Bildung

MÜHSAM BLEIBT

Die junge Welt vom 6.7. konnte eine freundliche Nachricht melden: „Das Ehrengab für den Schriftsteller und Anarchisten Erich Mühsam ist vom Berliner Senat endlich verlängert worden. Es war 2010 abgelaufen und weitergepflegt worden. Der Senatskanzlei waren mehrere hundert Unterschriften für den Erhalt übergeben worden. Der wurde vom zuständigen Gremium des Senats nun beschlossen, der Rat der Bürgermeister sowie das Abgeordnetenhaus haben der Entscheidung zugestimmt. Erich Mühsam war in der Nacht vom 9. zum 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet worden. Er ist auf dem Waldfriedhof Berlin-Dahlem begraben, wo seit 1992 auch die Urne seiner Ehefrau Creszentia liegt. Am kommenden Sonntag, Mühsams 82. Todestag, treffen sich wie jedes Jahr seine Anhänger zwischen 15 und 19 Uhr an seiner Grabstätte, um seiner zu gedenken.“

Das seid ihr Hunde wert! Ein LesebuchaDer Singende Tresen - Mühsamblues - CDb

a: Verbrecher Verlag b: Setalight shop bzw dersingendetresen.de



NICHTS ZU DANKEN

Laut meinem Kenntnisstand musste ich die Vermutung haben, dass Bundespolizisten relativ gut ausgebildet sind. So war ich doch etwas überrascht über eine Äußerung der Beamtin Claudia Pechstein, die in ihrer knapp bemessenen Freizeit auch fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin geworden war.

Die 44-Jährige, die in Uniform vor dem Bundesgerichtshof erschien, sagte laut Presseberichten: „Wir Sportler sind scheinbar Menschen zweiter Klasse.“ Das ist auch mein Eindruck, dass erfolgreiche deutsche Sportler keine Menschen zweiter Klasse sind. Selbst dann nicht, wenn sie nicht wissen was „scheinbar“ bedeutet: Der Schein trügt, die Realität sieht anders aus. Falls man etwas bei Tasse ist, versteht man, was die Beamtin damit sagen wollte: dass sie und andere Leidensgenossen anscheinend Menschen zweiter Klasse sind. „Anscheinend“ ist ein Wort, dem mit höchster Vorsicht begegnet werden sollte: wenn meine Oma sagen würde, „anscheinend bin ich die Größte“, hätte ihr nicht einmal Muhammad Ali das Gegenteil beweisen können.

Diesen ihren falsch ausgedrückten Eindruck präzisierte Polizistin Pechstein auch noch mit diesem Vergleich: „Jeder Flüchtling, der nach Deutschland kommt, genießt Rechtsschutz. Wir Sportler nicht.“ Meine Oma hätte dazu, zweifellos nicht ganz passend, nur geknurrt: Dann hätten Sie halt was Gescheites gelernt! Während wir die angespannte Situation der Beamtensportlerin in dieser Situation verstehen können und über ein passenderes Beispiel nachdenken. Vielleicht so: „Jeder besoffene bayrische Mann, der seine Frau absticht, weil sie zu blöd war, das Finanzamt richtig zu bescheißen, genießt Rechtsschutz. Wir Sportler nicht.“

Wir wissen nicht, was die uniformierte Exeisschnelllaufläuferin dazu sagen würde. Aber wir helfen immer gern. Wenn die Sportabteilung Probleme hat, muss eben die Abteilung für Sprache und Zweifel antreten. Eine Gesellschaft kann nur dann funktionieren, wenn die verschiedenen Rädchen auf die anderen Rädchen achten. Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Wochenende. Und denken Sie daran: Das Eis kann immer dünn sein!



EINE ANDERE ROLLE

Lesung von & mit Viv Albertine. Gast: Conny Lösch (Deutsche Übersetzung). Im Optimal Records, Kolosseumstr. 6, München, Dienstag, 24.05.16, Einlass 20:00 Uhr, Beginn 20:30 Uhr, Eintritt 10,00 €

 

„London, Mitte der Siebziger. Die Popkultur wird neu erfunden, in der revolutionären Ursuppe des Punk scheint alles möglich. Aber gilt das auch für Frauen? Gibt es außer Groupie, Elfe oder Rockröhre noch andere Rollen? Besteht vielleicht zum ersten Mal die Chance, mit allen Typical-Girl-Klischees aufzuräumen, statt selber eins zu werden? Viv Albertine wurde zum Riot Girl, lange bevor es diesen Ausdruck gab. Bei den legendären Flowers of Romance kreierte sie neben Sid Vicious (später Sex Pistols) und Keith Levene (später PIL) ihren individuellen Gitarrensound. Um dann mit den Slits, der ersten autonomen Frauenpunkband, die Türen aufzustoßen, durch die später Madonna oder Lady Gaga eigene Wege gehen konnten. Wie die Punkszene entstand, wie sie aus weiblicher Sicht erlebt und feministisch neu erfunden wurde und welche Rückschläge es dabei gab – all das wurde noch nie so plastisch und zugleich so reflektiert, so abgeklärt und zugleich so amüsant geschildert wie von Viv Albertine in ihrem umwerfenden Memoir. Shoes off!“



WAS KÖNNTEN WIR

von der Zeitung denn mehr erwarten als die Inspiration zu eigenen Gedanken und Erinnerungen? Und kommt das in den Zeiten des schnellen  Internet nicht viel zu selten vor? Oder oft genug? Jedenfalls Folgendes: „Amateursaxofonisten wie John Lurie und James Chance versuchten, das Stümpern zum Stil zu erklären. Allerdings verschwanden ihre Bands Lounge Lizards und The Contortions dann auch sehr schnell wieder.“ (SZ, 14.5.2016)

Ich fragte mich allerdings nicht nur, ob ich den Ausdruck „sehr schnell“ mein Leben lang falsch benutzt hatte, sondern erinnerte mich an einen der beste Witze, die ich lebenslänglich mitbekommen habe: „<Das ist ja Free Jazz>, sagte eine Frau am Nebentisch entsetzt zu ihrer Freundin, nachdem sie (…) ein paar Minuten zugehört hatte. Aus einem lobenswerten Grund hielt sie dann tapfer durch: <Die Instrumente tun mir leid.>“ (Ich darf das mit einem kleinen Witz ergänzen: Wer´s nicht glaubt, kann es in meinem Buch The Boy named Sue ab S.136 nachlesen).

Wenn ich der Musikjournalist wäre, der das geschrieben hat, und diese Anmerkung hier lesen würde, würde ich antworten, dass da allerdings von Free Jazz nicht die Rede war und mich nicht betroffen fühlen. Und würde mich schnell wieder neuen Themen zuwenden. Ehe womöglich irgendein Amateur sehr schnell schneller ist.



EINE POSTKARTE

die nicht abgeschickt wurde. Wobei die serbische Postkartenpolitik – das wird man

Fuck the coca - Fuck the pizza - All we need is shljivovitza!

wohl auch mal erwähnen dürfen – nicht ganz unschuldig ist, weil man dort, wo man die Karte kauft, keine Briefmarke bekommt, sondern nur auf der Post, die man natürlich nie findet. Während man in Zagreb dieses Problem optimal gelöst hat.



WÄHREND IN MÜNCHEN

„the best movie theatre in the world“ (Time Magazine) sein 40-jähriges Jubiläum angemessen groß feiert. Das Werkstattkino ist einer der ich sag mal zwei bis drei Orte, weswegen ich es immer bedauert habe, die Stadt verlassen zu müssen. In den Jahren 1980 ff. habe ich mir dort eine Bildung verpasst, die man sich auf keiner Universität und Straße besorgen kann. Eine Investition für das ganze Leben. Danke, Werkstattkino, ewig und glücklich und wohlhabend sollst du so weitermachen!

WK 40 Programm 31. 3. – 13. 4. 2016 Achtung, variierende Anfangszeiten!

Donnerstag, 31. 3. 2016 20.30h

KINOKRÄNZCHEN (Thomas Reitmair)

Das Werkstattkino feiert sein 40-jähriges Bestehen! Gratulation!!! Um darzulegen, warum diese einmalige Institution zweifellos „the best movie theater in the world“ (Time Magazine) ist, habe ich mich für eine Vorführung des Splatter-Klassikers SEVEN DOORS OF DEATH (IT 1981, R: Fulci) entschieden – weil der Film für mich untrennbar mit diesem Ort verbunden ist. …bis dann denn …Großmutter

Donnerstag, 31. 3. 2016 22.30h

WERKSTATTKINO (Dolly)

NWH USA 1985 R: Gregory Dark. Digital, 75Min. DF Nur für Erwachsene.

Freitag, 1. 4. 2016 20h / 22h

BUNTER HUND

Seit 17 Jahren hat das Internationale Kurzfilmfest BUNTER HUND nun seine Heimat im Werkstattkino und zeigt dort einmal im Jahr an einem langen Wochenende eine wilde Mischung von Kurzfilmen aus aller Welt. Auch wenn der Andrang oft groß und die Luft entsprechend knapp ist: nirgendwo sonst soll das Körbchen der Bunten Hunde stehen, und sie sind stolz, den heutigen Abend mit einem Best Of

(2 Programme!) bestreiten zu dürfen, das Jurymitglieder aus all den Jahren zusammengestellt haben.

Samstag, 2. 4. 2016 20.30h

SALON

Eine Reminiszenz an die legendäre Einrichtung SALON, die vor einer Dekade über zwei Jahre hindurch in fünfzehn Folgen vonstatten ging. Die Überlegung damals:

a) eine kecke Filmauswahl und -folge ist zu treffen.

b) gezeigt werden Kurzfilme (bis 30 Min.) aller möglichen Genres, vorzugsweise in den ursprünglichen (analogen) Kinoformaten, bis hin zum Super-8. In seltenen Fällen auch als Video.

c) im Anschluss an die Vorstellung sind Erfrischungsgetränke (Bier) bereitzuhalten.

Dieser Abend ist unserem langjährigen Freund und treuen Salonlöwen Tom Wimmer gewidmet, der im Oktober 2015 verstarb. Ein ausführliches Programmblatt zum Jubiläumssalon liegt im Foyer aus.

Sonntag, 3. 4. 2016 20.30h / 22.30h

EX-WERKSTATTKINO (Anatol)

FINGERS USA 1978, 89min, 35mm OV Farbe (auch wenn das Technicolor brutal gelitten hat), R & B: James Toback, mit Harvey Keitel

USA, New Hollywood, Ende der Siebziger wurden die Helden bitterer und kränker. Wir kannten fast alles. Dann lief im Werkstattkino FINGERS und hat alles nocheinmal auf den Kopf gestellt. Wir wollten sprechen wie Keitel und genauso leiden an Minderwertigkeitsproblemen und Sex, wir haben uns Gesten abgeschaut und ‚Angel of the Morning’ und ‚Summertime’ besorgt – und wollten uns rächen.

WERKSTATTKINO ZEIGT FICKFILME“

1984 hatten wir uns eine Braun Nizzo Super 8 Kamera gekauft. Wir wollten Filme machen. Möglichst mit Sex. Alle sind gut geworden. Frieda Grafe schrieb in der Süddeutschen Zeitung: „Sie benutzen das Medium zur Reflexion von Klischees aus dem Kommerzfilm und artikulieren den Exhibitionismus, der immer in Filmbildern steckt.“

MORGEN D 1984, 7min, stumm. Regie: Doris Kuhn

EINSAME COWBOYS D 1984, 18min, Regie: Anatol Nitschke, mit Romuald Karmakar, Rainald Goetz, Florian Süssmayr, Rupert Klostermeier, Marc Sargent, Hans-Jörg Mayer und Regina Huber

SEEMANNSBRAUT D 1984, 15min, Regie: Erich von Wagner, mit Valerie Caris, David Steeves, Anatol Nitschke, Norbert Hähnel u.a.

COUCH D 1985, 30min, Regie: Anatol Nitschke, mit Florian Süssmayr, Andrea Hagen, Doris Kuhn, Wolfgang Flatz, Wolfgang W.Werner, Roland Kottlow, Hans Schifferle u.a.

Montag, 4. 4. 2016 geschlossen

Dienstag, 5. 4. 2016 20.30h / 22.30h

WERKSTATTKINO (Wolfi)

DER HAUPTDARSTELLER D 1977, R: Reinhard Hauff. B: Hauff, Christel Buschmann. Mit Michael Schweiger, Mario Adorf, Vadim Glowna, Hans Brenner. 35mm, 91Min.

Ein sozialkritischer, kühl und nüchtern, weithin im Stil eines Dokumentarfilms angelegter Film, der die innere Entwicklung eines Menschen in widrigen Verhältnissen beschreibt und die Frage nach dem Recht der freien Persönlichkeitsentfaltung stellt.“ (Filmdienst)

Ein weiterer Hauptdarsteller: Das Werkstattkino 1977!

TRAILERALPHABET (AB A) D 2016, 35mm, open end

Mal alle Trailer zusammenhängen, die so im Kino rumliegen, und sich dabei nicht von Genres leiten lassen, sondern von Buchstaben – das war der Gedanke. Das Ergebnis hat hier Weltpremiere.

Mittwoch, 6. 4. 2016 20.30h / 22.30h

JACK STEVENSON

Wie kein anderer Aussenstehender hat der amerikanische Filmsammler, -vorführer, -historiker und Kurator Jack Stevenson den Geist unseres Hauses mitgeprägt. Sein Kampf um das analoge Filmformat ist mittlerweile Legende. Seit einem Vierteljahrhundert lebt er in Kopenhagen, schreibt Filmbücher und betreibt dort das letzte analoge Kino Dänemarks, das HUSTETS BIO.

YOUNG LOVE (3 Kurzfilme): HOW DO I LOVE THEE (25′, USA 197?, Wetzel Whittaker); FOR TIME OR ETERNITY (25′, USA 1970, W. Whittaker); MY DAD’S CALLGIRL (30′, USA 1968, anonym)

RANDY THE ELECTRIC LADY USA 1980. R: Phillip Schuman. 72 Min. OV

It is complex, bold, campy, satiric, sexy, romantic, daft and bizarre, and with a soundtrack that veers between lounge music and punk it stands as one of the most unique „adult films“ ever made … A priceless lost treasure that is beautifully filmed and wonderfully conflicted.“ (Jack Stevenson)

Donnerstag, 7. 4. 2016 20.30h / 22.30h

WERKSTATTKINO (Dolly)

DER UMSETZER D 1976 R: Benno Trautmann & Brigitte Toni Lerch. 75 Min. 16mm s/w

Trautmann und Lerch haben mit ihrem Erstlingsfilm das nicht nur in Berlin aktuelle Problem der Stadtsanierung aufgegriffen. Zwar hat sich, als Folge des Denkmalschutzjahres, die Kahlschlag-mentalität der Stadtplaner nicht überall durchsetzen können, doch sind die Eingriffe in das Sozialgefüge ganzer Stadtviertel noch immer radikal genug.“ (Der Spiegel 1976)

NEUN LEBEN HAT DIE KATZE D 1968 R: Ula Stöckl. 86 Min. Techniscope, digital Farbe

Wie können Frauen sagen, wie sie sich ihre Welt wünschen, wenn zu ihrer Existenz eine grundsätzliche Sprachlosigkeit gehört, weil immer einer von ihnen da war und ihnen nichts bleibt, als ewig zu reagieren.“ (Frieda Grafe 1971)

Freitag, 8. 4. 2016 20.30h

WERKSTATTKINO (Waco)

AFRICA ADDIO It 1964. R: Gualtiero Jacopetti & Franco Prosperi. M: Riz Ortolani. 35mmCS 140min. DF

Einer der ganz großen Skandalfilme der Filmgeschichte, Jacopettis „Abschiedsgruß aus dem sterbenden Afrika“: Massenmord an den Tutsi in Ruanda, Bürgerkrieg im Kongo und auf Sansibar, Kolonialkrieg in Angola etc.

Sensationsjournalismus wie ihn Millionen westeuropäischer Kinogänger goutierten.

Samstag, 9. 4. 2016 20h / 22h

JUGENDVERDERBER (Ullrich Bassenge)

Return of the Jugendverderber mit der Nacht No. 29 (ab 18).

STREET TRASH USA 1987 R: Jim Munro B: Roy Frumkes. Mit Mike Lackey, Vic Noto. HD 101min OmU

Der Klassiker unter den Melt-Movies: Für einen Dollar die Flasche wird ein unbekannter Schnaps an die lokalen Penner in Brooklyn verkauft. Natürlich richtet das Getränk allerlei Schäden an: Die Trinker schmelzen, zerlaufen, explodieren.

HOBO HOLOCAUST K 2011, R: Jason Eisener, HD 86 Min. OmU

Gloriously over-the-top blood pudding about a homeless man who goes Dirty Harry on a dead-end town run by sadistic criminals.“ (The Age 2011)

Sonntag, 10. 4. 2016 13h (Teil 1); 18h (Teil 2); 21.30h (Teil 3)

EX-WERKSTATTKINO (Alex)

TIE XI QU: WEST OF THE TRACKS (Yan Fen Jie) China/Nl 2003. R, B, K: Wang Bing. Digital. 554 Min. OV mit englischen UT

Wang Bing drehte von 1999 bis 2001 in der Industrieregion Tie Xi, deren Metallfabriken in jener Zeit zum Großteil schlossen. Der Film zeigt das Leben, die Liebesbeziehungen, die Hoffnungen und Enttäuschungen von Fabrikarbeitern und ihren Familien. „Jeder Mensch ist hier mit einer neuen Situation konfrontiert: Man erlebt konkret und Tag für Tag den Verlust einer Sicherheit, die es früher einmal gab. In der Konsequenz beobachte ich, dass sich eine immer größer werdende Kluft zwischen der Realität und den Wünschen, Sehnsüchten und Träumen der Menschen auftut.“ (Wang Bing) Die Dokumentation hat drei Teile: RUST (243 Min.), REMNANTS (178 Min.), RAILS (133 Min.)

Montag, 11. 4. 2016 20h

WERKSTATTKINO (Bernd)

JEANNE DIELMAN, 23 QUAI DU COMMERCE – 1080 BRUXELLES Belgien 1975. R & B: Chantal Akerman. K: Babette Mangolte. Mit Delphine Seyrig, Jan Decorte, Henri Storck. 35mm 225Min OmU

Dreieinhalb Stunden im Leben einer alleinerziehenden Mutter. Minutiös ist ihr Alltag organisiert, putzen, einkaufen, ein paar Minuten in einem Café, kochen. Am späten Nachmittag legt Jeanne das Handtuch aufs Bett, für den Kunden. Die Hausfrau verdient sich etwas dazu. Es ist kein kritischer, auch kein bitterer Film, es ist nicht mal ein Frauenfilm. Chantal Akerman, diese „Widerstandskämpferin gegen das Kino der Gefälligkeit“ (Godard) war 25 Jahre alt, als sie mit diesem Film das Kino revolutionierte.

Dienstag, 12. 4. 2016 20h / 22.30h

UNDERDOX

WHY NOT USA 1970. R, B, K: Shûsaku Arakawa. Mit Mary Window. 16mm. 110 Min. Ohne Dialoge.

Ein Hauptwerk des amerikanischer Avantgardefilms der 70er Jahre, erotische Minimal Art und klaustrophobisches Cinema pur. Eine junge Frau in einem New Yorker Apartment nimmt körperlichen Kontakt mit den sie umgebenden Dingen auf, von denen sie letztendlich überwältigt wird.

MAKINO TAKASHI: CERULEAN SPECTACLES Japan 2007-2014. R, B, K: Makino Takashi. Digital. 77 Min. Ohne Dialoge.

Takashi Makino sah seinen ersten „Experimentalfilm“ (er möchte nicht in dieser Kategorie gelabelt sein) in einem Traum, den er nach einem schweren Unfall im Alter von fünf Jahren hatte. „No movie affected me so strongly like the images I saw in my dream.“ Die Filme: TRANQUIL (2007, 19 Min.), THE LOW STORM (2009, 16 Min.), INTER VIEW (2010, 23 Min.), GHOST OF OT 301 (2014, 9 Min.)

Mittwoch, 13. 4. 2016 20.30h / 22.30h

WERKSTATTKINO (Thomas)

À NOS AMOURS F 1983. R: Maurice Pialat. K: Jacques Loiseleux. Mit Sandrine Bonnaire, Dominique Besnehard, Maurice Pialat, Evelyne Ker. 35mm. Farbe. 99 Min. OmU

À NOS AMOURS is something you have to live with; I fear this film because I’m incapable of passively watching it: it penetrates me, impresses itself upon my existence, sends me into paroxysms, flays me raw, makes me want to walk 20 miles, firebomb whatever relationship I’m in at the moment, scream at a

stranger—and this isn’t a case of trite critical overstatement.“ (Nick Pinkerton, Reverseshot 2006)

ABSCHAUM – SCUM GB 1979. R: Alan Clarke. B: Roy Minton. K: Phil Méheux. Mit Ray Winstone, Mick Ford, Julian Firth, John Blundell. 35mm. Farbe. 97 Min. DF

Scum, a bar-rattling exposé of Britain’s Borstal system for youthful offenders … constructed with the inevitability of a time bomb.“ (Tom Allen, Village Voice 1980)



AUF DER FAHRT

vom Flughafen durch Novi Beograd (“Tito wollte der Welt zeigen, wie modern der jugoslawische Sozialismus bauen kann und hat zum Beispiel berühmte Architekten wie Le Corbusier engagiert, da war vorher nichts, nur Sumpfland”)

neustadtpanorama | novi beograd | 2013 by feliksbln on Flickr.

(Foto via Komalantz.tumblr.com)

ins Zentrum. Das „West-Tor“ von Architekt Mihailo Mitrovic wurde 1980 fertig und ist heute eines der Wahrzeichen Belgrads. Die Taverne „?“ ist nicht weniger berühmt, weil dass Esslokal in einem der ältesten Häuser im Zentrum untergebracht ist, aber sehr viel kleiner und niedriger.

„?“ heißt so seit 1892: der Besitzer bekam wegen des Kneipennamens „By the Cathedral Church“ sowohl mit Stadt als auch Kirche Probleme; deshalb „the owner put out just a question mark as a temporary solution and as sign of protest as well until dispute with authorities was resolved“, schreibt Nada Zivkovic im Heftchen, das der Tourist vom Kellner mit der Rechnung überreicht bekommt.

Das Quartett, das am Abend mit Violine, Akkordeon, Gitarre und Kontrabass aufspielte, begann mit einer regionalen Version der Titelmelodie von „Der Pate“. Der nicht nötig war, um am Freitagabend ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen. Der Chef selbst regelte das „for my friends“ in einer Minute.



THRILLER

„Wenn im Europäischen Parlament NPD, AfD und BKA gemeinsam für ein lasches Waffengesetz eintreten, ist das ein Fall für den Verfassungsschutz.“ Roman Grafe, Süddeutsche Zeitung, 12.3.2016

Könnte das Exposé zu einem Thriller sein. Mit dem Titel: Na dann gute Nacht.

Bildergebnis für pulp covers politics



ZUM FRAUENTAG

eine großartige letzte Seite mit dem Lexikon der Woche im Freitag von Katja Kullmann über Journalistinnen. Man sollte nicht warten bis es Online steht.



WIRTSCHAFT

als das Leben selbst heißt die immer lesenswerte Dienstags-Kolumne in der jungen Welt von Helmut Höge (der außerdem den taz-blog „Hier spricht der Aushilfshausmeister!“ schreibt). Grade erschien Folge 2 von „Geldbeschaffungsmaßnahmen“: eine kostenfreie Informationsmaßnahme für unsere Abonnentinnen. Hier der Anfang, nach dem es erst richtig losgeht:

„An Bankautomaten warnen Schilder vor »Trickstern«, die an sensible Daten gelangen könnten. Im Automatenraum der Sparkasse in der Rudi-Dutschke-Straße hatten sich Trickster vor einiger Zeit was anderes ausgedacht: Vor dem Schlitz in der Wand für Überweisungsaufträge brachten sie am Wochenende einen Stahlbriefkasten an, den sie Sonntag nacht wieder abbauten – mit vielen Aufträgen drin. Damit gelang es ihnen, von den Konten der Überweiser jeweils einige hundert Euro abzuzwacken. Die Sparkasse brauchte Monate, um in allen Filialen ihre Einwurfschlitze für Überweisungsaufträge »trickstersicher« zu machen, zudem musste sie den Überweisern den Verlust ersetzen.“

https://www.jungewelt.de/2016/03-01/045.php