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WERBETEXTE FÜR MUSIK SIND

ein Spezialgebiet innerhalb der Literatur und innerhalb dieses Genres sind Texte über Punkrock megaspeziell und in diesem megaspeziellen Spezialgebiet sind Texte über Deutschpunk besonders fett speziellfett, behaupte ich mal: „Lyrisch gibt man sich oberflächlich betrachtet auch gern aus der Schmuddelecke, allerdings bergen die meißt fett zum schmunzeln bringenden Texte aber eben genauso fett Substanz, Witz und Hirn. Stellt euch grob einen Mix aus eben Pisse, Hammerhead (ich sauf allein!), Schleimkeim und Mülheim Asozial vor. Wer bei Nummern wie ‚Vorgesetzter‘, ‚Kaufhausdetektiv‘ oder ‚Steakhaus‘ nicht total ausrastet, dem ist einfach nicht mehr zu helfen!“

Ohne ins Detail ausrasten zu wollen, freue ich mich da, dass es noch unverweichlichte deutsche Männer gibt. Was aber nicht heißt, das ich geholfen werden möchte. „LP 21,90“, sagt der Kaufhausdetektiv zum Vorgesetzten. Aber geklaut ist geklaut, da hilft, auch oberflächlich betrachtet, kein Schmunzeln in der Schmuddelecke. Hättste mal lieber gestreamt, sagt dem Deutschpostpunk seine Freundin, Vinyl ist doch asozialer Retroschleimkeim … und so vergingen die Jahre.



FÜR SCHWACHE NERVEN

ist das zum „Jahresausklang“ – (Flaubert hätte in seinem Wörterbuch der Gemeinplätze präzisieren können: „immer besinnlich“) – nicht geeignet, aber eine gute Vorbereitung auf die 23 ist die umfassende Analyse von Christian Stöcker eigentlich wohl leider schon: „Wer die bizarrsten Strömungen der Gegenwart verstehen will, muss 20 Jahre zurückschauen. Zentral ist eine bei uns wenig bekannte, ursprünglich harmlose Website. Sie wurde zu einem Quell der Finsternis.“

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/qanon-und-afd-was-sie-mit-sexueller-frustration-und-videospielen-zu-tun-haben-kolumne-a-4ecb7d38-7d47-420e-aae0-b47cbafb3d84

(Mein Anwalt antwortet aus seinem wohlverdienten Skiurlaub, ich solle mich mit guten Ratschlägen mehr als nur zurückhalten, worauf ich ihm mit einem Finger antworte und dem guten Rat, er solle mal das Buch „Incels“ von Veronika Fischer lesen, falls beim Aprèsski nicht seine ganze Birne beansprucht werde).



DISKUTIEREN AM BAUM

Als ich alt genug war, um im Angesicht des Christbaums ordentlich über Gott und die Welt zu diskutieren, war Weihnachten nur noch ziemlich, naja, anstrengend. Als ich an Hl. Abend einmal nach Einbruch der Dunkelheit heimkam, hatte ich den Mercedes 200 D meines Vaters gegen einen Golf manövriert, der dann zum Schrottplatz musste, also da waren die folgenden Diskussionen nicht so kompliziert. Die Jungle World gab es in dieser Welt damals noch nicht, das hätte uns grad noch gefehlt.

Ist möglicherweise ein Bild von Text „J Apropos Dreadlocks, Jazz und Santa Claus. Wem gehört hier was? Die Aneignungsdebatte Appropriation コ Apropos Appropria Appropriation Die extradicke Weihnachtsausgabe. Ab 22. Dezember an ihrem Kiosk, im Internet oder im Abo. Aporopos Abo: Abos retten uns den Arsch. Jetzt Rettungsring werfen und Jungle World- Abo abschließen oder verschenken. jungle.world/ /Rettungsring-Abo“



WAS ICH IMMER SO TRÄUME

und dann nur den Kopf über mein total bescheuertes Träumen schütteln kann: „Bayernweit wurden Ende September etwa 5200 Personen der sogenannten Reichsbürgerszene zugeordnet. Das bedeutet, dass knapp ein Viertel aller bundesweit bekannten Reichsbürger in Bayern lebt (…) Bei der bayerischen Polizei und dem bayerischen Verfassungsschutz sind derzeit sechs Beamte beschäftigt, die der sogenannten Reichsbürgerbewegung zugeordnet werden. Das geht aus einer Antwort von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf eine Anfrage der Grünen im Landtag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.“

Halb so wild, dieser Kleinkram: „Allen sechs Personen sei die Führung ihrer Dienstgeschäfte verboten worden oder sie wurden bereits vorläufig ihres Dienstes enthoben.“ Wahrscheinlich träume ich morgen von einer Dunkelziffer, die mir, groß wie´n verdammter Kirchturm, aufn Schädel kracht.

https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-reichsbuerger-polizisten



GERMANY TODAY

Dazu hat das aktuelle Thema der neuen Ausgabe der Jungle World mehr zu sagen als das Christkind: „Querdenker, Nazis und ihre Umsturzphantasien – Irre Putschpläne. Die größte Razzia in der Geschichte der Bundesrepublik richtete sich gegen eine Gruppe von Reichsbürgern, die einen bewaffneten Umsturz geplant haben sollen. Was wie eine verrückte Sekte daherkommt, die sich eine Parallelwelt herbeiphantasiert, ist eng verwoben mit den erstarkenden rechtsextremen Tendenzen in Deutschland – nicht zuletzt in Polizei und Bundeswehr. Die antisemitische Vorstellungswelt der Reichsbürger hat in Deutschland Tradition.“

Aus dem Inhalt (zum Teil online):

Deutsche Traditionen Elke Wittich Die Reichsbürgerbewegung entstand bereits in den siebziger Jahren / Unsicherheitsfaktor Polizei Ruben Gerczikow Das Verhältnis von Jüdinnen und Juden zur Polizei ist belastet / Hoffen auf den Staatsstreich Dominik Lenze AfD und Reichsbürgerideologie sind attraktiv für deutsche Adelige / Uniformiert im Untergrund Felix Sassmannshausen Die Rolle von Soldaten und Polizisten bei den Umsturzplänen Rechtsextremer / Braunes Ländle Larissa Schober In Baden-Württemberg herrscht ein Gemisch aus Esoterik und Rechtsextremismus vor

Natürlich auch mit Unterhaltung z.B.: Elemente des Verschwörungsdenkens Florian Hessel   Aus dem Sammelband „Verschwörungsdenken. Zwischen Populärkultur und politischer Mobilisierung“ Leichenblasse Metaphern Julian Baier Der Vampirfilm ist auch 100 Jahre nach „Nosferatu“ noch nicht am Ende Ogottogott! Gabriele Summen, Maurice Summen Ein Rückblick auf das Jahr der „Zeitenwende“



GANZ GENAU SO IST ES

Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person und Text „RAZZIEN GEGEN DIE "LETZTE GENERATION" „Der Rechtsstaat macht sich lächerlich, wenn er krampfhaft versucht, gewaltlose Demonstranten zu Kriminellen umzudefinieren. Das ist weder seriös noch klug." RONEN STEINKE Politikjournalist und Jurist monitor Foto: Peter .:F von Felbert“



PEN-BERLINS IRANISCHE EHRENMITGLIEDER

Zwei iranische Rapper wurden gestern von PEN-Berlin als Ehrenmitglieder aufgenommen:

Pressemitteilung vom 13. Dezember
Toomaj Salehi und Saman Yasin Ehrenmitglieder des PEN Berlin –
Mullahs, don’t you dare!
Am 30. Oktober wurde der Rapper Toomaj Salehi im Iran wegen seiner regimekritischen Texte verhaftet. Sein kurdischer Kollege Saman Yasin sitzt bereits seit dem 2.Oktober im Gefängnis und wurde in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Beide sind schwerster Folter und Misshandlung ausgesetzt. Wir fordern die Islamische Republik Iran auf, die Todesstrafe im Falle Yasins auszusetzen, und die Anklage gegen Toomaj Salehi fallen zu lassen – auch ihm droht im Zweifel die Todesstrafe.
Wir fordern die Bundesregierung auf, alles zu unternehmen, um die Leben von Toomaj Salehi und Saman Yasin zu retten: »Feindschaft gegen Gott« (moharebeh) und »Verdorbenheit auf Erden« (ifsad fil-arz) sind Anklagen, wegen denen im 21. Jahrhundert keine Menschen mehr sterben dürfen.
Als Rapper arbeiten die beiden mit dem Wort. Wegen ihres freien Wortes ist ihr Leben bedroht. Sie sind unsere Kollegen. Nun sind sie Ehrenmitglieder von PEN Berlin – wer Toomaj Salehi und Saman Yasin etwas antut, begeht ein unverzeihliches Verbrechen. Wir wollen alles tun, es zu verhindern. »Weine nicht, wenn ich morgen gestorben bin, denn heute warst du nicht an meiner Seite«, sagte Toomaj Salehi kurz vor seiner Verhaftung. Toomaj und Saman: Wir sind an eurer Seite!


EINE DER UNIVERSITÄTEN

die ich nun seit vierzig Jahren besuche und das nicht ohne Engagement, weigert sich bis heute, mir ein Abschlusszertifikat auszustellen. Georg M. Oswald hat den Optimal Plattenladen trotzdem schwerstens abgefeiert:

https://taz.de/Unabhaengiger-Plattenladen-Optimal/!5898442/

Und hier blicken die beiden wichtigsten Professoren ausführlich auf ihre 40-jährige Lehrtätigkeit zurück, insgesamt drei Folgen:



EIN BILD VON WIDERSTAND

von meinem Verlagskollegen Historiker Volker Weiss aus Hamburg, 10.12.: „Heute war ich auf der Solidaritätsdemonstration für den iranischen Widerstand gegen das islamische Regime in Teheran. Wir waren vielleicht 800-1000 Menschen, der Großteil davon aus der iranischen Community in Hamburg. Leute wie ich, ohne iranischen Hintergrund/Partner:in, waren die absolute Minderheit. Vor allem habe ich nicht eine einzige Fahne, nicht ein einziges Transparent von Grünen, Linkspartei, Gewerkschaften o.ä. gesehen. Auch von der „Multikulti-Szene“ keine Spur … Das ganze deutsche Milieu, das mitunter in Verschleierung und rigider Religionsauslegung den Ausdruck authentischer Kultur sieht oder gar feministisches „Empowerment“ wähnt, glänzte in völliger Abwesenheit. Bemerkenswert fand ich, dass Support vom Straßenrand und aus vorbeifahrenden Autor vor allem von Frauen kam. Dabei ist der Sturz des iranischen Regimes nicht nur für die unterjochte Bevölkerung dort überfällig, er hätte weltweit positive Auswirkungen auf andere Konflikte – von Syrien über Gaza bis in die Ukraine. Aber das scheint hier nur wenige zu interessieren. Schade …“



SPITZENSATZ (90)

„Nach dem Ausscheiden geraten immer mehr Details über die Katar-Katastrophe an die Öffentlichkeit.“ (Transfer Ticker-Das Magazin, 8.12.)