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WAS BIN ICH?

„Also ich hab jetzt versucht den Maggus anzurufen, auch den Hubsi, und sogar die Angie. Leider hab ich niemand erreicht. Ist ja klar, die haben viel zu tun und müssen jetzt alle gaaanz laaange beraten über die Frage wie man jetzt ganz schnell und flexibel impft. Meine Frage wäre aber eine ganz einfache für jemand mit Kompetenz: Sind wir nun eine Buchhandlung oder ein Plattenladen? Da ich nur von sehr mäßigem Verstand bin, habe ich mir diese Frage in so existentieller Weise noch nicht gestellt. Jetzt wär’s halt wichtig gewesen, dass jemand Bescheid wüßte. Denn die Buchhhandlung darf ab Montag öffnen, der Plattenladen nicht. Ich habe dann den Osterhasen erwischt. Der hat gesagt, klar ich bring Euch ein Orakel vorbei, das wird euch eure Fragen beantworten. Der Osterhase lieferte uns ein Schoko-Überraschungsei, natürlich nicht selber, sondern per Drohne. Wir haben es geöffnet und es erschien die Zahl 42. Eine klare und unmißverständliche Antwort also: Wir sind eine Buchhandlung, zumindest vorläufig.“

Schreibt der Ede Epple vom großartigen Laden Disky in Landsberg am Lech (wo Johnny Cash vor vielen Jahren stationiert war), der vor vielen Jahren das Hausmusik-Label mitbegründet hat und heute außerdem für die Konzerte am Stadttheater zuständig ist, wenn er nicht sein großartiges Disky bis an die Zähne bewaffnet verteidigt. Ich glaube nicht, dass er kleingekriegt wird. Wenn wir die KSK-Abteilung der Bundeswehr mal außer Acht lassen, die andererseits jedoch bekanntlich meistens mit anderen Dingen beschäftigt sind.

„Den Newsletter gibt es immer aktuell und im Archiv bei www.discy.de  Gerne bearbeiten wir alle Ihre Anfragen auch per Mail und liefern Bestellungen zu Ihnen nach Hause, ins Büro oder wohin immer Sie möchten.“



ES GEHT KONKRET WEITER

u.a. mit diesen Beiträgen: Die Konstruktiven Thomas Ebermann über die Zero-Covid-Kampagne An der Moralpanikfront Anmerkungen zur aktuellen Transgender-Debatte. Von Lars Quadfasel Die Allzweckwaffe Dass Doppelmoral zum Geschäft gehört, zeigt die deutsche Menschenrechtspropaganda. Von Jörg Kronauer Die Erklärbären Die Zahl sogenannter Experten nimmt inflationär zu. Was ist ihre Funktion? Von Bernhard Torsch Blowing in the toxic Wind Wie der Popsong zur Wertanlage wurde. Von Georg Seeßlen Expertinnen für alles Wenn es um die Gesundheit geht, wimmelt es nur so von Hobby-Fachleuten. Von Rebecca Spilker Grand Hotel Abgrund Der Überwachungskapitalismus des digitalen Zeitalters ist für die Gegenwartsliteratur kaum ein Thema. Von Werner Jung

Ist möglicherweise ein Bild von Text „konkret POLITIK & KULTUR 3/2021 Zwischen Null und Zero Die Linke in der Pandemie Money, Money, Money Popsongs als Kapitalanlage Geschlecht noch echt? Die Transgender-Debatte Wallstreet, wir kommen! Aufstand der Kleinaktionäre Ein Narr des Betriebs Slavoj Žižeks Staatsphilosophie 5,90€ A:6,90€ 4191202705902 4-191202-705902“



VERDACHTSFALL AFD

„Stand: 03.03.2021 09:11 Uhr Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die AfD nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios als Verdachtsfall eingestuft. Öffentlich reden kann der Verfassungsschutz darüber allerdings nicht.“

„Mit der Einstufung als Verdachtsfall kann der Verfassungsschutz nachrichtendienstliche Mittel einsetzen. Dazu gehören die Anwerbung von V-Leuten als menschliche Quellen, Observationen, das Abhören von Telefonaten oder Mitlesen von E-Mails.“

https://www.tagesschau.de/inland/afd-verfassungsschutz-verdachtsfall-103.html?fbclid=IwAR0nBEdwUz_wxWozJckbDT9-qNCh3rbbnu0VUSJ6CZogUHaB3nVIquNpHN0



ANOTHER IMPLOSION DELUXXE

Ist möglicherweise ein Cartoon von ‎Text „‎TELEMILLA QUAI VOICE ㅎ음 No زدار H 990 MILLA CLUB& GUTFEELING G.RAG/ZELIG IMPLOSION DELUXXE 4.MÄRZ LIVESTREAM Telaville Wosebleed 20:00‎“‎



THE STARVING ARTIST

Neue Spende für spendekunst.org zur Unterstützung des Augsburger Flüchtlingsrats: Ein neues Werk des international berüchtigten Berliner Künstlers JIM AVIGNON  (alias NEOANGIN als Heimelektronikband). THE STARVING ARTIST in Öl auf Karton, Größe 47x57cm, Kostenpunkt 300.- €

Artikel Nr. 172 einkaufen: http://spendekunst.org/

Künstlerhomepage: http://jimavignon.com/

AUSSERDEM NEU AUF 160 SEITEN IM VERBRECHER VERLAG

Welt und Wirklichkeit „Dieses Buch zeigt die Welt und ihre Wirklichkeit, was wir von ihr wissen und noch viel mehr (…) Mit Beiträgen von Doris Akrap, Imran Ayata, Nadire Y. Biskin, Philipp Böhm, Françoise Cactus, Tom Combo, Ann Cotten, Jens Friebe, Heike Geißler, Ulrich Gutmair, Paula Irmschler, Svenja Leiber, Kathrin Passig, Jovana Reisinger, Kuku Schrapnell, Tijan Sila, Andreas Spechtl, Anke Stelling, Florian Thalhofer, Tucké Royale und David Wagner.“



DER NEUE TRACK

den Das Hobos und ich veröffentlichen heißt ES IST LAUT und die 4’08 gibt es zum Pandemiesonderpreis für 120 Cents:

https://dashobos.bandcamp.com/

Music: Das Hobos Text: Franz Dobler * Tom Simonetti/dr – Frank Nägele/g – Leo Hopfinger/elc – Franz Dobler/voc * Rec. live 23-11-2019 @Raum 45, München Prod. by Das Hobos Mastered by Michael Anders Foto: „G.Rag“ Andreas Staebler/Gutfeeling Rec.

Eines schönen Tages begleitete ich den Schlagzeuger Elvin Jones, damit sich der New Yorker vor dem Konzert mit seiner Band Jazz Machine nicht in Germany verlaufen würde. Wir kamen an einer Großbaustelle vorbei, auf der mehrere Arbeiter mit Presslufthämmern einen Höllenlärm produzierten. Elvin Jones blieb stehen und stieg sofort ein, trommelte mit beiden Fäusten auf den Metallzaun und schrie mich an: „What a sound, man!“ Ehe er es dann mit seiner eigenen Höllenmaschine krachen ließ, über der der Geist von John Coltrane schwebte.
ES IST LAUT ist der dritte Track, den wir veröffentlichen, nachdem wir in einigen Sessions damit improvisiert haben. Text und Sound sind der Meinung, dass Lärm relativ ist. Und dass Action nichts mit Lautstärke zu tun haben muss – das Unheil kann sich anhören wie das Gebrüll eines Nazis oder so schweigsam sein wie die Killer in den Filmen von Jean-Pierre Melville.
„Lärm ist das, was die Musik träumt“, hat Morton Feldman gesagt. Während wir nicht nur geträumt haben, dass es draußen zur Zeit nicht so laut ist wie sonst. Der Alptraum lautet „silence is death“.

DAS HOBOS & FRANZ DOBLER treffen sich seit 2015, um aus ihren Sounds & Poetry auch mal was Anderes rauszuholen. Was sich u.a. in zwei Hörspielen für den Bayerischen Rundfunk, einem Song auf der Split-7“ Remembering Nico (Gutfeeling Rec. GF068) und dem Krautrockblues „Falsche Hose“ (Bandcamp) niedergeschlagen hat. Sie träumen davon, dass der Beat weitergeht, weil sie noch einige Pfeile im Köcher haben.

DAS HOBOS sind seit 2010 zusammen und haben neben einigen Singles die Longplayer Memphis-Buchloe (Camomille Records/Montreal, 2012), This Is The Place (In gute Hände, 2014) und Random Home (Schamoni Musik, 2020) veröffentlicht. Leroy&Simonetti haben unter den Namen Rhytm Police (2008, 2013) und H (Echokammer, 2019) veröffentlicht, Leroy auf Schamoni Musik die Solo-Alben Skläsh und Bambadea und Simonetti aka Mycrotom kommt in Kürze mit seiner Solo-LP Ratoratiyo um die Ecke.

FRANZ DOBLER war 35 Jahre in Musikprojekte verwickelt, von denen die meisten (u.a. mit Nils Koppruch, Hubl Greiner, GUZ, HF Coltello, Steve Binetti) nur einen Abend lang dauerten, ehe er sich mit Das Hobos einließ. Er hat seit 1988 Romane, Musikbücher und Gedichtbände veröffentlicht und für das Trikont-Label Compilations herausgegeben. Zuletzt erschien der Gedichtband „Ich will doch immer nur kriegen was ich haben will“ (Starfruit Publications) mit „Es ist laut“ auf S. 144.



SPITZENSATZ (64)

„Schreibe als Coach, Trainer, Berater oder Experte dein erstes Buch und erreiche dadurch mehr Sichtbarkeit, Status und neue Kunden in deinem Markt. Nach mehr als 150+ Buchprojekten, wissen wir, worauf es ankommt.“ Wir auch: Macht euren Kram digital, das reicht doch, Ricardobiron.de, wir erkennen einen Roboter, wenn er zu sprechen versucht.



MEIN NEUSTER GEDICHTBAND (19)

Dieses Gedicht hat es nicht nur in mein neues Buch Ich will doch immer nur kriegen was ich haben will geschafft, sondern auch bis in die Chefetage der Marketing- und Bergsportabteilung des Hygienekonzerns Die Seiferei und fungiert außerdem als Titel des bald erscheinenden Benefiz-Samplers der Seiferei und wurde dafür außerdem von Das Hobos und mir in einen Popsong transformiert – soviel zur Frage, ob Gedichte heute noch eine Wirkung haben können. *** https://seiferei.noblogs.org/

Ist möglicherweise ein Bild von außen und Text „den macht wer Wer Dreck macht Wäsche? und die Die Grandhotel Seiferei Cosmopolis Augsburg im“

 

Foto auf 1200 Meter copyright Cornelius Glück



REMEMBERING LAWRENCE FERLINGHETTI

den Last Man Standing der Beat Poets, der am 22. Februar im Alter von 101 verstorben ist. Zu seinem 100. habe ich in der jungen Welt dies veröffentlicht:

***  GROSSER  MANN  MIT  GROSSER  STORY  ***

Lawrence Ferlinghetti zum 100. Geburtstag

Der amerikanische Dichter, Maler, Verleger und Buchhändler Lawrence Ferlinghetti feiert am 24. März seinen hundertsten Geburtstag – und sein neues Buch, den Roman Little Boy, der zeitgleich in den Staaten und in Deutschland bei Schöffling & Co. erscheint und natürlich im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht, die am amtlich ausgerufenen „Lawrence Ferlinghetti Day“ in San Francisco, wo der Dichter 1950 landete, und speziell im so legendären wie lebendigen City Lights Bookshop, den er 1953 mitbegründete, abgefeuert werden. Mit Lesungen, Vorträgen, Fotoausstellung oder einem Dokumentarfilm, in dem vielleicht Bilder von der Landung in der Normandie reingeschnitten sind, denn der Poet hat auch sein Leben riskiert, um Nazi-Deutschland zu besiegen, das wird man wohl noch sagen müssen.

Die Party wird flankiert von hunderten Artikeln aus der halben Welt, die sozusagen von Dwight Garners schon am 11. März in der New York Times gedrucktem Artikel angeführt werden, der allerdings, im Gegensatz zu meinem Grußwörtchen hier, fast so lang wie der Weg zur Hölle ist. Eine Hymne auf den Säulenheiligen der Stadt und Reiseführer durch Beat Francisco. Der inzwischen fast erblindete Dichter und Polit-Aktivist blaffte den Reporter an, er solle ihn mit Stadtführer-Quatsch in Ruhe lassen, um dann beim Literatur-Kultur-Stoff auszupacken.

Also wie war das mit dem letzten Konzert von The Band und dem Scorsese-Film The Last Waltz? „Auch andere Dichter waren vor dem Konzert auf der Bühne und lasen Gedichte vor, aber er ist als einer der wenigen im Film dabei, erzählte er mir, weil er ins richtige Mikrophon gesprochen hat.“

Ferlinghetti ist der Last Man Standing. Allein die Vorstellung, wie sich sein Blick zurück anfühlt, macht mich schwindlig. Seine Freunde, Kollegen oder Schützlinge der Beat Generation sind schon lange tot – um die großen Drei zu nennen: Jack Kerouac starb 1969, Allen Ginsberg und William S. Burroughs 1997.

Genauer gesagt: „Obwohl er sich selbst nie als Beat sah, weder vor, während oder nach der San Francisco Renaissance, ist Lawrence Ferlinghetti untrennbar mit den Beats verbunden. Sein Leben überlappte sich mit dem ihren in Stil und Geographie, und er teilte sich mit ihnen das Schema der kaputten Kindheit, die Verbindungen mit Greenwich Village, das Trampen in Mexiko, den freidenkerischen Pazifismus und das tiefgehende, unersättliche Interesse an der modernen Literatur“, schreibt Steven Watson in seinem Standardwerk Die Beat Generation.

1955 startete Ferlinghetti den berühmten Verlag City Lights mit der Reihe „City Lights Pocket Poets“ mit seinem ersten Gedichtband Pictures of the Gone World. Die Sektion Taschenbuch war damals immer noch hauptsächlich für sog. Schundliteratur reserviert, Pulp-Stories mit halbnackten Ladys auf dem Cover, und dazu passend ging die Nr. 4 der Pocket-Serie durch die Decke und machte die Beteiligten in der ganzen Nation zum Top-Thema: ein halbes Jahr nach Veröffentlichung wurde Allen Ginsbergs Howl and other Poems im März 1957 beschlagnahmt und Verleger Ferlinghetti und Buchhändler Shigeyoshi Murao wurden bald darauf wegen „Verbreitung obszöner Schriften“ verhaftet. Während die American Civil Liberties Union „einen Präzedenzfall für“ die „garantierte Redefreiheit sah und für Ferlinghettis Verteidigung eine Reihe erstklassiger Anwälte zusammentrommelte“ (Watson). Im Oktober wurden die Angeklagten freigesprochen – und Ferlinghetti und Ginsberg und diese Bande namens Beat Generation waren jetzt mal fast so bekannt wie Elvis.

Damit ist schon angedeutet, dass der Dichter Ferlinghetti vom so wichtigen Verleger und Aktivisten immer auch bedrängt wurde und (wie alle anderen) im Schatten der großen Drei stand. „Als Dichter war er selten ein Kritikerliebling“, konstatiert Garner, aber mit seinen über fünfzig Publikationen erreichte er ein großes Publikum, und A Coney Island of the Mind (1958) ist mit mehr als einer Million verkauften Exemplare einer der erfolgreichsten Gedichtbände aller Zeiten, der in bisher drei Ausgaben auch im Deutschen erschienen ist.

Die für unseren Sprachraum bahnbrechende Anthologie Beat von Karl O. Paetel bei Rowohlt – heute bei Maro im Programm – erschien 1962. Ein Blitzschlag, ein bis heute starker Rundumschlag (der die deutschen Beats wie Jörg Fauser, Carl Weissner und Jürgen Ploog munitionierte) mit drei langen Sprach-Sound-Gebäuden von Ferlinghetti, die mir viel später vermutlich zuerst in die Finger kamen (falls es nicht die Mexikanische Nacht war), mit diesem „Rettungsboot voll Nonnen von der Deutschland / Und eine Blume gefunden in der Pikardie gepreßt in ein Buch in Brooklyn / Und ein wandernder sephardischer Jude aus Porto Rico der bis nach / Newport auf der Fall-River-Linie wanderte mit einem nichtfahr- / planmäßigen Abstecher zu den Niagarafällen / Und ein vergilbter Schnappschuß meiner französischen Großmutter“, der jetzt auch am Anfang von Little Boy wieder auftauchen könnte.

Ferlinghetti beginnt seinen zweiten Roman, an dem er zwanzig Jahre gearbeitet hat, mit dem sorgfältig ausgebreiteten Chaos seines Aufwachsens. Wie er von der Mutter weg zu jener Tante kam, nach Frankreich und „in ein Waisenhaus in Chapaqua nördlich von New York, weil sie kein Geld hatte“, zu dieser Familie, in jenes Internat, zum Militär. Fetzen, Motive und Fotos, die immer wieder anders belichtet in dem Strom auftauchen, in dem der Poet nach zwanzig Seiten auf und davon surft, ohne Punkt und Komma zu setzen, nur manchmal einen Absatz.

Ein unwiderstehlicher Flow (hervorragend übersetzt vom Dichter Ron Winkler), der mich an Coltrane-Tracks denken lässt und den man in seiner schlanken Form auch als Statement gegen den dämlichen Trend zu breitest ausgewalzten Romanen verstehen kann, gemixt aus Autobiografie, Philosophie, Literaturgeschichte, Poesie. Natürlich mit Klagen über ein Amerika, das dem „philosophischen Anarchisten“, wie er sich selbst nennt, nicht gefallen kann, und mit dem melancholichen Blick des unglaublich alten Mannes: „UND so sitze ich im Caffe Trieste in San Francisco wo sich nichts je ändert Dekade für Dekade ändern die Gesichter sich aber sind dieselben der Bevölkerung der Welt entnommenen Charaktere und ich bin dort mit meinem fortwährenden Gefährten meinem einsamen Ich und der einzige Plot in diesem Buch von meinem Leben ist mein fortwährendes Altern so unermüdlich auch Seeräuber-Jenny singt I tell you I tell you I tell you you must die und es ist wie auf die Antwort warten wann ist das alte Eisen denn nun Schrott“ – und du weißt nicht, ob auf der nächsten Seite dieser Beat-Style-Lektion der Krieg kommt oder Burroughs („der alte Hipsterstricher immer ganz weit vorn beim sich Verdünnisieren sobald die Bullen kamen“) oder der Kapitalismus, der sich auch durch San Francisco frisst.

Ich erzähle keine Memoiren, sondern von einem eingebildeten Ich“, betont Ferlinghetti in allen Interviews, und (das stimmt schon eher): „Es ist ein experimenteller Roman“ und „diese Art Buch, die ich mein ganzes Leben geschrieben habe.“ Auch deshalb „ein mutiger Poet“ (wie ihn der vorletzte Literatur-Nobelpreisträger genannt hat). Der immer noch seinen strahlenden Humor hat. Auf die Frage des Magazins Document, was er an seinem Geburtstag tun werde, sagte er: „Ich werde mein Grab schaufeln.“

Lawrence Ferlinghetti: Little Boy. Roman.

Aus dem Englischen von Ron Winkler. Verlag Schöffling & Co. 216 S., 22€



REMEMBERING FRANCOISE CACTUS

Montag 22.2. 20h Klaus Walter auf byte.fm:

https://www.byte.fm/sendungen/was-ist-musik/2021-02-22/20/pour-messieur-ted-gaier-erinnert-an-francoise-cact/

<Ausgabe heute: Pour Messieur – Ted Gaier erinnert an Francoise Cactus / „Ich kannte Francoise seit dem Sylvesterabend 1984/85, wo sie mit ihrer Band Lolitas im einem besetzten Haus in der Potsdamer Strasse/West Berlin vor den Bands The Waltons und Die Toten Hosen spielte. Als Schlagzeugerin und Sängerin erschien sie mir wie eine geniale Symbiose von Musikerinnenfiguren wie Mo Tucker, Nico und Francoice Hardy und trotzdem völlig einzigartig. Ich wollte sie unbedingt kennen lernen. Ihr verdanke ich mein sämtliches Wissen über französische Popkultur, kleine Alltagsdinge, die es braucht für einen kultivierten Lebensstil (z.B. das Eau De Toilette Chanel ‚pour messieur‘ oder einen Füllfederhalter mit Stärke B) und vieles vieles mehr.“ (Ted Gaier) Am Tag nachdem bekannt wurde, dass Francoise Cactus mit 57 Jahren an Krebs gestorben ist, rief Ted Gaier mich an und fragte, ob wir nicht eine Sendung mit ihrer Musik machen könnten. Schöne Idee, dachte ich, zumal es ja einige Querverbindungen zu seiner Band, den Goldenen Zitronen gibt. Also machen wir das.>

Bildergebnis für stereo total Das Farewell von Jim Avignon/Neoangin: “Adieu Francoise Die Nachricht von deinem viel zu frühen Tod hat mich sehr traurig gemacht. Ich wollte immer in einer Stadt leben, in der Künstler wie du zuhause sind. Ich weiß noch, wie ich neben dir hinten im Tourbus saß und du unentwegt Lyrics für neue Songs in dein kleines Buch geschrieben hast. Ich ärgere mich immer noch, daß keiner ein Interview mit dir darüber machen wollte, wie ihr regelmäßig in den 80ern heimlich in Ostberlin gespielt habt und jedesmal kurz vor Mitternacht wieder zurück sein musstet. Ich war dabei als du als Einzige gemerkt hast, daß auf dem schicken Goetheevent in Singapur die Cocktails mit Wasser statt mit Wodka gemixt wurden. Unvergessen, wie du beim Portraitmalen in der Crystal Ball jedem Portraitierten egal ob Mann oder Frau große runde Brüste gemalt hast. Ich bin immer noch dankbar, daß ich als Vorgruppe bei einer eurer Touren dabei sein durfte und ich bin froh, daß ich bei deiner letzten Ausstellung vor genau einem Jahr der Aushilfsbarkeeper sein konnte. Ich wäre gerne dabei wenn du mit spitzer Zunge und leicht amüsiert, all die Nachrufe kommentierst, die jetzt über dich erscheinen. Leider hab Ichs versäumt mich richtig zu verabschieden. Machs gut, wo auch immer du gerade steckst. Berlin hat eines seiner schillerndsten Aushängeschilder verloren. Adieu”