MEINE 3 ANTWORTEN
Von Franz Dobler | 28. April 2015 | Kategorie: Produktion | Kommentare deaktiviert für MEINE 3 ANTWORTENfür die „Nur drei Fragen“-Kolumne in der die welt kompakt:
Welches Buch wollten Sie niemals missen – und warum? + „Wörterbuch der Gemeinplätze“ von Gustave Flaubert. Es ist so komisch, und scharfes Training für den Denkapparat, und man hat immer den Feind vor Augen.
Nennen Sie uns bitte das Zitat, das auf Sie den größten Eindruck gemacht hat. + „Du hast keine Chance, aber nutze sie“ – von Herbert Achternbusch.
Was bereitet Ihnen beim Schreiben die größten Probleme? + Ist der letzte Satz gut? Könnte er denn nicht besser sein? Habe ich genug Ahnung vom Raum hinter seinen Worten, und warum kann mich die Welt dort draußen bei diesen Problemen nicht wenigstens mal für eine Weile in Ruhe lassen?!
In seiner Einleitung meint Philip Haibach, ich hätte mit Ein Bulle im Zug „den lässigsten Roman des ausgehenden Jahres auf die viel befahrenen Gleise der deutschen Gegenwartsliteratur geworfen“.
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/print_literatur/article135202560/Nur-drei-Fragen-Herr-Dobler.html
DYLAN CASH
Von Franz Dobler | 27. April 2015 | Kategorie: Musik | Kommentare deaktiviert für DYLAN CASHIm Nashville Country Museum bis December 31th 2016 die Ausstellung „Dylan, Cash, and the Nashville Cats: A New Music City“. Mit dem Plakat von der Waco Brothers & The Mekons one & only Jon Langford:
Mehr: http://countrymusichalloffame.org/ bzw Tennessee Tourism Deutschland: http://de.tnvacation.com/
CHARLES PLYMELL 80
Von Franz Dobler | 26. April 2015 | Kategorie: Literatur | Kommentare deaktiviert für CHARLES PLYMELL 80Einer der größten amerikanischen Dichter feiert heute seinen 80., Charles Plymell, womöglich der letzte der echten Beats. Dessen Werke, wie unser Korrespondent von songdog.at sagt, „in fast jedes Bücherregal gehören“, und deren Autor bei guter Gesundheit ist. Ich habe Plymell mit dem von Carl Weissner übersetzten und herausgegeben Gedichtband „Panik in Dodge City“ kennengelernt (Expanded Media Editions, 1981) und vermute und hoffe, dass mich die Sammlung schwer beeinflusst hat.
Da gibt es ein ergänzendes Interview mit Plymell, und er sagt etwas über Literatur und Produktion, das ich für eines der besten Statements halte. Ich habe es schon oft weitergegeben und war mir dabei nicht immer tausendprozentig sicher, dass es in seinem ganzen Ausmaß verstanden wurde, wie auch immer, es geht so:
Plymell: Möglich, daß Knochenarbeit auch sowas wie ein Gedicht sein kann. Aber man muß es nicht übertreiben. Ich will´s mal ganz kategorisch sagen: Kuhscheiße an den Stiefeln ist nicht unbedingt was Besseres als ein Harvard-Studium.
Charles Plymell ist im großartigen Verlag Peter Engstler mit diesen Werken vertreten, die der Hipster von heute lesen/hören muss, wenn er seinen Job ernst nimmt:
CD
Tape
VERLEGEN
Von Franz Dobler | 25. April 2015 | Kategorie: Lifestyle | Kommentare deaktiviert für VERLEGENImmer eine Reise wert: Peter Glasers (der Bachmann-Preisträger 2002, wenn´s der erkennungsdienstlichen Einordnung dient…) Blog „Glaserei“ in der NZZ. Mit der Gelegenheits-Rubrik „Verlesen“, die z.B. zu diesem reizenden Ausdruck führt, den man als Gegenmodell zum Grass´schen sozialdemokratischen Literaturbetriebsverhalten – vom Stil der Sozialdemokratieliteratur aus Zeitverschwendungsgründen ganz zu schweigen (vgl. sehr schön hier: http://songdog.at/blog/?p=10863 mit der Antwort auf die Frage: „Weißt du, was Dürrenmatt über Grass gesagt hat?“) – verfolgen (ich habe zuerst vergolden geschrieben!) und in die Realität einbringen sollte:
HOCHSCHULE FÜR ABGEWANDTE KÜNSTE
http://glaserei.blog.nzz.ch/2015/04/10/hochschule-fuer-abgewandte-kuenste/
AUS
Von Franz Dobler | 24. April 2015 | Kategorie: Bildung | Kommentare deaktiviert für AUSaktuellem Anlass aus unserer Abteilung Berufsberatung: „Lern doch was Randständiges“ (Video, 4´33) : http://www.fluter.de/de/138/thema/13145/
DER WELTTAG
Von Franz Dobler | 23. April 2015 | Kategorie: Literatur | Kommentare deaktiviert für DER WELTTAGdes Buches ist auch der 40. Todestag von Rolf Dieter Brinkmann. Wenige Tage nachdem Bob Kaufman 90 geworden wäre. Und wir an „all those ships that never sailed“ denken. Während in Germanistan immer noch bevorzugt „Laubenpiepers Lyrik“ (Stefan Gärtner in Konkret 4/2015) ausgezeichnet und gefeiert wird. Man glaubt´s ja nicht und sagt whatashit. Und lässt sich von diesen hier, die ganz oder ziemlich neu sind, statt in Verzweiflung zu ertrinken, das Leben gern retten:
LETZTE STORIES: Q wie QUELLEN
Von Franz Dobler | 21. April 2015 | Kategorie: Produktion | Kommentare deaktiviert für LETZTE STORIES: Q wie QUELLENIm Münchner Stadtmuseum ist bis 28. Juni eine Retrospektive des Fotografen Anders Petersen. Es war nicht sein Foto auf dem Tom Waits-Album Rain Dogs, das mich zu meiner Kurzgeschichte Quellen (in Letzte Stories, 2009) inspirierte, sondern der Bildband Café Lehmitz …
QUELLEN
„Soll ich dir mal was sagen? Ich glaube, ich bin ganz übel verarscht worden“, sagte Margot, „aber mit mir kann man´s ja machen.“
„Nicht nur mit dir, Madame, das ist die traurige Wahrheit“, konterte ich.
Margot hing wie üblich in ihrer acht-Stunden-Schicht auf der Bank und war mal wieder in der Beschwerdeabteilung tätig. Was mich mehr interessierte, war das fette Buch, das auf ihrem Schoß lag. Sah aus wie ein Bildband, und viel zu edel für so eine kleine Arbeitsmaus mit zerschrammter Leber und ohne Gewerkschaftsausweis.
„Was hast´n da, hast du dem Bürgermeister sein Familienalbum geklaut?“
„Das kannste mir jetzt glauben oder nicht, mir doch egal.“
Sie muckte beleidigt herum, meine Herren, trotz der vielen Schichten, die sie abgesessen hatte, war sie immer noch so sensibel wie eine Auszubildende.
Sie hatte die Bank zu ihrem Firmensitz erklärt. Der aber nicht genug abwarf, um bei einer Bank ein Konto eingerichtet zu bekommen. Wenn ich vorbeikam, überwies ich ihr eine kleine Spende, und es war mir egal, ob sie dann am Abend ihre vier Plastiktüten packte und mit einem dicken Schlitten heimfuhr. Wenn, dann hatte sie sich den Schlitten mehr verdient als jeder andere.
Sie behauptet siebenundvierzig zu sein, und dafür, dass sie der Krise länger ins Auge schaut als alle, die jetzt das Maul so weit aufreißen, dass man ihnen zehn kleine Bankerlein reinschieben könnte, hat sie sich in einer Branche mit überdurchschnittlich hohem Berufsrisiko sehr gut gehalten.
Erzählt aber fast immer, dass sie gerade verarscht wurde. Als würde sie ihre Bank dann doch für ´ne Bank halten.
„Also erzähl schon, Margot, wer hat dich denn jetzt wieder verarscht?“
Keine Reaktion. Ich setzte mich zu ihr. Immerhin war es eine Bank, auf der man Klartext reden konnte.
„Sag mir den Namen und ich schlag ihn aus seinem verkackten Anzug. Zum Freundschaftspreis, versteht sich.“
„Dieser Typ!“, rief sie und haute mit ihren dreckigen Fäusten auf den Bildband.
Sie fing zu blättern an. Ich sah viele große Schwarzweiß-Fotos, und auf eines drückte dann ihr Zeigefinger: „Da! Das bin ich!“
Ich ging näher ran – es stimmte, sie saß in einer Kneipe am Tisch, lächelte betrunken, eine Hand an einer Bierflasche. Sie war jung, hatte so ein Hauruck in den Augen. Der Typ mit dem Kopf an ihrer Schulter war eingeschlafen, und er schien den besten Platz auf dem Planeten bekommen zu haben.
Sie blätterte weiter: „Und da und da und da!“
Die Fotos zeigten sie immer im selben Schuppen. Sah aus wie ein Treffpunkt für Barfliegen, die woanders rausgeflogen waren. Das ganze Buch war voll von ihnen.
„Tolle Fotos“, sagte ich.
„Vor zwanzig Jahren war das, und weißte, was? Der Kerl ist berühmt geworden! Steht da. Der hat uns alle geknipst und dann hat der Preise dafür bekommen. Findste das vielleicht in Ordnung?“
„Du meinst, er hat das nicht verdient?“
„Mensch, der hätte mir doch was abgeben müssen! Der hat da einen Sack voll verdient mit, und ich? Bin gearscht. Oder nicht?“
„Aber du hast ihm erlaubt, dass er die Fotos macht.“
„Hat doch keiner gedacht, Mensch – wenn ich das gewusst hätte!“
„Du klingst wie Jesus am Kreuz, Margot. Aber da ist nichts zu machen, das passiert ständig“, sagte ich.
Ein Bekannter von mir hatte Interviews mit einem Dutzend eingebuchteter Hooligans geführt und machte jetzt einen Haufen Schotter mit ihren Ausführungen. Ein holländischer Journalist hatte sich ein paar Monate unter die Penner und fast am Nullpunkt rackernden Schrotthändler auf dieser berühmten Brücke in Istanbul gemischt und dann mit seinem Bericht groß abgeräumt. Eine andere Professionelle mit einem Theaterstück über Illegale in Deutschland, die sie aufgetan hatte, das sie auch zu einem Buch und einem Hörspiel verarbeitet hatte. Was für eine endlose Kette, mit der unendlich viele Parties gefeiert wurden.
„Trotzdem“, sagte sie und gab ihrer Bierflasche einen Kuss.
„Ich geb dir gratis einen guten Rat, Margot“, sagte ich und stand auf.
„Das Problem in eurer Branche ist, dass ihr keine Verträge macht. Denk da mal drüber nach. Und auch über die Freiheit der Kunst. Die darfst du nicht unterschätzen.“
„Schätzchen, wenn ich dich nicht hätte“, sagte sie und drückte mir mitfühlend die Hand.
„Ist doch wohl Ehrensache.“
ICH KANN MICH
Von Franz Dobler | 17. April 2015 | Kategorie: Lifestyle | Kommentare deaktiviert für ICH KANN MICHmal wieder nicht entscheiden!
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DYLAN, BOB | THE BASEMENT TAPES | LP 130 Gr. |
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DYLAN, BOB | THE BASEMENT TAPES | 200 Gr. Pink vinyl |
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DYLAN, BOB | THE BASEMENT TAPES | LP 180 Gr. |
EIN BULLE IM ZUG (7)
Von Franz Dobler | 15. April 2015 | Kategorie: Literatur | Kommentare deaktiviert für EIN BULLE IM ZUG (7)And now for something completely different! Das Magazin New Books in German in seiner neuen #37 über A Cop on the Train:
„Dobler captures the experience of life onboard the train perfectly, documenting the rhythm of days and nights shaped by its relentless motion. This is a sensitive literary portrayal of a life in turmoil – a crime novel with a difference and a deserving winner of the German Crime Fiction Prize.“
www.new-books-in-german.com