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BERTOLT BRECHT +14.8.1956 OSTBERLIN

Hörend die Reden, die aus deinem Hause dringen, lacht man.

Aber wer dich sieht, der greift nach dem Messer

Wie beim Anblick einer Räuberin.

O Deutschland, bleiche Mutter!

Wie haben deine Söhne dich zugerichtet

Daß du unter den Völkern sitzest

Ein Gespött oder eine Furcht!



SUMMER SET

flowin 1:20:09 von Das Hobos ihrem extraordinairen LeRoy in der Münchner Favorit Bar:

LeRoy @ Favorit Bar 23.07.15 /

https://soundcloud.com/leroyschlimm/leroy-favorit-bar-230715



SPITZENSATZ (18)

EDEL UND SELBSTLOS IST DIE BANDE, SIE BERAUBT DIE REICHEN UND BESCHENKT DIE BESITZLOSEN – ALS WÄRE SIE DER FRÜHE ARM DER SOZIALDEMOKRATIE.

Matthias Schulz/DER SPIEGEL 33/2015

PS: Im Sinne des Rhythmus sein Brudern hätte mir der auf den Titel von gestern folgende Titel Da lacht das Huhn aber schon besser gefallen. // Unsere Märchenredaktion empfiehlt:

Robin and the 7 Hoods (Rat Pack soundtrack album) cover.jpg   CD cover



DA LACHT DEUTSCHLAND

„Die deutschen Steuerzahler sind einer neuen Studie zufolge selbst bei einem kompletten Ausfall der griechischen Schulden Gewinner der Schuldenkrise. Von 2010 bis heute habe der deutsche Fiskus wegen der durch die Krise gesunkenen Zinslasten mehr als 100 Milliarden Euro gespart, heißt es in der gestern veröffentlichten Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle. Dies seien mehr als die rund 90 Milliarden Euro, die Griechenland Deutschland direkt oder indirekt zum Beispiel über den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) schulde.“ Münchner Merkur, 11.8.2015



IT’S ALL GOING TO POT

singen Willie Nelson und Merle Haggard. Alte Männer, an denen sich viele Säcke ein Beispiel nehmen sollten.



SIEBEN STUNDEN

hat der Schamoni Musik Service von drei improvisierten Livesets der letzten Wochen der Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Bei allen Besetzungen dabei sind LeRoy und Mycrotom aka Tom Simonetti von Das Hobos und Belp. Live @Rote Sonne-Jubiläum, @Platform und @Kulturstrand. Experimenteller Krautgroove (oder auch das, was in dreißig Jahren im Museum abgefahren wird). Großartige Soundcloudseite, die beste Art Urlaub zu machen:

soundcloud.com/schamoni-musik



ES IST KEIN GEHEIMNIS

dass ich den Zug für das beste Fortbewegungsmittel halte, das sich der Mensch ausgedacht hat. Und auch die Newsletter der Bahnabteilung „bahn.bonus-Service“ erfreuen mich immer wieder:

Summer of love: Ganz easy Punkte sammeln. (c) Deutsche Bahn AG – Kundenbindung/CRM

„Sehr geehrter Herr Dobler, so schön kann das Leben sein: In diesem Sommer erwarten Sie beim Shoppen über die bahn.bonus ShoppingWelt besonders coole Vibes – denn im ganzen August 2015 werden alle Einkäufe bei unseren Partnern C&A Online, Jack Wolfskin, myToys, Tchibo und office discount mit doppelten Prämienpunkten belohnt. 
Zudem bricht ab dem 06.08.2015 eine neue Ära in der bahn.bonus ShoppingWelt an: Rund 100 Markenshops werden künftig ebenfalls dafür sorgen, dass sich Ihr Punktekonto in rasantem Tempo füllt und Sie sich den ein oder anderen Prämienwunsch schneller erfüllen können. Unser Tipp: vor jeder Online-Shopping-Tour die bahn.bonus ShoppingWelt betreten! Und alles wird groovy.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit dem Summer of love!“



HANS FRICK

einer der großen deutschen Schriftsteller, wäre heute 85 geworden. Anfang Februar 2003 war ich gezwungen, einen Nachruf auf ihn zu schreiben (abgedruckt auch in Sterne und Straßen, Edition Tiamat, 2004):

UM SEIN LEBEN SCHREIBEN

»Die Lesungen in Frankfurt (im völlig überfüllten Jazzkeller mit MANGELSDORFF) und in Stuttgart waren gut«, schrieb der Frankfurter Schriftsteller Hans Frick im September 1977 an den Presse-Chef des Bertelsmann Verlags, wo gerade sein neues Buch Die Blaue Stunde herausgekommen war.

Es war scheinbar eine gute Zeit für den 47-jährigen etablierten Autor. Der Regisseur Helmut Käutner hatte soeben seinen 1972 veröffentlichten Roman Mulligans Traum angemessen großartig verfilmt, mit Helmut Qualtinger in der Hauptrolle. Und es war nicht irgendjemand, sondern Jörg Fauser, der 1979 für das Berliner Tip-Magazin in einer langen »Hommage an Hans Frick«, die zugleich eine Tirade gegen die deutsche Gegenwartsliteratur war, dies schrieb: »Ich weiß, dass es in meinem Land nur einige wenige Schriftsteller gibt, die das Papier wert sind, auf dem ihre Bücher gedruckt werden. Einer von ihnen ist Hans Frick.«

Der etwa zur selben Zeit Schluss machte. Mit Schreiben. Er hatte sich fast tot gesoffen, schaffte es, sich für ein Weiterleben ohne Schreiben zu entscheiden und verschwand nach Spanien. Sein letzter Roman Die Flucht nach Casablanca erschien 1980, die Geschichte eines ehemaligen Boxers, der den Alkohol nicht besiegen und in der Gesellschaft keinen erträglichen Platz finden kann und von einem neuen Leben träumt.

Alle Romane von Hans Frick sind düstere, verzweifelte, quälende Ausflüge in die Hölle auf Erden. In seinem Debüt Breinitzer oder Die andere Schuld erzählte er 1965 von einem KZ-Arzt, der in Visionen von seinen Opfern verfolgt wird und sich selbst vor Gericht zu bringen versucht, erfolglos, schließlich ist der Judenvernichtungs-Kram im Nachkriegsdeutschland längst abgehakt. Fricks Blick auf die BRD hatte nichts Versöhnliches: »Sie haben es getan und sie werden es jederzeit wieder tun, wenn es ihnen gestattet wird.«

Erich Maria Remarque schrieb eine Hymne darüber im Spiegel – und Frick eine Neufassung seines Debüts, die 1979 mit dem Titel Breinitzer herauskam (gewidmet seinem Freund Fritz Bauer, der im so genannten Ausschwitz-Prozess Generalstaatsanwalt war).

Das Thema Nazis/BRD war auch in Der Plan des Stefan Kaminsky präsent, der im Frankfurter Zuhälter-Milieu angesiedelt war. Frick stellte eine Verbindung her zwischen gnadenlosem Geldmachen und der herrschenden Ansicht, mit den Nazi-Verbrechen wäre genug abgerechnet.

Stilistisch und thematisch wurde der Autor zurecht immer wieder mit Kafka verglichen. Nur mit dem Roman Dannys Traum veröffentlichte er 1975 etwas für seine Verhältnisse leichteres, in der Nähe eines Thrillers und eines Johannes Mario Simmel; aber seine Hauptperson, der Unterschicht-Rock’n’Roll-Junge Danny schaffte es natürlich nicht in ein besseres Leben.

Über die persönlichen Dämonen, die hinter seinen Romanen standen und ihn dann besiegen sollten, schrieb Frick autobiographische Berichte mit geradezu brutaler Offenheit. Nachdem sein kleiner Sohn von einem Auto tot gefahren wurde, schrieb er Henri (1970), danach das Tagebuch einer Entziehung (1973). Und in Die Blaue Stunde erzählte er von seiner Jugend im Frankfurt der Nazi- und Nachkriegsjahre und vom elend armen Leben seiner Mutter. Sie wohnten in der Ginnheimer Straße, dann in der Lahnstraße, und überall wurde die Mutter als »dreckige Judenhure« beschimpft, weil sie ein uneheliches Kind von einem jüdischen Kunsthändler hatte. Der »Halbjude« Hans Frick wuchs mit der Angst auf, die Nazis könnten ihn jederzeit abholen – und er wusste, was sie mit den Juden machten.

Ich muss es betonen, diese autobiographischen Berichte sind nicht nur Dokumente, sondern gehören zum stärksten der deutschen Nachkriegsliteratur.

Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren hatte Frick leider einen treuen Freund: Selbstzweifel. Er hatte nie ein Gymnasium besucht oder studiert, sondern sich als Vertreter und Arbeiter durchgeschlagen, und die Ansicht, ein Schriftsteller könnte etwas erfinden, immer abgelehnt. Als er dann zwei Flaschen Cognac pro Tag brauchte, um seinen Stoff in Sprache zu übersetzen, hörte er auf, um sein Leben zu schreiben.

Seine kleine Mansardenwohnung in Frankfurt behielt er bis zuletzt. Einmal jährlich kehrte er mit seiner Frau Karin zurück, um diverse Krankheiten behandeln zu lassen. Als ich ihn dort im Herbst 2001 besuchte – jemand hatte ihm mein Buch Bierherz gegeben, in dem ich mich mit nur ein paar Zeilen vor seinem großen Werk verbeugte, und er lud mich ein – erzählte er vom Glück, dass er mit dem Schreiben aufhören, nach Spanien ziehen und dann Häuser renovieren konnte(*:s.unten); dasselbe habe er übrigens Jörg Fauser empfohlen, als er ihm Jahre nach diesem Artikel einmal begegnete. Der ehemalige Boxer war schon schwer angeschlagen, der Körper, nicht der Kopf. Er war nicht unglücklich oder überrascht, dass sein Werk seit Jahren so gründlich vergessen ist. Er unterhielt sich viel lieber, ein Fan mit riesigem Wissen, über Jazz und Country, und ich war auch glücklich, dass er zu den wenigen Menschen gehörte, für die das keine unversöhnlichen Gegensätze sind.

Natürlich musste ich mich in Rage reden. War das vielleicht keine Schande! Dass sein Werk so vergessen wurde, und Jesus, wenn man sich die Autoren seiner Generation so anschaute, stilistisch, inhaltlich! Er erzählte ein paar Schoten, wie er sich brüllend mit diesem und jenem auf der Buchmesse gestritten hatte, und ich sagte, ach, verflucht, warum war es denn ausgerechnet er, der aufhören musste.

Er winkte ab. Er winkte sanft lächelnd ab. Weit weg von dem ganzen Mist.

Hans Frick starb nach Monate langem, schweren Leiden am dritten Februar 2003 im Alter von 72 Jahren in einem Krankenhaus in Huelva, Spanien.

(* Nachtrag: hier hatte ich etwas missverstanden, Hans Frick hatte zwar ein Haus renoviert, aber dann keinen Job draus gemacht…)



AM YUKON

Hier der neue Dokumentarfilm von meinem Chefberater Dr. Hubl Greiner (vgl. „The Boy Named Sue“, S.7 ff) in sechs Folgen auf dbate: http://dbate.de/videos/luke-deutscher-aussteiger-in-kanada-16/

Luke – Deutscher Aussteiger in Kanada 1/6

„Luke will möglichst weit weg von der Zivilisation, weg vom Stress in Deutschland. In der Wildnis Kanadas hat sich der Deutsche seinen eigenen Lebensraum geschaffen. Hier verwirklicht er seinen Traum vom Aussteigen – ohne Telefon, Internet oder Fernsehen. Ein Film von Hubl Greiner. Teil 1: Ankunft in Yukon.
Luke ist am liebsten allein, möglichst weit ab von der Zivilisation. 1997 kauft er sich ein 17 ha großes Waldgrundstück in der kanadischen Wildnis und baut mit einfachsten Mitteln ein ausgeklügeltes Blockhaus. Im Winter arbeitet Luke in Deutschland im Schichtdienst als Altenpfleger und spart möglichst viel Geld. Im Sommer lebt er dann jedes Jahr etwa 4-5 Monate alleine, ohne Telefon, Internet, Computer, Radio/TV.
Fünf Stunden dauert die Anreise von Whitehorse, der Hauptstadt Yukons bis zur Pelly Farm, einer ehemaligen Versorgungsstation für Goldgräber. Von hier aus schippert man noch einige Kilometer flussabwärts, denn Lukes Land ist nur per Boot zu erreichen. Im Film spricht der Selfmade-Handwerker offen über sein Leben in der Wildnis. Er erzählt vom abenteuerlichen Hausbau, der Jagd auf wilde Tiere sowie Begegnungen mit unfreundlich gesinnten Indianern oder Bären. Zeit ist am Yukon-River nicht wichtig – Überleben schon. Sollte Luke etwas zustoßen, muss er mit dem Kanu innerhalb von 30 Minuten bei der Pelly Farm sein – andernfalls ist er in Lebensgefahr.
Im Sommer 2013 besucht der Autor Hubl Greiner Luke im Yukon Territorium und begleitet ihn mehrere Tage in der Wildnis. Der Gastbeitrag von Hubl Greiner ist ein Videotagebuch ganz anderer Art. Die Filmmusik komponierte Christof Dienz. Mehr Informationen hier!“


UNTERSCHREIBEN SIE

bitte diese Petition:

https://www.openpetition.de/petition/online/die-literatursendungen-des-br-fernsehens-duerfen-nicht-abgesetzt-werden

Wie mein Freund und Kollege Thomas Palzer kommentiert: „An die Zahlengläubigen: Nicht immer nur die Interessen der Gattung bedienen – an das Individuum denken! Europa ist weniger ein geographischer Raum oder eine Zahlenmenge (Anzahl gekaufter Autos) – Europa ist ein Denk- und Lebensstil!“