Literatur

NICHT ZU VERGESSEN

ist heute der 55. Todestag von Franz Jung. Und heute vor fünf Jahren schrieb der viel zu früh verstorbene Lutz Schulenburg von Edition Nautilus, mein erster Verleger und der des Gesamtwerks von Franz Jung (1888-1963), eine Würdigung in der jungen Welt:

„… Wichtigkeit und Bedeutung sind Verabredungen. Franz Jung ist nicht der einzige, der aus der Literaturgeschichte hinausgesäubert wurde. Er wurde zu einer Randfigur gemacht, verschwand als ‚Rimbaudfigur‘ in den Fußnoten (…) Er war ein konsequenter Revolutionär – und dies nicht allein auf künstlerischem Gebiet. Dies ist, was die Professoren und Bürokraten des Literaturbetriebs in Alarmbereitschaft versetzte. Aber das Verdrängte kehrt stets zurück…“ – (und liegt in 10 Bänden und einigen Ergänzungen vor). – „Franz Jung war Schriftsteller, Wirtschaftsanalytiker, Agitator, Schiffsentführer; hatte verschiedene Pässe, Tarnadressen, staubige Büros. Sein Leben bestand aus Untertauchen, Flucht, Gefängniszellen – vier Frauen, drei Kindern und einigen verbeulten Pappkoffern. Geschrieben hat er 30 Bücher, fast ein Dutzend Theaterstücke … „

Das Trottelbuch Der Weg nach unten Debut & Finale / Edition-Nautilus.de

Franz JungFranz Jung, 1888 in Neiße, Oberschlesien, geboren. Börsenjournalist, Bohémien, Expressionist, Wirtschaftsanalytiker und revolutionärer Aktivist. Mitarbeiter der Aktion von Franz Pfemfert und des Malik-Verlags; Autor von expressionistischen und sozialkritischen Romanen und Erzählungen, schreibt für Piscator Theaterstücke. Mitinitiator der Dada-Bewegung, Teilnahme an den revolutionären Kämpfen nach 1918 und an der Entführung eines Schiffes nach Rußland. In der frühen Sowjetunion als Organisator der Hungerhilfe sowie im Wirtschaftssektor tätig. Nach 1933 von den Nazis verhaftet, illegale Tätigkeit in Genf, Wien und Budapest. 1944 Flucht nach Italien. 1947 Emigration in die USA, arbeitet in New York und San Francisco als Wirtschaftsjournalist. Ende der fünfziger Jahre Rückkehr nach Europa. 1961 erscheint erstmalig seine Autobiographie. Jung stirbt 1963 in Stuttgart.“

»Jungs Leben und Werk sind bestimmt davon, beharrlich von neuem zu beginnen, zu stürzen und aus dem Sturz neue Kraft zu gewinnen, ein beharrlicher ›Weg nach unten‹: vom gefeierten expressionistischen Autor zum verstörenden Revolutionär und schließich zum von der Literaturgeschichtsschreibung Vergessenen – und zum Glück immer wieder neu zu Entdeckenden.« Jonas Engelmann, Jungle World

»›Das Trottelbuch‹, Jungs erstes Buch, erschien 1912. Lutz Schulenburg und Hanna Mittelstädt von der Edition Nautilus haben zum 50. Todestag eine schmucke Ausgabe des frühexpressionistischen Werks herausgebracht. Sexualisierte junge Frauen, durch Alkohol brutalisierte Typen in sadomasochistisch aufeinander bezogenen Abhängigkeitsverhältnissen gehen sich an die Gurgel, schlagen sich ins Gesicht und wissen nicht, ob aus Liebe oder Hass.« Jürgen Holwein, Stuttgarter Nachrichten



ENDLICH WIEDER DROSTE

„Dies ist nun schon der 15. Band mit Kolumnen, Kritiken, feinen Beobachtungen und hymnischem Lob von Wiglaf Droste in der Edition Tiamat. Er ist unnachgiebig gegenüber politischen Hohlköpfen,

 Edition-tiamat.de

weshalb er Frauke Petry als »Mischung aus Schreckschraube und Schreckschusspistole« beschreibt und Beatrix von Storch als »aufgeblasene Ochsenfröschin«. Er entdeckt in Bamberg einen mysteriösen »Männerausverkauf«: »Es waren allerdings gar keine Männer zu sehen, jedenfalls nicht in der Auslage; aber vielleicht hinten, im Lager? Das wäre doch der perfekte Skandal: Männer werden in Lagern gehalten und aus- oder auch abverkauft!« Er beschreibt, wie er zu einer Jogginghose kam, der »Kapitulation der Zivilisation«, und wie er sie sogar anzog: »Der letzte Eisbär auf einer schmelzenden Eisscholle hätte sich nicht einsamer und unglücklicher fühlen können.«
Wiglaf Droste geht aufs Ganze. Kein Wunder, dass die Passauer Neue Presse konstatierte: »Lakonisch, irritierend, prügelhart, hochintelligent und punktgenau trifft Droste immer ins Schwarze.«“



WARTEN AUF WUNDER

ist ein Roman von John Fante, Waitin´Around To Die ein Song von Townes Van Zandt. Beide Songs sind mir näher denn je. Zur Hölle damit, mein aktueller Song heißt Warten auf Blumberg …

314 Seiten ab Februar * www.songdog.at



DAS BENNO-OHNESORG-THEATER #4

9.1.2017 / Theater Augsburg Hoffmannkeller 20h
Franz Dobler und Friedrich Ani präsentieren
DAS BENNO-OHNESORG-THEATER
Du weißt nicht, was dich erwartet, aber es wird nicht ganz blöd sein!
Gast: Ludwig Lugmeier (Berlin)
Die Autoren und „bayrischen Bastarde“ Ani und Dobler lesen neue, andere und ganz andere Texte. Und begrüßen als Gast in Folge 4: Ludwig Lugmeier mit seinem neusten Werk „Die Leben des Käpt´n Bilbo“:
Ein „Faktenroman“ (im Verbrecher Verlag) über den legendären jüdischen Abenteurer, Maler und Schriftsteller Jack Bilbo (1907-1967), dessen Leben ein Schelmenroman zwischen Al Capone, antifaschistischem Kampf und „Käpt´n Bilbos Hafenspelunke“ war. Und warum samma diesmal sogar vom sensationellen Fakten-Magazin Focus gemeldet? Weil der junge Lugmeier ein „Millionendieb“ war, wovon er später in seinem autobiografischen Roman „Der Mann, der aus dem Fenster sprang“ erzählt hat.
Diesmal also eine Facts&Fiction-Panikattacke in der einzigen ziemlich familienfreundlichen Politshowlesebühne mit nicht nur in der Pause geöffneten Bar!
Tickets: 0821-3244900 oder theater-Augsburg.de/karten
Die Leben des Käpt’n Bilbo. Faktenroman Hardcover, 256 Seiten, mit Abbildungen
„Doch manchmal muss man sich tatsächlich neu erfinden, von einem Leben in ein gänzlich anderes wechseln, wenn man denn überleben will. So eine wahre Geschichte hat der Schriftsteller Ludwig Lugmeier ebenso dicht wie packend aufgeschrieben, ein Abenteuerbuch über den Berliner Illusionisten, Künstler, Galeristen und Kneipier Jack Bilbo.“ Christof Meueler / junge Welt
 „Im Dezember 1967 stirbt er. Der „eindrucksvollste und ergreifendste Maler dieses Jahrhunderts“, so die „New York Times“, gerät in Vergessenheit. Ein wenig Nachruhm ist ihm gesichert, dank Ludwig Lugmeiers liebevoll und schnörkellos erzählter Biografie.“ Matthias Wulff / Berliner Morgenpost
„Eine packende Lektüre.“ Neue Westfälische


VOODOO-RITUAL

„Die Meditation fühlte sich an wie ein Voodoo-Ritual, bei dem man selbst die Puppe ist“, heißt es in der neusten „Neue Heimat“-Kolumne der großartigen Lillian Ikulumet, die im November in unserem Benno-Ohnesorg-Theater zu Gast war.

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/neue-heimat-die-hoelle-auf-matten-1.3807314



SU & CRIME

Ein kurzes Filmportrait in der Reihe „Münchner G´schichten“ über den Autor Su Turhan, der neulich bei uns im Benno-Ohnesorg-Theater mitgemischt hat:



DAS RÖHREN DER JUKEBOX

heißt ein gleich (2.12. 13h05) kommendes, schon jetzt und ewig abrufbares Radiofeature über „Peter Handke und das Versprechen der Rockmusik“. Regisseur Nikolai von Koslowski engagierte mich, um einige Handke-Zitate zu sprechen. Obwohl er nicht wusste, dass ich die Erzählung Versuch über die Jukebox schon dreimal gelesen habe.

https://www.br.de/radio/bayern2/programmkalender/ausstrahlung-1227066.html

Von Handkes totaler Beatlesbegeisterung angestachelt, brachte ich mich mit etwas lang nicht mehr gehörtem Britpop in Stimmung, allerdings nicht mit den Beatles, sondern mit den Kinks und Thee Stash, einer kurzlebigen Billy Childish-Band, die, glaube ich, nur eine Single eingespielt hat, und das auch nur, um den Clash 1991 mit der Parodie „Should I suck or should I blow?“ eine reinzusemmeln, weil die Clash ihren Hit „Should I stay or should I go?“ für eine Jeanswerbung neu verscherbelt hatten, weshalb die Stash-b-Seite „(We´re) Selling Jeans for the U.S.A.“ ist, wobei meine Billy Childish-Begeisterung schon damals meine Joe Strummer-Begeisterung keine Spur schmälern konnte (genau, Begeisterung gefällt mir, hey: Versuch über die Begeisterung…). Ich bin auch heute noch ein verträglicher Mensch, wenn ich nur keinen der dämlichen Gallagher-Oasis-Brüder sehen muss, wenn ich eine Zeitung aufschlage.

Es war übrigens ein schöner, aber kein einfacher Job. Ein Beispiel: „Einem Zugsignal antwortete das Poltern eines Stahlrosts unter rollenden Reifen.“



FACTION IST

das Ding, mit dem man vorsichtig umgehen sollte, also ganz besonders vorsichtig! Diese Präzisierung wie in einem Kinderbuch ist für ein Genre, das von SchreiberInnen nicht nur buchstäblich, sondern in echt überrannt wird, nötig (bzw. bitter nötig, könnte Flaubert in seinem Wörterbuch der Gemeinplätze notiert haben), und damit auch (die Tür knarrte fast schon unheimlich und jemand zischte:) „vollkommen sinnlos“. Zum bisschen Nachdenken:

http://www.sueddeutsche.de/medien/zdf-thriller-dengler-die-schuetzende-hand-wenn-terroristen-zu-opfern-werden-1.3735871



ROSA

von Praunheim veröffentlicht in diesen Tagen kurz vor dem 75. seine Autobiografie oder auch das Lehrbuch „Wie wird man reich und berühmt?“ im Martin Schmitz Verlag. Ein Blick in den Rückspiegel: „Die Flops haben mich menschlich am meisten weitergebracht (…) Erfolg ist etwas sehr Schädliches.“ (Interview mit Dietrich Kuhlbrodt, Konkret 10/2016)



HEROES

Friedrich Ani über einen der Helden:

http://www.logbuch-suhrkamp.de/friedrich-ani/schatten-in-der-nacht/

Bildergebnis für cornell woolrichBildergebnis für cornell woolrichBildergebnis für cornell woolrich