Alle Artikel dieses Autors

UKRAINISCHES KRIEGSTAGEBUCH VOL 100

Der großartige ukrainische Autor („Richard Wagner und die Klezmerband“), DJ und Musiker (trikont.de-Artist) Yuriy Gurzhy hat am 12.1. die Nr. 100 seines Kriegstagebuchs für den Berliner Tagesspiegel veröffentlicht („In diesem Moment ging Antuan offline, weil er dringend in den Schutzbunker musste: Charkiw wurde wieder heftig beschossen.“), an seinem Geburtstag. Wir wünschen ihm, dass er keine weitere oder nur noch eine Kolumne schreiben muss.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/ukrainisches-kriegstagebuch-100-donbass-in-bautzen-frieden-im-krieg-9172878.html

Hier ein erstes Musikvideo mit seiner neuen Formation The Pumpkin Machine, fast die ganze Musikwelt aufgemischt könnte man sagen:



KOPFGELD AUF JOURNALIST CAN DÜNDAR

Warum „die Meldung, dass das türkische Regime den in Deutschland lebenden Exiljournalisten Can Dündar [Ende des Jahres] auf eine Kopfgeld-Liste setzte, eher wenige kleine, teils gar keine Kreise“ zieht, scheint klar: Beim britischen Königshaus ist mehr los, was die Germanen brennend interessiert. Christian Bartels hat das unglaubliche Armutszeugnis für den mdr-Medienblog Altpapier ausgestellt (9.1.), und seine Vermutung, dass Außenministerin Baerbock „den NATO-Partner Türkei trotzdem nicht lange nerven wird“, ist wohl realistisch:

„Der „Tagesspiegel“ berichtete, und, oh, die „Frankfurter Rundschau“ befasste sich ausführlicher mit dem Thema. Sie nennt die gebotene Summe („bis zu 500.000 Türkische Lira – aktuell rund 25.000 Euro“, wobei in der Türkei bekanntlich horrende Inflation herrscht) und die Internetadresse terorarananlar.pol.tr, auf der viele angeblich „wegen Terror gesuchte Personen“ abgebildet sind. Wir verzichten hier aufs Verlinken. Ein Blick auf die Seite hilft aber beim Einschätzen des Erdogan-Regimes. Außerdem sprach die „FR“ mit Dündar:

„‚Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, warum eine solche Entscheidung jetzt getroffen wurde. Es ist schon lange her, dass ich verurteilt wurde …‘, sagte der 61-jährige Dündar … Er sei nicht der Einzige auf jener Liste. Es gebe noch ‚viele andere Journalisten und Beamte auf der Liste‘, die zu Unrecht des Terrorismus beschuldigt würden. Es gehöre seit Jahren zu Erdogans Politik, seine Gegnerschaft des Terrorismus zu beschuldigen. ‚Geld auf meinen Kopf zu setzen, ist für viele radikale Erdogan-Anhänger in Deutschland ein Zeichen‘, schätzt Dündar. Er vermutet, dass die Türkei noch vor den Wahlen diese Situation nutzen wird, um Deutschland unter Druck zu setzen.“

Leider lässt sich vermuten, dass Außenministerin Baerbock, die ja mit vielen ausländischen Unrechtsregimen umgehen muss und das recht selektiv tut, den NATO-Partner Türkei trotzdem nicht lange nerven wird. Obwohl in der Türkei ja dieses Jahr nicht komplett unfreie Wahlen stattfinden. Hoffentlich ist die ebenfalls vielfach herausgeforderte Berliner Polizei auf Draht.“

https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-2970.html#sprung0



PEN-BERLIN FEUERWEHR CHARKIW

PEN-Berlin „Pressemitteilung vom 7.1.2023:
Feuerwehrautos nach Charkiw – Wir haben geliefert:
Zwei Rüstwagen, Generatoren und Trinkwassertanks in der Ostukraine angekommen – Erstspenden in vier Wochen verdreifacht – Aktion wegen riesigen Erfolgs bis Ende Februar verlängert
Charkiw, 7. Januar:
PEN Berlin-Sprecher Deniz Yücel und Mit-Initiatorin Liane Bednarz haben heute unserem ukrainischen Kollegen, dem Schriftsteller, Musiker und Friedenspreisträger Serhij Zhadan (Сергій Жадан [офіційна сторінка]) dringend benötigte Hilfsgüter übergeben:
     zwei Feuerwehr-Rüstfahrzeuge der Marke IVECO mit je einem 20kVA Notstromgenerator, einen Anhänger, achtundzwanzig Dieselgeneratoren mit 8 kVA-Leistung, einen Dieselgenerator mit 50 kVA-Leistung, zwei Benzin-Generatoren mit 6,6 kVA-Leistung, Bauheizungen 6x6kW sowie sieben Stück frostsichere Trinkwassertanks à 1000 Liter. Außerdem wurden Ersatzreifen, Packmaterial und Werkzeug geliefert.
     In der Region Charkiw im Osten der Ukraine hat die russische Armee seit Kriegsbeginn die Infrastruktur weitgehend zerstört. Auch nach der Befreiung im vergangenen September fehlt es den Menschen an allem, besonders aber an Wasser, Strom und Wärme. Bei der Übergabe der Lieferung betrug die Temperatur in Charkiw minus 12 Grad, es kann dort im Winter auch noch kälter werden.
     Nun wird Serhij Zhadan die Feuerwehrautos mit dem Trinkwasser und den Generatoren dorthin schicken, wo sie am nötigsten gebraucht werden: mit dem großen Generator lässt sich beispielsweise ein ganzes Hospital oder eine Schule versorgen, die kleineren entsprechen dem Energiebedarf eines Wohnhauses, könnten etwa Wärmestuben für viele Menschen inklusive Mediennutzung und Handyaufladungen betreiben. Der erste Einsatzort wird Kosatscha Lopan sein, wo die russischen Besatzungstruppen Massengräber und eine verwüstete Infrastruktur hinterlassen haben.
     Die Hilfsaktion wurde im November vom Schriftsteller Ralf Bönt und der Publizistin Liane Bednarz angestoßen, in Kooperation mit PEN Berlin, dem beide angehören. „Wichtig war mir, dass diese Aktion über die Moral und die Solidaritätsgeste hinaus einen Unterschied macht – technisch. Mittlerweile ist sie so groß, dass sie das tut“, sagt Ralf Bönt. Deniz Yücel ergänzt: „Weil die das machen, machen wir das. Weil die russischen Aggressoren Infrastruktur angreifen, versuchen wir, im Rahmen unserer Möglichkeiten mobile Infrastruktur zu liefern.“ „Wir müssen alles tun, um die Ukrainer bei ihrem beeindruckenden Freiheitskampf zu unterstützen“, sagt Liane Bednarz.
     Einige schnell entschlossene Erstspender (Fam. Sebastian Pape, PPI AG, Pape Invest, Hapag-Lloyd, DFB Stiftung Egidius Braun) ließen gleich zu Beginn Feuerwehrautos in greifbare Nähe rücken. Inzwischen haben unzählige weitere, hauptsächlich private Spender die anfängliche Summe mehr als verdreifacht – bis Anfang Januar gingen rund 167.000 Euro auf dem Konto des PEN Berlin ein. Die Aktion wird daher – mit freundlicher Unterstützung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels – bis 23. Februar verlängert. Dann soll ein zweiter Transport in die Ukraine gehen.
     Unser Dank geht an Botschafter Oleksii Makeiev und die Botschaft der Ukraine in Berlin, die uns bei der Abwicklung der Lieferung sehr engagiert unterstützt haben, an die Berliner Innensenatorin Iris Spranger und die Berliner Zulassungsbehörde für die schnelle Bereitstellung der Überstellungskennzeichen, sowie an Gerd Kellershohn, Andreas Jürgens, Daria Konoh, Tatjana Ohm, die Übersetzerin Svitlana Stupak und die LKW-Fahrer Michael Bockelkamp und Dennis Metzler für unentbehrliche technische, organisatorische, sprachliche und unbezahlte Hilfe.
     Wir danken Gennady Zhadan, der unser Team von Lwiw nach Charkiw begleitet hat, und seinem Bruder, Serhij Zhadan, für den bewundernswerten Einsatz, den er seit fast einem Jahr zur zivilen Verteidigung seiner Heimatstadt Charkiw leistet. Und ein ganz großer Dank gebührt den privaten Spendern, die zum Teil Beträge im vierstelligen Bereich überwiesen haben.
Spenden Sie bitte weiter: penberlin.de/spenden.
Verwendungszweck: „Feuerwehr“ Rückfragen unter email hidden; JavaScript is required
PEN Berlin – Wir stehen im Wort.“


ACHTERNBUSCH HÖRSPIEL HOMMAGE

zum ersten Todestag: „“Herr Achternbusch, wie heißen Sie?“ von Andreas Ammer/Herbert Achternbusch – Hommage an Herbert Achternbusch · „Du hast keine Chance, aber nutze sie“.

Musikalisches Hörspiel mit Texten und Interviews des Bayerischen Universalgenies und Filmemachers. Mit Herbert Achternbusch u.a. / Komposition und Realisation: Andreas Ammer, Cico Beck, Markus Acher, Micha Acher / BR 2023 //“ (BR vergaß zu erwähnen (in diesen hektischen Zeiten): mit Einsatz von Free-Jazz-Legende Günter Baby Sommer, der ja nun auch nicht jeden Tag in Süddeutschland aufschlägt bzw. -nimmt trotz sog. Fall der Mauer).

https://www.br.de/mediathek/podcast/hoerspiel-pool/herr-achternbusch-wie-heissen-sie-von-andreas-ammer-herbert-achternbusch

Regisseur Ammer erzählt (Link unten, dort auch Fotos und Videos) etwas mehr dazu, u.a.: „Der Text zu dem Hörspiel “Herr Achternbusch, wie heißen Sie?” besteht in einer Collage aus mehreren Lesungen und Interviews, in denen Herbert Achternbusch über seine Jugend, seine Philosophie und sein Werk berichtet oder aus eigenen Werken (“Die Stunde des Todes”) liest. Es kommt ein sichtlich nachdenklicher, eher altersweiser Philosoph zum Vorschein, der recht wenig zum Bild des polternden Bayern passt, als den man ihn sonst verortet. Das typische Achternbusch’sche Fazit lautet “Nix ist, nix wird!“. Zu den seltenen Tondokumenten haben die Musiker von “The Notwist” in ihrer typisch melancholischen Art extra Musik komponiert, Günter Baby Sommer dazu Schlagzeug improvisiert und Andreas Ammer das ganze zu einem 50-minütigen Werk zusammengefügt.“

https://quh-berg.de/herr-achternbusch-wie-heissen-sie/



EIN GENIALER COUP

zumindest was die Idee betrifft, und allein deswegen sitze ich schon mit 23 Kolleg*innen an den Drehbüchern für die erste Staffel, keine einfache Sache auf drei Zeitebenen, und die Originalstars sind natürlich angefragt, auf der aktuellen Ebene die Hauptrollen zu übernehmen:

„Mehr als 50 Jahre nach dem Erscheinen des Films „Romeo und Julia“ von Regisseur Franco Zeffirelli haben die beiden Stars des Films die Produktionsfirma Paramount Pictures wegen einer Nacktszene verklagt. Die Schauspieler Olivia Hussey und Leonard Whiting fordern Schadenersatz in Höhe von mehr als 500 Millionen Dollar.“ Wie kam´s dazu? Neue Verjährungsfristen. Risiko: die sog. Nacktszenen sind aus heutigem Blickwinkel kaum noch zu identifizieren.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/romeo-und-julia-filmstars-klagen-wegen-nacktszene-106.html



DAS SEID IHR HUNDE WERT

Ist möglicherweise ein Bild von Text „× � Retten Sie uns den Arsch! Nun müssen auch wir blankziehen. Denn noch weit schneller als der Meeresspiegel steigen die Kosten für die Produktion der >Jungle World<. Miete, Papier, Druck, Versand- eine Flut von Preiserhöhungen spült unsere Kassen leer Auf Dauer können wir nicht abtauchen, wenn wir n Rechnungen zu ertrinken drohen. Bitte. Deshalb brauchen wir Ihre Unterstützung! Mit dem Rettungsing- Abo helfen Sie uns, oben zu bleiben. jungle.world/Rettungsring-Abo“



WAS DEM EXPAPST SCHON

vor drei Jahren von einem Klassefeind nachgerufen wurde, kann man immer noch gut nachlesen und mit diesem Auszug hier schnell mal andeuten: „hätte ein deutsches Gericht den Mumm dazu, würde ein entsprechendes Strafverfahren vermutlich an der vatikanischen Staatsbürgerschaft des Beschuldigten scheitern.“

https://www.konkret-magazin.de/aktuell/767-derlei-vorgaenge?fbclid=IwAR0qfFAlx0cU3sIcAiwZrrQS09krXDenlWvVfrjbIF3wtW1W9p-H_DUYSNg



EIN LETZTES MAL

präsentiert Karl Bruckmaier seine traditionelle großartige Sendung mit Sounds der „Pop-Toten“ des fast schon vergangenen Jahres (wobei Pop nicht so eng begriffen wird), ehe er die Sache aus Altersgründen bleiben lassen muss:

https://www.ardaudiothek.de/episode/pop-und-rewind-der-nachtmix-podcast/der-letzte-macht-das-licht-aus-die-pop-toten-2022/br/12231093/

Damit wünschen wir ihm und allen AbonnentInnen in diesem Block alles Gute mit der 23!



SOMETHING SPECIAL ZUM TOD

von Specials-Sänger Terry Hall: mein Verlagskollege und taz-Redakteur Ulrich Gutmair hat ein damals nur Spex-online veröffentlichtes und inzwischen nicht mehr erhältliches Interview rausgeholt (hier ein Auszug) und so kommentiert: „Interessant, dass keiner der Nachrufe aus UK, die ich gelesen habe, auf Terrys jüdische Familie aus der Working Class Bezug nimmt, und auch nicht darauf, dass Terry in alter Familientradition immer Labour wählte – bis Corbyn kam. Too controversial, I guess.“ (Während sich, darf man ergänzen, die verstorbene Vivienne Westwood als Unterstützerin der anti-jüdischen BDS-Bewegung innerhalb der Brit-Kultur-Society in keiner controversial Position befand, sondern in einer fast schon dort erschreckend verbreiteten, was in den zahlreichen Punk-Nachrufen ebensowenig erwähnt wird wie die Tatsache, dass sie Punk nicht so gut wie erfunden oder geradezu mütterlich betreut, sondern vor allem von denen profitiert hat, die ihn gemacht haben, darin ebenbürtig dem mehr als nur dubiosen Ober-Business-Punk Malcolm McLaren, aber genug jetzt*):

„Terry Hall: (…) Der Antisemitismus ist für mich eine zentrale Frage, weil wir eine jüdische Familie sind. Ich glaube nicht, dass er [Jeremy Corbyn] aufrichtig ist, wenn er um Entschuldigung für antisemitische Ausfälle in der Partei bittet. Über viele Jahre hat er politische Freundschaften mit Leuten von Hamas oder der IRA geschlossen. Ich werde ihn sicher nicht wählen. Nicht nach seinen Bemerkungen zu Juden und Israel.
Spex: Auch die im Vereinigten Königreich einflussreiche BDS-Bewegung ist nah am Programm von Hamas.
Terry Hall: Mein Schwiegervater wurde in Berlin geboren, er musste die Stadt in den 1930ern verlassen. Das Vereinigte Königreich wurde sein Zuhause. Andere aus seiner Familie machten Israel zu ihrem neuen Heim. Die Briten haben Palästina nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen, und die israelische Gesellschaft sah sich von Anfang an umzingelt. So ist es ja auch. Jeder durchschnittliche israelische Jude wird dir das erklären.
Spex: Es gibt ein Stück auf dem neuen Album, das Ihre Liebe zu jüdischer Musik zeigt. „Breaking Point“ klingt osteuropäisch, auch ein bisschen nach Brecht/Weill.
Terry Hall: Als ich Kind war, war das die erste Musik, die ich zu hören bekam. Mein Vater hörte auch immer Edith Piaf. Meine Lieblingsgenres sind Klezmer und die Musik der Roma. Wir haben bei „Breaking Point“ eine Tuba eingesetzt, weil ich die Musik der osteuropäischen Blaskapellen liebe.
Spex: Wenn man Sie googelt, sieht man ganz oben das Foto eines jungen Manns mit goldener Halskette, an der ein großer Davidstern hängt.
Terry Hall: Meine Mutter hat darauf bestanden, dass ich ihn täglich trage.
Spex: Haben Sie deswegen Probleme bekommen?
Terry Hall: Es gab damals eine Partei namens „The British Movement“, und wir, also die Band, bekamen von ihnen Todesdrohungen: Zwei Schwarze und ein Jude, das ist perfekt, Mann. Ich hatte also die Wahl, wem ich mich stellen sollte: Dem British Movement oder meiner Mutter.“
(Quelle: newsletter von Radio-DJ/Journalist Klaus Walter)
(*vielleicht vor dem nächsten Nachruf auf einen Superpunk die 550 Seiten von Jon Savages England´s Dreaming nicht nur durchblättern)


POLITICAL PRISONER NO 1

Ist möglicherweise ein Bild von 1 Person und Text „POLITICAL PRISONER ofthe YEAR TIME JULIAN ASSANGE“