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IM SUMPF

ist es diese Meldung, die mich weiterhin am meisten interessiert. In der FAZ vom 4.5.2013 stand auf S.2:

„Keine Übersicht gibt es bislang, in welchem Umfang die Abgeordneten von der Möglichkeit Gebrauch machen, Verwandte zweiten Grades als Mitarbeiter zu beschäftigen – hier gibt es im Abgeordnetengesetz keine Beschränkung auf Altverträge.“

Am Tag danach tönte unser Ministerpräsident im Münchner Postpalast: „Bayern muss Bayern bleiben.“

Das mag aus seiner Sicht eine verständliche Aussage sein. Aber ich möchte keinen bayrischen Ministerpräsidenten haben, der glaubt, uns mit derart schwachsinnigen Sätzen kommen zu können. Der uns für so verblödet hält, dass wir auf dermaßen dumme Sätze anspringen könnten.

Da möchte ich lieber Frau Dr. Merk als unsere Anführerin haben, „die ihre Schwester für die Erstellung von Texten für das Internet entlohnte und die Kosten beim Landtag reklamierte“, denn Doktor M. hat sozusagen die Eier in der Hose, die ich mir von einem Ministerpräsidenten(/in) erwarte: Erst wenn man ihr mit echten Augenzeugen und Videobeweisen und (wasserdichten) Gen-Analysen plus Geständnis sowas beweisen könnte wie z.B. einen (grausamen) Doppelmord auf offener Straße, würde sie sowas wie einen Rücktritt vielleicht in Erwägung ziehen.

Manchmal frage ich mich in diesen Tagen (nicht nur, ob ich mich für „die Erstellung von Texten für das Internet“ bewerben sollte, sondern auch), ob jetzt nicht mehr Dr. Thomas Goppel mein Lieblingspolitiker ist, sondern Dr. Merk. Das ist keine leichte Frage. Aber, ganz ehrlich, wir waren noch nie der beste Freund von den leichten Fragen.



KINKY FRIEDMAN

eröffnete am 2. Mai in Mainz das Festival „Hip im Exil II – Facetten des Judentums“ mit einer großartigen Show. Ich hatte das in der tageszeitung angekündigt – dabei ist mir ein Fehler unterlaufen:

Ich verbreitete die Meldung weiter, Kinky Friedman habe den Republikaner Rick Perry, den er früher mindestens so beschimpfte wie Ali damals Joe Frazier, bei seinem Versuch Präsidentschaftskandidat zu werden, dann tatsächlich unterstützt. Beim Interview vor dem Konzert dementierte der Texaner: diese Meldung sei nichts als Internet-Quatsch, er habe Perry nie unterstützt. „Ich hasse ihn nicht, he´s a likeable guy, I like him, aber unterstützen? Niemals.“

Er nahm die Falschmeldung nicht krumm, aber ich hätte mich sowieso entschuldigt. Was er bestätigte, war dieses Zitat: „Ich würde einen Präsidenten Charlie Sheen Obama vorziehen.“

Hier der Artikel: http://www.taz.de/!115428/

Hier das Programm des großen Festivals: http://www.juedisches-kulturfestival.de/

 Passende Lektüre

Ventil Verlag: Engelmann / Frühauf / Nell / Waldmann (Hg.): We are ugly but we have the music Eine ungewöhnliche Spurensuche in Sachen jüdischer Erfahrung und Subkultur

 P.L.

Der letzte 17. Band der Kriminalserie um den jüdischen „Ermittler“ (Cowboy) Kinky Friedman und einige Vorläufer bei Edition Tiamat.



LUTZ SCHULENBURG R.I.P.

Am 1. Mai starb, kurz nach seinem 60. Geburtstag, Lutz Schulenburg, Mitbegründer- und Verleger der Edition Nautilus und Herausgeber des Magazins Die Aktion. Ich will mir nicht vorstellen, wo ich heute ohne Lutz wäre. Der mich als Anfänger und Buchautor zehn Jahre unterstützt hat, nicht nur, was meine eigenen Arbeiten betraf, sondern auch die geistige Rückendeckung, z.B. das Gesamtwerk von Franz Jung … das gesamte Umfeld mit Sean McGuffin, Wiglaf Droste, Robert Brack oder Ingvar Ambjörnsen, das die Edition Nautilus zu bieten hatte, die er zusammen mit Hanna Mittelstädt zu einem der wichtigsten linken Verlage gemacht hatte, in dem Politik und Literatur gleich behandelt, angesehen wurden. Als ich 1986 zum ersten Mal einen Stapel Papier beschrieben hatte, von dem ich dachte, er könnte auch in Buchform erscheinen, machte ich mir eine Liste mit meinen Wunschverlagen. Meine Nr.1 war Edition Nautilus, zwei Jahre später erschien dort „Falschspieler“. Lutz empfing den Nobody beim ersten Besuch in Hamburg mit umwerfender Herzlichkeit und gab ihm das Gefühl, das könnte alles schon was werden. In einigen Momenten, in denen ich aufgeben wollte, „Tollwut“ hätte ich ohne einige Briefe von ihm nicht geschafft, wusch er mir den Kopf und gab mir ´nen Tritt. Jedoch niemals, ohne ein Problem auf die leichte Schulter zu nehmen. Und man musste auch nicht immer jeden Scheiß bis zum Letzten ausdiskutieren … Falls aus dem, was hätte werden können, tatsächlich was wurde, dann hatte er sehr großen Anteil daran. Fuck this shit, damn the rest. Wahrscheinlich habe ich das auch bei ihm gelernt, dass man manchmal hilflose Sätze, die man nicht ausstehen kann, stehen lassen muss, um den nächsten Schritt machen zu können … — …

Ein ausführlicher Nachruf von Tobias Gohlis: http://culturmag.de/litmag/lutz-schulenburg-ist-tot/70264



THE MEKONS SAGEN

NEVER WANT TO WORK

ALWAYS WANT TO PLAY

PLEASURE, PLEASURE, EVERY DAY

I KNOW THEY WILL TRY TO STOP US

BUT WE MUST NEVER LET THEM

NEVER WORK



DIE EHRE

einen Henri-Nannen-Preis in der Essay-Abteilung zu bekommen, erging soeben an Bernd Ulrich von der Zeit.

Ein paar Stunden vor der Bekanntgabe hatte Otto Köhler, einer der großen (Geschichts-)Journalisten, seinen Kommentar zu Essay und Autor veröffentlicht. Dass die Kenntnis dessen an der Vergabe ggf. was hätte ändern können, sollte man wohl eher nicht vermuten:

Otto Köhler: „Favorit für die Sparte »Essay« ist Zeit-Vize-Chefredakteur Bernd Ulrich für seine Titelgeschichte »Wer sind wir, heute?« vom 30. August 2012, in der er »gern den nazivergleichenden Griechen und Spaniern einen Finger ihrer Wahl zeigen, der Ruderin einen Arm um die Schulter legen und sich dabei von dem Sänger etwas vorsingen lassen« möchte. Die Bundeswehr-Ruderin Nadja Drygalla mußte von den Olympischen Spielen in London abreisen, weil ihr Partner ein bekannter NPD-Landtagskandidat von den »Nationalen Sozialisten Rostocks« ist, und der Wagner-Sänger Evgeny Nikitin durfte in Bayreuth nicht auftreten, weil er ein Hakenkreuz auf seiner Haut trug. Bernd Ulrichs Geschichte trägt die Überschrift »Wer sind wir heute?« und ist Hauptbestandteil des mit einem Hitler-Bild garnierten Zeit-Titels »Wann vergeht Vergangenheit?«“

Hier sein Essay in voller Länge:  http://www.jungewelt.de/2013/04-26/016.php



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HEUTE ONLINE

und morgen in der Printausgabe der jungen Welt:

NASHVILLE ROCKEN, BERLIN SOWIESO

Smokestack Lightnin´ mit neuem Album auf Tour

Von Franz Dobler

Berlin. Am Sonnabend stellen in Berlin Smokestack Lightnin’ ihr neues Album »Stolen Friends« vor. Es ist nach 15 Jahren, fünf Alben und einigen Singles ihr bisher bestes geworden. Das will was heißen, denn die Nürnberger sind schon lange die beste deutsche Band, die sich unter Country-Rockabilly-Americana einordnen läßt und ich würde mich bei jeder Motorrad- und Tattooversammlung in meinen höchsten High Heels auf die Kiste des Häuptlings stellen und das verkünden.

Hier gehts weiter: http://www.jungewelt.de/2013/04-27/056.php

* Konzerte: 27.4. Berlin (Volksbühne, Roter Salon), 30.4. Dresden (Rosis Amüsierlokal), 1.5. Leipzig (Tonelli’s)

Diesen Männern können Sie Ihr Geld anvertrauen.



THE BROKEN CIRCLE

Eine Variante meines Artikels über den Film „The Broken Circle“, der letzte Woche in der Zeit erschien, habe ich für die junge Welt von heute geschrieben:

ICH WAR FRÜHER PUNK

Bluegrass in Belgien: Felix van Groeningens neuer Film

»The Broken Circle«

Den Bart im Lauf der Popgeschichte hat Martin Büsser in seinem Artikel »Nicht zu zz toppen« analysiert (in: »Music is my boyfriend«, Ventil Verlag, 2011). Wie er Protest war (Rock), dann aus Protest abrasiert (Punk) und in einer neuen Bewegung (Free-Folk) wieder voll stehen gelassen wurde.
Die Männer im Musikfilm »The Broken Circle« tragen eine Menge Bart, sehen aus wie in einem Western über Armut in den Bergen, wie eine The-Band-Coverband, aber sie spielen ganz traditionellen Bluegrass, diese Belgier. Vor gut zehn Jahren war ein Bluegrass-Film unglaublich erfolgreich, »O Brother, Where Art Thou?« Der Coen-Brothers-Film, erzählt »Broken Circle«-Regisseur Felix van Groeningen beim Interview in München, habe ihn jedoch null beeinflußt. Klar, sein Film ist keine Komödie, und seine Bluegrass-Geschichte geht ganz anders.
»The Broken Circle« ist eine Moritat über ein Liebespaar, das vom Schicksal auf eine Art zerstört wird, die einen auf die Idee bringt, daß nur der Teufel die Liebe erfunden haben kann. Oder wie am Anfang des Showdowns Elise ihren Didier vollkommen außer sich ankreischt: »Ich hab’s immer gewußt, es war zu schön, um wahr zu sein – das Leben gönnt dir das nicht!«
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Außerdem in dieser Ausgabe: Christof Schreuf über ein Konzert der Krautrock-Veteranen Agitation Free: http://www.jungewelt.de/2013/04-26/014.php


HEUTE IST SCHON WIEDER

so ein spezieller Tag, der „Tag des Lärms“. Es ist wie mit dem Winter. Als ich klein war, war der Winter ein ganz ein anderer. Und es gab auch nicht so viele spezielle Tage, in denen etwas in den Mittelpunkt gestellt wurde. Allein hier im Block wurde in den letzten Tagen schon auf zwei Tage hingewiesen und man darf gar nicht daran denken, wieviele spezielle Tage wir in der letzten Zeit vergessen haben, jedoch ohne bösen Willen.

Ich möchte nichts gegen die anderen Tage sagen, jeder hat seine Berechtigung, das ist schon klar – aber der „Tag des Lärms“ ist mein Tag. Gut, er dauert nur noch eine knappe Stunde, aber das ist schon genug. Ich finde, dass jeder Tag ein „Tag des Lärms“ sein sollte.

Es gäbe nun viel hier zu sagen, aber ich möchte einfach auf die Kollegen von der Dachauer Redaktion des Münchner Merkur verweisen, die belegen, dass die Probleme mit dem Lärm selbst in einer bayrischen Kleinstadt vorhanden sind:

„Innehalten am Tag des Lärms

Dachau – Ob am Arbeitsplatz, im Verkehr oder durch Musik – nahezu überall sind die Menschen im Alltag einer Geräuschkulisse ausgesetzt. Um auf die Gefahren dieser Belastung hinzuweisen, wurde der „Tag gegen Lärm“ ins Leben gerufen. In Dachau gibt es einen großen Lärmfaktor: den Straßenlärm.

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Am heutigen Mittwoch zeichnet die Deutsche Gesellschaft für Akustik (DEGA) zum 16. Mal für die Aktion verantwortlich. Das Hauptziel ist, Aufmerksamkeit für die durch Lärm entstehenden Probleme zu erregen. Auch die Wichtigkeit von Ruhephasen für das Gehör soll den Menschen verdeutlicht werden. In der Arbeit, im Verkehr, durch Medien und sogar in der Schule ist das Gehör permanent einer Beschallung ausgesetzt. „In Dachau ist die Hauptquelle für Lärm der Straßenverkehr. Gerade an vielbefahrenen Straßen ist der Lärmpegel besonders hoch. Generell ist die Lärmbelastung über die Jahre durch ein höhereres Verkehrsaufkommen gestiegen“, sagt Volker C. Koch, der Stadtratsreferent für Verkehr in Dachau. Der Fluglärm sei in Dachau ebenfalls für viele Bürger ein Ärgernis, meint Koch.“

Tipp des Tages: Wer aktiv am „Tag gegen Lärm 2013“ teilnehmen möchte, kann heute für 15 Sekunden innehalten und bewusst die Ruhe genießen.

Den ganzen Artikel finden Sie bitte hier: http://www.merkur-online.de/lokales/dachau/dachau/dachau-innehalten-laerms-mm-2870366.html



ZUM SUPERTAG DES JAHRES

Ich zitiere mich wie immer ungern, diesmal aus einem Buch, das manche schon als Klassiker abgewrackt haben: „Kein Bier für Deutschland!“ (Bierherz, Edition Nautilus 1994).

Und da ist noch irgendein Supertag, der von den Schriftstellerinnen? Na, wie gesagt…