ist mit dem Tod von Christian Burchard am 17. Januar, seit 1969 Soulman und Mastermind der Band Embryo, eine echte und internationale Legende, nicht beendet, hat aber einen langen Weg abgeschlossen. Mitte der Achtziger hatte ich Christian oft getroffen, als wir mit einer Formation im Embryo-Haus herumprobten, aus der nichts wurde, mit einem blinden Schlagzeuger, der Blind Pete genannt wurde; an die anderen kann ich mich nicht erinnern, wie ich mich
nicht an Petes richtigen Namen erinnern kann, falls ich ihn überhaupt kannte. Christian spielte nicht mit, kümmerte sich aber um Blind Pete und fragte immer nach, ob wir alles hätten, was wir brauchten, ein Kabel oder ein Bier. Er war eine Seele von Mensch. Wenn er mit Leuten spielte – und er spielte ja nicht nur mit Größen wie Mal Waldron oder Roman Bunka oder den Trommlern des Yoruba Dun Dun Orchestra, deren LP mein Freund Hubl Greiner 1985 in seinem Studio in Glashütte aufnahm (Schneeball 1043/12), wobei Yulius Golombeck Gitarre spielte, den ich etwas später in Dortmund oft getroffen habe – , die von seinen musikalischen Erfahrungen und Fähigkeiten sehr weit weg waren, was ich mehrmals erlebt habe, zum Beispiel bei einer Session mit Punks im Milbenzentrum, ließ er sie das nie spüren. Es war für Christian ein freundschaftliches Treffen, eine weitere Erfahrung und vor allem war Musikmachen eine Form von Verständigung. Er war ein idealer Bandleader (oder Regisseur), der mit den typischen Erscheinungs- und Sprachformen eines Bandleaders nichts zu tun hatte. Rest In Peace oder besser gesagt Gute Reise!
Der berühmte Dokumentarfilm von Werner Penzel:
Und eine Folge „Stadtgespräch“ mit Christian und Tochter Marja Burchard (die nicht nur seit Jahren bei Embryo spielt, sondern auch bei der Express Brass Band, die wiederum auf ihrem letzten Album Pluto kein Planet (ebenfalls auf Trikont wie Embryos It Do von 2016) Christians Embryo-Klassiker „Strasse nach Asien“ interpretiert mit ihm als Gast an den Keyboards), mit ein paar Minuten sehr interessanten historischen Bildern am Anfang:
https://www.muenchen.tv/mediathek/video/embryo-jazzrock-band/
Im ausführlichen Booklet zu Embryo 40 hat Christoph Wagner auch einige besonders treffende Aussagen von Ex-Franz Ferdinand Nick McCarthy zitiert: „Embryo – das war extrem harte Arbeit, echte Musik, viel Improvisation, keine Noten. Der Standard extrem hoch. Als ich dazukam, spielten sie diese extrem schwierigen Stücke aus Indien, der Türkei und Marokko (…) Ich war geschockt, hab´ überhaupt nichts gecheckt. (…) Embryo ist nicht so sehr ein Musikstil, als eine Haltung. Es geht um die ernsthafte Auseinandersetzung mit traditioneller Musik. Dahinter verbirgt sich ein soziales Anliegen: die Welt durch Musik zusammenbringen. (…) Viele junge Musiker aus München, meistens die besten, sind durch Embryo hindurchgegangen als eine Art Musikschule. Man lernt direkt auf der Bühne und hockt nicht die ganze Zeit im Übungsraum. (…) Christian Burchard ist der unglaublichste Musiker, den ich kenne: unglaubliches Können, unglaubliche Ohren. Der kann mit jedem mitspielen – sofort!“