AUS DEM TAGEBUCH EINES ÜBEREIFRIGEN MUSIKSTUDENTEN (28)

Träume mit Musik sind selten, heute Nacht dann aber gleich heftig (wien Texas Tornado sotospeak), als sollte ich ermahnt werden, mehr Musik zu träumen.

Ich befand mich in einem Hotel und bekam völlig unerwartet den Auftrag von einer Zeitung, über ein Konzert von Bruce Springsteen zu schreiben. War von den Socken, weil ich mit dem noch nie was am Hut gehabt hatte. Der interessante Punkt an dem Auftrag war jedoch, dass man mir mitteilte, der Tex-Mex-Akkordeonist Flaco Jimenez wäre beim Konzert als Gast dabei. Das fand ich sensationell und ging aufgeregt im Zimmer hin und her. Schrieb im Kopf schon am Artikel: „Diese Rocker-Millionäre gehn mir auf den Wecker, die sich jemanden holen, um sich bodenständig darzustellen und irgendwas mit autäääntisch rumzumachen! Sie fragen sich, was das mit dem Konzert zu tun hat? Das werde ich Ihnen jetzt erklären.“ (Ich quatschte im Traum im Kopf-Artikel tatsächlich die Leserleute an!) Seltsam jedoch, dass ich das Konzert jetzt gleich im Radio anhören sollte – und dass mich im nächsten Moment aber eine Hotelangestellte (eine alte Freundin, zu der ich schon lange keinen Kontakt mehr habe!) zur Eile antrieb, weil sie mich zum Konzert fahren sollte. Ich machte mich also bereit (Schuhe, Jacke, Stift, Block) und war mir dabei bewusst, dass ich mir zuviel Zeit ließ, vertrödelte, und als ich dann vor dem Hotel stand, war da kein Auto und keine Fahrerin und jemand sagte, sie habe keine Zeit mehr gehabt. Dann ging ich auf der Straße durch eine öde Landschaft, keine Häuser, keine Bäume. Wartete auf ein Auto, das ich anhalten wollte, aber kein Auto. Dann begegnete ich einem Mann, der sagte, er halte ebenfalls Ausschau nach einem Auto. Er ging in die andere Richtung.

Als ich erwachte, surfte ich sofort durch die realen Hintergründe. Ich hatte in meinem Leben eine Menge Texmex-Music gehört, wusste jetzt aber nichtmal, ob Flaco Jimenez (85) noch lebte.

<<< tejanonation.net am 12.1.25: “Flaco is currently in the hospital facing a medical hurdle—in good spirits but trying to get better. Rest assured, he’s in good hands and on the road to recovery.“

<<< Ebenfalls alive sein Bruder, Akkordeonist Santiago Jimenez Jr. (80), von dem ich ca. Ende der 90er ein umwerfendes Konzert im Münchner Substanz erlebt habe.

<<< Hat der Traum was mit dem Tod von David Lynch zu tun oder mit der Frage, ob die Heimat der Jimenez-Brüder, San Antonio, Texas, demnächst verödet, weil alle „illegalen“ Mexicanos abgeschoben werden?

<<< Über Ry Cooders Band war das große Rockbusiness auf Flaco Jimenez aufmerksam geworden und er hatte auch mal bei Dylan und den Rolling Stones gespielt, aber einen Hinweis zu irgendwas mit Springsteen finde ich nicht.

<<< Stimmt es, dass die Ticketpreise beim großen Arbeiterfreund Bruce Sp. für Arbeiterinnen etwas teuer sind? Braunschweiger Zeitung am 7.10.24: „in der Veltins-Arena Gelsenkirchen müssen die Fans zwischen 129,35 und 199,24 (Stehplatz) und 94,85 bis 196,10 (Sitzplatz) ausgeben…“

<<< Ein neues Album aus dem Texmex/Jimenez-Universum hatte ich zuletzt von Bear Family Rec. 2023 bekommen, die großartige (und in keinem Stream erhältliche) Compilation „High Texas Rider – Augie Meyers and The Texas Re-Cord Co.“. Augie Meyers (alive mit 84) war der langjährige Piano-Partner von Doug Sahm seit dem Sir Douglas Quintet (Original-„Mendocino“ zB), und als sie Anfang der 90er eine neue Band bauten, holte Augie Flaco Jimenez rein und Doug den Freddy Fender: „The Texas Tornados were one of the few supergroups worthy of that description. They performed  together regularly, though apparently Augie had increasingly to be the peacemaker between the egos of Doug and Freddy and between Freddy´s no-alcohol pledge and Doug´s drink and dope groove. Nevertheless, they made half a dozen acclaimed albums between 1990 and 1999“ (als Doug Sahm died am 18. Nov of a heart attack in Taos, New Mexico). Die Compilation versammelt 26 Songs von Meyers eigenem Label The Texas Re-Cord Co. 1976-79 und sie alle sind da irgendwo dabei plus Joe King Carrasco, „Wild Man“ Ray Liberto ua, und die ausführlichen Liner Notes von Martin Hawkins und die (meisten der) sensationellen Fotos wirste sonstwo genausowenig finden wie das Hotel, in dem ich einen Springsteen-Artikel ausgeträumt habe. (dazu Track 17 Augie Meyers and the Western Head Band: You Win Again)

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