AUCH AN DEN FEIERTAGEN MUSS
Von Franz Dobler | 7. April 2023 | Kategorie: Allgemein | Kommentare deaktiviert für AUCH AN DEN FEIERTAGEN MUSSPlatz sein für diese Reality Show mit dem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis:
Platz sein für diese Reality Show mit dem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis:
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*hrsg. von Präkels+Liske
Wir hatten uns hier im Blockhaus vorgenommen, nur noch sehr Persönliches, also hauptsächlich über Literatur und die eigene Haustür zu schreiben, und das klappt eigentlich ganz gut, hier gleich ein neues Gedicht, (nach Überprüfung der Fakten) geklaut, aber das ist ja bekanntlich kein Einzelfall:
„Ukrainisches Kriegstagebuch (122): Schluss jetzt mit Taiga-Blues
Der ukrainische Autor, DJ und Musiker Yuriy Gurzhy lebt seit 1995 in Berlin. Hier schreibt er über den Krieg in der Ukraine.“ Und obwohl der Trikont-Artist eine großartige Serie schreibt, wünschen wir, dass er sie bald beenden kann…
https://www.tagesspiegel.de/kultur/ukrainisches-kriegstagebuch-122-schluss-jetzt-mit-taiga-blues-9585749.html
„Persönlich bin ich aber besonders begeistert davon, dass wir jetzt einen Kultursenator kriegen, der als Musikmanager schon die Kelly Family promotet hat und sogar in der deutschen ESC-Jury saß. Das ist doch mal echte Kompetenz!“ (Markus Liske, 3.4.)
Am 1. April 1933 war auf zahllosen Plakaten zu lesen: „Deutsches Volk! Wehr dich! Kauf nicht beim Juden!“ Und die Fortsetzung: „Wem nur einigermaßen klar vor Augen steht, was mit dem ‚Judenboykott‘ von 1933 in Deutschland begann, der kann sich eigentlich nur wundern, wie unbekümmert auch hierzulande, besonders in den Universitäten, manche das B-Wort im Munde führen, wenn es um Israel geht. Die BDS-Bewegung („Boycott, Divestment and Sanctions“) wird nicht akzeptabler, nur weil jeder Widerspruch und jede Form zivilen Ungehorsams gegen die verheerende Politik der Netanjahu-Regierung dringend geboten ist“, verbindet Historiker Norbert Frei, was zu verbinden ist (SZ, 31.3.).
https://www.hentrichhentrich.de/buch-die-israel-boykottbewegung.html
https://artistsagainstantisemitism.org
Can und Heiner Müller – hätte ich nicht vermutet; auch nicht erhofft. Im September 1969 kams dazu, Zürich, Theater! Schon erstaunlich, dass der damals 40-jährige DDR-Mann Müller die West-Can mitbekommen hatte, die noch nicht mehr als Monster Movie veröffentlicht hatten (oder kannte er die obskure Single mit Rosy Rosy?, geradezu undenkbar).
„Can werden gebeten, die Musik für das Theaterstück ‚Prometheus‘ von Heiner Müller zu liefern, das drei Monate lang im Zürcher Schauspielhaus gespielt werden soll. Kurz vor der Premiere läßt der Regisseur seine ursprüngliche Idee einer gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen Schauspielern und Musikern fallen und bittet Can, diskrete Hintergrundmusik zu spielen. Als Reaktion darauf treten die Musiker voller Wut auf die Bühne, und Malcolm Mooney schreit in sein Mikrophon: ‚Das Schauspielhaus ist Scheiße!‘ Anschließend spielen sie so laut, wie sie nur können. Später einigen sie sich mit dem Management des Theaters darauf, daß sie den Theatersaal nach der eigentlichen Aufführung für ein Freikonzert nutzen dürfen. An einigen Abenden ziehen Can ein größeres Publikum an als der ‚Prometheus‘. [Wird nicht klar, ob sie nun bei den Aufführungen dabei waren…] Außerdem wird ihnen gestattet, an einem Abend ein extralanges Konzert zu geben, das von sechs Uhr abends bis ein Uhr morgens dauert (…) Die Zürcher Lokalzeitung ‚Die Tat‘ kommentiert: ‚Diese Burschen sitzen auf hölzernen Stühlen und spielen elektrische Instrumente. Es wäre besser, wenn sie auf elektrischen Stühlen säßen und hölzerne Instrumente spielen würden.‘ Ein Zitat, das Can [verständlicherweise!] in der Zukunft für Promotionzwecke verwenden werden.“ (Bussy/Hall: Das Can Buch, Sonnentanz Verlag 1992)
Weil ich in einer dämlichen Kleinstadt wohnhaft bin, deren Kinos den Irmin Schmidt-Can-Dokfilm ignorieren (weil Lars Eidinger nicht mitspielt, okay, kann man nachvollziehen), und weil ich kürzlich ein großartiges Interview mit ihm las, und weil ich mit MegaCanFan Thomas Weber/Kammerflimmer Kollektief (auch und sogar) Can-Botschaften austausche, habe ich das Buch rausgezogen und geblättert und bin gleich auf diesen Glanzpunkt der Theatergeschichte gestoßen … Habe dann gleich Müllers Textsammlung Rotwelsch rausgezogen und geblättert und wieder auf den schönen Zufall gehofft, sowas wie: dass diese Can-Wessis vielleicht für miese Actionfilme wie Deadlock Musik machen können, aber fürs Theater nichts taugen … aber Essig, nix gefunden.
Ich gehe davon aus, dass der Ossi-Müller sein Leben lang gehofft hat, dass seine Can-Nummer vergessen wird, und er sollte recht behalten (siehe myself). Dass der vielseitig interessierte/informierte Theaterstar (und DJ, aber hallo, ich habe ihn erlebt ca. 10 Min.) Lars E. von Can garantiert mehr Ahnung hat als Irmin Schmidt selber, steht natürlich auf nem ganz anderen Blatt … (Idee ausbaun! the man who can not can-can oder son shit) – 14:23 „Ich schlüpfe in die bereitgestellten Filzpantoffeln. Eine Duftkerze flackert im Frühlingswind.“ (Dirk von Lowtzow) Zum Glück muss man sich nicht immer alles selber ausdenken – wenn man aus Büchern klaun kann, die man nicht gelesen haben will.
unbreakable uva
Im täglichen Kampf gegen unsaubere Sprache (bzw. Äußerungen) müssen wir naturgemäß immer nur verlieren. Und müssten aufgeben, wenn wir nicht dranbleiben müssten … Nehmen wir den bekannten Musiker, der ein Buch veröffentlicht hat und im Interview sagt: „Alles muss plötzlich politisch sein.“ Obwohl gar nichts sein muss – wer muss denn aus der Buchstabensuppe irgendwas rausholen müssen, außer das, was er selber zu müssen meinen muss.
Wenn Tocotronics Dirk von Lowtzow den Eindruck hat, man würde ihm (und anderen) nahelegen, was zu müssen, kann man nichts machen, aber man muss das auch korrigieren können. Das ist so ähnlich wie mit der berühmten gefühlten Bedrohung: am meisten von Kriminellen bedroht fühlen sich nachgewiesenermaßen die BewohnerInnen von Reihenhaussiedlungen in Kleinstädten … So geht die ganze Müssen-Stelle: „Heute habe ich hingegen den Eindruck, dass das Politische grundlegend geworden ist für die Vermarktung von Produkten. Alles muss plötzlich politisch sein. Als Künstler wird man permanent gefragt: Ist dies und jenes politisch?“ Wenn es auch noch permanent wird, muss man vielleicht die falschen Leute kennen?
Allerdings musste ich lachen, als ich die Stelle las, die dem Kollegen Thomas Blum in diesem Interview auffallen musste: „Das merkt man dem Buch glaube ich auch an, dass ich ein Jahr lang täglich damit konfrontiert war, Äpfel vom Ereignisbaum zu pflücken.“
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1171978.ich-tauche-auf-dirk-von-lowtzow-alles-muss-ploetzlich-politisch-sein.html