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MÜNCHENS ECHOKAMMER

Wenn ich behaupte, dass München seit einigen Jahren die beste Musikszene seit ca. 1980 hat, liegt das auch sehr an Albert Pöschls Label Echokammer. Das Jubiläum wird morgen mit neuem und very Special Album und großem Line-Up gefeiert:

DELAYS AUS DER ECHOKAMMER – das Album wird am Samstag, 2.09.2017 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden: Im Rahmen des Ois Giasing Festival im Café Schau Ma Moi, Tegernseer Landstr. 82 (gleich beim Trikont). Das ganze Programm bei Eintritt frei: 17 Uhr: AUSTROFRED Lesung mit anschliessendem Konzert, ca.18 Uhr 30: 4 SHADES, 19 Uhr 30: Tom Wu, 20 Uhr 30: Knarf Rellöm, 21 Uhr 30: KING OF JAPAN, 22 Uhr: echokammer–DJ Set mit Albert Pöschl. Und das auf alle Fälle im Trockenen!

                                                                                                  Cover-Artwork: Anna McCarthy



SPITZENSATZ (31)

EIN TATORTREINIGER MACHT NOCH KEINEN SOMMER!

(Miro von Selber)



Newsletter6/2708.2017

Schönen guten Tag, wieder einmal erlaube ich mir am schwärzesten Tag des Sommerlochs, Ihnen ein paar Neuigkeiten aus meiner Fabrik mitzuteilen:

Am 31.8. um 19h05 sendet Bayern2 in der Reihe „Sommergespräche im Zündfunk“ eines mit der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags Claudia Roth und mir zum Thema „Alternative für Deutschland – wofür brauchen wir noch die Grünen?“ Ich habe mir schon ein paar Notizen gemacht wie z.B.: In Bayern brauchen wir von den Grünen einen erheblich stärkeren Widerstand gegen eine zunehmend nach rechts absackende CSU, die uns mit ihren reaktionären Vorstellungen von Humanität und Leitkultur auf das geistig-kulturelle Niveau von Weihnachten 1945 zurückzuschlagen versucht.

Am 10.10. startet „Das Benno-Ohnesorg-Theater“ am Theater Augsburg in seine vierte Spielzeit seit 1991 (Shows jeden 2. Dienstag im Monat), präsentiert von Friedrich Ani und mir. Was heißt, dass es eher selten um sprachlich interessante Tiergedichte geht. Unsere Texte und Kommentare flankiert von Topgästen: Im Oktober mit der Hamburger Autorin Simone Buchholz, dem neuen Theaterintendanten André Bücker und der Münchner Band Mrs Zwirbl; im November mit SZ-Autorin Lillian Ikulumet und Songs und Gedichten von Angela Aux (alias Heiner Hendrix bzw. vgl. Aloa Input) aus München.

Am 20.10. erscheint bei Heyne Hardcore ein schweres Buch, auf dem wie auf Woody Guthries Gitarre „this machine kills fascists“ stehen könnte: Christof Meueler mit Franz Dobler: „Die Trikont-Story: Musik, Krawall und andere schöne Künste“. 490 S., ca. 750 Abb., geb., Großformat. Zum 50. Geburtstag des international gefeierten Münchner Labels, das wie sonst kaum irgendwer oder -was dafür gesorgt hat, dass Bayern nicht auf dem kulturellen Niveau von Weihnachten 1945 hängengeblieben ist.

Ebenfalls bei Heyne Hardcore erscheint im März 2018 die Taschenbuchausgabe meines bei Tropen-Klett-Cotta verlegten Romans „Ein Schlag ins Gesicht“, der auf Nr.1 der KrimiZeit-Bestenliste stand (und im Moment auf der Longlist des Crime Cologne Award ist). Während die Verfilmung des Vorläufers „Ein Bulle im Zug“ beste Startchancen hat: Regie Lars Becker, Produktion Bettina Wente für Network Movie, Drehbuch Christian Lyra. Wer wen wann spielt, steht noch nicht fest. Im Herbst 2018 erscheint dann – oh, leider ist die Zeit hier um.

Feststeht jedoch, dass ich auch weiterhin Spenden für die Spendenseite des Augsburger Flüchtlingsrats aufzutreiben versuche. Fühlen Sie sich angesprochen und besuchen Sie die Seite spendekunst.org



WAS MACHT EIGENTLICH JAMES LEE BURKE

in seiner Freizeit? Auf jeden Fall bestärkt uns das, unsere Mitarbeiterinnen auch weiterhin nur noch in „James Lee Burke for President“-T-Shirts durch unsere Büroetage laufen zu lassen.

https://www.youtube.com/watch?v=CyuCOBekdEk



WAS MIT MODE

Nachdem wir unseren Mode-Redaktor – nicht zu verwechseln mit der Lifestyle-Abteilung! – schon vor Monaten aus Gründen entlassen haben, hier wenigstens mal ein Link. Zu einem aktuellen Text der geschätzten Autorin Susann Klossek, der so losgeht: „Jeden Tag im Zug, Tram und auf der Strasse begegnen mir Leute, die diese Jeans mit Löchern, Schlitzen und Fetzen tragen.“

Warnung: Nichts für Hosenträger mit schwachem Herz!

http://nichtsundwiedernichts.blogspot.de/2017/08/verkehrte-welten-heute-modesunden.html



DAS NOTWENDIGE ENDE EINER LANGJÄHRIGEN

Freundschaft“ nennt Jonas Engelmann seinen Artikel „Neue Selbstverständlichkeiten“ über neue Auswüchse an der kulturellen Anti-Israel-Front (was wir hier mit „We are never only in it for the Music“ ergänzen):

https://jungle.world/artikel/2017/32/neue-selbstverstaendlichkeiten



MEHR RUMMEL MIT BILL

Aufgrund der großen Nachfrage ist Bill Cardosos von mir übersetzte Reportage „Rummel im Dschungel“ (Muhammad Ali gegen George Foreman) in einer erweiterten Neuausgabe bei Edition Tiamat erschienen: „Das Massaker im Goldenen Drachen – Bandenkrieg, Kidnapping und Helden“ enthält auch alle übrigen (von Norbert Hofmann übersetzten) Storys aus dem einzigen Buch „The Maltese Sangweech & other Heroes“, das der so exzentrische wie großartige Journalist Cardoso (1937-2006) veröffentlichen konnte.

Da wurde sogar Hunter S. Thompson mal kurz bescheiden: „Bills Arbeiten sind so genau und selten und einzigartig, dass ich ganz eingeschüchtert bin.“



THOMAS BERNHARD SAGT

„Wie hasse ich diese mittelgroßen Städte mit ihren berühmten Baudenkmälern, von welchen sich ihre Bewohner lebenslänglich verunstalten lassen.  Kirchen und enge Gassen, in welchen immer stumpfsinniger werdende Menschen dahinvegetieren. Salzburg, Augsburg, Regensburg, Würzburg, ich hasse sie alle, weil in ihnen jahrhundertelang der Stumpfsinn warmgestellt ist.“



HANS FRICK (10)

Der 92-jährige Saxophonist Emil Mangelsdorff saß mit seiner ebenfalls ganz in weiß gekleideten Frau in der ersten Reihe, als wir jetzt in Frankfurt im Museum Judengasse Hans Frick ehrten, der Schauspieler Till Weinheimer las großartig einige dieser furchtbar schwierigen Frick-Texte, Hanne Kulessa machte die Einleitung und diskutierte mit mir über den viel zu sehr vergessenen Schriftsteller. Emil Mangelsdorff war mühsam mit zwei Krücken reingekommen, und ich war gerührt, dass er sich den Abend über seinen alten Freund Frick trotz dieser Umstände nicht entgehen ließ.

Ich war ihm einige Stunden zuvor schon begegnet: „Am frühen Nachmittag holte Emil Mangelsdorff mich zu einer Spazierfahrt ab. Er brachte den unter LSD stehenden M. mit. Idiotische Gespräche über Musik und Literatur“, hatte Hans Frick am 26. Mai 1970 in seinem Tagebuch einer Entziehung notiert. Und in der Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum des Jazzkeller Frankfurt von 1977, die mir Frick bei unserer einzigen Begegnung 2001 geschenkt hatte, las ich in einem Text von Joachim E. Berendt: „Um Carlo, Horst Lippmann (heute: Konzertbüro Lippmann+Rau), um Emil Mangelsdorff (dem älteren Bruder von Albert) und um noch ein paar andere hatte sich während des Krieges, 1941, der Hot Club Frankfurt gebildet (…) Man spielte damals heimlich und in der für die Nazi-Zeit charakteristischen Camouflage Swing (…) die Musik sei manchmal so ‚heiß‘ und laut gewesen, daß die Jazzfreunde Posten aufstellen mußten, die die Musiker rechtzeitig warnen sollten, wenn sich irgendwo eine SS- oder SA- oder sonstige Partei-Uniform zeigte. Immerhin landete Emil Mangelsdorff 1943 für sechs Wochen im Gefängnis.“

Als ich dann zu ihm ging und mich bedankte, dass er gekommen war, und erwartete, mit einem gebrechlichen Mann zu sprechen, war ich überrascht, dass Emil Mangelsdorff mit fester Stimme redete und munter mit mir lospalaverte und mich zu einem Konzert einlud; er hat seine eigene Serie im Frankfurter Holzhausenschlösschen, wo er immer noch mit seiner Combo und Gästen mehrmals im Jahr loslegt, abfährt, jamt und outspaced und erzählt. Und ich dachte, hey, diese Jazzer, wenn sie nicht früh abkratzen, sind sie einfach nicht zu schlagen, und ein paar Leute wie er haben diesem Land mehr gegeben, als es je kapiert hätte. Und ich verneigte mich.



EIN SCHLAG INS GESICHT (20)

steht auf der Longlist für den Crime Cologne Award 2017. Das ganze 14er-Feld sieht so aus: Nichts bleibtWilli Achten (Pendragon) Nackter Mann, der brenntFriedrich Ani (Suhrkamp) IllegalMax Annas (Rowohlt) TrümmerkindMechtild Borrmann (Droemer Knaur) Ein Schlag ins GesichtFranz Dobler (Klett-Cotta) WintergewitterAngelika Felenda (Suhrkamp) BühlerhöheBrigitte Glaser (List Verlag) Drei Meter unter NullMarina Heib (Heyne) Das ScherbenhausSusanne Kliem (carl’s books) Die Toten, die dich suchen Gisa Klönne (Piper) BullenbrüderHans Rath und Edgar Rai (Wunderlich) Das Ding drehnHans Schefczyk (Transit Verlag) AsphaltseeleGregor Weber (Heyne) Der ClubTakis Würger (Kein & Aber)