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TOPCOVERS DER WELT (No.90)

Gab mal wieder viel Streit in der Musikredaktion. Der Praktikant wollte das Cover ausschließen („heißt ja nicht, ich hab was gegen Drogen, Mann!“), die Popredakteurin es viel weiter oben in den Charts haben. Da schlägt immer die Stunde des Chefs („immerhin hat´s doch eine bessere Wertung als DJ Hell“). Die Hitze am Sommerloch… Zum Glück hat das Erstellen dieser Charts nichts mit Anhören zu tun. Logischerweise. Sonst würde es hier noch Tote geben.

(Um die Verwirrung perfekt zu machen: Die CD ist nicht zu verwechseln mit einem Buch gleichen Titels, das aber bereits 2001 erschien. Es ist aber schon zu heiß, um das jetzt auch nur genauer ein Stück weit anzudenken, was das zu bedeuten haben könnte, und mein Anwalt, den ich fragen könnte, ist sowieso im Urlaub…)



JÖRG FAUSER SAGT:

„Nun gibt es eine Kunst, die von keinem Schatten getrübt ist und von keiner Tragik, es ist die Kunst der Konjunkturen und der Kulturverwertungsgesellschaften, von ihr kann nicht die Rede sein, wo von Rebellion die Rede ist und vom Elementaren.“

(Marlon Brando-Biografie, 1978)

JF 16.7.1944 – 17.7.1987



WÄRE NICHT GANZ DUMM

dachte ich, bei der Bundesbuchplanungsstelle mal nachzufragen, um das Projekt dann ggf zu ändern bzw dann mehrere Projekte besser, resp. überhaupt koordinieren zu können.

Weil ich seit kurzem an einem Buch mit dem Titel „1914“ arbeite, kam ich auf die Idee, dass es nicht abwegig wäre, wenn das derzeit sagen wir 10 andere AutorInnen ebenfalls tun. Weiß der Henker, wie es dazu kommt, aber sowas gibt´s. Wenn mir jetzt die Bundesbuchplanungsstelle (BBPS) mitteilen würde, dass im Moment sagen wir 5 AutorInnen das tun, könnte ich nämlich umdisponieren und sagen wir, jetzt echt nur ein Beispiel, „1925“ nehmen.

Aber noch nichts von der BBPS gehört (Beamte!). Ich muss allerdings zugeben, dass ich nicht so wahnsinnig hinterher bin, weil ich eh grade mit zwei Büchern beschäftigt bin. Das eine sollte „1913“ heißen, aber man hat mir gesagt, das ginge jetzt nicht mehr. Dann wollte ich „1975“ nehmen, aber das ist wieder ein Titel von Tilman Rossmy. Ich glaube, jetzt nehme ich „1984“.  „1985“ würde besser passen, aber das hat Anthony Burgess schon geschrieben.

Ich weiß, dass die Angestellten von der BBPS über sowas nur lachen. Manche Leute verdienen ihr Geld echt leicht.



WAS WÄRE DENN DER MUSIKJOURNALISMUS OHNE DAS LABELINFO (2)

KOMMSE RAN, kommse rinn! Hier isse wieder, die absolut lustigste Kolumme, die wa in unsam Block zu bieten ham! Das könnse glaum oder auch die Mutti fragen. Das is die Auferstehung der Jungfrau ohne Unterleib! Fallsse Zweifel ham, fragen se jetzt gleich ihrn Dealer. Fallsa grade draußen is.

Und vergessnse nich, dasse det hier zuerst jelesn ham! Noch vor in was ihre Musikzeitung is. Die Schrift is klein, Vatta, also setz mal die Brille druff, sieht doch eh bessa aus. Kinda zahln die Hälfte inda Zweeraumwohnung, is doch Ehrensache.

Hier ohne Netz und Kommentarios! (Krankenschwestern sin links übrings) Ohne Fotos und Fittis! Der letzte Promoking ohne Flocken! Der Zitatmeesta from Outa Space! Ab hia Zitaaat!

„2raumwohnung – ACHTUNG FERTIG – es ist ein neues Album!

„ACHTUNG FERTIG“ – so heißt das neue Album von 2raumwohnung, das am 06. September bei Vertigo/Capitol veröffentlicht wird. Die erste Single „BEI DIR BIN ICH SCHÖN“ erscheint bereits im August. Es ist das siebte Album von Inga Humpe und Tommi Eckart, und es ist das Ergebnis „einer Suche nach dem druckfreien Raum“, so das Duo, das seit vielen Jahren zur musikalischen Seele der Hauptstadt zählt. Liebe, Freiheit, Bewusstsein – Sex, Tod und Lachen. Elektronisch, deutsch, feministisch. Tanzen und Abstürzen. Schwule und Lesben, verknallte Kids im Rausch, das nächste Leben, die Erde, Spiris, Freunde und Liebende, die sich unbedingt trennen müssen:

Sie alle sind dieses Album. Sie alle sind der Grund, warum 2raumwohnung heute Musik machen. Aufgenommen in Berlin und Los Angeles. Mit einer Kommune aus dreißig verschiedenen Leuten. Weit weg von Berlin gab es Abstand. „Zu sich selbst. Zum Lärm. Zum nächsten Exzess. Irgendwas ist immer. In LA war alles anders“, erzählen die zwei. Ausbrechen aus den eigenen Regeln. Mit dieser ganz speziellen 2raumwohnung-Haltung: „Es gibt keine Beschwerden, weil Beschwerden nicht inspirierend sind“, so Inga.

Es war schon immer ein Leitmotiv von 2raumwohnung, das große Drama des Lebens zu entdramatisieren. Als könnte jedes Problem auch in der Küche auf einer WG-Feier gelöst werden, die nie aufhört. Über sechs Alben entwickelte sich der ursprüngliche, verspielte, ravige 2raumwohnung-Sound zu Pop, Bossa Nova, Techno und Punk, zu Neo-Wave und wieder zu Pop. Mit ACHTUNG FERTIG schließen 2raumwohnung einen Kreis und kehren zurück zu ihrem Ursprung: Elektronik, Elektronik. Kaum Gitarren, wenige akustische Instrumente. Ein Bruch mit den letzten zwei Alben. Ein Bruch, der mehr ist als bloß eine musikalische Idee. „Es ist eine Haltung“, sagt Tommi. „Es ist eine Behauptung“, sagt Inga.

Seit dreizehn Jahren bilden die beiden als Duo den Sound und das freie Leben in Berlin ab. Ihre Musik ist seit dreizehn Jahren der Soundtrack zum Schminken im Bad, zur Nacht und zum Kindermachen auf dem Rücksitz, zum Rummachen auf dem Klo und zum Sonnenaufgang zwischen Schornsteinen und Plattenbauten. Humpes Stimme und ihre Texte sind dabei der Klebstoff des Gesamtwerks.

Die Songs der neuen Platte: mehr sexy Girl, mehr wirklich sein, mehr Zentralmassiv. „ACHTUNG FERTIG ist eine rosa Kakerlake, die nicht kaputt geht. Ein neues Gefühl. Druckfrei und vor allem: Musik.“ Vorab erscheint mit „ICH MAG’S GENAU SO“ das erste Stück aus dem neuen Album als Free-Track zum Download. Das Video hierzu stammt von Henning Gronkowski, der sich als Schauspieler für Klaus Lemke einen Namen gemacht und nun selber als Regisseur die Schule von Lemke weiterentwickelt.“ Zitatende.



SPITZENSATZ (11)

„Natürlich gibt es Champagnertrinker unter den Künstlern, doch sind sie in der Minderheit.“

(Diego Castro, junge Welt, 10.7.2013)

(Man sollte nicht vergessen, was Lothar Mathäus – in jungen Jahren! – mal gesagt hat: Die Hoffnung stirbt zuletzt).



FAUSER KLAGEN FURT

Sehr zum Nachlesen empfohlen die Rede von Michael Köhlmeier zur Eröffnung des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, mit Jörg Fauser in der Hauptrolle:

http://bachmannpreis.eu/de/information/4253

Zu korrigieren ist das Gerücht über den Tod Fausers, das ein Mann Köhlmeier erzählte. Es ist komplett irre absurd, andererseits könnte niemand das Gegenteil beweisen. Bei unseren Recherchen zu Christoph Rüters Film über Fauser hatten wir uns auch um Gerüchte aus dieser Richtung gekümmert, aber nicht den geringsten Anhaltspunkt gefunden. (Es sei denn, man hätte die Tatsache, dass der Fahrer des Lastwagens inzwischen verstorben war, dafür hernehmen wollen….)

Im Gegenteil: es war z.B. gerade Dagobert Lindlau, der als langjähriger Reporter auf organisierte Kriminalität u.ä. spezialisiert war und zuletzt mit Fauser an etwas zusammen gearbeitet hatte, der genau diese Vermutungen am entschiedensten zurückwies und einige der Gerüchte aus persönlichem Erleben widerlegen konnte.



EINE ZIEMLICH INTERESSANTE

Meldung erreicht uns von österreichischen Kollegen und natürlich geht es um den Bachmann-Wettbewerb. Wie jedes Jahr werden wir Literaturafficionados miterleben dürfen, wo die wahren literarischen Hämmer hängen, selbst wenn, wie meistens, das darf man kritisch anmerken, kein Goetz oder Wawerzinek dabei sein wird.

Die diesjährige Hauptmeldung also (nachzulesen in Profil) fordert dann aber doch mal unsere ganze Aufmerksamkeit:

<Und die Literatur hat es ausnahmsweise ganzflächig auf die Titelseiten regionaler Zeitungen geschafft: „Rettet den Bachmannpreis“, forderte die „Kleine Zeitung“ vor wenigen Tagen. Die Veranstaltung selbst, die am Mittwoch dieser Woche mit einer von Michael Köhlmeier gehaltenen Rede eröffnet wird, steht unter keinem guten Stern (…) In Köhlmeiers Eröffnungsstatement wird die aktuelle Causa keine große Rolle spielen: „Meine Rede wird sich um den Schriftsteller Jörg Fauser drehen, den ich vor 30 Jahren in Klagenfurt kennengelernt habe“, kündigt der Autor an: „Es ist mir viel wichtiger, über Fauser zu sprechen als über Wrabetz (der sog. ORF-General, A.d.V.). Nichts, gar nichts kann mich davon abhalten, eine Hommage auf Fauser zu halten.“>

Komplett hier: http://www.profil.at/articles/1326/560/361173/orf-kritik-kulturszene-wrabetz

Jörg Fauser (1944-1987) hatte 1984 beim Klagenfurt-Rennen seine Erzählung „Geh nicht allein durch die Kasbah“ vorgelesen und war von den Juroren Reich-Ranicki und Jens – (das wurde aber auch wirklich in allen Nachrufen respektvoll kritisch erwähnt, dass der Mann ein paar kleine Kenntnislücken im Unterm-angeblich-höööchstkulturellen-Literaturbereich hatte) – auf eine Art niedergemacht worden, die jungen Autor/en/innen zeigen sollte, dass man den ganzen Scheiß nicht so toternst nehmen sollte. Ist die eine Seite so grotesk wie entlarvend (oder auch desillusionierend, würden sensible Gemütter wohl meinen), so ist Fauser sensationell gelangweilt bei der Beurteilung. Gibt keinen deutschen Autor, der ein schöneres „Fuck off“ in die Literaturbetriebskameras gegeben hätte.

 Trikont CD

Das kann man sich im Netz ansehn oder auf der DVD, die dem Band „Mann und Maus/Gesammelte Erzählungen II“ beiliegt (Gesamtausgabe Band 6, Berlin 2006).



WAS SIND DENN ECHT RICHTIGE MÄNNER?

Da haben wir in unserem frauendominierten Block keinen Zweifel: richtige Männer beschweren sich nicht, wenn es an ihrem großen Jubiläumstag vom Himmel pisst, als würde die Hölle den Tag des Jüngsten Gerichts anläuten, obwohl sie fünf Wochenenden dran gearbeitet haben, ein Gelände mit Bars und Bühnen und Zelt herzurichten für den Anlass.

Wir sagen es zu ihrem 40. genau so: Sehr beruhigend, in der Hölle auf diese Männer zu treffen. Nach 7 Stunden schweren Schwerstgitarren sind wir bereit!



TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN (3)

1 John White: Erik Satie/Caresse

2 WDR Sinfornieorchester: Benjamin Britten/Young Person´s Guide to the Orchestra

3 Ensemble I Musici: Benjamin Britten/Simple Symphony Op.4

4 Charities Philharmonia: Britten/Young Person´s Guide

5 Charles Mingus: Mingus plays Piano

6 Glenn Gould: Beethoven/Piano Concerto No.5 in e flat major/I.

7 Glenn Gould: Alban Berg/Piano Sonata, Op.1

8 Miles Davis: Sketches of Spain

9 Jerry Fielding: The Wild Bunch Soundtrack

10 The Good, The Bad & The Queen: s/t

11 XTC: Apple Venus Vol.I

12 Robert Wyatt: Comicopera



SPITZENSATZ (10)

„Dass eine schwangere Frau in den Hungerstreik geht und damit ihr Ungeborenes gefährdet, muss sofort beendet werden.“

Christine Haderthauer, Bayerische Staatsministerin für Slasher-Filmförderung