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EIN GESCHENK VON SLOWBOAT FILMS

und ein äußerst großzügiges: Marc A. Littler und Sinead Gallagher haben alle Filme freigeschaltet, vom Label-Portrait Voodoo Rhythm und dem Konzertfilm A Night in Zagreb mit den Bambi Molesters über den Spielfilm Road To Nod (mit Delaney Davidson in der Hauptrolle, der vom von mir gespielten „stummen Killer“ gejagt wird) bis zu Armenia mit Dead Brothers-Mastermind Alain Croubalian in der Hauptrolle.

Falls es sowas wie eine Guerilla-Independent-Filmproduktion geben kann, die im Parieren von Krisen geradezu Navy-Seals-mäßig trainiert ist, dann dieses Piratenschiff mit dem freundlichen Namen Slowboat. Ich möchte mal vorschlagen, dass man sich Filme ansieht und dann eine DVD kauft.

http://www.slowboatfilms.com/

The Kingdom of Survival, Dokumentarfilm, 2010-2011 | Crew UnitedHard Soil – The Muddy Roots Of American Music | KULTURFORUM



ES GEHT UM VIEL MEHR

In der Krise wird das Versagen der Bildungspolitik besonders deutlich, das sich auch in krisenfernen Zeiten permanent sozusagen ausgebildet hat und sich bestens darin zeigt, dass es jetzt vor allem um verschobene Abiturprüfungen geht. Dieses Versagen habe ich in den fünf Jahren, in denen ich im Jugendarrest ehrenamtlich tätig war, verdammt deutlich gespürt.

Exakt in diese skandalöse Lücke stößt das Bildungsprogramm des Proficlubs Alba Berlin, das von der Denke von Hoeneß-Gestalten weiter weg ist als mein Arsch vom Mond. Wer glaubt, es ginge dabei einfach nur um Sport&Homeoffice, ist auf dem Holzweg und sollte sich mal umsehen.

Hier ein Interview vom 30.3. zur Sache mit Alba-Vizepräsident Henning Harnisch von Jens Uthoff:

https://taz.de/Henning-Harnisch-ueber-Albas-Sportstunde/!5674339&s=henning+harnisch/



NEW YORK NEUES DEUTSCHLAND

Die Einleitung zum Newsletter für das Neue Deutschland vom 31.3. ist schon so gut wie ein guter Artikel:

„Liebe Leser*innen, dieser Newsletter ist persönlich. Die Coronakrise kommt näher. „Bill“ war ein toller Professor, hat mir New York City gezeigt. Er liebte die Stadt, war ein Chronist des Straßenlebens. Am Samstag ist Wilhelm Helmreich an Covid19 gestorben. Er ist einer von über 700 Toten in der Stadt, die normalerweise wirklich niemals schläft und jetzt in Angst erstarrt ist, weil sie ein Epizentrum der Coronavirus-Pandemie geworden ist.

Es ist eine Stadt, in der jetzt Feldlazarette mit Zelten im Central Park gebaut werden und in der Krankenschwestern sich behelfsmäßig mit Mülltüten schützen, weil es nicht genug Schutzausrüstung gibt – und das Schlimmste kommt erst noch. Doch New York City ist auch eine Stadt der Resilienz, die New Yorker lassen sich nicht unterkriegen, reagieren mit Trotz auf Bedrohung von außen, rücken zusammen und helfen sich.

Keiner wusste das besser als Wilhelm Helmreich. Der Sohn schweizerischer Holocaustüberlebender schrieb Bücher über die jüdische Community in der Stadt und auch solche mit Titeln wie „Die dummen Dinge, die wir tun, und wie wir sie vermeiden können“. Vor allem aber war der Stadtsoziologe ein fitter Wanderer, lief in jahrelanger Kleinarbeit jede Straße der Stadt ab und interviewte Passanten über das, was sie bewegte. Keiner konnte das so geschickt wie er.

Das Ergebnis seines vierjährigen Fußmarsches über 6000 Meilen durch die Stadt war ein Buch mit dem Namen „The New York Nobody Knows“. Bill hatte diese verschmitzte Selbstironie vieler liberaler New Yorker Juden, war „street smart“ und er ermutigte uns „rauszugehen“ und durch die Stadt zu streifen. Er wurde 74 Jahre alt. Sein Spirit wird weiterleben in der Stadt aller Städte.

Moritz aus der Online-Redaktion“


ICH BIN KEIN PROPHET ABER

ich möchte mir mal erlauben zu erwähnen, dass ich schon in jungen Jahren gewisse Ahnungen hatte (okay, das verbindet mich ein wenig mit anderen Propheten), die man heute als fundierte Analysen verkaufen könnte, als ich die politischen Verhältnisse in meiner oberbayrischen Heimatstadt beschrieb:

„Wenn die Lichtverhältnisse in dieser Gegend so wären wie die politischen, dann wäre es dort so dunkel, dass nicht mal Einzeller anzutreffen wären; das betrifft auch die SPD, denn am schlimmsten überhaupt ist der, der im Dunkeln erstens behauptet, eine Taschenlampe zu haben, zweitens diese nicht rausrückt und drittens gelogen hat.“

(Aus: Bierherz, in: Falschspieler, 1988) Nichts zu danken.



TRIKONT SHOW HEUTE LIVE

aus dem @heppel.ettlich ab 20 Uhr auf https://m.facebook.com/trikont/

Bild könnte enthalten: Text „TRIKONT PLAYS TRIKONT Voice VOICE OUR OWN DJ SET IM LIVESTREAM MONTAG 30.03.20 20:00 UHR“



DECODER JETZT FÜR ALLE

„Decoder is a 1984 West German film directed by Muscha. It is a cyberpunk and counter-cultural film roughly based on the writings of William S. Burroughs, who also acts in the film. Bill Rice plays Jaeger („Hunter“), an agent of the government in charge of suppressing dissidents, while F.M. Einheit (Einstürzende Neubauten) plays a burger shop employee who discovers that by changing the background music from pleasantly calming to industrial „noise“ music, he can incite riots and a revolution against the looming power of the government.

Decoder was made on a small budget, and was written by Muscha, Klaus Maeck, Volker Schäfer, and Trini Trimpop. Nevertheless, the project was able to attract a number of notable people within the countercultural and industrial music „scenes“ to perform in it. Actors included Burroughs, Genesis P-Orridge, Christiane Felscherinow, and bands included Soft Cell, Psychic TV, Einstürzende Neubauten, and The The.“

https://www.youtube.com/watch?v=DCX_5BFRm6A



DIE WELT IST NUR EIN TAGEBUCH

und wir sind von Tagebüchern nicht nur eingekreist, sondern sie fallen auf uns runter wie der Schnee in einem Western, in dem die Guten nichts zu melden haben. Wahrscheinlich muss ich erwähnen, dass das logischerweise noch keine Wertung ist, und mir ist zweifellos klar, dass das Schreiben all dieser Tagebücher jemandem gut tut. Deswegen wurde das Tagebuch erfunden.

Eines will ich jetzt aber doch hier empfehlen, es wird geschrieben von unserem Wien-Informanten und Kollegen Andreas Niedermann. Wie üblich sollten Menschen mit schwächeren Nerven vorsichtig sein, aber das müssen die ja immer und jetzt (in diesen Tagen) ganz besonders … die Serie startet am 17. März:

http://www.niedermann.at/

Der Background (wenn man so will) in seinem neusten Buch:

Andreas Niedermann: «Das Glück der falschen Fährten ...

 



VERDREHT (10)

Natürlich muss man (in diesen Zeiten) vor allem lockere Unternehmen unterstützen. Obwohl nicht wenige behaupten, man müsste vor allem (falls man Zeit hat) gute Unternehmen unterstützen und nicht solche, wo der Boss, wenn´s mal zu regnen anfängt, gleich unlocker wird und die arbeitende Klasse sofort in den Arsch tritt und sich noch schnell ´nen neuen Porsche kauft (den Ulf Poschardt grade in Auto-Bild oder wie diese Superillu heißt absolut glaubwürdig empfohlen hat), um in sein Ferienhäuschen abzudüsen (das gar nicht so groß ist, wie die immer denken).

Lockere Unternehmen haben auch den Vorteil, hat mir ein altgediener DDR-Handwerker (Stasi wahrscheinlich) mal erklärt, dass du die Leute kennst und wenn das gekaufte Ding gleich kaputt ist, schnell mal vorbeischaun kannst, um zu fragen, wie´s dem lockeren Unternehmen grade so geht.

Lockere Unternehmen sind auch in Zukunft wichtig – aber natürlich interessieren sich jetzt viele Menschen viel mehr für l o k a l e Unternehmen. Was aber auch okay ist, wenn´s okay ist. Der kaum je erreichte Gipfel sind allerdings lokale lockere Unternehmen, das ist klar.



AUS UNSERER BRANCHE

Mein Verleger Tom Kraushaar von Klett-Cotta im Interview:

https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article206767827/Tom-Kraushaar-zu-Buchmarkt-und-Corona-Literatur-braucht-Gedraengel.html?utm_content=buffere98d1&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer&fbclid=IwAR3cwHbZlbf1yVLEpvcyrJ0RoUWHuP3GV_nI_Bvo9Fckt5Zn4qsmVM36UNQ



MACH DEN DREIER

auch in schwierigen Lebenslagen mit der täglichen Sportstunde von Alba Berlin!

Henning Harnisch, ehemaliger Basketball-Nationalspieler und heute einer der wichtigsten Manager im deutschen Profisport, denkt schon lange und jetzt wieder mal weiter als die meisten Obernasen in diesem Bereich. Sein alter Kampfname „Flying Henning“ war schon immer auch eine geistige Haltung.

Mit der er schon damals, als die halbe Welt hinter ihm als Nr.1 her war, plötzlich eine Buchhändlerlehre in Köln anfing und Leute wie Wiglaf Droste und mich zu Lesungen einlud. Während er in seiner Freizeit vor allem Superfan des Hausmusik-Labels war und für einen neuen Track seiner Lieblingsband The Notwist vermutlich sogar mitten in einem Spiel vom Feld gerannt wäre.

Später habe ich ihn mit dem Dokumentarhörspiel „Menschen in Musik Vol.1 – Nicht immer am Ball“ porträtiert (BR, 1998). Später war er Mitherausgeber des Sportbuchs „Vierter“ (ID-Verlag, 2005), in dem ich sogar über meine Leidenschaft Tischtennis schreiben konnte. Im Moment befinden wir uns sozusagen in der Verlängerung und werden dabei auch nicht unser nächstes, im Moment kaum sichtbares Ziel, die große, von Wolfgang Petters kuratierte Hausmusik-Ausstellung nächstes Jahr in Landsberg, aus den Augen verlieren. Trotz alledem.