicht in der in der jungen Welt abgedruckten Serie erschienen).

1. DIE MUTTER („nach dem Buch des Genossen Gorki und vielen Erzählungen proletarischer Genossen“). Musik: Hanns Eisler. Aufnahme der Produktion der Theatermanufaktur in der Inszenierung von Ilse Scheer, 1980. Mit vielen „Lob“-Liedern: Lob des Kommunismus, des Lernens, des Revolutionärs, der Wlassowas, der dritten Sache, der Dialektik. Militärische Musik, jede U-Musik zurechtweisend, dabei natürlich zuviel tapfere Mutter-Musik. Wenn man sowas nicht gewohnt ist, klingt´s, möchte ich behaupten, großartig wie ´ne kalte Dusche.

 (Eine andere Brechtmutter)

Brecht zum Stück: „Für meine Aufgabe hielt ich es, von einer großen historischen Gestalt zu berichten, dem unbekannten Vorkämpfer der Menschheit. Zur Nacheiferung.“ Könnte die Berliner Band inspiriert haben, Mutter sollte Mutter vertonen. Besetzung hier: Masaki Mizuno Trompete, Takashi Ito Horn, Horst Zimmermann Schlagwerk, Rudolf Stodola Klavier. Franz Jung berichtet in seiner Autobiografie „Der Weg nach unten“, die Berliner Aufführung von „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ sei von Chaos und Streit geprägt und gefährdet gewesen, und Brecht habe sich erst dann zu konstruktiver Arbeit hinreißen lassen, nachdem ihm die Aufricht-Produktion (für die Franz Jung das Stück produzierte) auf den Rat von Helene Weigel hin zusagte, auch sein Stück (bzw. wohl eher das von Mitarbeiter Günther Weisenborn) „Die Mutter“ zur Aufführung zu bringen. So geschehen am 31.1.1932. In das Album legte ich dann einen Artikel, den Stefan Siegert Ende Januar für die jW-Serie „Musik zur Unzeit“ schrieb: „Das Kapital spielt Hanns Eisler“. Siegert beschwert sich da nebenbei, dass der 50. Todestag des jüdischen Kommunisten Eisler 2012 nichtmal annähernd so beachtet wurde wie Richard Wagner im Wagner-Jahr, das jetzt auf uns einschlägt, um dann auf das Jazztrio Das Kapital aufmerksam zu machen, das grade „im Geist Sonny Rollins´, Archie Shepps´, Fred Frith´oder Jimi Hendrix´“ die Doppel-CD „Conflicts & Conclusions“ mit ausschließlich Eisler-Werken veröffentlicht hat.

2. DREIGROSCHENOPER. Musik: Kurt Weill. Die bekanntesten Songs, gesungen von Lale Andersen. Mit Orchester unter der Leitung von Friedrich Schröder. 1957, Baccarola 60048 UU. Während ich die immer wieder unterhaltsamen Schlager höre – die auch Gil Evans gefielen, der für sein 1964er-Verve-Album „The Individualism of Gil Evans“ u.a. mit Wayne Shorter und Elvin Jones eine 9:59 lange Interpretation von „The Barbara Song“ einspielte – frage ich mich, woher ich diese hübsche 10-Inch habe; auch der kleine Aufkleber „3.00 Neckermann“ auf dem Cover hilft mir nicht weiter. Vermutlich aus der Sammlung der Oma eines Freundes meiner Tochter („Niemand will das Zeug, jetzt schmeiß ich´s weg“ – „Nein, bist du wahnsinnig!!!“), aus der mich jedoch „Die Heilsarmee“-DoLP viel mehr begeisterte. Als wir mit dem DJ Hoerspiel Ensemble eines Abends in Dortmund einen Auftritt mit bzw. vor Jürgen Kuttner hatten, schaute sich der Kuttner beim Soundcheck meine Plattenkiste an. Was mich schon etwas nervös machte. Ehe der große Artist Kuttner selbst ein weeenig nervös wurde, als er in meinem Koffer „Die Heilsarmee“ und andere derartige Geschütze entdeckte. Ich hatte natürlich geahnt, dass wir uns verdammt warm anziehen mussten, um an diesem Abend nicht mit dem „Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens“ auf den Lippen unterzugehn. Es sollte viele Jahre später noch besser kommen:

 Die Schweizer wählten die Band der Heilsarmee (Foto:  http://www.heilsarmee.ch/eurovision/) zum Teilnehmer beim Europäischen Song Contest 2013. Dessen Verantwortlichen sofort der Arsch auf Grundeis ging: Die Band dürfe nicht Heilsarmee heißen und nicht in ihren Uniformen auftreten. Worauf der Armee-Pressesprecher verlautbarte, man werde beides zu regeln wissen. Das ist aber mal sicher: Die Truppe wird in jedem Fall besser aussehen als diese Bohlen-Tante namens Natalie Horler, selbst wenn sie im Einteiler mit Kopftuch auftreten sollte, und die Band-die-nicht-Heilsarmee-heißen-darf wird auch jede andere Brass-Bandal-Kapelle noch im Schlaf in den Chiemsee runterspielen.

3. LOST IN THE STARS – THE MUSIC OF KURT WEILL. Eine unfassbar große Platte, die ich immer wieder höre, vom großen Musikinszenator und Ideengeber Hal Willner 1985 für A&M entworfen und produziert, mir vorliegend als Amiga-Übernahme von 1989. Ja, die DDR war so böse wie kein Staat je zuvor, aber sie hatte ein staatseigenes Label, aber lassen wir das. Eine Stunde mit Steve Weisberg, Sting/Dominic Muldowney, The Fowler Brothers/Standard Ridgway, Marianne Faithfull/Chris Spedding, Van Dyke Parks, Schuckett/Butler/Dorough/Shipley/Petersen, Armadillo String Quartett, John Zorn mit „Der kleine Leutnant des lieben Gottes“, Lou Reed, Carla Bley/Phil Woods, Tom Waits, Dagmar Krause, Mark Bingham/Johnny Adams/ Aaron Neville, Todd Rundgren/Gary Windo, Charlie Haden/Sharon Freeman und zuletzt nochmal Van Dyke Parks mit „In No Man´s Land“. Es gibt einen Song auf der Platte, den ich so unerträglich finde, dass ich die Nadel heben muss, nein, Sting ist´s nicht, der es sozusagen nicht wagt, seinen Sting gegen Weill zu erheben. „Lost In The Stars ist ursprünglich der titel des letzten bühnenwerks (1949) von kurt weill, einer musikalischen tragödie im geiste der antiapartheid“ und würdigt in dieser Form „einen komponisten, der es zeit seines lebens sehr ernst nahm, unterhaltende musik zu schreiben“, schrieb Jörg Mischke in seinen Liner-Notes. Auf der Cover-Rückseite eine deutsche Geschichte in Preisen: oben „16,10 M“ wurde mit Kugelschreiber durchgestrichen und mit „5.-“ korrigiert, dann mit einem kleinen Aufkleber nochmal korrigiert: „€ 7,99“.

  Im Album ein Artikel aus der Süddeutschen von Stefan Mayr über Brecht als Lehrling Karl Valentins: „… Aus dem Jahr 1920 existiert eine Fotografie, die Brecht Flöte spielend neben dem Tuba blasenden Karl Valentin und Liesl Karlstadt zeigt. Manche behaupten gar, dass das Trio auf dem Oktoberfest eine Schaubude bespielte. Doch einen Beleg hierfür gibt es nicht. Das Foto ist anlässlich des Sketches „Oktoberfestschau“ entstanden … Brecht hat dabei nie mitgespielt. Warum er dennoch auf dem Foto auftaucht, wird ein Rätsel bleiben.“ Weniger rätselhaft ist, was Franz Jung über Brecht/Weill während der „Mahagonny“-Produktion schrieb: „Dabei beschuldigten sie sich gegenseitig, der eine verhindere nicht nur eine ursprüngliche Leistung des andern, sondern unterdrücke und verwässere sie obendrein … sie sind sich geradezu aus dem Weg gegangen … aber sie haben auch nicht übereinander gesprochen zu Dritten.“

4. DIE DREIGROSCHENOPER. Gesamtaufnahme, 3-LP-Box mit Programmheft und Edition Suhrkamp-Ausgabe. Polydor 1968. Mit u.a. Helmut Qualtinger, Franz Josef Degenhardt, Karin Baal, Berta Drews, Hans Clarin. Musikalische Leitung: James Last. Der von der Sache „nicht sonderlich angetan“ war, schreibt Wikipedia, „er hielt die Musik von Kurt Weill eher für berechenbar als herausragend, hatte dann aber doch Ideen zur Realisierung.

 Sein Werk führte zu Ärger mit Lotte Lenya, der Witwe Weills, welche die Rechte nicht freigeben wollte, weil ein E-Bass den akustischen Bass ersetzen sollte. Sie konnte aber davon überzeugt werden, dass das Werk keinen Schaden nehmen würde.“ Irgendwo im Berg meiner Singles ist eine mit Lotte Lenya vergraben. Aber sie zu finden, würde auch wieder nur zu Riesenärger führen. Den ich gerne in Kauf nehmen würde, wenn er mich zu Lotte Lenya führen würde. So ärgert man sich immer weiter. Bis der Ärger dann zum richtigen Ärger führt.



ZUM GLÜCK

läuft der Stalker in diesem Fall ins Leere. Im Angesicht des kommenden 81. Geburtstags von Johnny Cash schickt uns Block-Abonnentin B. aus P. dieses Foto von ihrem Mann. Um den sie sich verständlicherweise etwas Sorgen macht.

Denn was Dolly Parton eines Tages gebeichtet hat, gilt wohl nicht nur für Frauen: „When I first came to Nashville, I saw Johnny Cash on stage, and I felt everything in the world that a girl could feel.“