DIE GROSSE MARTIN WALSER-VERAR

schung „Der Literaturverweser“ von Carl Wiemer bei Edition Tiamat ist im Rennen um den deutschen Oscar für das böseste Buch 2010 mein Favorit, und auch in den Kategorien „witziges Buch“ und „krankes Theaterstück“ wird es nicht leicht übertroffen werden können.

Wenn Wiemer Walser (hier: Alwin Raser) nur so halbwegs angreifen, parodieren und in den Kakau zerren würde, hätte ich´s nicht länger als vielleicht 10 Seiten gelesen, weil´s ja dann inzwischen abgehakt wäre, aber sein „Stück über Vernichtungsgewinnler“ tritt zielgenau mit Verve und komischsten Drehungen und intelligenten Finten unter die Gürtellinie. Dabei übrigens ein so lesbares Stück wie Prosa; „Stück“ ist eher eine Verkleidung, die aber auf der Bühne eine sagen wir z.B. Riesen-John-Waters-Nummer wäre mit seinen vier großen, naja zumindest wirkungsvollen Frauenrollen. Man verrät nicht zu viel, wenn man erwähnt, dass drei von ihnen wie Vater Alwin Raser schreiben, genauer gesagt: Bücher veröffentlichen, auf denen ihr Name steht…

98 Seiten, die eine vollkommen durchdrehende Menge am Roten Teppich verdient haben und bekommen müssen. Ob der deutsche Feuilleton- und Literaturbetrieb erkennt, dass hier eine 3-läufige-Schrotflinte auch auf ihn gerichtet ist, ist dabei nicht ganz so wichtig.

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