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GERMAN HIGH CLASS JOURNALISM TODAY

Wenn man es in der Text-Branche soweit geschafft hat, dass man in der Zeit schreiben kann, dann hat man dies und das und vielleicht auch noch „seit vier Jahren einen Freund. Er ist schön und klug und witzig und hat auch einen tollen festen Job.“ Da platzen wir schon wieder vor Sozialneid. Unser Freund ist nämlich nicht so toll (ganz unter uns gesagt, wird er sogar auf den Mond geschossen, sobald sich ein ähnlich witziger Onkel findet), er verbietet uns sogar, die Bezahlschranke zu überschreiten, um nach diesem verheißungsvollen Anfang weiterzulesen.

Weiter als „seit eineinhalb Jahren teilen wir 80 Quadratmeter, zwei Efeututen, drei Glücksfedern, einen Olivenbaum und drei Zimmer: eins zum Schlafen, eins zum“ gehts nämlich nicht. Ich behaupte nicht, dass das ein Problem ist, denn im Grunde gehts ja sowieso nie weiter, auch nicht für arrivierte Jungjournalist:innen, die den Weg von Uni über Spiegel bis Neon schon locker durchgejoggt sind.

Ob vor oder hinter der Bezahlschranke, sie zeigt uns allen, wo der Hammer hängt.



PASOLINI REVISITED

Toller Dokfilm von Pepe Danquart: Pasolinis Italienrundfahrt von 1959, die er für eine Illustrierte erzählte, nachgefahren und mit Texten von ihm und Bildern von damals ergänzt:

https://www.ardmediathek.de/video/ndr-dokfilm/vor-mir-der-sueden/ndr/



GEFÄHRDERPROFIL COMPACT

Ein sehr gutes Gefährderprofil über das rechtsextreme Kampfblatt mit dem Chef, der aus der linken Szene kam:

https://taz.de/Rechtes-Magazin-Compact/!5873719/



ACH IMMER DIESE SOMMERLAUNE

die den Blockhausmeister jetzt dazu verleitet, hier zum ersten Mal ein Preisausschreiben zu veranstalten (aber gutes Personal ist ja bekanntlich kaum noch zu kriegen heute, deswegen lassen wir diesen Hamperer mal seine Laune ausleben):

„Es war etwas von einem Proletarier an ihm und von einem Marquis. Von rächerischer Leidenschaft, die ihr Opfer sucht, und gefeiltester Feinheit. Vom kämpfenden Zauber (…) von der ‚Magie des Extrems, der Verführung, die alles Äußerste übt‘ – und von einem in Blumen und Tiere verliebten Schäfer“, heißt es in einem Portrait über diesen Schriftsteller, und diese Hilfe noch: „Sein ästhetisches Prinzip: die Kunst muss völlig spontan sein und, wie der Künstler, unvollkommen, beschränkt, vergänglich.“

Die erste Nicht-Roboterperson, die uns also eine Mail schreibt mit dem Namen des gesuchten Schriftstellers, bekommt vom Hausmeister ein Buch zugeschickt. (Angeblich ein schönes, aber weil schön so relativ ist wie fast nix sonst, sollte man sich nicht darauf verlassen). Sogar Zahnärzt*innen und Anwält*innen sind teilnahmeberechtigt.



ES GEHT DOCH NICHTS ÜBER

die große Geheimtipp-Reportage! Ein schöner, nicht zu schwerer Bergwanderweg, ein ausführlicher Geheimtipp zur besten Sendezeit (BR2 ca. 11h30), der Geheimtipp natürlich nicht ausgeschildert, aber ganz leicht zu finden, wenn man sich an die genauen Angaben (top-journalistische Sorgfaltspflicht) hält, so ein nützlicher und wahrscheinlich auch nachhaltiger Geheimtipp, so dankbar ist man der Reporterin, deren Name, für mich jedenfalls, auch ein wertvoller Geheimtipp ist, den ich auf keinen Fall verraten werde, sonst rennt man ihr noch die Tür ein und sie weint, weil sie kein Geheimtipp mehr ist, und dann bin ich auch noch schuld, wenns wieder einen runterhaut.



SO KONKRET WIE GEWOHNT

Für alle, die immer Bedarf an mehr guten Denkstoffen haben:

Mehr vom Inhalt: »Das alles hat etwas von Voodoo-Glauben« Interview mit dem israelischen Soziologen Natan Sznaider über die Europäisierung der deutschen Schuld + Was hat sich der Papst nur dabei gedacht? Kay Sokolowsky über Franziskus I. und seinen Bußgang zu den Indigenen Kanadas + Wenn die Sonne erlischt Auf der Manifesta in Pristina kommt man um die Ruinen des Krieges und die Reste des Sozialismus nicht herum. Von Hannah Wolf und Radek Krolczyk + Dreadlockdown Über einen Fall kultureller Aneignung. Von Stefan Gärtner + Schillernde Bettlerinnen »Frei leben!« Eine Ausstellung stellt die Frauen der Münchener Bohème der Jahrhundertwende vor. Von Katrin Hildebrand



DA HASTE DEINE AKTUALISIERTE VERGANGENHEIT

„Und wie die Gesellschaft so ihr Staat: Die politische Polizei, die mühelos tausende Demonstranten von einem Treffen der Waffen-SS fernhalten oder wegtreiben konnte, steht ganz hilflos da, wenn zweihundert Glatzköpfe mit ihren Baseballschlägern stundenlang Leute durch eine Stadt jagen, die es gewagt haben, Asylbewerber zu beschützen … Sie sind ein Volk. Noch, da sie nur nicht mehr so schnell reicher werden wie zuvor, sind bloß 37 Prozent der Meinung, daß »die Deutschen sich im eigenen Land gegen die Ausländer wehren müssen«. Sich vorzustellen, welcher Meinung wieviele von ihnen sein werden, wenn das Volk ein Volk in Not ist, weil das Sozialprodukt nur um ein Prozent statt um zwei steigt, ist nicht schwer. Was daraus folgen wird, wo die Entwicklung vom Autoritären zum Faschistischen halten wird, ist offen. Daß sich dagegen noch weniger Widerstand regen wird als beim letzten Mal, ist seit dem deutschen Herbst 1992 gewiß.“ (Hermann L. Gremliza, konkret 19/92)

Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person und Text „MER9 KankFooh&Ta konkret 1 mE Rostock und Bonner Zugaben: Sieg im völkischen Krieg US-Wahlen: Pest oder Clinton? Eduardo Galeano: 500 Jahre Raub und Mord Köhler: Prof. h.c. C. Fest“

Danke an konkret-Redakteur Thomas Blum für die Erinnerung.



GRÜSS GOTT WERTEGEMEINSCHAFT

Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person und Text „„An der EU-Außengrenzen kann man ungestraft Geflüchtete entrechten und misshandeln, muss aber vielerorts mit Verfolgung rechnen, wenn man sie vor dem Ertrinken rettet oder sie humanitär versorgt. Was sind wir für eine Wertegemeinschaft, in der das normal zu sein scheint?" Erik Marquardt, Politiker und Menschenrechtsaktivist“



STAND WITH SALMAN

Ist möglicherweise ein Bild von Text „PEN AMERICA 100 TheFreedom Freedom toWrite Stand With Salman Featuring: Paul Auster. Reginald Dwayne Betts Tina Brown Kiran Desai. Andrea Elliott. Amanda Foreman Roya Hakakian A.M. Homes Siri Hustvedt Hari Kunzru Aasif Mandvi Colum McCann Andrew Solomon Gay Talese. and more JOIN US IN PERSON Friday Aug. 19 11 am ET Steps of The New York Public Library Fifth Avenue and 42nd Street This event will also be livestreamed.“



PEN-BERLIN: WORDS AGAINST VIOLENCE – AN EVENING FOR SALMAN RUSHDIE

Der PEN Berlin und das Berliner Ensemble laden ein zu:

WORDS AGAINST VIOLENCE – SOLIDARITÄTSLESUNG FÜR SALMAN RUSHDIE

Sonntag, 21. August 2022, 18.30 Uhr, Berliner Ensemble, Neues Haus

„Die Kunst ist verwundbar, weil sie von Menschen gemacht wird und andere Menschen sie zerstören wollen. Seit dem Todesbefehl des iranischen Mullah-Regimes hat Salman Rushdie diese Verwundbarkeit bitter erfahren müssen – und niemand kann sagen, welche seelischen und körperlichen Wunden der Mordversuch vom 12. August hinterlassen wird.
Doch wir alle müssen das schützen, was Salman Rushdie immer am wichtigsten war: Die Freiheit des literarischen Wortes. PEN Berlin und das Berliner Ensemble haben kurzfristig eine Lesung organisiert, als Gene-sungsgruß an Salman Rushdie, einen der größten Schriftsteller unserer Zeit. Als Zeichen des Widerstands gegen Fanatismus und Gewalt, gemeinsam mit dem Publikum, mit seinen Leserinnen und Lesern.
Wie kein zweiter Schriftsteller seiner Generation musste Rushdie Jahrzehnte lang um seine persönliche und künstlerische Freiheit kämpfen. Was in unserer Welt oft hölzern und routi-niert daherkommt – das Reden über die Freiheit des Wortes – klingt bei ihm sinnlich und lebendig: „Wenn wir an die Freiheit glauben, wenn wir wollen, dass die Luft, die wir atmen, im Überfluss vorhanden und atembar bleibt, dann müssen wir das Existenzrecht der Kunst nicht nur verteidigen, sondern feiern.“

Am Sonntag im Berliner Ensemble feiern wir Salman Rushdies Kunst.

Mit Seyran Ateş, Priya Basil, Zoë Beck, Thea Dorn, Can Dündar, Eren Güvercin, Eva Menasse, Yassin Musharbash, Sven Regener, Judith Schalansky, Günter Wallraff, Deniz Yücel und mit freundlicher Unterstützung des C. Bertelsmann Verlages

Der Vorverkauf für die Lesung läuft ab sofort über die Theaterkasse des Berliner Ensembles, die Karten kosten 16 Euro, ermäßigt 9 Euro.