Ehe auch noch die Verbreitung von Informationen zu desintegrierenden Veranstaltungen kriminalisiert wird, hier diese tolle Reihe zum Thema:
Erste Augsburger Desintegrationstage | First Augsburg Disintegration Days
veranstaltet vom Jüdischen Museum Augsburg Schwaben und dem Kulturhaus abraxas / 26. – 28. März 2019 +++ https://www.jkmas.de/
»Die Judenrolle folgt […] einem Skript, das den Titel ‚Die guten Deutschen‘ trägt. Denn das ist seit Jahrzehnten die Funktion der Juden in der Öffentlichkeit: die Wiedergutwerdung der Deutschen zu bestätigen. […] Aber auch andere Gruppen sind einem ähnlich dominanten Erwartungsdruck ausgeliefert, etwa Muslim*innen, die sich permanent zu Geschlechterrollen, Terror und Integration äußern müssen und damit als Gegenbild zum Selbstverständnis der toleranten und aufgeklärten Deutschen dienen.« Max Czollek
Jüdinnen und Juden – hört auf, im deutschen Gedächtnistheater mitzuspielen, emanzipiert euch von der Rolle, die dieses euch zuteilt! Max Czolleks leidenschaftliches Plädoyer „Desintegriert euch!“ (2018) trifft den Nerv jüdischen Lebens in Deutschland heute. Czollek kritisiert aus jüdischer Perspektive die Unehrlichkeit des Integrationsdiskurses sowie die zunehmend von völkischen Rassismen geprägte Debatte darüber, „wer dazugehört“ – und plädiert für neue Solidaritäten: Zwischen Juden und Jüdinnen und Muslimen und Musliminnen.
Max Czolleks Buch wird seit seinem Erscheinen heftig diskutiert – und es ist an der Zeit, diese Diskussion aufzunehmen und weiterzudenken. Was könnte aus dieser Forderung folgen und welche Auswirkungen kann dies auf Kulturschaffende haben?
Die „Ersten Augsburger Desintegrationstage“ gehen diesen Fragen in drei Tagen gemeinsam mit dem Autor nach: Ausgehend von einer Lesung von „Desintegriert euch!“ wird sich ein Talk mit Kulturschaffenden aus Berlin, Wien und Augsburg der Frage widmen, wie neue Solidaritäten zwischen Juden/Jüdinnen und Muslim*innen im kulturellen Leben umgesetzt werden können. Eine Guerilla-Museumstour kämpft sich durch die Erzählung der jüdischen Geschichte im Museum und wird mit einem Augsburger Comiczeichner eine Gegenerzählung in die Dauerausstellung einschreiben. Und zuletzt wird ein Poetry Slamunter dem Motto „Desintegration für alle!“ künstlerische Umsetzungen präsentieren.
Programm
26. März, 19.00 Uhr | noch Tickets erhältlich
Desintegriert Euch! Lesung mit Max Czollek / anschließend Empfang
Ort: Jüdisches Museum, Standort Ehemalige Synagoge Kriegshaber, Ulmer Straße 228, 86156 Augsburg
27. März, 19.00 Uhr | noch Tickets erhältlich
Neue Solidaritäten oder jüdisch-muslimische Leitkultur?
Talk mit Mirna Funk (Berlin), Tülay Ates-Brunner (Augsburg), Alexander Ratschinskij (Augsburg) und Max Czollek (Berlin). Moderation: Can Gülcü (Wien)
Ort: Kulturhaus abraxas, Sommestr. 30, 86156 Augsburg
28. März, 17.30 Uhr
Guerilla-Museumstour mit Max Czollek, dem Augsburger Comic-Zeichner Paul Rietzl und Museumsdirektorin Barbara Staudinger Ausverkauft! Die Tour dauert etwa 90 Minuten, der anschließende Poetry Slam um 20.30 Uhr kann problemlos erreicht werden.
Ort: Jüdisches Museum, Standort Innenstadt, Halderstraße 6-8, 86150 Augsburg
28. März, 20.30 Uhr
Desintegration für alle! Poetry Slam gehostet von Horst Thieme mit Ezgi Zengin (Augsburg), Pauline Füg (Fürth), Helmuth Steierwald (Nürnberg), Max Czollek (Berlin) u.a.
Ort: Beim Weissen Lamm, Ludwigstraße 23, 86152 Augsburg