Archiv für Oktober 2016

WENN NICHTS MEHR

voranzugehen, sondern zuviel zurückzuschlagen scheint, braucht es Stoff, mit dem es weitergeht. Jasmin Ramadan: Hotel Jasmin, Roman, Tropen. Gerhard Henschel: Harry Piel sitzt am Nil (über Schmähkritik und Unflätigkeit im öffentlichen Raum), Edition Tiamat. Hermann L. Gremliza: Haupt- und Nebensätze, edition suhrkamp. Jürgen Ploog: Radar Orient, Stories (Neuausgabe) mit CD, Verlag Moloko Print.

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ROBERT WYATT SAGT

DIE RÜCKKEHR VON WERTEN WIE RELIGION UND NATION KOTZT MICH AN.



DYLAN (16)

Einige meiner Freunde sind große Dylanologen, hier der größte, Friedrich Ani in der tz: „Die Entscheidung ist einzigartig, bravourös und cool. Bob Dylan ist ein Jahrhundertdichter. Ich höre, lese und verehre sein Werk seit frühester Jugend – und ich weiß nicht, ob ich als Schriftsteller ohne seinen Begleitschutz über die Runden gekommen wäre.“ Also auch dafür Dank an Dylan. +++ Und Wiglaf Droste in junge Welt: „Völlig zu Recht, wenn auch arg verspätet, wurde dem größten Musiker und Textdichter seit Johann Sebastian Bach der Literaturnobelpreis zugesprochen. Das war überfällig, und quasi als Kollateralglück wurde der Preis damit entgrasst; man darf ihn also wieder annehmen.“ +++ Andererseits die renommierte deutsche Literaturkritikerin Sigrid Löffler laut orf.at: >Dylan sei zweifellos ein genialer Folk- und Rockmusiker und habe der Rockmusik eine neue sprachliche Komplexität gegeben, „aber bitte, das ist alles 50 Jahre her“, sagte Löffler. Er habe rätselhafte, dunkle und sehr komplexe, symbolistische Texte geschrieben, diese seien aber keine eigenständige Lyrik, denn sie funktionierten nur gesungen.< Was für eine Unkenntnis seit 50 Jahren, was für ein beschränktes Verständnis von Lyrik, das schon lange von gestern ist, unfassbar. +++ Jeder Preisträger ist umstritten (man erinnere sich nur zb an die so irren wie bösartigen Kommentare, die Elfriede Jelinek hinnehmen musste), jeder Preis ist fragwürdig, das weiß jeder, außer die Literaturbetriebsnudeln, die in den Jurys sitzen und glauben, wir sollten ihnen den Arsch küssen. +++ Fehlt nur noch: ich erinnere mich an einen Bericht des Dylanologen und Soziologen Günter Amendt in konkret, wie er einmal kurz auf Martin Walser traf, der ihn fragte, warum er sich denn so sehr (sinngemäß) mit diesem herumzigeunernden Juden Dylan beschäftige; wofür Walser heute erheblich mehr von dem Beifall bekommen würde, den er so stark gefördert hat. +++ Schöner Abschluss: „Bob Dylan bleibt stur. Bei einem Konzert in Las Vegas ging der 75jährige Musiker am Donnerstag abend mit keinem Wort auf seinen Literaturnobelpreis ein. Er ignorierte die Schreie aus dem Publikum, das ihn mit Ovationen und »Nobelpreisträger«-Rufen feierte. Seinen Auftritt beendete er bezeichnenderweise mit einem Song, den Frank Sinatra einst sang: »Why Try to Change Me Now«. (dpa/jW)



SPITZENSATZ (26)

„Sensation in Stockholm: US-Singer und Songwriter Bob Dylan (75) bekommt den Literaturnobelpreis!“ (bild.de)



EIN SCHLAG INS GESICHT (5)

>In „Ein Bulle im Zug“ und „Ein Schlag ins Gesicht“ hat Dobler eine Sprache entwickelt, die am klassischen US-Hardboiled-Stil geschult ist, aber niemals bloße Imitation bleibt. Sein Sound ist manchmal aggressiv, manchmal zermürbt, aber immer ganz eigen … Dobler schreibt Kriminalromane wie kein Zweiter in Deutschland.< Marcus Müntefering, Spiegel Online

>Die Dialoge sind kleine Meisterwerke … Einen weiteren Preis hat das Finale seines Romans verdient.< Florian Kapfer, Neue Szene Augsburg

>Ein dunkles Buch, so verzweifelt und heiter wie etwa „Alles wird gut“, von Jörg Fauser, an das es mich immer wieder erinnert hat. Ich möchte es all jenen ans Herz legen, die noch nicht resigniert haben, denen Mut und Literatur noch etwas bedeuten.< Andreas Niedermann, Songdog.at/blog/



SPITZENSATZ (25)

„Hier kommen drei nette, lustige, kreative Trends, die das Potenzial haben, uns den Herbst zu verschönern.“ (Emotion, 11-2016)



THAILAND (4)

Eindrücke von den Lesungen in Thailand mit dem Schweizer Autor Michael Theurillat. 2´38 der offizielle Clip des Goethe Institut Thailand, das alles optimal organisiert und durchgeführt hat. Großer Dank an alle Beteiligten, die einen doch tatsächlich auf den Gedanken bringen könnten, dass der Literaturbetrieb eine tolle Sache ist …

Und 3´54 von einer Studentengruppe:

Und der Grund, warum ich heute sozusagen schon wieder im Flieger sitze:

„Deutschlands tollkühnster Dichter Werner Fritsch ist zu Gast am Goethe-Institut Thailand.
Freuen Sie sich auf einen Lese- und Filmabend mit dem deutschen Star-Schriftsteller und Regisseur Werner Fritsch am Goethe-Institut, moderiert von der Institutsleiterin Maren Niemeyer. Die Veranstaltung findet am 12. Oktober 2016 um 19.00 Uhr im Goethe-Saal statt.  Im Format des Salon-Gesprächs wird uns der preisgekrönte Autor Werner Fritsch von seinem atemberaubenden Filmprojekt FAUST SONNENGESANG berichten und uns die spannendsten Ausschnitte aus dieser weltweit gedrehten Filmtrilogie zeigen.  2010 vollendet Werner Fritsch den 1. Teil von FAUST SONNENGESANG, ein experimentelles Filmgedicht von 180 Minuten Länge. Es ist als Gesamtkunstwerk in 6 Teilen zu je 180 Minuten angelegt. Inzwischen ist auch Teil 2 erschienen und Teil 3 ist in Arbeit.
Kommen Sie vorbei und entscheiden Sie selbst!“



NILS KOPPRUCH (18)

Heute vor vier Jahren kam mein Freund nicht mehr aus dem Schlaf zurück. Ich kann das immer noch nicht akzeptieren. Heute trage ich sein Hemd. Das mit den kurzen Ärmeln. Ich werde ihn fragen, warum er diesen Song nie aufgenommen hat.



THAILAND (3)

Kann ein Schriftsteller viel mehr erreichen, als in die Bangkok Post zu kommen?* Da muss ich etwas nachdenken.** „Tonight is the night if you´re up for some suspense and mystery … „, startete Parisa Pichitmarn den verdammt viel zu kurzen Artikel vom 20.9.

*vgl. Jörg Fauser/“Clint Eastwood ist Hamlet“ – „… schimpft nicht auf leere Kassen und leere Hirne, wenn doch alles, was gebraucht wird, eine leere Seite ist, die einer in die Maschine spannt, und soviel Phantasie, um hinzuschreiben: <‚Es ist ein guter Tag, um zu sterben‘, sagte Bo Gritz, als er über den Mekong setzte…‘>“ (Bangkok Post, 6.2.1983)

**Vielleicht mit Christian Kracht in einem Porsche durch Hamburg düsen, um auf einer Party von überbezahlten Kindern das Marschierpulver einzukaufen, das Bo Gritz nicht gesucht hat?



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