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EIN SKANDAL

ist der Abschiebungsfall Ahmad Shakib Pouya, und das ist er bis in die letzten Details. Wer glaubt, das sei nur eine Meinung von so Linken und (um es in der dümmlichen Labersprache von z.B. einem Heimatfinanzminister Söder auszudrücken) Multi-Kulti-Gutmenschen, täuscht sich. Der Protest umfasst Leute aus allen Szenen und Schichten, die nicht bereit sind, sich dem starken deutschen Trend nach rechts anzuschließen.

Aktueller Kommentar des Bayerischen Rundfunks: „Ahmad Shakib Pouya kam vor acht Jahren aus Afghanistan nach Deutschland. Der gelernte Zahnarzt ist ein Musterbeispiel für vorbildliche Integration. Eine Abschiebung nach Kabul wäre für ihn ein Todesurteil (…) Da ist er also, der angebliche Wunschtraum der deutschen Politik. Der perfekt integrierte Flüchtling. Der sich engagiert, Stellung bezieht gegen Terrorismus. Der hier ohne weiteres eine Arbeit fände, ja, sogar schon eine hätte, käme von den Behörden grünes Licht. Und der wird nun abgeschoben – als zählte das alles nichts?“

http://www.br.de/radio/bayern2/kultur/kulturwelt/zaide-ahmad-shakib-pouya-abschiebung100.html

HIER DIE PETITION: https://secure.avaaz.org/de/petition/Minister_Joachim_Hermann_Bleiberecht_fuer_Pouya/?fQShvlb&pv=4&utm_source=sharetools&utm_medium=facebook&utm_campaign=petition-400445-Minister_Joachim_Hermann_Bleiberecht_fuer_Pouya&utm_term=QShvlb%2Bde

Ergänzung: „In sprichwörtlich letzter Sekunde formte sich heute Abend eine soziale Plastik in den Zwischenräumen oberer Verwaltungsorgane, politischer Entscheidungsträger und zivilgesellschaftlicher Akteure, die einen Aufschub in der Sache bis 15. Januar ermöglicht“, konnten Pouyas Unterstützer vom Grandhotel Cosmopolis am 22.12. via Facebook melden.

Am selben Abend erschien dieses Interview auf SZ-online: http://www.sueddeutsche.de/bayern/ahmad-shakib-pouya-ich-danke-allen-menschen-die-sich-fuer-mich-eingesetzt-haben-1.3306325



EIN SCHLAG INS GESICHT (15)

Die besten Krimis des Jahres 2016. Zum Ende des Jahres stellt die Jury der KrimiZEIT-Bestenliste die zehn literarisch und thematisch interessantesten Romane vor:

1 Garry Disher: Bitter Wash Road 2 Simone Buchholz: Blaue Nacht 3 Max Annas: Die Mauer 4 Liza Cody: Miss Terry 5 Franz Dobler: Ein Schlag ins Gesicht 6 Giancarlo De Cataldo/Carlo Bonini: Die Nacht von Rom 7 Andreas Pflüger: Endgültig 8 James Grady: Die letzten Tage des Condor 9 Dominique Manotti: Schwarzes Gold 10 Malla Nunn: Tal des Schweigens



WIR SIND POUYA

Offener Brief des Augsburger Flüchtlingsrats an Innenminister Joachim Herrmann

Sehr geehrter Herr Innenminister Herrmann,

über tausend Menschen sind am vergangenen Samstag, den 17.12.2016, in mehreren bayerischen Städten auf die Straße gegangen, um gegen die durchgeführten und geplanten Abschiebungen nach Afghanistan zu protestieren. Allein in Augsburg kamen über 600 Menschen mit diesem Ziel zusammen. Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Wir werden nicht einfach hinnehmen, dass vor Krieg und Perspektivlosigkeit geflohene Menschen zur Rückreise gezwungen werden.

Wir fordern Sie im Namen des Augsburger Flüchtlingsrats dazu auf, jeden Einzelfall zu betrachten und den hunderten bedrohten AfghanInnen ein Gesicht zu geben. In dieser Diskussion zählen Einzelfälle und die individuellen Geschichten der gefährdeten Menschen.

Herr Ahmad Shakbi Pouya ist einer dieser gefährdeten Menschen: Als Arzthelfer für die französische Organisation „Humaniterra“ geriet er ins Visier der Taliban. Nachdem eine Bombe in seiner Wohnung explodierte, die seinem Vater das Leben raubte, flüchtete er nach Deutschland. Trotz schwierigster Bedingungen bringt er sich in Deutschland ein, betätigt sich als Musiker und Schauspieler und engagiert sich unermüdlich für andere Geflüchtete. Am 14. Dezember sollte er abgeschoben werden; nur durch Glück war er nicht zuhause. Jetzt soll er bis zum 22. Dezember „freiwillig“ ausreisen.

HIER DIE PETITION: https://secure.avaaz.org/de/petition/Minister_Joachim_Hermann_Bleiberecht_fuer_Pouya/?fQShvlb&pv=4&utm_source=sharetools&utm_medium=facebook&utm_campaign=petition-400445-Minister_Joachim_Hermann_Bleiberecht_fuer_Pouya&utm_term=QShvlb%2Bde

Herr Pouya ist einer von hunderten bedrohten Menschen, denen unsere Solidarität gilt. Gleichzeitig stellt er eine herausragende und bewundernswerte Persönlichkeit dar und wurde wegen seines künstlerischen und ehrenamtlichen Engagements in die Härtefallkommission des Bayrischen Landtages aufgenommen. Bislang galt ein „Gentlemen’s Agreement“, welches besagt, dass Menschen im Prozess der Härtefallkommission weder abgeschoben werden können noch ausreisen müssen. Diese Vereinbarung wird im Falle von Herrn Pouya missachtet und es handelt sich um eine Unverschämtheit, dass Herr Pouya als erster Asylbewerber entgegen dieser Vereinbarung zur Ausreise bis zum 22. Dezember gezwungen wird. Das ist ein unmenschlicher Vorgang!

Wir fordern Sie im Namen Herrn Pouyas und aller anderen prekarisierten und gefährdeten AsylbewerberInnen dazu auf, besagtes „Gentlemen’s Agreement“ zu respektieren. Menschen, welche in die Härtefallkommissionen aufgenommen wurden, dürfen nicht zur Ausreise gezwungen werden.

Zudem fordern wir einen sofortigen Stopp aller Abschiebungen und Ausreisezwängen nach Afghanistan. Afghanistan ist nicht sicher, weder für Herrn Pouya, noch für alle anderen!

Mit freundlichen Grüßen: Der Augsburger Flüchtlingsrat

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BITTE PASSEN SIE JETZT AUF

dass Sie sich nicht totlachen. Eine Ergänzung zum vorherigen Eintrag: >“Ob es einem paßt oder nicht: Daß Donald Trump die Rolling Stones mag, macht ihn sympathisch“, behauptet ein Jochen Hieber vier Spalten lang im Feuilleton der „FAZ“. Steile These.< Übermittelt von Berthold Seliger in seinem neusten Newsletter (bseliger.de). Soviel zum deutschen Musikjournalismus.



WENN WEISSE ÜBER-70JÄHRIGE-MÄNNER-MULTIMILLIONÄRE

ein Bluesalbum aufnehmen, dann ist das in einer halbwegs zivilisierten Welt natürlich nicht verboten, aber man sollte es sich schon etwas genauer ansehen. Um dann vielleicht sowas zu entdecken: dass das Rolling Stones-Album schneller verkauft war als die Seele von Robert Johnson, während ich mich schon bei ersten Einspielung im Radio langweilte, war das keine Überraschung – aber dann entdeckte ich bei Optimal Records, dass es auch eine schön gemachte Single im Maxi-Format gab mit dem Titel-Song. Die musste notgedrungen knapp 12 Euro kosten: obwohl sie nur eine a-Seite hat: eine Single mit nur einem Song. Wow. Das ist also der Blues, den weiße über 70jährige-Männer-Multimillionäre ihren Käufern anzubieten haben. Wenn man sich klarmacht, dass keine Plattenfirma der Welt irgendwas über den Kopf der Stones hinweg machen kann, dann ist das eine Geschäftstüchtigkeit, die selbst den Teufel blass aussehen lässt. Zumindest Robert Johnson-Fan Keith Richards könnte ahnen, was damit gemeint ist. Anders gesagt: soviel zu Stones-Fans.



ZUR UNTERSTUETZUNG

des Augsburger Flüchtlingsrats diese neue Seite: Künstlerinnen aus allen Bereichen haben neuwertige Arbeiten gespendet. Der Erlös kommt zu 100% dort an, wo das Geld benötigt wird: spendekunst.org

Abb: c by Christian Landrömer / kauboiundkaktus.de


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HEUTE MAL DIESE POESIE

GEGEN ABSCHIEBUNGEN IN KRIEG UND PERSPEKTIVLOSIGKEIT

Wir protestieren heute gegen Abschiebungen, aber ich befürchte, dass es dabei auch darum geht, unser Land gegen eine Bedrohung zu verteidigen. Denn die wachsende Gefahr, dass das Asylrecht in Deutschland immer noch weiter abgebaut und ignoriert wird, und dass verstärkt und sogar in Kriegsgebiete abgeschoben wird, verläuft parallel zur Tatsache, dass unser Land immer stärker von Rechten, von Antidemokraten, von Rassisten bedroht wird.

Man könnte vermuten, dass Deutschland genug aus seiner NS-Vergangenheit gelernt hat, um damit fertigzuwerden, aber das ist offensichtlich nicht der Fall.

Für diese Neue Rechte ist vor allem der Hass gegen Geflüchtete eine ihrer Hauptantriebskräfte. Sie schaffen es mit so irren Behauptungen, dass Deutschland und seine angebliche Leitkultur von Migranten und Geflüchteten abgeschafft würde, eine Menge Stimmen zu holen. Sie holen so viele Stimmen, dass inzwischen Politiker von der CSU bis zur Linken auf diese Bedrohung von rechts dadurch reagieren, dass sie Sprache, Ziele und Behauptungen dieser Bewegung aufgreifen, um ihre Wähler am Abwandern zu hindern.

Unser Problem mit Abschiebungen bzw. mit den Katastrophen an den Außengrenzen der EU hat sich in den letzten Monaten verschärft, weil die Politiker der Mitte für ihr Ziel, ihre Wähler nicht der AfD zu überlassen, ebenfalls das Thema „Geflüchtete“ benutzen: die Behauptung, Deutschland müsste die Zahl an Asylanten und Geflüchteten reduzieren, um nicht existentiell bedroht zu sein, ist schon so gut wie Konsens.

Das muss man sich mal klarmachen: das ist die vorherrschende Meinung in einem der reichsten Länder der Welt, das seine Rüstungsexporte weiterhin steigert in der naiven Annahme, dass es dafür keine Quittung in Form von Opfern gibt, die dann notgedrungen vor unserer Tür stehen. Wobei wir erheblich weniger Kriegsflüchtlinge aufnehmen als einige erheblich ärmere Länder.

Die Behauptung, Deutschland sei in Gefahr, ist eine Lüge. Ebenso wie der Glaube eine Illusion ist, Deutschland oder Europa könnte sich abschotten von den Krisengebieten der Welt, an deren Krisen es immer irgendwie beteiligt ist. Dass echte Probleme, wie die sich permanent verschärfende Kluft zwischen Armen und Reichen, in diesem Tumult untergehen, ist die spezielle Tragik dabei. Und wenn man Leuten wie uns dann vorwirft, wir würden die Arm/Reich-Problematik in Deutschland für weniger wichtig halten, ist das übrigens ebenfalls eine verdammte Lüge.

In der Problemzone Asyl-Abschiebungen-Sichere Herkunftstaaten sind im Moment Geflüchtete aus Afghanistan in besonderer Gefahr. Seit Oktober gibt es ein Abkommen zwischen der EU und Afghanistan, das seine Geflüchteten zurücknimmt und dafür finanzielle Unterstützung erhält. Was im Fall Deutschland heißt: 1,8 Milliarden Euro werden bis 2020 bezahlt, um die afghanischen Geflüchteten loszuwerden. Anders gesagt: das ist der Preis, um das Grundrecht auf Asyl zu löschen.

Denn die Situation in Afghanistan ist allgemein bekannt: Es ist Kriegsgebiet, und die Lage dort verschlechtert sich täglich. Gegen Abschiebungen dorthin protestieren nicht nur humanitäre Organisationen, sondern auch Gruppierungen der CSU und der christlichen Kirchen.

Eine Zeitung der Mitte, die Süddeutsche, hat es kürzlich nicht anders formuliert als wir: „Dass Vertreter der Bundesregierung nun erklären, die Afghanen sollten doch einfach in ihrem Land bleiben und nicht nach Europa fliehen, ist genauso zynisch wie die Einschätzung, es gebe sichere Gebiete, in die man Afghanen abschieben kann.“ (1) Und der UN-Beobachter Chaloka Beyani hat das nach einem Besuch in Afghanistan ergänzt, als er sagte: „Diese Leute zurückzuschicken, wird die Instabilität ganz sicher verschärfen.“ (2)

Die strikte Weigerung der Bundesregierung, angeführt von Innenminister de Maizière, ihre Haltung zu ändern, darf nicht hingenommen werden. Ausgerechnet in einem Land, das in den letzten hundert Jahren mehr als jedes andere Land weltweit das größte Elend verursacht hat, ist diese inhumane oder auch unchristliche Härte gegenüber Geflüchteten vollkommen unakzeptabel.

Diese Härte dient nicht einmal dazu, die Neue Deutsche Rechte ruhig zu halten, sondern wird sie im Gegenteil bestärken. Und das ist der Grund, warum wir Deutsche heute nicht nur für Geflüchtete und gegen Abschiebungen auf der Straße sind, sondern für uns selbst.“

Franz Dobler/Freundschaftskreis Augsburger Flüchtlingsrat e.V., Rede vom 26.11.2016

(1)12.11.2016: http://www.sueddeutsche.de/politik/anschlag-in-afghanistan-bundesregierung-traegt-mitschuld-an-der-situation-in-afghanistan-1.3244891

(2)The Guardian, 1.11.2016: https://www.theguardian.com/global-development/2016/nov/01/eu-deportation-of-migrants-adds-to-afghanistans-instability-says-un-united-nations



Krimizeit-Bestenliste Dezember 2016

Image of Ein Schlag ins Gesicht: Kriminalroman

Platz 4 (Vormonat: 1)
Franz Dobler: Schlag ins Gesicht
Tropen, 366 S., 19,95 €
München. Fallner ist Ex-Bulle, Ex-Ehemann, Ex-Bahnfahrer. Was nun? Bruder Hansen setzt ihn als Privatdetektiv auf eine Ex-68er- Schmuddelfilm-Darstellerin an, die einen Stalker an der Backe hat. DJ Dobler hat tarantinomäßig klasse gemixt: Filmzitate, Blondie-Tracks, Alltagssprache. Viel Prügel, wenig Blut. Spezial-Dobler-Sound.