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EIN WEISSES HEMD

habe ich mir in Zagreb mit der so freundlichen wie nötigen Hilfe von Snježana Božin, der Leiterin der Bibliothek des Goethe Instituts, gekauft (und wir haben dabei nicht über Thomas Bernhard und sein Stück „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ diskutiert).

Hier der Link zum 8-min.-Film, den Nebojsa Vasic und Vesua Grba auf der Zugfahrt von Belgrad nach Zagreb gedreht haben, der am nächsten Tag, nach viel Nachtarbeit logischerweise, vorgeführt wurde. Mit dem wunderbaren Servicemann in der eigentlichen Hauptrolle, den Wes Anderson sofort engagieren würde. Er hat mir gezeigt, wo ich mal eine rauchen kann, wenn die Kontrolleure nicht in Sichtweite sind, und den Kaffeebecher sicher neben dem Feuerlöscher abstellen.

https://www.youtube.com/watch?v=aFNqnZwVcrI

Und hier der Link zu den Kulturnachrichten vom 05.04. – ab Minute 6:54 mit Edo Popovic und mir, und mit der fuckin (würde Edo sagen, der öfter fuckin sagt als Tony Soprano) bitteren Ironie, dass zwei Minuten davor der neue kroatische Kultusminister in der Sendung ist, der „einfach nur ein Faschist ist, da gibt es nichts Drumherum zu reden“, und der Edo Popovic als einen der Protagonisten einer sehr breiten Protestfront gegen sich hat…

http://www.hrt.hr/enz/vijesti-iz-kulture/329616/



DÉTECTIVE

Im Park gegenüber eine Frau beobachtet, die in ihr Handy sah und ihre Haare und paar andere Dinge neu sortierte. Mindestens fünf Minuten, ein faszinierender Anblick. Ich sah in mein Mobil und tat so, als würde ich ein Motiv zu optimieren versuchen. Dann kam ich jedoch auf die Idee, dass die Frau vielleicht nicht sich selbst, sondern mich beobachtete, wie ich so tat, als würde ich sie nicht beobachten. Das Handy ist heute also das, was früher für den Detektiv die Zeitung mit dem kleinen Loch war. +++ Détective von Godard spielt in meinem neuen Buch eine gewisse kleine Rolle, als Film(-plakat), und Stil möglicherweise – Stil oder Haltung? +++ „A Bohemian tune composed in 1927 by Jaromir Vejvoda and originally entitled ‚Modranska polka‘ was recorded in Germany by Will Glahé and released in the United States on the Victor label in 1938 as the ‚Beer Barrel Polka‘. The same tune, with English lyrics added, was recorded on the Decca label in 1939 by the Andrew Sisters, who were popular music artists. Each of the two versions enjoyed enormous popularity and each sold in excess of a million records. Polka Music had become acceptable outside ethnic circles“. (Charles F. Debevec, Slovenian recordings made in America prior to world war II, in: Traditiones, 43/2, 2014)



JETZT

passt mal auf, Freunde, ich kann hier nicht so viel reinschreiben, wie ich möchte, ich kann nur versichern, ich gebe mein Bestes —  so finde ich jetzt nicht die Adresse der Bar, in der ich die ganze Zeit John Lee Hooker höreen durfvte konnte und wollte …. natürich jetzt bissechen betrujnken, kannts du dien st3ein auf mich werfenh, viel gl´ck.,,



IM HOTEL

Palace in Zagreb an der Wand im Flur zur Lobby neben etwa zwanzig anderen auch ein eingerahmtes Foto mit dieser Handschrift:

6 4 1970  for my favorite hotel in Yugoslavia – with many thanks   Orson Welles

Wär das was? Alle Hotels besuchen, in denen der Geist von Orson Welles herumschleichen könnte? Allein der Gedanke fährt schon ins Blut.



SPRACHFETZEN

„Ovaj grad je dovoljno velik da se s nekim ljudima koje poznajete možete godinama mimoilaziti; štoviše: možete i umrijeti ne susrevši se više s njima.“ Edo Popović, Tetovirane priče (via come-as-an-old-enemy)

Ich weiß nicht, was das heißt in meiner Sprache – aber es gibt nichts Besseres zu tun, als mit Edo Popovic in einer Bar in Zagreb zu sitzen, in der Tom Waits läuft, und über Gott und den Rest der verdammten Welt zu diskutieren. Mit allen Sprachfetzen, die es so gibt.



DON’T TELL US WHAT TO PLAY (IN JAZZ CITY BELGRADE)

Sava Mala ist ein altes Viertel in der Nähe des Hauptbahnhofs, den Berg rauf Richtung Zentrum. Der Reiseführer sagt zurecht, es sei ziemlich kaputt und vergessen etc. Trotz der phantastischen Lage mit Nähe zur Donau. Genau deswegen finden sich jetzt eine Menge Anzeichen für den Beginn der Aufbau- und Aufräumarbeiten, die man Gentrifizierung nennt. +++ Ein paar Häuser links von der Reihe auf dem Foto unten das große Restaurant „Berliner“ (Slogan schon draußen: “bier-musik-essen”; der Wirt war natürlich mal in Berlin). Nur deshalb aufmerksam geworden, weil um 11h nicht irgendein Jazz aus der offenen Tür kam, sondern “Sidewinder” von Lee Morgan, was ich jetzt bei den Lesungen immer als Musikbeispiel benutzt habe, weil Lee Morgan in meinem Roman eine wichtige Nebenrolle hat; meine Reaktion also, hey, was ist das denn?! Auf den großen Unterlagen aus Packpapier am Tisch: “Ich bin ein Berliner”. Eines der Bilder an der Thekenverkleidung: ein Trabbi, der die Berliner Mauer durchbricht. (Adr. Facebook: berliner.pivnica) +++ An der Treppe rauf ins Zentrum der nächste Jazzclub. Früher Sonntagnachmittag: draußen ziemlich voll, viele schicke Leute; drei der vier Kellner haben die Haare oben am Kopf zu einem Zöpfchen gebunden. +++ Überhaupt glaube ich jetzt langsam behaupten zu können: Jazz City Belgrad. Wirklich verblüffend aus wie vielen Lokalen Jazz bzw. Jazzyfied Musik kommt, auch mit House oder Funky Zusätzen. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, und ich habe noch nicht herausgefunden, warum das so ist. +++ Gestern kamen wir nach anstrengender 10-Std-Autofahrt im Zentrum nähe Goetheinstitut wieder in Belgrad an, und parkten genau vor dem Lokal, das wir erhofft, aber bisher nicht gefunden, nicht mal einen Hinweis darauf bekommen hatten. Aus der Tür kam so SoulJazz. Der Vinyl-DJ gleich am Fenster. Innen eine Wand Regale mit Platten zum Verkauf, und das Ganze zugleich eine Bar, die zum Glück nicht so studentisch ist. Hat jemand mal was Besseres erfunden? Großes Schild an der Wand: “We don´t tell you what to drink… So don´t tell us what to Play!“ Extrem sympathisch alles … Adr: LEILA Records and Books, Kralja Petra 41. www.leila.rs +++ Paar Straßen weiter ein Graffiti: „Call 1-800-Train“ mit Brustbild von John Coltrane. +++ Während im Supermarkt Maxi – anderes Viertel, zwanzig Fußminuten weiter – anscheinend immer Reggae und Ska läuft. Was auch, plus okayer aktueller Disco, aus dem Laden von gegenüber dröhnt. In dessen Biergarten eine Milosevic-Büste steht. Und heute abend auf dem Gehsteig zwei Plastikelephanten, so groß, dass ich im ersten Moment erschrocken bin. Was ich jetzt weder interpretieren könnte noch wagen würde… verdammt, diese magnetische Wirkung kommt mir jetzt bekannt vor!

Mehr Fotos dazu u.a.: http://textbaufranzdobler.tumblr.com/

belgradestreetphotography: Sava Mala  |©Carlos González Moreno Sava Mala (vgl. auch die Eintragung vom 31.3.) ist ein altes Viertel in der Nähe des Hauptbahnhofs, den Berg rauf Richtung Zentrum. Der Reiseführer sagt, es sei ziemlich kaputt und vergessen etc. Trotz der phantastischen Lage mit Nähe zur Donau. Genau deswegen finden sich jetzt eine Menge Anzeichen für den Beginn der Aufbau- und Aufräumarbeiten, die man Gentrifizierung nennt. +++ Ein paar Häuser links von der Reihe auf diesem Foto das große Restaurant "Berliner" (Slogan schon draußen: “bier-musik-essen”; der Wirt war natürlich mal in Berlin). Nur deshalb aufmerksam geworden, weil um 11h nicht irgendein Jazz aus der offenen Tür kam, sondern “Sidewinder” von Lee Morgan, was ich jetzt bei den Lesungen immer als Musikbeispiel benutzt habe, weil Lee Morgan in meinem Roman eine wichtige Nebenrolle hat; meine Reaktion also, hey, was ist das denn?! Auf den großen Unterlagen aus Packpapier am Tisch: “Ich bin ein Berliner”. Eines der Bilder an der Thekenverkleidung: ein Trabbi, der die Berliner Mauer durchbricht. (Adr. Facebook: berliner.pivnica) +++ An der Treppe rauf ins Zentrum der nächste Jazzclub. Früher Sonntagnachmittag: draußen ziemlich voll, viele schicke Leute; drei der vier Kellner haben die Haare oben am Kopf zu einem Zöpfchen gebunden. +++ Überhaupt glaube ich jetzt langsam behaupten zu können: Jazz City Belgrad. Wirklich verblüffend aus wie vielen Lokalen Jazz bzw. Jazzyfied Musik kommt, auch mit House oder Funky Zusätzen. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet, und ich habe noch nicht herausgefunden, warum das so ist. +++ Gestern kamen wir nach anstrengender 10-Std-Autofahrt im Zentrum nähe Goetheinstitut wieder in Belgrad an, und parkten genau vor dem Lokal, das wir erhofft, aber bisher nicht gefunden, nicht mal einen Hinweis darauf bekommen hatten. Aus der Tür kam so SoulJazz. Der Vinyl-DJ gleich am Fenster. Innen eine Wand Regale mit Platten zum Verkauf, und das Ganze zugleich eine Bar. Hat jemand mal was Besseres erfunden? Großes Schild an der Wand: “We don´t tell you what to drink… So don´t tell us what to Play!" Extrem sympathisch alles … Adr: LEILA Records and Books, Kralja Petra 41. www.leila.rs +++ Paar Straßen weiter Graffiti: Call 1-800-Train mit Brustbild von John Coltrane. +++ over and out.  

Foto: belgradestreetphotography.tumblr.com



AUSSENPOSTEN

Das Kulturzentrum von Bijelo Polje in Montenegro ist für deutsche Verhältnisse klein. Die Bibliothek natürlich auch, aber wer sich durcharbeiten wollte, hätte schon eine Menge zu tun. Keine Rede von Sprachbarrieren. Eine kleine Stadt am letzten Außenposten eines sehr kleinen Landes, das bizarre Unterschiede vorzuweisen bzw. zu verkraften hat. Zwischen den Millionären an der Küste und Bauern, die auf einem Pferd weiterkommen, sind es nur wenige Kilometer. Bijelo Polje ist vom glitzernden Meer weit weg, viel weiter als etwas über hundert Kilometer.

Ich war der erste deutsche Autor, der jemals dort gelesen und diskutiert hat. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Sicher ist, ich stehe auf keiner Liste der Europäischen Union für Kulturarbeiter, die zuerst irgendwo reingehen, um irgendwas vorzubereiten. Was es mir tatsächlich bedeutet, bemerkte ich später im Hotel. Man zappt ja noch rum. Landet bei einem deutschen Kulturmagazin. Mit einem Literaturbeitrag. Und als dann eine vollkommen beknackte Moderatorin mit einem vollkommen beknackten deutschen Starautor vollkommen beknackt rumlaberte, war es weniger der totale Ekel, der mich berührte, sondern eine Erkenntnis: Ich würde tausendmal lieber den Rest meines Lebens hier an diesem Außenposten in der kleinen Bibliothek Papierkörbe ausleeren und zurückgegebene Bücher einsortieren, als in so vollkommen beknackten, verblödeten, dämlichen, auf kriminelle Weise Geld verschwendenden Fernsehmagazinen mit vollkommen beknackten Moderatoren vollkommen beknackt rumlabern. Das vollkommen Beknackte ist ja außerdem bzw. zusätzlich, dass sich diese Leute für cool halten, von anderen vollkommen Beknackten vermutlich als Hipster gekennzeichnet werden (oder welche Missverständnisse auch immer da unterwegs sind), und mit diesem ganzen beknackten Scheiß als die lässige Form von Kulturvermittlung bzw. -produktion durchkommen.

Ich glaube, ich würde lieber aufhören irgendwas zu machen, als irgendwas mit denen. Eine üblere Beschimpfung fällt mir kaum ein. Zu finden das Beknackte wahrscheinlich in der Mediathek von das ZDF. Sendung heißen Aspekte oder so … Aber egal. Ich bisschen stolz darauf, wenn Leute von Bijelo Polje sagen mir, ich nicht so richtig deutsch eigentlich. Das ganz gut. Dabei freundlich lachen. Wir zusammen darüber lachen. Wenn du nix verstehst, was meinen ich, macht nix. Grüß Gott, deutsche Gutliteratur. Gute Sache, gute Nacht.



WÄHREND IN BELGRAD

vor einer Stunde – es geschah am helllichten Tag! – ein äußerst cooler Dealer oder Drogenkonsument zu beobachten war. Zwei uniformierte Cops hielten ihn an der ruhigen, zehn Minuten von der Fußgängerzone entfernten Straßenkreuzung auf und durchsuchten ihn sorgfältig; nicht mitbekommen, wie sich das angebahnt hatte. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, der ca. 25-Jährige könnte ein Kandidat sein. Alle Beteiligten vollkommen unaufgeregt, geradezu lässig. Ein Cop suchte auch Straße und Gehsteig ab. Dann gingen alle in unterschiedliche Richtungen davon.

Eine Minute später die Auflösung – der gründlich gefilzte Mann kommt zurück und hebt an der Stelle, an der er vorhin gestanden hatte, was vom Boden auf und düst dann mit schnellem Schritt ab. Ich hätte gewettet, dass Cops in aller Welt zuerst an dieser Stelle nachsehen, wenn sie die Leibesvisitation absolviert haben. Sagt man in dem Fall „absolviert“? Immer diese Sprachbarrieren! Bei fast schon sommerlichen Temperaturen… Ebenfalls interessant: In den meisten Lokalen Rauchen erlaubt, auf der Toilette jedoch verboten.




WÄHREND IN MÜNCHEN

„the best movie theatre in the world“ (Time Magazine) sein 40-jähriges Jubiläum angemessen groß feiert. Das Werkstattkino ist einer der ich sag mal zwei bis drei Orte, weswegen ich es immer bedauert habe, die Stadt verlassen zu müssen. In den Jahren 1980 ff. habe ich mir dort eine Bildung verpasst, die man sich auf keiner Universität und Straße besorgen kann. Eine Investition für das ganze Leben. Danke, Werkstattkino, ewig und glücklich und wohlhabend sollst du so weitermachen!

WK 40 Programm 31. 3. – 13. 4. 2016 Achtung, variierende Anfangszeiten!

Donnerstag, 31. 3. 2016 20.30h

KINOKRÄNZCHEN (Thomas Reitmair)

Das Werkstattkino feiert sein 40-jähriges Bestehen! Gratulation!!! Um darzulegen, warum diese einmalige Institution zweifellos „the best movie theater in the world“ (Time Magazine) ist, habe ich mich für eine Vorführung des Splatter-Klassikers SEVEN DOORS OF DEATH (IT 1981, R: Fulci) entschieden – weil der Film für mich untrennbar mit diesem Ort verbunden ist. …bis dann denn …Großmutter

Donnerstag, 31. 3. 2016 22.30h

WERKSTATTKINO (Dolly)

NWH USA 1985 R: Gregory Dark. Digital, 75Min. DF Nur für Erwachsene.

Freitag, 1. 4. 2016 20h / 22h

BUNTER HUND

Seit 17 Jahren hat das Internationale Kurzfilmfest BUNTER HUND nun seine Heimat im Werkstattkino und zeigt dort einmal im Jahr an einem langen Wochenende eine wilde Mischung von Kurzfilmen aus aller Welt. Auch wenn der Andrang oft groß und die Luft entsprechend knapp ist: nirgendwo sonst soll das Körbchen der Bunten Hunde stehen, und sie sind stolz, den heutigen Abend mit einem Best Of

(2 Programme!) bestreiten zu dürfen, das Jurymitglieder aus all den Jahren zusammengestellt haben.

Samstag, 2. 4. 2016 20.30h

SALON

Eine Reminiszenz an die legendäre Einrichtung SALON, die vor einer Dekade über zwei Jahre hindurch in fünfzehn Folgen vonstatten ging. Die Überlegung damals:

a) eine kecke Filmauswahl und -folge ist zu treffen.

b) gezeigt werden Kurzfilme (bis 30 Min.) aller möglichen Genres, vorzugsweise in den ursprünglichen (analogen) Kinoformaten, bis hin zum Super-8. In seltenen Fällen auch als Video.

c) im Anschluss an die Vorstellung sind Erfrischungsgetränke (Bier) bereitzuhalten.

Dieser Abend ist unserem langjährigen Freund und treuen Salonlöwen Tom Wimmer gewidmet, der im Oktober 2015 verstarb. Ein ausführliches Programmblatt zum Jubiläumssalon liegt im Foyer aus.

Sonntag, 3. 4. 2016 20.30h / 22.30h

EX-WERKSTATTKINO (Anatol)

FINGERS USA 1978, 89min, 35mm OV Farbe (auch wenn das Technicolor brutal gelitten hat), R & B: James Toback, mit Harvey Keitel

USA, New Hollywood, Ende der Siebziger wurden die Helden bitterer und kränker. Wir kannten fast alles. Dann lief im Werkstattkino FINGERS und hat alles nocheinmal auf den Kopf gestellt. Wir wollten sprechen wie Keitel und genauso leiden an Minderwertigkeitsproblemen und Sex, wir haben uns Gesten abgeschaut und ‚Angel of the Morning’ und ‚Summertime’ besorgt – und wollten uns rächen.

WERKSTATTKINO ZEIGT FICKFILME“

1984 hatten wir uns eine Braun Nizzo Super 8 Kamera gekauft. Wir wollten Filme machen. Möglichst mit Sex. Alle sind gut geworden. Frieda Grafe schrieb in der Süddeutschen Zeitung: „Sie benutzen das Medium zur Reflexion von Klischees aus dem Kommerzfilm und artikulieren den Exhibitionismus, der immer in Filmbildern steckt.“

MORGEN D 1984, 7min, stumm. Regie: Doris Kuhn

EINSAME COWBOYS D 1984, 18min, Regie: Anatol Nitschke, mit Romuald Karmakar, Rainald Goetz, Florian Süssmayr, Rupert Klostermeier, Marc Sargent, Hans-Jörg Mayer und Regina Huber

SEEMANNSBRAUT D 1984, 15min, Regie: Erich von Wagner, mit Valerie Caris, David Steeves, Anatol Nitschke, Norbert Hähnel u.a.

COUCH D 1985, 30min, Regie: Anatol Nitschke, mit Florian Süssmayr, Andrea Hagen, Doris Kuhn, Wolfgang Flatz, Wolfgang W.Werner, Roland Kottlow, Hans Schifferle u.a.

Montag, 4. 4. 2016 geschlossen

Dienstag, 5. 4. 2016 20.30h / 22.30h

WERKSTATTKINO (Wolfi)

DER HAUPTDARSTELLER D 1977, R: Reinhard Hauff. B: Hauff, Christel Buschmann. Mit Michael Schweiger, Mario Adorf, Vadim Glowna, Hans Brenner. 35mm, 91Min.

Ein sozialkritischer, kühl und nüchtern, weithin im Stil eines Dokumentarfilms angelegter Film, der die innere Entwicklung eines Menschen in widrigen Verhältnissen beschreibt und die Frage nach dem Recht der freien Persönlichkeitsentfaltung stellt.“ (Filmdienst)

Ein weiterer Hauptdarsteller: Das Werkstattkino 1977!

TRAILERALPHABET (AB A) D 2016, 35mm, open end

Mal alle Trailer zusammenhängen, die so im Kino rumliegen, und sich dabei nicht von Genres leiten lassen, sondern von Buchstaben – das war der Gedanke. Das Ergebnis hat hier Weltpremiere.

Mittwoch, 6. 4. 2016 20.30h / 22.30h

JACK STEVENSON

Wie kein anderer Aussenstehender hat der amerikanische Filmsammler, -vorführer, -historiker und Kurator Jack Stevenson den Geist unseres Hauses mitgeprägt. Sein Kampf um das analoge Filmformat ist mittlerweile Legende. Seit einem Vierteljahrhundert lebt er in Kopenhagen, schreibt Filmbücher und betreibt dort das letzte analoge Kino Dänemarks, das HUSTETS BIO.

YOUNG LOVE (3 Kurzfilme): HOW DO I LOVE THEE (25′, USA 197?, Wetzel Whittaker); FOR TIME OR ETERNITY (25′, USA 1970, W. Whittaker); MY DAD’S CALLGIRL (30′, USA 1968, anonym)

RANDY THE ELECTRIC LADY USA 1980. R: Phillip Schuman. 72 Min. OV

It is complex, bold, campy, satiric, sexy, romantic, daft and bizarre, and with a soundtrack that veers between lounge music and punk it stands as one of the most unique „adult films“ ever made … A priceless lost treasure that is beautifully filmed and wonderfully conflicted.“ (Jack Stevenson)

Donnerstag, 7. 4. 2016 20.30h / 22.30h

WERKSTATTKINO (Dolly)

DER UMSETZER D 1976 R: Benno Trautmann & Brigitte Toni Lerch. 75 Min. 16mm s/w

Trautmann und Lerch haben mit ihrem Erstlingsfilm das nicht nur in Berlin aktuelle Problem der Stadtsanierung aufgegriffen. Zwar hat sich, als Folge des Denkmalschutzjahres, die Kahlschlag-mentalität der Stadtplaner nicht überall durchsetzen können, doch sind die Eingriffe in das Sozialgefüge ganzer Stadtviertel noch immer radikal genug.“ (Der Spiegel 1976)

NEUN LEBEN HAT DIE KATZE D 1968 R: Ula Stöckl. 86 Min. Techniscope, digital Farbe

Wie können Frauen sagen, wie sie sich ihre Welt wünschen, wenn zu ihrer Existenz eine grundsätzliche Sprachlosigkeit gehört, weil immer einer von ihnen da war und ihnen nichts bleibt, als ewig zu reagieren.“ (Frieda Grafe 1971)

Freitag, 8. 4. 2016 20.30h

WERKSTATTKINO (Waco)

AFRICA ADDIO It 1964. R: Gualtiero Jacopetti & Franco Prosperi. M: Riz Ortolani. 35mmCS 140min. DF

Einer der ganz großen Skandalfilme der Filmgeschichte, Jacopettis „Abschiedsgruß aus dem sterbenden Afrika“: Massenmord an den Tutsi in Ruanda, Bürgerkrieg im Kongo und auf Sansibar, Kolonialkrieg in Angola etc.

Sensationsjournalismus wie ihn Millionen westeuropäischer Kinogänger goutierten.

Samstag, 9. 4. 2016 20h / 22h

JUGENDVERDERBER (Ullrich Bassenge)

Return of the Jugendverderber mit der Nacht No. 29 (ab 18).

STREET TRASH USA 1987 R: Jim Munro B: Roy Frumkes. Mit Mike Lackey, Vic Noto. HD 101min OmU

Der Klassiker unter den Melt-Movies: Für einen Dollar die Flasche wird ein unbekannter Schnaps an die lokalen Penner in Brooklyn verkauft. Natürlich richtet das Getränk allerlei Schäden an: Die Trinker schmelzen, zerlaufen, explodieren.

HOBO HOLOCAUST K 2011, R: Jason Eisener, HD 86 Min. OmU

Gloriously over-the-top blood pudding about a homeless man who goes Dirty Harry on a dead-end town run by sadistic criminals.“ (The Age 2011)

Sonntag, 10. 4. 2016 13h (Teil 1); 18h (Teil 2); 21.30h (Teil 3)

EX-WERKSTATTKINO (Alex)

TIE XI QU: WEST OF THE TRACKS (Yan Fen Jie) China/Nl 2003. R, B, K: Wang Bing. Digital. 554 Min. OV mit englischen UT

Wang Bing drehte von 1999 bis 2001 in der Industrieregion Tie Xi, deren Metallfabriken in jener Zeit zum Großteil schlossen. Der Film zeigt das Leben, die Liebesbeziehungen, die Hoffnungen und Enttäuschungen von Fabrikarbeitern und ihren Familien. „Jeder Mensch ist hier mit einer neuen Situation konfrontiert: Man erlebt konkret und Tag für Tag den Verlust einer Sicherheit, die es früher einmal gab. In der Konsequenz beobachte ich, dass sich eine immer größer werdende Kluft zwischen der Realität und den Wünschen, Sehnsüchten und Träumen der Menschen auftut.“ (Wang Bing) Die Dokumentation hat drei Teile: RUST (243 Min.), REMNANTS (178 Min.), RAILS (133 Min.)

Montag, 11. 4. 2016 20h

WERKSTATTKINO (Bernd)

JEANNE DIELMAN, 23 QUAI DU COMMERCE – 1080 BRUXELLES Belgien 1975. R & B: Chantal Akerman. K: Babette Mangolte. Mit Delphine Seyrig, Jan Decorte, Henri Storck. 35mm 225Min OmU

Dreieinhalb Stunden im Leben einer alleinerziehenden Mutter. Minutiös ist ihr Alltag organisiert, putzen, einkaufen, ein paar Minuten in einem Café, kochen. Am späten Nachmittag legt Jeanne das Handtuch aufs Bett, für den Kunden. Die Hausfrau verdient sich etwas dazu. Es ist kein kritischer, auch kein bitterer Film, es ist nicht mal ein Frauenfilm. Chantal Akerman, diese „Widerstandskämpferin gegen das Kino der Gefälligkeit“ (Godard) war 25 Jahre alt, als sie mit diesem Film das Kino revolutionierte.

Dienstag, 12. 4. 2016 20h / 22.30h

UNDERDOX

WHY NOT USA 1970. R, B, K: Shûsaku Arakawa. Mit Mary Window. 16mm. 110 Min. Ohne Dialoge.

Ein Hauptwerk des amerikanischer Avantgardefilms der 70er Jahre, erotische Minimal Art und klaustrophobisches Cinema pur. Eine junge Frau in einem New Yorker Apartment nimmt körperlichen Kontakt mit den sie umgebenden Dingen auf, von denen sie letztendlich überwältigt wird.

MAKINO TAKASHI: CERULEAN SPECTACLES Japan 2007-2014. R, B, K: Makino Takashi. Digital. 77 Min. Ohne Dialoge.

Takashi Makino sah seinen ersten „Experimentalfilm“ (er möchte nicht in dieser Kategorie gelabelt sein) in einem Traum, den er nach einem schweren Unfall im Alter von fünf Jahren hatte. „No movie affected me so strongly like the images I saw in my dream.“ Die Filme: TRANQUIL (2007, 19 Min.), THE LOW STORM (2009, 16 Min.), INTER VIEW (2010, 23 Min.), GHOST OF OT 301 (2014, 9 Min.)

Mittwoch, 13. 4. 2016 20.30h / 22.30h

WERKSTATTKINO (Thomas)

À NOS AMOURS F 1983. R: Maurice Pialat. K: Jacques Loiseleux. Mit Sandrine Bonnaire, Dominique Besnehard, Maurice Pialat, Evelyne Ker. 35mm. Farbe. 99 Min. OmU

À NOS AMOURS is something you have to live with; I fear this film because I’m incapable of passively watching it: it penetrates me, impresses itself upon my existence, sends me into paroxysms, flays me raw, makes me want to walk 20 miles, firebomb whatever relationship I’m in at the moment, scream at a

stranger—and this isn’t a case of trite critical overstatement.“ (Nick Pinkerton, Reverseshot 2006)

ABSCHAUM – SCUM GB 1979. R: Alan Clarke. B: Roy Minton. K: Phil Méheux. Mit Ray Winstone, Mick Ford, Julian Firth, John Blundell. 35mm. Farbe. 97 Min. DF

Scum, a bar-rattling exposé of Britain’s Borstal system for youthful offenders … constructed with the inevitability of a time bomb.“ (Tom Allen, Village Voice 1980)



WÄHREND IN BERLIN

das hier Thema ist, wie die jW meldet: „Saufen aktuell Nummer zwei – Das einzig nüchtern lesbare Magazin für Politik und schöne Künste gibt tatsächlich die zweite Runde aus. »Trinker sorgen als letzte konservative Elite des Abendlandes für die Erhaltung des Freiraumes um den Aschenbecher und wissen, was beschleunigte Theorieaneignung ist: Warten. Wer zu früh kommt, den bestrafen die Frauen!« Das demonstrieren live, über und unterm Mikrophon heute abend um 20 Uhr in der Baiz Berlin, Schönhauser 26 A: Paul Gröbel, Peter Wawerzinek, Robert Mießner, Bernadette Lemaitre, Holger Schlotter, René Beder und Matthias Hering.“