BRECHTFESTIVAL AUGSBURG 2013 (2)

„Ich brachte Nina Simone oft Eis. Sie war immer nett zu mir. Meist nannte sie mich >Daahling<. Ich brachte ihr ein großes graues Plastiktablett voll Eis, um ihren Scotch zu kühlen.

Sie schälte sich aus ihrer blonden Perücke und warf sie auf den Fußboden. Darunter war ihr echtes Haar kurz wie ein geschorenes schwarzes Schaf. (…) Sie wickelte sich ein blaues Handtuch um den Hals, beugte sich dann vor und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Der Schweiß perlte ihr vom Gesicht und tropfte auf den roten Zementboden zwischen ihren Füßen.

Es war üblich, daß sie ihren Auftritt mit der >Piraten-Jenny< von Bertolt Brecht abschloß. Sie sang diesen Song immer mit einer derart eindringlichen Heftigkeit, als hätte sie den Text selbst geschrieben. Ihre Darbietung zielte direkt auf die Gurgel eines weißen Publikums. Dann zielte sie auf das Herz. Dann zielte sie auf den Kopf. Sie war mörderisch gut damals.“

– Sam Shepard. Motel Chronicles, S. 83

Man träumt schon seltsam schöne Dinge in diesen Rauhnächten…

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