ist ein toller Dokumentarfilm. Schriftstellerportrait, Stasi-Portrait, harter Stoff. Von Annekatrin Hendel. Über und mit Paul Gratzik und mit Matthias Hering, Ernstgeorg Hering, Gabriele Dietze, Sascha Anderson u.a. D: 2011, 97′
Noch eine Woche in der Arte-Mediathek:
http://videos.arte.tv/de/videos/vaterlandsverraeter–7388454.html
„Paul Gratzik war Arbeiterschriftsteller und 20 Jahre lang IM bei der DDR-Staatssicherheit. Doch Mitte der 80er Jahre verweigerte er die Mitarbeit und enttarnte sich selbst. Sein wechselvolles Leben ist eine Geschichte, wie sie so – mehr als 20 Jahre nach dem Ende der DDR – noch nicht erzählt worden ist.
Paul Gratzik wird 1935 in einem kleinen Dorf in der Nähe der heute polnischen Stadt Gizycko geboren. Die Eltern waren Landarbeiter, der Vater fiel 1941. Als Zehnjähriger wird Paul Gratzik 1945 mit Mutter und Geschwistern aus dem ehemaligen Ostpreußen nach Mecklenburg umgesiedelt. Hier macht er eine Lehre als Bau- und Möbeltischler. Er arbeitet im Ruhrgebiet, in Berlin, in Weimar und im Braunkohletagebau in Schlabendorf. 1962 wird er Leiter in einem Weimarer Jugendklubhaus und beginnt seine schriftstellerische Karriere.
In dieser Zeit unterschreibt er eine Verpflichtungserklärung als IM für das Ministerium für Staatssicherheit. Von 1963 bis 1968 studiert er am Institut für Lehrerbildung in Weimar. 1968 wird er zum Studium am Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig zugelassen, jedoch nach kurzer Zeit relegiert. Anschließend arbeitet er als Erzieher in einem Jugendwerkhof im östlichen Erzgebirge. Seit 1971 ist er freischaffender Schriftsteller und wird Mitglied des DDR-Schriftstellerverbandes. Seine literarischen Arbeiten beruhen im Wesentlichen auf eigenen Erlebnissen in der Arbeitswelt des Realsozialismus. Aber immer wieder gerät er mit seinem ungeschminkten Realismus, mit Berichten aus sogenannten Tabuzonen in Konflikt mit der DDR-Zensur.
Nach 1978 lebt Paul Gratzig als Autor in Berlin und ist zeitweilig Dramaturg am Berliner Ensemble. 1980 erhält er den Heinrich-Heine-Preis. Ein Jahr später kündigt er die Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit auf (MfS). Zwischen 1984 und 1989 wird er dann als Operative Personenkontrolle (OPK) „Kutte“ vom MfS geführt und selbst überwacht. Seit Mitte der 80er Jahre lebt und arbeitet Paul Gratzik zurückgezogen in der Uckermark.“
Homepage: http://vaterlandsverraeter.com/trailer/
Neue Züricher Zeitung: „Die Wirklichkeit war oft wilder, schillernder und vor allem widersprüchlicher und sah eher so aus wie das Leben von Paul Gratzik in Annekatrin Hendels Filmporträt „Vaterlandsverräter“, das erstmals in so radikaler Weise von einem Täter erzählt.“