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FÜR DIE QUEEN

hatte John Lydon schon zum 50. Thronjubiläum seine alte Truppe (fast in Originalbesetzung) um sich geschart, um ein Konzert mit den alten Hits wie „God Save The Queen“ zu bestreiten. Während Prof. Vivienne Westwood die Haltung aus alten Sex Pistols-Tagen längst mehrfach übertüncht hat und die Queen sehr liebt.

Chefpistole Rotten/Lydon hat sich immer wieder geweigert, seine Intelligenz und Position altersgemäß einzudampfen. 2006 Ablehnung der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame. Als er 2010 wegen geplanten Konzerten in Israel angegriffen wird, lässt er sich, im Gegensatz zu Elvis Costello nicht davon einschüchtern:

„I´ve got this bizarre situation wrapped around me, with these student union groups, or student hippie bodies, or whatever they are, claiming that if I go now and play in Israel, I am supporting apartheid, which is the most nonsensical point of view. I´ve been accused of many things in my life, but that now tops it.“

Auf den Seiten 210 ff. von Rock´n´Roll Fever haben Guido Sieber und ich einiges von dem versammelt, was „Dame Commander of the British Empire“ Westwood u.a. auf der Queenparty wohl nicht hören möchten.

Breaking the News!!! Guido Sieber meldet sich grade live aus London:

 



FÜR KATZEN

liebhaber und -hasser gleichermaßen: im Milena Verlag eine Neuausgabe von einem der besten Krimis von Kinky Friedman: Wenn die Katze weg ist. Mit einem Nachwort von mir, das auch

Wenn die Katze weg ist ...

von den allerneusten Politabenteuern des (eher ehemaligen) Countrysängers berichtet. Und so anfängt:

„1. Sie werden von Führungspersönlichkeiten geschätzt. 2. Hauptperson hat Katze im Haushalt und quasselt sie voll. 3. Parodien, besonders Krimiparodien, schon die Abkürzung Krimi stößt mich ab. 4. Autor will in politisches Amt oder ist Mitglied einer Partei. 5. Mehr als 374 Seiten, nur damit auch noch der dümmste Idiot der Familie breit ausgemalt werden kann.

War meine Antwort auf die Frage, welche Merkmale Literaturbücher haben, die mich abschrecken. Weil ich nicht unterbelichtet rüberkommen wollte, hatte ich schlecht geschrieben weggelassen.“



CURTIS MAYFIELD

wäre am Sonntag, 3.6.2012, 70 geworden. Netz-Radio Byte.fm würdigt das nicht nur so´n bisschen, sondern so:

15h Curtis Mayfield – Tanzen mit Botschaft/mit Oliver Stangl. 17h Mayfields Movies/mit Alexandra Friedrich. 20h Searching for the Young Soul Teachers – Die Erben des C.M./mit Klaus Walter. Dauer jeweils 120 Min.

SISTERS! NIGGERS! WHITEYS! JEWS! CRACKERS!

DON’T WORRY

IF THERE’S A HELL BELOW

WE’RE ALL GONNA GO

sang Mayfield 1970. Und war laut David Nathan der erste, der die Beschimpfung Nigger den Weißen wegnahm und für sich und die Seinen stolz okkupierte. Und seine Botschaft kam an. Aber, hat man den Eindruck, nicht bei vielen.

1994 besuchte Klaus Walter Mayfield, und ich griff seinen Bericht für Rock’n’Roll Fever auf, Guido Siebers Abb. 307 ergänzend: Mayfield „war seit vier Jahren zu Hause an Bett, Schläuche, Apparate gefesselt, vom Hals abwärts gelähmt (…) Der Radiodiskjockey ist vom Bild des Elends schockiert, doch Mayfield lenkt ihn schnell davon ab, mit seiner <unpfäffischen Mischung aus Güte und Milde einerseits und politischer Hartnäckigkeit, Kampf- und Widerstandsgeist.>“ Sein Leben „war immer noch von der permanenten Suche nach Food for Thought bestimmt (…) Er musste nicht Boris Vian gelesen haben, um zu wissen, dass das Gehirn das einzige Organ ist, das sich bis zum Tod weiterentwickeln kann.“



IN MEMORIAM HEINER LINK

Tot ist der Tote nur unter den Toten – Heiner-Link-Medley.

Import/Export: Goethestr. 30, 80336 München, Mittwoch 30. Mai 2012 20 Uhr

   Foto: Galrev.com

„Erfolg macht sexy. Und sexy will jeder sein. Noch besser ist natürlich der internationale Erfolg, der macht international sexy. Erst der internationale Erfolg hat was wirklich Verruchtes. Da bin ich natürlich dabei.“ Heiner Link.

„Vor zehn Jahren starb der Münchner Ausnahmeschriftsteller Heiner Link. Mit ihm befreundete Autoren lesen aus seinen Texten. Mit: Ralf Bönt, Julia Franck, Arno Geiger, Andreas Neumeister Norbert Niemann, Georg M. Oswald

Heiner Link wuchs als Sohn eines Kraftfahrers in Eichenau bei München auf, bevor er Schriftsteller wurde. Am 30. Mai 2002 starb er zweiundvierzigjährig bei einem Motorradunfall. Zu Lebzeiten wurden er und seine Bücher (wie etwa der „Hungerleider“) von der literarischen Kritik wenig wahrgenommen. Von den Schriftstellern seiner Generation umso mehr. Posthum wurde er mit dem Roman „Frl. Ursula“ aber doch noch zum Spiegel-Bestseller-Autor und hätte darüber vermutlich selbst am meisten gelacht.“



DER ERSTE

Eindruck von der ersten Platte, die Steve Train and His Bad Habits eingespielt haben, The Lost Jack Rhodes Tapes. Meine Liner Notes zum Album demnächst hier im Block – http://www.youtube.com/watch?v=gd5-OhxXJHw

(Hier der nachdenkliche Steve mit Gitarrist/Bassist Howlin Max Messer)

Ein neues Video auch von unseren Freunden The Leadbelly Project: http://www.youtube.com/watch?v=zXBQ82noxj4

Und Sequoia Crosswhite hat nicht daheim in Rapid City, sondern live in Konstanz – dem schon Jon Langford einen Song gewidmet hat – mit meinem spirituellen Kontrollmanager Hubl G. den Folsom Prison Blues eingespielt (von dem manche immer noch glauben, Johnny Cash hätte ihn nicht geklaut): http://www.youtube.com/watch?v=P5UPq4OTUPY

(Ende der Liveschaltung am International Noise Awareness Day aus Ihrem Wellness Record Shop)



SPITZENSATZ (4)

wurde von einer der beiden renommiertesten deutschen Tageszeitungen abgeworfen, und aus einem Artikel, der einem Autor sprachliche Mängel vorwirft:

„Die Sprachbilder sind mitunter etwas schief (…), dafür ist der Ton locker.“

Hab ich da etwa Mitleid mit dem Autor, der von diesem unbarmherzigen Urteil des Rezensenten niedergestreckt wird? Aber absolut. Denn ich kenne den Zustand. Auch ich bin mitunter etwas unten, dafür drei Straßen weiter.

Ich versuche mich dann, mit Rockmusik wieder etwas zu lockern. Obwohl sie dafür erfunden wurde, gelingt das deshalb nicht notwendigerweise. Wie die Leute im Schaugeschäft sagen: Runter kommen sie immer.

 

 



RUMGRASSN

ist ein schönes neues Wort. – Und es wundert mich nicht, dass der von mir schon immer (d.h. seit ca. 1984) geschätzte Peter Glaser zu denen gehört, die was Gutes zum Thema einwerfen. (Ein Missverständnis ist ja, dass alle, die sich gegen das Rumgrassn wehren, nun irgendwie auf CDU-Linie wären, soweit kommt´s noch…) – http://blog.stuttgarter-zeitung.de/category/literatur/

Außerdem sowieso Freund Wiglaf Droste in seiner täglichen Kolumne für die Junge Welt (die leider (sage ich, der seit vielen Jahren für die jW schreibt), aber wie zu erwarten war, den Grass beim behämmerten Rumgrassn unterstützt; wenigstens sind also immerhin unterschiedliche Meinungen im Blatt möglich…) – http://www.jungewelt.de/2012/04-07/042.php?sstr=wiglaf%7Cdroste%7Cg%FCnther%7Cgrass

Und damit werden wir unsern nun wirklich gleichgeschalteten Block nicht weiter mit der Sache zumüllen.

In Arbeit ein Essay: warum sind die offensichtlich bedeutendsten, irgendwie auch beliebtesten Autoren der Deutschen zwei 80-plus Männer, die immer wieder mit dubiosem (um es geradezu sanftmütig auszudrücken) Geschwafel auffallen, von dem noch das Dümmste von den größten Printmedien dankbarst aufgegriffen und groß rübergereicht wird? Warum kann ich mich nicht erinnern, dass von den durchaus zahlreichen Autoren, die ich seit 30 Jahren kennengelernt habe (sehr und weniger erfolgreiche, sich stark oder kaum politisch äußernde), niemals jemand sagte, lies doch mal dieses Buch von Grass oder Walser? Schon die Generation vor mir (Fauser, Weissner, Fels, Ploog, Fichte, Achternbusch, Cailloux u.a.) hat doch bei diesen Namen abgewunken. Da gibt´s ein auffallendes Missverhältnis; irgendwas stimmt da nicht. Da war z.B. ein Dürrenmatt ein ganz anderes Bedeutender-alter-Mann-Kaliber. Einer, der nicht als permanenter Mainstream-Mitläufer rumgeschrieben hat, und bei dem man sich vorstellen könnte, dass er (als Deutscher) einfach nur „Deutschland, halt doch einfach mal dein Maul!“ geknurrt hätte. (Geschrieben in Erwartung der großen Bürgeraktion „Einreiseerlaubnis nach Israel für Grass jetzt!“; da dürften dann wohl so ziemlich alle dabei sein…)



ZWEI MAGAZINE

die mir sehr am Herzen liegen, haben grade ihre neusten Ausgaben rausgebracht: Kaufense das — oder Sie müssen zur Strafe live im iranischen Lokalfernsehen mit Gunther Grass und Achmadinitschat über den Weltfrieden diskutieren und außerdem ein Jahr lang die Tauben der deutschen Friedensbewegung füttern.

SUPERBASTARD – Hrsg. von Benedikt Maria Kramer. 64 S., 3.- Bestellung: www.superbastard.de und in Österreich bei songdog.at — Mit Dokumenten, Stories und Gedichten von Urs Böke, Florian Günther, Andreas Niedermann, Gudrun Völk, Chrissie Wilholm, Clemens Schittko, Kai Pohl u.a. (und von mir ist das Gedicht „Dresden“ aus meinem Band „Ich fühlte mich stark wie die Braut im Rosa Luxemburg T-Shirt“ drin).

DRECKSACK – Hrsg. von Florian Günther. 12 S. (großes Zeitungsformat), 2.- Bestellung: email hidden; JavaScript is required (www.edition-luekk-noesens.de). — Mit einem 2-Seiten-Special zum Tod von Carl Weissner, und Beiträgen aller Art u.a. von Lydia Lunch, Jerk Götterwind, Matthias Penzel, William Cody Maher, Signe Maehler, Jan Herman, Florian Vetsch, Jürgen Ploog, Andreas Niedermann, Anna Böger, Anna Rheinsberg,Roland Adelmann, Urs Böke, Axel Monte. Von mir eine kurze Erinnerung an Carl Weissner.



R.I.P. HARRY CREWS

Der amerikanische Autor Harry Crews starb am 28. März im Alter von 76 Jahren. „The cause was complications of neuropathy, his former wife, Sally Crews, said“ (New York Times).

Drei deutsche Ausgaben seiner großartigen Bücher bei Mox & Maritz. Zwei Artikel über ihn weiter unten in diesem Block.



PRÄESIDENT

Mein Talent zum Seher, meine Qualitäten als Prophet sind mir langsam unheimlich; zum Glück bin ich nicht religiös und mein Ehrgeiz, was dieses Business betrifft, geht gegen Null – (aber vielleicht auch nur n o c h gegen Null, daher etwas unheimlich…). Im Grunde ist es mir also ein Rätsel, warum ich schon am 4. Juni 2010, als der vorige Präsident grade der neuste war, schon alles zum nächsten, jetzt also neusten gesagt habe. Sowas kann man eben nicht lernen, und ich schätze mal, das stand in keinem Leit- oder Hintergrundleitartikel. Ich will damit keineswegs angeben, jage nicht nach 18xDaumenhoch o.ä., führe eigentlich nur ein Selbstgespräch. – Suche per Datum oder Stichwortsuche „Präsident“.

Was z.B. im Aprilheft von Konkret zum neusten Präsident kommt, macht einen schon etwas nachdenklich, selbst wenn man nur die Hälfte glauben möchte. Besonders schön (oder auch schockierend für Sensiblere) der Schluss von Florian Sendtners Artikel, wo er schildert, wie Stoiber am 22.2.2012 den Präsidentkandidaten „4.000 betrunkenen Dumpfbacken“ im Bierzelt Passau zu verkaufen versucht, aber ein Argument nach dem andern kommt bei den CSUlern nicht an bzw. „die Bedudelten checken´s immer noch nicht“, bis Stoiber schließlich das sie überzeugende Argument final bei ihnen einschlagen lässt: „Einer, der für Thilo Sarrazin auch ein gutes Wort gefunden hat!“ Und da endlich jubelt die Gemeinde.