WAHL SONNTAG ZAHN SCHMERZEN

Sehr interessantes, weil mit persönlichen Erfahrungen geschriebenes Portrait der AfD-Führerin Alice Weidel von Anne Dippel: „Hier tut sich der politische Abgrund vor uns in all seiner Banalität auf und weiß dabei sein Äußeres in telegener Ästhetik perfekt zu inszenieren.“ https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-eiskalte-engel ooo Vor einigen Tagen eine Demonstration gegen die AfD-Verbündete Pegida-Truppe. Mit massiver und organisatorischer Beteiligung von IG Metall- und der Jusos genannten SPD-Jugend, die dann mal wieder so besonders stolz, mit sozusagen erhobener Faust und einem Wir-kämpfen-für-das-Gute-Blick auftreten, dass man ihnen raten muss, sich doch auch mal mehr um ihre Eltern-Partei zu kümmern. Sie erinnern mich an die Kinder reicher Eltern, die ich in rebellischen Zusammenhängen mitbekam. Die führten sich gerne besonders radikal auf, duldeten nicht den geringsten Kompromiss und keine Schwäche, und wenn man zu ihnen mal sagte, dass sie als Reiche-Eltern-Kinder die Klappe vielleicht leichter aufreißen konnten als andere, mochten sie so einem seltsamen Gedanken nie folgen. ooo Den besten Wahlsonntag hatte ich vor vielen Jahren, als ich Zahnschmerzen hatte, dadurch eine Entschuldigung, nicht zur Wahl zu gehen, im Bett blieb und anfing in einem Buch des KZ-Überlebenden, Widerstandskämpfers und Autors Jean Améry zu lesen, nein, nicht in Diskurs über den Freitod, sondern in Schuld und Sühne (in dem ich jetzt wieder – bzw. wie eigentlich immer wieder – gelesen habe, wie auch Christian Schultz-Gersteins Améry-Interview, -Portrait und -Selbstportrait Der Doppelkopf). Améry ist wohl der stärkste Grund dafür, dass es mich extrem freut, mit meinen letzten Büchern bei Klett-Cotta gelandet zu sein (Améry und Anthony Burgess). ooo Mein Herz macht das Kreuz natürlich bei Help me make it through the Night, genauer gesagt bei Harry Dean Stanton: https://www.youtube.com/watch?v=LgKkRxQetYE

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