In seiner neusten Gorki-Theater-Kolumne widmet sich der nach Berlin geflüchtete Journalist Can Dündar („2020 in Abwesenheit zu mehr als 27 Jahren Haft wegen angeblicher Spionage und Terrorunterstützung verurteilt“) dem bevorstehenden Steinmeier-Besuch in der Türkei:
https://www.gorki.de/de/can-duendars-theater-kolumne-41
(Auszug): „Seit ich in Deutschland lebe, benutze ich in fast jedem Text, den ich schreibe und in jeder Rede, die ich halte, die Formulierung »die andere Türkei« und versuche damit, die demokratische Türkei zu beschreiben. Die Mehrheit in Deutschland denkt bei der Türkei vor allem an Erdoğan, der schon seit fast einem Viertel Jahrhundert an der Macht ist. Einer der Gründe dafür ist, dass er in den Medien allgegenwärtig ist. Ein anderer Grund ist, dass Erdoğan trotz seiner Launenhaftigkeit eine Politik verfolgt, die den Interessen im Besonderen Deutschlands und generell des Westens entspricht und damit ein nützlicher Partner in Verteidigung, Handel und Diplomatie ist. Fügt man noch das Bild der überwiegend konservativen türkischstämmigen Community in Deutschland hinzu, ist es nicht verwunderlich, dass die »andere Türkei« eher unbekannt ist. Die »andere Türkei«, die mehr als die Hälfte des Landes ausmacht, wurde in letzter Zeit eingeschüchtert, marginalisiert, diskriminiert, allmählich vertrieben und hat ihre Sichtbarkeit und ihre Hoffnungen verloren (…) Doch an diesem 31. März änderte sich die Situation. In den Kommunalwahlen hat die »andere Türkei« ihr Gesicht gezeigt (…)“